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Antisemitismus, Feindlichkeit gegen Sinti und Roma, Homofeindlichkeit Karneval als Vehikel für Diskriminierung

Karnevalszüge in Deutschland und weiteren europäischen Ländern werden ein weiteres Mal zum Anlass genommen, die eigene Menschenfeindlichkeit zur Schau zu stellen. Dabei ist die Diskussion um Diskriminierung im Karnevals-Kontext alles andere als neu. Aber ein paar positive Beispiele gab es auch.

 
Antirassistische Bienchen-Gruppe auf dem Karnevalsumzug in Köln am 24.02.2020 (Quelle: picture alliance/Fabian Strauch/dpa)

Beschäftigt man sich nur oberflächlich mit den Karnevalsfeiern dieser Tage, gewinnt man schnell den Eindruck, die Diskussion um Rassismus und Antisemitismus in der Karnevalstradition habe Früchte getragen. So wird in Düsseldorf und Köln der rassistisch motivierte Anschlag in Hanau thematisiert. Solidarität und Antirassismus bestimmen den Ton.

„Uns Hätz schleiht för Hanau“, unser Herz schlägt für Hanau (Köln) und „Aus Worten werden Taten“ (Düsseldorf) lauten die Aufschriften der politischen Wägen.

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Abseits der Fernsehkameras und der bekannten Karnevalsumzüge in den Großstädten des Rheinlands und Ruhrgebiets sieht die Lage jedoch längst nicht so rosig aus.

Beim Faschingsumzug in Schirgiswalde liefen mutmaßliche Mitglieder oder Unterstützer*innen der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB) mit. Verkleidet waren sie als Spartaner und auf ihren Schilden prangte das Logo der IB. Mittlerweile hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen.

Aus der Nähe von Frankfurt (Main) berichtet eine Twitter-Userin von einer rassistischen Büttenrede. Die Nutzung des N-Worts sei verteidigt und die „politische Korrektheit“ Beklagt worden. Nur wenige Personen hätten dies kritisiert und diese seien daraufhin von Ordner*innen zurechtgewiesen worden.

In Bonn-Tannenbusch wurde der Rassismus sogar auf einem Umzugswagen präsentiert:

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In Balingen im Schwarzfald steht währenddessen offener Antiziganismus auf der Tagesordnung. Die gesamte Feier baut hier auf Stereotypen gegenüber der Minderheit auf. Die Lokalpresse bezeichnet den Umzug als „[e]ine richtig gelungene Zigeunerhochzeit“.

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Auch aus dem europäischen Ausland kommen Meldungen rassistischer, homophober und antisemitischer Karnevalswagen, -kostüme und –dekorationen.

Vor allem der Karneval im belgischen Aalst nimmt skandalöse Züge an – es ist nicht das erste Mal. Auf die Kritik der letzten Jahre wurde allerdings offensichtlich nicht gehört. Ganz im Gegenteil: 75 Jahre nach der Ermordung zahlreicher belgischer Jüdinnen und Juden laufen Menschen feiernd durch die Straßen, verkleidet als Offiziere der SS und begleitet von zahlreichen stereotypen Darstellungen von Jüdinnen und Juden.

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Der Bürgermeister der Stadt, Christoph D’Haese, verteidigte unterdessen die wiederholten antisemitischen Vorfälle. Auch der flämische Innenminister, Bart Somers, hat laut eines Artikels der Süddeutschen Zeitung keine Pläne, die Veranstaltung bzw. ihre antisemitischen Elemente zu verbieten.

Im kroatischen Imotski wurde eine Pappfigur verbrannt, die ein schwules Paar mit Kind zeigte. Diese homophobe Darstellung war wohl eine Reaktion auf ein kürzlich gesprochenes Gerichtsurteil, welches homosexuellen Paaren die Aufnahme von Pflegekindern ermöglicht.

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Auch hier verteidigt der örtliche Bürgermeister die Zurschaustellung von gruppenbezogenem Menschenhass. Vom Organisator des Umzugs kursieren im Internet Bilder, auf denen er neben einem Hakenkreuz posiert.

Wie sehr der Karneval jedes Jahr dazu genutzt wird, dem eigenen Menschenhass eine positiv konnotierte Bühne zu bieten, ist erschreckend. Nicht minder erschreckend ist in all diesen Fällen die ausbleibende Skandalisierung durch die örtliche Mehrheitsbevölkerung.

Für Hintergründe über die diskriminierende Natur einiger Karnevals-„Traditionen“ können die beiden hier verlinkten Artikel aufgerufen werden:

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/warum-blackfacing-im-karneval-nichts-verloren-hat,blackfacing-tradition-100.html

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/kostueme-im-fasching-lustig-oder-rassistisch,Rr3dN2I

 

Update 25.02.2020:

Frau am Rande des Erfurter Karnevalsumzugs rassistisch beleidigt und bedroht

Am Sonntag ist es laut Polizei zu einem Vorfall gekommen, bei dem eine Frau rassistisch bedroht worden ist. Wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilte, habe es nach dem Ende des Zuges in der Marktstraße einen Zwischenfall gegeben, bei dem eine 23-jährige, gebürtige Erfurterin von einem 46-jährigen Vater und seinem 26-jähriger Sohn mehrfach rassistisch beleidigt und bedroht worden ist.

https://www.tlz.de/regionen/erfurt/rassistischer-uebergriff-bei-erfurter-karnevalsumzug-id228536605.html

Nazi-Eklat an Hamburger Grundschule: Viertklässler trägt zu Fasching Hakenkreuz am Arm

In einer Grundschule in Altona sorgte ein Viertklässler für einen Eklat: Er hatte sich für eine Faschingsparty als Soldat verkleidet. Doch damit nicht genug. Im Schul-Flur heftete er sich zusätzlich ein auf Papier gemaltes Hakenkreuz an den Arm – und ahmte so die Hakenkreuzbinde der Nazis nach. Der Viertklässler sei vorerst vom Unterricht suspendiert worden. Er sei schon in jüngerer Zeit durch Nazi-Gesten in der Schule aufgefallen.

https://www.mopo.de/hamburg/nazi-eklat-an-hamburger-grundschule-viertklaessler-traegt-zu-fasching-hakenkreuz-am-arm-36318680

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