Diese Chronik umfasst sehr verschiedene Vorfälle mit antisemitischem Kontext. Von Gewalt über die Schändung von Gedenkorten bis zu antisemitischer und israelfeindlicher Propaganda. Es reicht von offenem eliminatorischem Antisemitismus bis zu Holocaustrelativierung und der Forderung nach der Vernichtung Israels. So verschieden wie die Inhalte sind auch deren Akteur*innen: Von linken antiimperialistischen Antisemit*innen über arabische, türkische und islamistische Akteur*innen bis zu deutschen Rechten und Coronaleugner*innen. Fast alle verbindet der Hass auf Israel, meist verbunden mit Vernichtungsphantasien gegenüber Israel und Juden.
Diese Chronik endet im Jahr 1959, mit einem extrem rechten Angriff auf die erst drei Monate zuvor wieder eröffnete Kölner Synagoge.
Dokumentiert wurde das, was in den sozialen Medien und der Presse zu finden ist, insofern wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben; dies gilt insbesondere für die Jahre vor dem Jahr 2018. Aber trotz allem spricht die Fülle der Vorfälle für sich!
Köln ist mitnichten der Hort der Toleranz, des menschlichen Miteinanders – zumindest, was den Antisemitismus betrifft – und die Frage bleibt:
Was muss geschehen, damit endlich die Stadtgesellschaft geschlossen aufsteht?
Was muss geschehen, damit Tausende und nicht Hunderte deutlich sagen:
Gegen jeden Antisemitismus!
Das Jahr 2021
August 2021: Bei der Cologne Pride ereignet sich ein antisemitischer Vorfall: ein Mann mit einem antisemitischen Plakat wird von dem Verein Sofra, der als Teil der Rainbow Refugees an der Parade teilnimmt, aus der Fußgruppe verwiesen. Mitglieder des Vereins werden daraufhin in sozialen Medien massiv angefeindet.
Nach Augenzeugenberichten versuchte sich die gleiche Person anschließend der Fußgruppe der SPD anzuschließen. Als er dort ebenfalls der Gruppe verwiesen wird, wird aus der ihn begleitenden Gruppe eine Flasche geworfen.
https://www.facebook.com/100028127243605/posts/696938907920344/?d=n
Der aktuell letzte gewalttätige antisemitische Angriff, ebenfalls im August 2021: ein junger Mann wird auf den Ringen wegen seiner Kippa antisemitisch beleidigt und zusammengeschlagen.
https://taz.de/Antisemitischer-Angriff-in-Koeln/!5794957/
Wenige Wochen zuvor wurde ein Radfahrer in Sülz wegen eines Davidsterns auf seinem Trikot angegriffen und schwer verletzt https://www.facebook.com/1895162214061908/posts/2925064474405005/?d=n
August 2021. In der Kölner Innenstadt werden antisemitische Parolen mit Coronabezug gesprüht – diese wurden zeitnah durch die Stadt wieder entfernt
https://www.facebook.com/100028127243605/posts/688891498725085/?d=n
Juli 2021: Ein seltenes Gerichtsurteil in Köln: eine Frau wird wegen Volksverhetzung verurteilt, weil sie im Corona-Zusammenhang antisemitische Posts verbreitete
https://www.rundschau-online.de/region/koeln/-holocaust-und-corona-sind-luegen–59-jaehrige-in-koeln-wegen-volksverhetzung-verurteilt-38884236
In den Kölner Telegramgruppen „Widerstand Köln“ und „Köln steht auf“ (Coronaleugner) werden seit Beginn der Pandemie regelmäßig antisemitische und holocaustrelativierende Posts geteilt
https://www.facebook.com/257268208389112/posts/659288818187047/?d=n
15.Mai 2021 – auf einer Solidaritätsdemonstration für Palästina skandieren Teilnehmer*innen antisemitische Parolen und zeigen die Fahne der Hamas
https://www.belltower.news/antisemitismus-in-koeln-anti-israel-demo-end-the-palestinian-holocaust-115765/
Mai 2021 – Unbekannte versuchen den Gedenkstein für den jüdischen Schriftsteller Peter Finkelgruen in Sülz zu entfernen
https://www.facebook.com/636831266420294/photos/d41d8cd9/3320701774699883/
Mai 2021 – In der Innenstadt werden drei Stolpersteine mit dem Kürzel der antisemitischen BDS Bewegung geschändet
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/bds-auf-stolpersteine-geschmiert/
Im Februar 2021 tauchen antisemitische Flugblätter in einer Kölner Straßenbahn auf. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt daraufhin gegen das Mitglied der Synagogengemeinde, das die Flugblätter dokumentiert
https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/antisemitische-handzettel-in-der-strassenbahn
21.Februar 2021 – Auf der Gedenkkundgebung für die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau instrumentalisieren autoritäre Gruppen und die BDS-Struktur „Palästina spricht“ das Gedenken mit Intifada-Parolen
https://www.facebook.com/509623722504522/posts/2168395439960667/?d=n
Das Jahr 2020
Dezember 2020 – Während eines Autokorsos von Coronaleugnern wird ein Schild mit der Aufschrift „Gegen jeden Antisemitismus“ aus einem fahrenden Fahrzeug heraus bespuckt
https://www.facebook.com/636831266420294/posts/2897730230330375/?d=n
Im August 2020 bedient ein Reichsbürger auf einer Kundgebung der sehr rechten „Patriots of Europe“ antisemitische Verschwörungsideologien und bezeichnet Angela Merkel als Jüdin
https://twitter.com/Klarmann/status/1297171635901014019?s=20
Juli 2020 – israelfeindliche Kundgebung mit Heroisierung eines palästinensischen Terroristen. Auf der Kundgebung der „Palästinensische Gemeinde Köln“ wird die Vernichtung Israels gefordert
https://www.belltower.news/from-the-river-to-the-sea-antizionistische-kundgebung-in-koeln-101441/; https://kietzmann.photoshelter.com/gallery-image/G00001nxUA99tN9k/I0000Y7WyTVrChr8/
August 2020 – auf einer Demonstration gegen Rassismus werden Plakate mit israelbezogenen antisemitischen Inhalten gezeigt
https://www.facebook.com/636831266420294/posts/2606127982823936/?d=n
Im August 2020 beteiligt sich ein Mitglied der Kölner Burschenschaft Germania an einem antisemitischen Übergriff auf einen jüdischen Burschenschaftler in den Räumen der Heidelberger Normannia. Gegen ihn wird ein Strafverfahren mit unbekanntem Ausgang eröffnet
https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-normannia-affaere-nach-antisemitischem-angriff-kommt-es-nun-zum-prozess-update-_arid,545892.html
Im März 2020 stellt der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, eine Strafanzeige gegen das „Cafe Palestine Köln“ wegen Verwendung des Symbols der palästinensischen Terrororganisation PFLP. Das Cafe Palestine ist regelmäßiger Kooperationspartner des städtischen Vereins „Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem“
https://twitter.com/raba_cgn/status/1237498616857624577?s=21
Januar 2020 – nach seiner Rede auf der Gedenkkundgebung für die Opfer von Halle wird das Vorstandsmitglied der DIG (Deutsch-israelische Gesellschaft) Helge David Gilberg antisemitisch beleidigt und erhält Morddrohungen. Das SPD-Mitglied Gilberg hatte in seiner Rede den rechten Antisemitismus und die AfD scharf kritisiert
https://www.facebook.com/100001180230651/posts/2602273976488585/?d=n
Ein Mann, der im Mai 2020 bei einer Kundgebung gegen die Coronamaßnahmen in Häftlingskleidung und mit einem Schild „Impfen macht frei“ auftritt, wird später wegen Volksverhetzung verurteilt
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/strafbefehl-wegen-volksverhetzung100.html
Das Jahr 2019
Im August 2019 werden in Ehrenfeld zwei Israeli antisemitisch beleidigt und angegriffen
https://www.ruhrbarone.de/koeln-staatsschutz-ermittelt-nach-angriff-auf-zwei-junge-israelis/172276
Am 1.Mai 2019 auf der Maikundgebung des DGB ruft ein Mann „1.Mai Judenfrei“
https://www.ksta.de/koeln/antisemitischer-vorfall-auf-mai-demo-mann-ruft-judenfeindliche-parole-32459884
Im April 2019 wird der Rabbiner der Kölner Synagogengemeinde, Yechiel Brukner, in der Straßenbahn antisemitisch beleidigt
https://rp-online.de/nrw/staedte/koeln/koelner-synagogengemeinde-beklagt-verbale-angriffe-auf-ihren-rabbiner_aid-37830811
April 2019: Die antisemitische Kleinpartei „Die Rechte“ versucht sich im Wahlkampf – auch in einem Kölner Stadtteil – mit antisemitischen Hetzplakaten zu profilieren. Klagen wegen Volksverhetzung werden von den Staatsanwaltschaften auch in Köln eingestellt
https://www.mbr-koeln.de/2019/04/04/martialische-braune-parolen-im-wahlkampf/
März 2019 – Der Briefkasten der „Kölnischen Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit“ wird beschädigt und mit antisemitischen Parolen beschmiert
https://www.facebook.com/249426518774502/posts/782339118816570/?d=n sowie https://www.rundschau-online.de/region/koeln/christlich-juedische-gesellschaft-briefkasten-in-koeln-mit-ss-runen-beschmiert-32181422
Im Januar 2019 erklärt die Kölner autoritäre rote Gruppe „ Internationale Jugend Rheinland“ auf Facebook, sie stelle „das Existenzrecht eines faschistischen Staates Israel in Frage“
https://www.facebook.com/100001086052501/posts/2112368478809333/?d=n
Das Jahr 2018
Im August 2018 wird eine „jüdische Aktivistin“ auf dem Kölner Chlodwigplatz von einer BDS-Aktivistin angegriffen. Das „Rheinische antifaschistische Bündnis gegen Antisemitismus“ hatte dort einen Gegenprotest gegen die von Pfarrer Mörtter präsentierte NAKBA Ausstellung organisiert
https://www.ksta.de/koeln/innenstadt/angriff-am-chlodwigplatz-israel-aktivistin-bei-mahnwache-in-koeln-attackiert-31441228
Zuvor hatte der Kölner Superintendent diese vulgär antiisraelische Präsentation, https://www.juedische-allgemeine.de/politik/antisemitismusbeauftragter-kritisiert-nakba-schau/, in der Lutherkirche untersagt – und dies zum zweiten Mal. Bereits 2012 hatte Pfarrer Mörtter versucht, die Ausstellung in kirchlichen Räumen zu zeigen.
https://www.juedische-allgemeine.de/politik/kirche-sagt-umstrittene-nakba-ausstellung-ab/
Im Juni 2018 bezeichnet der türkisch-nationalistische Verein „Dein Köln e.V.“ – der regelmäßig den türkischen Völkermord an den Armeniern geschichtsrevisionistisch leugnet – auf seiner Facebookseite Israel als „Terrorstaat“. „Dein Köln“ ist maßgeblich an der Kampagne gegen die Anerkennung des Genozids an den Armeniern beteiligt und sitzt im Integrationsbeirat der Stadt Köln
https://www.facebook.com/100001275232704/posts/1936727623046393/?d=n
Im Mai 2018 gastiert die israelische Sängerin und Gewinnerin des Eurovision Song Contest, Netta (Netta Barzilia) im Ehrenfelder Clubbahnhof. BDS-Aktivisten vor allem aus Bonn https://www.hagalil.com/2018/07/kippa-koeln-2/ versuchen den Auftritt zu verhindern und bemühen sich am Tag des Konzerts, Besucher*innen vom Konzertbesuch abzuhalten. Sie stehen einem vielköpfigen Gegenprotest gegenüber.
https://www.facebook.com/1895162214061908/posts/2203669133211213/?d=n
Im Februar 2018 findet im Bürgerzentrum „Alte Feuerwache“ eine Jubiläumsveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen der palästiniensischen Terrororganisation „DFLP“ statt. Antifaschistische Gruppen protestieren dagegen
https://www.ruhrbarone.de/alte-feuerwache-koeln/122595 sowie https://www.ruhrbarone.de/annette-groth/122335
Die katholische Marienbuchhandlung dekoriert ihr Schaufenster mit holocaustrelativierenden Plakaten. Anzeigen wegen Volksverhetzung werden von der Kölner Staatsanwaltschaft nicht weiter verfolgt.
https://hpd.de/artikel/abtreiben-macht-frei-15975
Das Jahr 2017
Im Dezember 2017 werden auf dem Bahnhofsvorplatz auf einer Kundgebung der „Palästinensische Gemeinde Köln“ Parolen mit israelbezogenem Antisemitismus skandiert
https://www.facebook.com/509623722504522/posts/1158323707634517/?d=n
Das Jahr 2016
Im September 2016 findet in der Kölner Flora ein Kongress des „Jüdischen Nationalfonds“ statt, eine Gruppe der antisemitischen BDS-Bewegung protestiert mit israelfeindlichen Parolen. Israel wird als „rassistischer Staat“ delegitimiert
https://www.hagalil.com/2016/09/jnf-umweltkongress/
Über diese BDS Aktion wurde nur vom BDS selbst berichtet.
http://bds-kampagne.de/2016/10/03/rassismus-in-der-koelner-flora/
Im Juli 2016 wird der Gedenkstein für den jüdischen Schriftsteller Peter Finkelgruen wahrscheinlich von Nazis aus dem Umfeld der Nazigruppe „Köln für deutschen Sozialismus“ geschändet
https://www.hagalil.com/2016/07/antisemitische-handschrift/
Das Jahr 2015
7. November 2015 – auf einer Anti-Israel- Kundgebung von Walter Herrmann und dem Holocaustleugner Reza Begi greift der palästinensische Aktivist Fuad Afane den Gegenprotest an und zerreißt eine Israelfahne. Dabei wird eine Gegendemonstrantin leicht verletzt.
http://infoladenazkoeln.blogsport.de/2015/11/08/zur-walter-herrmann-soli-kundgebung-am-7-november-in-koeln/
Das Jahr 2014
Im September verleiht die einschlägig bekannte sogenannte „Neue Rheinische Zeitung“ ihren sogenannten Karlspreis an die BDS-Aktivistin Hecht-Galinkski. Das Treffen versammelt diverse „Israelkritiker“ aus ganz Deutschland
https://www.hagalil.com/2014/09/hecht-galinski/
Auf der vom Kölner SDS organisierten Solidaritätskundgebung für Gaza entlädt sich im Juli 2014 antisemitischer Hass
https://www.ruhrbarone.de/berichte-von-pro-und-antiisraelischen-demonstrationen-am-wochenende/84590
Das Jahr 2012
Nachdem die Präsentation der Israel delegitimierenden „NAKBA“ Ausstellung in den Räumen der evangelischen Lutherkirche vom Superintendenten untersagt wurde, wird sie im „Allerweltshaus“ in Ehrenfeld gezeigt, dagegen formiert sich ein breiter Protest
https://koeln-bonn.dgb.de/themen/++co++81797fce-b3d6-11e1-6402-00188b4dc422
Das Jahr 2010
2010 lehnt die Kölner Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen die regelmäßig auf dem Kölner Domvorplatz gezeigte antisemitische Installation des Antisemiten Walter Herrmann ab. Bis zu seinem Tod kann er seine Hetze auf der Domplatte verbreiten
https://www.belltower.news/koelner-klagemauer-verbreitet-ungestoert-antisemitismus-auf-der-domplatte-32226/ sowie https://jungle.world/artikel/2016/04/kein-raum-fuer-antisemitismus sowie https://www.juedische-allgemeine.de/politik/rubrik-schandfleck/
Das Jahr 1999
Im Mai 1999 demonstriert die extreme Rechte gegen die Präsentation der Wehrmachtsausstellung in Köln. Dabei wird gegen die USA unter der Parole „Herrschaft der Cohns“ mit klassisch nationalsozialistisch antisemitischen Tönen gehetzt.
https://www.hagalil.com/deutschland/rechts/koeln/npd-demo.htm
Das Jahr 1959
Schon 1959 wurden zwei Mitglieder der „Sozialistischen Reichspartei“ wegen antisemitischer Parolen an der Kölner Synagoge verurteilt
https://m.dw.com/de/angriffe-auf-synagogen-in-deutschland/g-50755094
To be Continued