Im Januar sperrte YouTube den Kanal KenFM dauerhaft. Im Februar ging dann ein Schreiben der Medienanstalt Berlin-Brandenburg bei der Plattform ein, dass auf Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht aufmerksam machte. Ein Verfahren wurde eingeleitet. Dazu wird Betreiber Ken Jebsen seit März 2021 als Verdachtsfall vom Berliner Verfassungsschutz geführt. Im Oktober 2021 wird das Verfahren der Medienanstalt Berlin-Brandenburg gegen KenFM dann eingestellt. Der Grund: Die Website ist seit drei Monaten nicht mehr erreichbar. Ken Jebsen ist mittlerweile angeblich im Ausland. Die URL der Seite leitet auf die neue Website apolut.net weiter.
In einem Interview mit dem Gründer der Berliner „Hygiene-Deno” Anselm Lenz gibt Ken Jebsen an, dass er nicht mehr der Platzhirsch seiner Plattform sein, sondern eine Transformation wollte. Daher steht der ehemalige Radiomoderator für apolut nicht mehr vor der Kamera, sondern ist laut eigenen Angaben in beratender Funktion im Hintergrund tätig. Lediglich für ein Video zur Bewerbung der Seite war Jebsen wieder zu sehen. Während Jebsen bei Ken FM verantwortlich war, ist bei apolut laut Impressum Lena Lampe Geschäftsführerin. Im Interview erklärt der ehemalige rbb-Journalist weiter, dass es sich bei apolut um einen Kunstnamen handele. Jebsen allerdings hat mit dem Projekt große Ziele: „Mir wäre es recht, wenn man in Zukunft das Wort apolut immer dann benutzen würde, wenn man einer Aussage vollkommen zustimmt: Sehe ich apolut auch so.”
Bei den Inhalten hat sich quasi nichts verändert. Viele Videoformate sind geblieben. Andere bereits von KenFM bekannte Formate, wie „Im Gespräch“ und „Postitionen”, werden nach eigener Angabe bald relaunched. Auch die Gesichter der verschiedenen Formate sind die gleichen. Es versammelt sich die Prominenz der verschwörungsideologischen Szene auf der Plattform. Zu Gast war inzwischen schon Heiko Schrang, ein Rechtsesoteriker.
Dazu findet sich auf der Internetpräsenz ein Archiv. Dort sind aber nicht nur bisherige Inhalte zu finden, sondern auch ein Großteil der alten KenFM-Sendungen.
Zudem liefert die Seite Podcasts und geschriebene Artikel. So ist der Podcast „Tagesdosis” ist von KenFM geblieben. Die Artikel sind im November 2021 noch relativ überschaubar. Pressemitteilungen von verschwörungsideologischen Organisationen werden übernommen, womöglich weil andere Inhalte fehlen. So finden sich Mitteilungen von „Querdenken-711”, der Verschwörungspartei „die Basis” oder dem Volksbegehren „Landtag abberufen” aus Bayern.
Für Twitter und Telegram hat die Seite die bisherigen Kanäle von KenFM übernommen. Daher hat sie auf Twitter bereits rund 50.000, bei Telegram 120.000 Follower*innen. Da die Facebook und Instagram-Kanäle von KenFM bereits 2018 gelöscht wurden, kann Apolut hier lediglich 1.500, beziehungsweise knapp 6.900 Abonnent:innen verzeichnen.
Zudem finden sich Medienempfehlungen auf apolut.net. Darunter befindet sich neben vielen verschwörungsoffenen Seiten wie Rubikon, NachDenkSeiten oder dem Multipolar-Magazin, auch The Electronic Intifada, eine antisemitische Propagandaseite.
Die Finanzierung der Plattform läuft angeblich rein über die User, genau wie schon bei KenFM.
Auf Anfrage von Belltower.News erklärte eine Sprecherin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, dass sie apolut noch prüfen: „Aktuell prüft die mabb den Sachverhalt. Dabei gehen wir besonders sorgsam vor, denn oberstes Gebot der Arbeit der Landesmedienanstalten ist der Schutz der Meinungsfreiheit und die Sicherung der Meinungs- und Medienvielfalt.”
Apolut präsentiert alte Inhalte in neuem Gewand. Ob sich die Seite ohne das prominente Gesicht von Ken Jebsen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.