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Argumente nach #Koelnhbf – falls auch Sie online mit dem Hass kämpfen

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So sehen wir das auch und haben mitgezeichnet. (Quelle: ausnahmslos.org)

Nach wie vor ermittelt die Kölner Polizei und die Bundespolizei, was in der Silvesternacht in Köln passierte, wer die Täter sind, was ihre Motive waren, ob die Taten spontan oder organisiert waren (aktueller Ermittlungsstand hier). Eigentlich wissen wir noch nicht viel Genaues, außer, dass es sexualisierte Übergriffe und Diebstähle gab, an denen Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt waren, und dass die Polizei offensichtlich an diesem Abend die Anzeigen von Frauen wegen sexualisierter Gewalt nicht ernst genug nahmen – sonst hätten sie hoffentlich Verstärkung angefordert, um Opfer und potenzielle Opfer zu schützen.

Jetzt diskutieren viele Menschen darüber, wie viel sexualisierte Gewalt in Deutschland eigentlich auftritt, wo sie als „normal“ gilt und was getan werden kann, um Frauen zu schützen. Das ist gut.

Viele Menschen diskutieren auch, ob es Männer gibt, die besonders „anfällig“ für sexualisierte Gewalt sind – was auch okay ist. Dieser Tage kommen sie dabei viel auf Zusammenhänge mit Religion oder „Kultur“ in Herkunftsländern. Da dies in der Regel pauschal passiert, ist das rassistisch und abwertend.

Viele Debatten zum Thema enthalten aktuell die folgenden Vorwürfe:

„Ihr nivelliert die Opfer (ein zweites Mal) mit dieser Rassismus-Debatte!“Nein. Nur weil man darauf hinweist, nicht in rassistischen Klischees zu verfallen, während es um konkrete Fälle geht, nivelliert man nichts. Man spricht weder den Opfern ab, dass es die Taten gab, noch sagt man, dass sie nicht schlimm waren oder weniger schlimm oder ähnliches. Tut man nicht. Nein. Aber  „was ist denn daran rassistisch, das waren doch alles Araber und Nordafrikaner“.Erstens weiß man das immer noch nicht. Doch es waren unter den Tätern laut Augenzeugenberichten auch Menschen, die als „Araber und Nordafrikaner“ beschrieben werden. Was nicht heißt, dass sie tatsächlich aus diesen Regionen kommen. Doch selbt wenn: Was heißt das dann? Viele, die darauf bestehen, die Täter geographisch zuzuordnen, meinen damit etwas, nämlich: „Die Araber und die Nordafrikaner haben ja so ein abwertendes Frauenbild“Es gibt in arabischen Ländern sexualisierte Gewalt, und die wird auch als bewusstes, perfide strategisches Abwehrmittel gegen Frauen eingesetzt, die für ihre Rechte kämpfen – das Stichwort „Tahrir-Platz“ gehört an dieser Stelle, auf dem Frauen in Kairo mehrfach während Großveranstaltungen vergewaltigt wurden. Und wenn Menschen ein abwertendes Frauenbild mitbringen, ist dies ein Problem, das wir bearbeiten müssten – im Alltag, im Gespräch, in jedem einzelnen Fall. Wenn Männer zu Gewalt oder sexualisierter Gewalt gegen Frauen greifen, ist das strafbar und muss entsprechend verfolgt werden. Aber: es gibt es nicht „die Araber“ oder „die Nordafrikaner“. Diese Pauschalisierung ist rassistisch. Sie haben es nicht pauschalisierend gemeint? Dann sagen Sie es auch nicht.Was außerdem oft mitschwingt, ist ein „Auslagern“ von sexualisierter Gewalt nach dem Motto: bei „uns“ gibt es solche Gewalt nicht, sie kommt mit Migranten und / oder Flüchtlingen ins Land. Das ist schlicht falsch. Die Variante ist: Das hat sehr wohl etwas mit muslimischem Glauben zu tun!“ Auch hier: Es gibt nicht „den“ muslimischen Glauben, deshalb auch nicht „das“ muslimische Frauenbild (genausowenig wie es „das christliche Frauenbild“ gibt) – und deshalb ist es islamfeindlich, alle Muslime pauschal zu verdächtigen, Frauen abzuwerten. Tun sie nicht. Da, wo Männer Frauen abwerten und meinen, es aus dem muslimischen Glauben zu begründen -> das müssen wir bearbeiten. „Ihr verteidigt die ja genauso pauschal (wie „wir“ sie verurteilen)“Variante: „Es sind doch nicht alle Flüchtlinge Heilige!“Genauso wie nicht alle Flüchtlinge Vergewaltiger sind. Wer sich für Differenziertheit ausspricht, sagt damit nicht, dass es nicht auch unter Flüchtlingen schlechte Menschen gibt. Sondern nur, dass man nicht Taten Einzelner auf eine große Gruppe projizieren soll. Tatsächlich habe ich die Argumentation, alle Flüchtlinge seien gute Menschen und es gebe unter ihnen keine Verbrecher, in der Praxis noch nie gesehen. Dieser Vorwurf fällt ins klassische rechtspopulistische Repertoire: „Sie können doch nicht so pauschal und hasserfüllt urteilen“ – und was dann folgt, sich Pauschalisierungen und Hass. „Ihr verharmlost die Taten von Köln, wenn ihr darauf hinweist, dass es sexualisierte Gewalt in Deutschland auch zu anderen Zeiten und Gelegenheiten gibt (Oktoberfest, Karneval, wenn man Pech hat U-Bahn-Fahrt oder Disko-Besuch) und durch andere Täter.“Ein Vorwurf, der auch der Kampagne „#ausnahmslos. Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall.“ gemacht wird.Gemeint ist: Wer jetzt nicht sieht, dass das Problem in der Herkunft der Religion der Täter liegt, verharmlost die Taten. Dies ist ein politisch-taktisches Argument von Menschen, die scheinbare Belege für (ihre) Ressentiments gegen Migranten und Flüchtlinge suchen, oder von Menschen, die sich an alltägliche sexualisierte Gewalt in Deutschland so gewöhnt haben, dass sie sie „nicht so schlimm“ finden wie sexualisierte Gewalt, die scheinbar „von außen“ kommt. Für die Opfer stimmt dies allerdings nicht (vgl. fischundfleisch.com„Jedenfalls wünschen wir Euch (= für Flüchtlinge engagierte, gegen Rassismus engagierte Frauen), dass Euch das Gleiche  wie den Opfern passiert“  (in der Regel drastischer und bildlicher ausgedrückt)Immer wieder zeigen die „neuen Kämpfer_innen für Frauenrechte“ aus dem rechtspopulistisch-rassistischen Spektrum auf diese Weise, dass sie sich nur um einen ausgewählten Teil von Frauen Sorgen machen – und schon, wer eine politisch andere Meinung hat, fällt nicht nur aus dem Schutzkonzept heraus, sondern der wird drastisch illustrierte sexualisierte Gewalt und Erniedrigung gewünscht, gern auch gleich ihren Töchtern oder Freundinnen.  

Vielen Dank an alle, die in diesen hitzigen Zeiten einen klaren Kopf behalten, sachlich argumentieren, Vorurteile und Pauschalisierungen entkräften, jeden Tag, im Büro, im Supermarkt, in der Uni, beim Sport, in der Kita, im Internet. Es ist so wichtig.

 

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