„Beim Kopp Verlag (…) fließen Gewinne. Jeden Tag werden 25.000 Bücher verkauft. Außerdem freut man sich über ein jährliches zweistelliges Wachstum beim Verlag.“ So steht es am Ende des aktuellsten Artikels, der auf „Kopp-Online“ veröffentlicht wurde. Das war am 10.03.2017, also mittlerweile vor mehr als einem Monat. Die Realität ist möglicherweise nicht ganz so rosig, denn seitdem herrscht Funkstille auf der Website mit dem Untertitel: „Informationen, die Ihnen die Augen öffnen“. Laut eines Facebook-Posts auf der Seite des Verlages wird das “Nachrichten”-Portal “Kopp Online” wegen “mangelnder Unterstützung der Leser” eingestellt.
Die Leser von Kopp-Online wären nicht die Leser von Kopp-Online, wenn sie nicht empört wären und eine Verschwörung wittern würden. Schon vor Jahren wurden auf anderen verschwörungsideologischen Websites behauptet, die Bertelsmann-Gruppe hätte in den Verlag investiert, um eine Kontrolle über Veröffentlichungen zu erlangen. Diese Gerüchte bestätigten sie nie. Trotzdem sind sie auch jetzt wieder Thema. Tatsächlich passiert schon seit Ende 2016 nicht mehr sonderlich viel bei “Kopp-Online”. Die Ausnahme sind Artikel, die sich mit Neuerscheinungen befassen oder Berichte über Artikel anderer Medien, die den Verlag und sein Programm kritisieren. Ansonsten erschien nur noch eine wöchentliche Presseschau, die „aktuellen Weltnachrichten“, bei denen die Verfasser_innen unter Zwischenüberschriften wie „Dschihad“ oder „Bunte Vielfalt für die bunte Republik“ Artikel aus Publikationen teilen, die im Kopp-Universum ansonsten eher unter „Lügenpresse“ gehandelt werden.
Eine Stellungnahme von Kopp zur Einstellung der Website gibt es nur indirekt und auf Anfrage, denn auch das Social-Media-Angebot des Verlags liegt seit dem 10.03. brach. Die vielen Nachfragen besorgter Facebook-Fans, die staatliche Zensur vermuten, bleiben unbeantwortet. Am 20.03. antwortet die Facebookseite aber schließlich doch noch auf die Frage eines Nutzers, die er zwölf Tage vorher gestellt hat:
„Sehr geehrter Interessent, vielen Dank für Ihr Interesse an Kopp Online.
Den redaktionellen Teil von Kopp Online mussten wir einstellen. Obwohl das Interesse an Kopp Online überwältigend groß war (in der Spitze weit über 600.000 Besucher pro Tag) hat uns leider die Unterstützung unserer Leser gefehlt. Trotz zahlreicher Aufrufe haben wir in den vergangenen 12 Monaten nur 6.000 EUR an Spenden erhalten. Das reicht nicht einmal um die Seite eine Woche lang in der gewohnten Qualität zu betreiben.
Auch die Unterstützung durch Buchkäufe ging, trotz zunehmender Leserzahl, immer weiter zurück: (…) Ganz offensichtlich hat der weitaus größte Teil unserer Leser lieber einem amerikanischen Großkonzern seine Unterstützung durch Buchkäufe zukommen lassen.
Da auch der Kopp Verlag, seine Mitarbeiter und Autoren ihre Arbeit auf Dauer nicht verschenken können, wurde dieser Schritt leider unausweichlich.
Mit der Bitte um Ihr Verständnis und mit besten Grüßen aus Rottenburg
Kopp-Online“
Hinter allem steckt also tatsächlich nicht die NWO, die versucht, unliebsame „Wahrheiten“ zu unterdrücken und den Kopp-Verlag mundtot zu machen, sondern vielmehr das liebe Geld. Die Erlöse aus den angeblich täglich verkauften 25.000 Büchern landen scheinbar woanders, jedenfalls nicht bei Kopp-Online. Auch die zehn Millionen Euro, die Verleger Jochen Kopp laut eines F.A.Z.-Berichtes umsetzt, erreichen die Webpräsenz nicht. Der Verschwörungsverlag krankt am gleichen Problem, dass auch die ungeliebten „Mainstreammedien“ umtreibt: Artikel werden zwar offenbar gerne gelesen, bezahlen möchten aber auch die Verschwörungsjünger dafür eher ungern.
Möglicherweise hat auch Udo Ulfkottes Tod im Januar 2017 mit Einstellung des Angebots zu tun. Ulfkotte war mit seinen Bestsellern, deren Informationsgehalt sich tendenziell eher im Bereich der „alternativen Fakten“ bewegt, eines der besten Pferde im Stall des Rottenburger Verlags. Gleichzeitig war er Autor bei Kopp-Online und Chefredakteur von „Kopp Exklusiv“, einem wöchentlichen „Informationsdienst“, der weiterhin gedruckt erscheint und den Abonnenten für 250 Euro im Jahr auch jetzt noch bestellen können.
Freund_innen der gepflegten Verschwörung und Menschen, die wissen wollen, ob der ägyptische Pharao Tutanchamun einen Dolch aus dem Weltall besessen hat oder nicht, brauchen jedenfalls eine neue Informationsquelle. Nur eine Frage bleibt dabei offen: Was macht eigentlich Eva Herman?
Titelbild: Flickr / Metropolico.org / CC BY-SA 2.0