Auch auf rechtsextremen Demonstrationen treten sie als Gruppen mit eigenen Transparenten unter diesem Label in Erscheinung. Zudem ist ein äußerst aggressives und gewalttätiges Auftreten gegenüber vermeintlichen politischen Gegnern und der Polizei charakteristisch. Der Verfassungsschutz geht bundesweit von etwa 600 Personen in dieser Szene aus. Beobachter schätzen, dass die Zahl mindestens doppelt so hoch ist. Die „Autonomen Nationalisten“ sind personell größtenteils identisch mit dem „Kameradschafts“-Spektrum.
Dass der Begriff „autonom“, im Sinne von unabhängig, im absoluten Widerspruch zur eigenen rechtsextremen Ideologie steht, wird von den ?Autonomen Nationalisten? bewusst ausgeblendet. Das rechtsextreme Führerprinzip, das Konstrukt von ?Rassen? und die Volksgemeinschaftsideologie könnte gegenüber dem Begriff „autonom“ kaum gegensätzlicher sein.
Die „Autonomen Nationalisten“ versuchen, sich antikapitalistisch, modern und militant zu geben, um damit erlebnisorientierte Jugendliche für „ihre Sache“ zu gewinnen. Sie vertreten eine extrem anti-demokratische, verfassungsfeindliche und rassistische Haltung. Laut Verfassungsschutz propagieren sie „eine strikt antiparlamentarische Politik und radikale Kampfformen“. Als „Hauptangriffsziel“ gelten die Polizei und der politische Gegner.
Das auffällige an den „Autonomen Nationalisten“ ist, dass sie sich in Kleidung und Auftreten an militanten linken Autonomen orientieren. Das heißt sie tragen schwarze, sportliche Kleidung, meist von Thor Steinar, Palästinensertücher (als Zeichen für ihre antisemitische Ideologie) und in der linksalternativen Szene beliebte Buttons und Anstecker. Auf Kundgebungen spielen sie über die Lautsprecherwagen zum Teil auch „Musik des politischen Gegners“: Zum Beispiel die linken Bands „Ton, Steine, Scherben“ oder „Die Ärzte“. Bei Nazi-Aufmärschen versuchen sie den „schwarzen Block“ der linken Autonomen nachzuahmen. Dabei übernehmen sie oft für ihre Transparente Motive aus der linken Szene und fügen lediglich eine rechtsextreme Parole hinzu.
Am 1.Mai 2008 kam es aus einem Neonazi-Aufmarsch in Hamburg der von ?Autonomen Nationalisten? zu massiven Angriffen auf Journalisten, Gegendemonstranten und Polizisten. Mehrere Foto-Journalisten wurden verletzt und ihre Kameras geraubt.
Vor allem das Auftreten als „schwarzer Block“ und die gezielte Suche nach Auseinandersetzungen mit der Polizei bei rechtsextremen Aufmärschen sorgt bei älteren Neonazis und Teilen der NPD für scharfe Kritik. „Etablierte Neonazis werfen den zahlenmäßig unbedeutenden ?Autonomen Nationalisten? vor“, so der Verfassungsschutzbericht 2006, „durch ihren Hang zur Militanz und ihr Erscheinungsbild vermeintlich vorhandene Sympathien für das rechtsextremistische Spektrum innerhalb der Bevölkerung zu mindern und den Repressionsdruck des Staates auf die gesamte Szene zu erhöhen“. Wie tiefgreifend die Konflikte zwischen der NPD und den „Autonomen Nationalisten“ inzwischen sind zeigen die Vorkommnisse auf einem Nazi-Aufmarsch in Stolberg am 26. April 2008. Dort kam es während der Demonstration zu einer handfesten Schlägerei zwischen den NPD-Ordnern und den „Autonomen Nationalisten“.
Im Jahr 2012 wurden mit der „Kameradschaft Aachener Land“, dem „Nationalen Widerstand Dortmund“ (NDWO) und der „Kameradschaft Hamm“ mehrere bedeutende Gruppierungen der Autonomen Nationalisten vom Nordrhein-Westfälischen Innenminister Ralf Jäger verboten. Große Teile des dortigen Führungspersonals schlossen sich der neugegründeten Partei „Die Rechte“ an. Bei den Kommunalwahlen am 26. Mai 2014 trat die Partei in Dortmund mit dem autonomen Nationalisten Siegfried Borchardt als Spitzenkandidat an und erlangte ein Mandat im Stadtrat. Nach dessen Verzicht rückte mit Dennis Giemsch eine weitere zentrale Persönlichkeit des verbotenen NDWO nach.
Zum Thema
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Weblinks
| Lageanalyse des Berliner Verfassungsschutzes über Autonome Nationalisten in Berlin (2008)