Weiter zum Inhalt

Braune Gewalt In Gedenken an Rick L.

Am  2. Juni 2009 wurde der Gedenkstein für den am 16. August 2008 von einem Neonazi getöteten 20-jährigen angehenden Kunststudenten Rick L. in Sichtweite zum Tatort öffentlich eingeweiht. Der Stein trägt die Inschrift: „Im Gedenken an Rick. Rick wurde an dieser Kreuzung am 16.08.2008 durch feige und sinnlose Gewalt aus unseren Herzen gerissen. ‚In unseren Herzen wirst du immer weiter leben.’ Familie und Freunde von Rick“. Zur Grabpflege bitten Ricks Freunde um Spenden.

 
Foto: Hochhaus mit Zivilcourage in Magdeburg 2009

Der gewaltsame Tod von Rick L. durch einen 20-jährigen, einschlägig vorbestraften Neonazi gehört zu den Tötungsdelikten aus dem Jahr 2008, die auch das Bundesinnenministerium als politisch rechts motivierte Tötungsdelikte wertet. Zur Erinnerung: Am 19. Mai 2009 verurteilte das Landgericht Magdeburg den u.a. wegen Körperverletzung und Volksverhetzung vorbestraften Neonazi Bastian O. zu einer Jugendhaftstrafe von acht Jahren wegen Totschlags. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Bastian O., nachdem ihn Rick L. bei einem zufälligen Zusammentreffen nach einem Besuch der Diskothek „Fun Park“ als „Hobbynazi“ bezeichnet hatte, mit unzähligen Schlägen und Tritten tödlich misshandelte.

Mindestens drei Todesopfer rechter Gewalt in Magdeburg

Dank der schnellen und unbürokratischen Unterstützung durch die Stadt Magdeburg und des Büros des Oberbürgermeisters wird mit dem nun eingeweihten Gedenkstein der Wunsch der Angehörigen und Freund*nnen nach einem würdigen Gedenken an Rick L. umgesetzt. Ein MDR-Filmbericht über die Gedenkfeier hier.

„Die Errichtung des Gedenksteins ist ein wichtiges Zeichen, dass die tödliche Dimension rechter Gewalt in Magdburg nicht länger verschwiegen wird, “ sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung. Denn seit 1990 starben in Magdeburg bei rechten Gewalttaten von rechten Gewalttaten mindestens drei junge Menschen aus der Punk-Szene und aus nicht-rechten Jugendkulturen: Am 9. Mai 1992 wurde Torsten Lamprecht bei einem Überfall von etwa 60 Neonaziskins auf eine Punkparty in dem Magdeburger Lokal „Elbterrassen“ mit einem Baseballschläger schwer verletzt. Der damals 23-jährige Punk starb an den Folgen der Verletzungen. Am 8. Februar 1997 starb in Magdeburg-Olvenstedt der 17-jährige Frank Böttcher an einer Straßenbahnhaltestelle an den tödlichen Messerstichen eines gleichaltrigen Naziskinheads.

Rick L., Frank Böttcher und Thorsten Lamprecht starben, weil sie im Weltbild der extremen Rechten als Nicht-Rechte, Alternative und Punks zu den politischen Gegnern gehören, die mit allen Mitteln und entgrenzter Gewalt bekämpft werden. Viele andere Betroffene aus nicht-rechten Jugendkulturen sind seit 1990 in Magdeburg bei rechten Angriffen verletzt worden; einige leiden dauerhaft unter den körperlichen und psychischen Folgen der Gewalttaten.

Aufruf zu Spenden

Freund*innen und Freunde von Rick haben am Tatort mit Grabkerzen und Blumenschmuck ein kontinuierliches Gedenken an den angehenden Kunststudenten aufrecht erhalten. Sie wollen diese Form der Erinnerung auch am Gedenkstein aufrecht erhalten. Da in den vergangenen Wochen und Monaten sowohl Grabkerzen als auch Blumenschmuck immer wieder von Unbekannten zerstört wurden, wird im Namen der Freund*innen und Freunde von Rick L. unter dem Stichwort „Würdiges Gedenken“ um Spenden für Grabkerzen und Blumenschmuck am Gedenkstein gebeten.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

rassismus_toetet_-_pm_cheung_mut

Chronik Rechte und rassistische Gewalt der Woche

Von 7. April bis 14. April 2023: Wöchentlich stellen wir Gewalttaten bundesweit zusammen, um einen Überblick über die Alltäglichkeit rechter…

Von
exk.-schild-nah

NS-Vergangenheit Lehrreicher Ausflug in die Geschichte

Eine Gruppe Jugendlicher aus Salzgitter hat begonnen, sich intensiv mit der Geschichte ihrer Stadt im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen um  darüber einen…

Von
20130410_staatsversagen

Nur eine Bagatelle? Wie der Staat den Rechtsextremismus verharmlost

Nach der Selbstenttarnung des NSU beeilte sich die Politik zu beteuern, dass so etwas wie die rechtsextreme Mordserie nie wieder passieren dürfe und werde. Eine neue Sensibilität vor allem der Behörden wurde versprochen. Doch der neue Report „Staatsversagen. Wie Engagierte gegen Rechtsextremismus im Stich gelassen werden“ der Amadeu Antonio Stiftung zeigt, dass das nur Worthülsen waren.

Von Alice Lanzke

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.