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Bücher, Podcasts, Serien Die Top-Picks der Redaktion 2022

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(Quelle: Emily/Pexels)

Bücher

Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?
Manja Präkels
Verbrecher Verlag
Poetische Essays aus dem deutschen Hinterland, die zwischen Lockdown und Baseballschlägerjahren changieren: Präkels hat ein ambivalentes Verhältnis zur Provinz, das von der Wende bis zur Willkommenskultur reicht – Skinheads, Zecken und Zivilgesellschaft inklusive.

Sicher sind wir nicht geblieben
Laura Cazés (Hrsg.)
S. Fischer Verlag
Persönlich, vielschichtig, verbindend und selbstbestimmt sind die zwölf Essays der jüdischen Autor*innen, die sich mit jüdischer Gegenwart in Deutschland befassen. Das Buch schafft es bereits sichtbare Perspektiven mit weniger sichtbaren zu verbinden. Gleichzeitig ermöglicht es einen Einblick in die unterschiedlichen und doch verbindenden Lebensrealitäten sowie den Alltag von Jüdinnen und Juden. Eindrücklich zeigt es, was Jüdischsein in Deutschland alles bedeuten kann und hat gleichzeitig nicht den Anspruch der Vollständigkeit.

Frenemies. Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen
Meron Mendel, Saba-Nur Cheema und Sina Arnold (Hrsg.)
Verbrecher Verlag
Bei Frenemies ist der Name Programm: 48 Beiträge zur komplizierten und konfliktreichen Beziehung von Antirassismus und Antisemitismuskritik. Ein Projekt, das schon Monate vor Veröffentlichung für Kontroversen sorgte, als bekannt wurde, dass auch zwei BDS-Unterstützer einen Text dafür verfasst hatten und daraufhin mehrere Autor*innen ihre Beträge zurücknahmen. Das fertige Buch ist dennoch sehr lesenswert, gerade weil fast niemand bedingungslos jedem Satz, jedem Beitrag zustimmen wird. Gleichzeitig war es wichtig, dass die zwei BDS-Autor*innen nach Kritik wieder ausgeladen wurden. Es lebe die Streitkultur. Aber ohne Israelhasser.

Israel: Was geht mich das an?
Erwin Javor und Stefan Kaltenbrunner (Hrsg.)
Edition Mena-Watch
Eine lesenswerte Sammlung sehr persönlicher, oft autobiografischer Texte, die erzählen, welche Rolle Israel im Leben der (fast ausnahmslos jüdischen) Autor*innen spielt. Dabei entfaltet sich ein vielschichtiges Bild eines Zufluchts- und Sehnsuchtsortes, das weitverbreiteten antiisraelischen Ressentiments etwas entgegenzusetzen vermag, ohne dabei Ambivalenzen und das Ringen mit Israel zu verschweigen.

Gojnormativität – Warum wir anders über Antisemitismus reden müssen
Vivien Laumann, Judith Coffey
Verbrecher Verlag
Gojnormativität beschreiben die Autorinnen im Interview mit Belltower.News als „nichtjüdische Norm“ in Deutschland: „Denn das Nichtjüdische gilt als das Selbstverständliche und Normale, das nicht hinterfragt wird.“ Das Buch macht diese Norm benennbar und kritisierbar. Es geht um Perspektivwechsel und ein neues Nachdenken über Antisemitismus und über eine weiß und christlich sozialisierte Mehrheitsgesellschaft. Gojnormativität ist ein Buch, das Augen öffnet und ermöglicht, wie es der Untertitel verspricht, anders über Antisemitismus zu reden.

Serien und Podcasts

The Walk-In (ITV)
Die Geschichte der rechtsterroristischen „National Action“ in Großbritannien klingt wie gemacht fürs Fernsehen: Eine neonazistische Gruppe, deren Anführer ein Pädokrimineller ist und die plant, eine Abgeordnete der britischen Labour Party zu ermorden. Der Anschlag kann in letzter Minute verhindert werden – dank einer Infiltration der antifaschistischen Organisation Hope not Hate, ein Partner der Amadeu Antonio Stiftung. Diese gefeierte englischsprachige Serie mit Stephen Graham (This is England) in der Hauptrolle ist eine gelungene mediale Aufarbeitung der Episode.

Doppelhaushälfte (ZDF Mediathek)
Die Serie „Doppehaushälfte“ klingt wie etwas, dass nicht funktionieren kann: Deutsche Comedy über Ost und West, Stadt und Land, Rassismus und Aushalten von Diversität. Erstaunlicherweise funktioniert es aber in der bisher achtteiligen Serie hervorragend, weil gleichzeitig nach allen Seiten ausgeteilt wird, aber dabei nie ein liebevoller Grundton für alle Charaktere verloren geht. Umgesetzt mit großartigen Schauspieler*innen wie Minh-Kai Phan-Ti, Milan Peschel, Maryam Zaree und Benito Bause. (ZDF Mediathek)

Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord?
Die Geschichte des „Drachenlords“ Rainer Winkler kennt ihr von Belltower.News, aber der beispiellose Fall einer internetbasierten Hasskampagne, die auf die gesamte Lebenswelt von Opfer und Tätern übergreift, ist dem Podcast „Cui Bono“ fünf interessante Episoden wert, die versuchen, sehr viele Aspekte des komplizierten Falls ausgewogen darzustellen (z.B. Amazon, Spotify, RTL +).

ARD: Legion: Hacking Anonymous
Dieselben Macher*innen haben dieses Jahr auch in einem Podcast für die ARD versucht, die Menschen hinter dem Hacker-Aktivisten-Kollektiv Anonymous zu finden. Die sechs Folgen gibt es in der ARD Mediathek.

David de Jong: Braunes Erbe
Was haben die reichsten deutschen Unternehmerdynastien im Dritten Reich gemacht? Wie haben sie vom Nationalsozialismus profitiert? David de Jongs Buch „Braunes Erbe“ ist als Hörbuch in stattlichen 80 Tracks u.a. auf Spotify oder Audible verfügbar.

Katharina Nocun/Pia Lamberty: Gefährlicher Glaube
Die Autorinnen begeben sich in die „radikale Gedankenwelt der Esoterik“, sie sehen also da hin, wo Esoterik und medizinische Gefährdung oder politische Agitation gegen die Demokratie Hand in Hand gehen. Auch im Hörbuchformat, eingelesen von Nicole Engeln, ist das informativ, unterhaltsam und erschreckend zugleich. Verfügbar z.B. auf Spotify oder scribd.

Bridget Todd: Internet Hate Machine
In „Internet Hate Machine“ analysiert die Aktivistin und Expertin für Digitale Kultur Bridget Todd, inwieweit Rechtsradikale und Trolle versuchen, marginalisierte Menschen – vor allem Schwarze Frauen – aus der (virtuellen) Öffentlichkeit zu drängen, Desinformationen zu streuen, und das Internet zu einem generell unsicheren Ort zu machen. Sie spricht mit Opfern dieser koordinierten Angriffe, Aktivist*innen, die sich dagegen einsetzen, als auch Expert*innen, und zeichnet ein umfassendes Bild über die Geschichte und Funktion der „Internet Hate Machine“ – informativ, klug und witzig. Der Podcast ist unter anderem auf Spotify verfügbar und aus dem Hause der Macher*innen von „Behind the Bastards“.

Amadeu Antonio Stiftung: 10 Jahre Selbstenttarnung des NSU – Sicherheitskräfte und Gewalt
Immer zu empfehlen ist natürlich auch unser Podcast aus der Amadeu Antonio Stiftung! Dieses Jahr erschien die 13. Folge. Darin berichten Mehmet O. (Überlebender des ‚NSU‘), Armin Kurtović (Vater des in Hanau ermordeten Hamza Kurtović) und Christina Feist (Überlebende des rechtsterroristischen Anschlags in Halle) von ihren Erfahrungen. Wir sprachen außerdem mit Anja Reuss (Mitarbeiterin des Antiziganismusbeauftragten der Bundesregierung), Ikram Errahmouni-Rimi (Juristin und Expertin für eine diskriminierungssensible Arbeitskultur), Jenny Fleischer (Rechtsanwältin), Daniel Geschke (Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena) und Sarah Haupenthal (Amadeu Antonio Stiftung). Verfügbar z.B. auf Spotify oder Google Podcasts.

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Mitglieder der inzwischen verbotenen Neonazi-Gruppe "National Action" auf einer Demonstration in Newcastle 2015.

Großbritannien Britische Neonazis zwischen Pädophilensekten und Backwettbewerben

Nach dem Verbot von „National Action“ und „Atomwaffen Division“ organisiert sich die rechtsextreme Szene neu: Manche Neonazis sind in der pädophilen Satanismus-Sekte „Order of Nine Angles“ aktiv. Andere sind bei der „Patriotic Alternative“ und wollen den „Rassenkrieg“ lieber mit Community-Events und Backwettbewerben vorantreiben.

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