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Burschenschaften

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Deutsche und österreichische Burschenschaften sind alle farbentragend. Das heißt, sie tragen als Erkennungszeichen ein Band in den Farben der Verbindung um den Oberkörper und eine Studentenmütze auf dem Kopf.

Ein Großteil der Burschenschaften ist schlagend. Das bedeutet, dass sie Wert auf den archaischen Brauch des Zweikampfes mit scharfen Säbeln legen und mit anderen schlagenden Studentenverbindungen sogenannte Mensuren austragen. Dies hat oft schwere Verletzungen zur Folge.

Es gibt auch einige wenige Schwesterverbindungen oder gemischte Burschenschaften. Bei den meisten ist die Mitgliedschaft jedoch ausschließlich Männern vorbehalten.

 

Burschenschaften in Deutschland

Ein Teil der knapp 250  Burschenschaften in Deutschland gehört einem der drei bedeutendsten Dachverbände an:

“Deutsche Burschenschaft” mit etwa 7.000 Mitglieder aus 66 Burschenschaften

“Neue Deutsche Burschenschaft” mit etwa 1.500 Mitgliedern aus 10 Burschenschaften

“Allgemeine Deutsche Burschenschaft” mit 27 Burschenschaften, eine Mitgliederzahl findet man hier jedoch nicht

Die restlichen verteilen sich auf kleinere Verbände, in denen zum Teil auch andere Verbindungen vertreten sind, oder sind verbandsfrei.

 

Burschenschaften in Österreich

In Österreich ist ein Großteil der etwa 40 Burschenschaften in einem der zwei Dachverbände organisiert:

“Conservativen Delegierten Convent”

“Deutschen Burschenschaft in Österreich”

Zusätzlich gehören viele von ihnen auch der “Deutschen Burschenschaft” an.

 

Länderübergreifender Zusammenschluss

Zudem gibt es noch die “Burschenschaftliche Gemeinschaft”. Sie vereint 36 deutsche und österreichische Burschenschaften, die entweder Mitglied in der “Deutschen Burschenschaft”, der “Deutschen Burschenschaft in Österreich” oder dem “Conservativen Deligierten Convent” sind. Damit ist sie der zweitgrößte Zusammenschluss von Burschenschaften unterhalb der Verbandsebene.

 

Burschenschaften in der Schweiz und in Chile

In der Schweiz gibt es nur eine einzige Burschenschaft in Zürich. Ganz im Gegensatz zu deutschen Burschenschaftern haben die Schweizer einen liberalen, bürgerlichen Charakter, Rechtsextremismus sei dort karrierehinderlich.

Interessanterweise gibt es in Chile sogar bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Burschenschaften. Damals gründeten Nachfahren deutscher Einwanderer die erste chilenische Burschenschaft, um ihre Traditionen und Werte zu bewahren. Auch heute noch gibt es eine breite Community deutschstämmiger Chilenen, die sich durch ihre Herkunft abgrenzen wollen. Die mittlerweile fünf chilenischen Burschenschaften gehören alle dem “Bund Chilenischer Burschenschaften” an, der nach eigenen Angaben ein Freundschafts- und Arbeitsabkommen mit der “Deutschen Burschenschaft” pflegt.

 

Was macht Burschenschaften so gefährlich?

Kritiker_innen sehen in Teilen der deutschen Burschenschaften, vor allem bei Mitgliedern der “Deutschen Burschenschaft” und der “Burschenschaftlichen Gemeinschaft” eine Schnittstelle zwischen rechts-konservativen Kreisen und der rechtsextremen Szene. In der Vergangenheit sind immer wieder Burschenschaften bzw. einzelne Mitglieder durch antisemitische, rassistische, geschichtsrevisionistische oder pro-nazistische Äußerungen aufgefallen. Auch können immer wieder Kontakte zu und Zusammenarbeit mit teilweise bekannten Rechtsextremisten und Neonazis nachgewiesen werden.

Ein Kritikpunkt war und ist die Einladung von rechten bis rechtsextremen Personen als Referenten zu Veranstaltungen verschiedener Burschenschaften. Bereits 2001 warnte Günther Beckstein (CSU) vor einer zunehmenden Unterwanderung von Hochschulen durch Rechtsextremen. Dies bestätigte auch der Verfassungsschutz. Die Behörde ging ebenfalls davon aus, dass rechtsextreme Intellektuelle verstärkt über akademische Burschenschaften Einfluss an Universitäten gewinnen wollen. Dementsprechend tauchten bereits damals manche Burschenschaften in verschiedenen Verfassungsschutzberichten auf. “Rechtsextremistische Intellektuelle, die sich bemühen, antidemokratisches Gedankengut zu modernisieren, sind für die freiheitliche Demokratie ebenso gefährlich wie rechtsextremistische Kräfte alter Prägung“, zitierte der Tagesspiegel Beckstein.

2006 sorgte eine Wanderausstellung, die durch mehrere Häuser rechter Burschenschaften tourte, für heftige Kritik. Schon allein der Titel – “Kleine Deutsche Kunstausstellung” – erinnerte bereits stark an die “Große Deutsche Kunstausstellung”, die Hitler 1937 eröffnete und die bis 1944 jährlich in München stattfand. Bei der Ausstellung, deren Auftakt die “Münchner Burschenschaft Danubia” organisierte, wurden zahlreiche Werke von NS-Künstlern ausgestellt.

Besonders große mediale Aufmerksamkeit gab es vor einigen Jahren bei der Diskussion um den “Ariernachweis”. Auf dem Burschentag in Eisenach im Jahr 2011 forderten Gruppen der “Burschenschaftlichen Gemeinschaft”, ausschließlich Deutsche mit deutschen Vorfahren in Burschenschaften, die der “Deutschen Burschenschaft” angehören, aufzunehmen. Die Debatte um Abstammungsprinzipien war dadurch entfacht worden, dass die “Mannheimer Burschenschaft Hansea” einen Studenten aufgenommen hatte, dessen Eltern aus Hong Kong stammen. Damit war er einigen Burschenschaftern wohl nicht deutsch genug.

 

Das Verständnis von Deutschsein in den Burschenschaften

Was die meisten Burschenschaften und Dachverbände unter Deutschsein verstehen, geht aus ihren Grundsätzen hervor: Als deutsches Volk bezeichnen sie “die Gemeinschaft derjenigen, die durch deutsche Sprache, Kultur und Wertvorstellungen verbunden sind und sich zur deutschen Geschichte und Tradition bekennen.” (Zitat von der Website der “Allgemeinen Deutschen Burschenschaft”) Daher auch die Bezeichnung aller Burschenschaften in Deutschland und Österreich als deutsche Burschenschaften. Diese Definition zeugt von einem volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff. Das Festhalten vieler Burschenschaften daran kritisiert das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als “völkischen Nationalismus”.

Im Falle des Mannheimer Studenten bestritten die Burschenschafter der “Burschenschaftlichen Gemeinschaft”, das Deutschsein an der Biologie festmachen zu wollen. Vielmehr ginge es ihnen um den Erhalt kultureller Werte und Traditionen, die von Nachfahren Zugewanderter angeblich nicht gepflegt werden könnten. Diese Erklärung wollten jedoch selbst manche andere Burschenschafter nicht so recht glauben und warfen ihnen vor, ihren Biologismus damit nur zu tarnen.

Zwar wurde der umstrittene Antrag auf dem Burschentag 2013 wieder zurückgezogen, dennoch traten daraufhin viele liberal-konservative Burschenschaften aus der “Deutschen Burschenschaft” aus. Der Dachverband wurde beinahe halbiert und wird seitdem von der “Burschenschaftlichen Gemeinschaft” dominiert.

Besonders die “Burschenschaftliche Gemeinschaft” wird als rechtsextrem eingestuft. Einige ihrer Mitglieds-Burschenschaften werden vom Verfassungsschutz beobachtet, “unter anderem weil sie die parlamentarische Demokratie recht offen ablehnten.”

 

Rechte Parteien als Arbeitsmarkt für Burschenschafter

Zudem waren oder sind manche Burschenschafter nachweislich Mitglied in rechtsextremen Organisationen wie der “Identitären Bewegung” oder der NPD. Doch auch personelle Überschneidungen mit der AfD und ihrer Jugendorganisation, der Jungen Alternative, häufen sich. Rechtsextremismus-Forscherin Alexandra Kurth sieht viele Burschenschaften als Kaderschmieden für rechte Parteien, insbesondere für die AfD: „Burschenschaftler finden in der AfD eine neue Heimat“, sagte sie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Viele Burschenschafter passten mit ihrer politischen Überzeugung gut in die AfD und sähen dort aussichtsreiche Karrieremöglichkeiten. “In der Partei ist es ihr Ziel, den rechten Flügel stark zu machen“, so die Politikwissenschaftlerin.

 

 

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