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Chronik KW 27 Rechte Gewalt in dieser Woche

Vom 1. bis zum 8. Juli 2022: Wöchentlich stellen wir rechtsextreme, rassistische und antisemitische Gewalttaten bundesweit zusammen, um einen kleinen Überblick über die Alltäglichkeit rechter Gewalt zu geben. Zwar ist die Chronik absolut unvollständig, soll aber das Ausmaß klarmachen und wichtige Vorkommnisse enthalten.

 
Rechte Gewalttaten sind „Botschaftstaten“: Sie treffen nicht nur die Opfer, sondern sind auch ein Angriff auf die Gruppe, für die die Opfer stehen. (Quelle: AAS)

 

Rassistische Gewalt 

01.07.2022 Emmendingen: Feuer und Hakenkreuze in Bäckerei 

Mutmaßliche Brandstiftung und Hakenkreuzschmierereien in einer Bäckerei in Emmendingen. Der Staatsschutz hat seine Ermittlungen aufgenommen. 

01.07.2022 Illertissen: Türkische Faschisten hinterlassen Schriftzug nach Randale

Unbekannte randalieren am Bahnhof in Illertissen und hinterlassen den Schriftzug “Bozkurt”. “Bozkurt” ist ein mythisches Tier und Namensgeber der rechtsextremen “Grauen Wölfe”. Obwohl es der Name einer faschistischen Organisation ist, sieht die Polizei “keine politische Motivation”.

01.07.2022 Neubrandenburg: Rechtsextreme Flagge vor Neubrandenburger Bahnhof gehisst

Unbekannte haben auf dem Bahnhofsvorplatz von Neubrandenburg eine rechtsextreme Flagge gehisst. Beamte der Bundespolizei hätten am Freitag anstelle der MV-Flagge eine schwarze Flagge mit der Aufschrift «Misanthropic Division» sowie «Töten für Wotan» entdeckt, teilte die Polizei mit. Zudem seien zwei Totenköpfe und zwei Maschinengewehre abgebildet gewesen.

01.07.2022 Burg: Männer warfen mit Scherben und schrien Nazi-Parolen. 

Freitagnacht kam es in der Innenstadt von Burg zu einer heftigen körperlichen Auseinandersetzung, die durch die Polizei aufgelöst werden musste. Dabei wurden rechtsextreme Parolen gebrüllt.

03.07.2022 Düsseldorf: Jugendlicher in U-Bahn rassistisch beleidigt – Freund niedergestochen

Nach einem Streit mit rassistischen Beleidigungen vonseiten eines Unbekannten in einer Düsseldorfer U-Bahn wurde ein 18-jähriger Mann mit einem Messer schwer verletzt. Die Polizei sucht nun nach Zeugen.

04.07.2022 Sport: FPÖ beschimpft Werder Bremen

Werder Bremen bereitet sich im Zillertal auf die kommende Saison vor. Während des Trainings veranstaltet die rechtspopulistische FPÖ einen Aktionstag. Werder bezieht auf Twitter Stellung gegen rechts. Die FPÖ reagiert mit heftigen Beleidigungen gegen den Gast aus Deutschland.

05.07.2022 Oberhausen: Sprengstoffanschlag auf das Parteibüro der LINKEN in Oberhausen 

In Oberhausen hat es Montagnacht eine Explosion am Parteibüro der Linken am Friedensplatz gegeben. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen inzwischen von einem gezielten Sprengstoffanschlag aus.

06.07.2022 München: Nazi-Parolen in der U-Bahn

Drei etwa 20 bis 30 Jahre alte Männer haben am Samstagabend in einer Münchner U-Bahn Fahrgäste mit rechten Parolen angepöbelt und dabei den Nazi-Terror verharmlost. Unter anderem riefen sie „Geh doch nach Auschwitz“. Laut Polizei trat das Trio „verbal aggressiv“ auf. 

Antisemitische Gewalt 

04.07.2022 Heidenheim: Jura-Student wegen Volksverhetzung vor Gericht

Heidenheimer Jura-Student muss sich vor Gericht verantworten, nachdem er letztes Jahr auf seinem Instagram-Kanal eine Foto-Montage gepostet hat, die Angela Merkel in einer NSDAP-Uniform und mit typischer Hitler-Frisur darstellte. Die Bildunterschrift lautete „Impfen macht frei“ und erinnerte damit an die zynische Verhöhnung „Arbeit macht frei“, die an den Toren verschiedener Konzentrationslager angebracht war.

05.07.2022 Wilhelmsburg: Antisemitische Schriftzüge: Zeugen gesucht

Unbekannte haben in Wilhelmsburg zwei antisemitische Schriftzüge angebracht. Laut Polizei hinterließen sie einen sieben Meter großen Schriftzug in roter Farbe auf einem Gehweg sowie einen schwarzen Schriftzug auf der Sichtschutzwand einer Fußgängerbrücke. Ein Zeuge habe die Schriftzüge am Montagnachmittag entdeckt. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes ermittelt. Zeuginnen und Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. 

06.07.2022 Telegram: Razzia gegen Mitglieder eines antisemitischen Kanals auf Telegram

Ermittler sind am Mittwoch in drei Bundesländern gegen mehrere mutmaßliche Mitglieder eines volksverhetzenden antisemitischen Kanals im Messengerdienst Telegram vorgegangen. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Hamburg gab es Durchsuchungen in Hamburg, Bayern und Baden-Württemberg. Den Beschuldigten im Alter von 39 bis 58 Jahren werde die Verbreitung volksverhetzender und ähnlicher staatsschutzrelevanter Inhalte „in großem Umfang“ vorgeworfen.

08.07.2022 Berlin: Bild mit jüdischen Kindern im Restaurant Feinberg’s zerstört

Ein israelisches Restaurant in Schöneberg ist wieder Ziel eines antisemitischen Vorfalls. Ein Bild aus einer Fotoausstellung von Rafael Herlich wurde zerstört. Die Bilder im Restaurant Feinberg’s in der Fuggerstraße in Berlin-Schöneberg zeigen Szenen in Jerusalem. Auf einem der großformatigen Fotos des Künstlers Rafael Herlich sind zwei jüdische Kinder und eine Gruppe orthodoxer Juden zu sehen. Dieses Werk wurde am Sonntagabend von einem unbekannten Täter zerstört.

Gewalt aus dem Querdenker-Milieu

04.07.2022 Berlin: Journalisten und Gegendemonstranten bei Anti-Kriegs-Kundgebung attackiert

Im Rahmen eines als „Friedensdemonstration“ deklarierten Protests des Bündnisses „Zivile Zeitenwende“ ist es am Sonnabend in Berlin-Mitte zu mehreren Übergriffen auf Pressevertreter gekommen, die über die Veranstaltung berichteten. So soll versucht worden sein, einem Fotografen das Smartphone wegzuschlagen. Darüber hinaus soll ein Mann versucht haben, mit einer Fahnenstange zwei Medienvertreter absichtlich zu treffen. Dies konnte durch herbeigeeilte Polizeikräfte unterbunden werden. Am Protest beteiligten sich gleichzeitig auch Querdenken-nahe Gruppierungen wie die Organisation „Freie Linke“, die regelmäßig auf ihren Kanälen Verschwörungsideologien verbreitet und die Kleinstpartei „Die Basis“ aus dem Pandemieleugner-Umfeld an der Versammlung. 

Queerfeindliche Gewalt 

04.07.2022 Berlin: Transfrau beleidigt und geschlagen

Eine 62-jährige Frau ist im Berliner Ortsteil Köpenick von einem Unbekannten beleidigt und geschlagen worden. Weil sie nach Angaben der Polizei als Transfrau erkennbar war, soll der Mann sie in der Hämmerlingstraße am Sonntagnachmittag mit „deine Tasche, du Transe“ beleidigt haben.

 

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