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Compact-Magazin und Corona Welt wirrer Widersprüche

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(Quelle: Screenshot der YouTube-Seite von Compact / Pixabay)

„Corona, Crash und Chaos“ – das ist der Titel des thematischen Schwerpunkts der aktuellen „COMPACT“-Printausgabe und zugleich die Erzählung, die sich durch die Berichterstattung des extrem rechten Magazins zieht, das für den Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“ gilt. Covid-19 wird in unzähligen Artikeln und Videobeiträgen mit Superlativen eines drohenden Weltuntergangs verknüpft: „Ausgangssperren, Todesängste, Massenarbeitslosigkeit – in der Corona-Panik steht die Welt am Abgrund“. „COMPACT“ befürchtet in Deutschland eine „Diktatur im Namen des Gesundheitsschutzes“, aber schweigt, wenn der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán das Parlament entmachtet und nunmehr per Dekret regieren kann. Das Beklagen der harten Maßnahmen der Bundesregierung und das gleichzeitige Loben der harten Maßnahmen Polens und Ungarns ist ein offenkundiger Widerspruch. Aber man möchte das Bild vermitteln, die rechten Regierungen der Visegrád-Staaten kümmerten sich – im Gegensatz zur deutschen Bundesregierung – um das Wohl des „Volkes“. Eine elementare Rolle spielt die Entscheidung der polnischen Regierung, die deutsch-polnische Grenze zu kontrollieren. Denn das Bild der Grenzkontrolle ruft Bilder von Ordnung und Recht, Nationalstaat und Souveränität hervor, wonach sich die Leserschaft des Magazins seit Jahren sehnt. „COMPACT“-Redakteur Martin Müller-Mertens sagte zur Entscheidung der polnischen Regierung: „Ob es nun eine Hysterie ist oder wirklich eine weise Vorsichtsmaßnahme. Eines muss man sagen: Das nationalbewusste Polen will seine Bürger auf keinen Fall im Stich lassen.“ Damit suggeriert er, die Bundesregierung lasse die Bürger*innen im Stich, weil sie keine umfassenden Kontrollen an den deutschen Staatsgrenzen einführt.

Derweil prophezeite Elsässer einen „riesigen Zusammenbruch“ und behauptete, das Corona-Virus solle eine Modernisierung der Wirtschaft einleiten. Wie die beiden Weltkriege, so Elsässer. Sein Kollege Müller-Mertens vermutete, das Virus solle die Tür für eine verstärkte Repression gegen das „patriotische“ Lager öffnen: Heute vergifte Covid-19 die Gesellschaft, bereits morgen könne „Hass und Hetze“ die Gesellschaft vergiften, sodass die Bundesregierung die Grundrechte einschränken und die unliebsamen Stimmen mundtot machen könne. Im Gespräch mit „COMPACT“-TV wiederholt Jan Nolte von der AfD-Bundestagsfraktion diesen Gedanken: „Wer sagt denn, dass nicht in einem Jahr man darüber spricht, dass man die Gesellschaft ja nicht nur gegen Viren, sondern auch gegen Hass und Hetze […] schützen muss?“ Am Ende sei nicht auszuschließen, dass die Herrschenden „irgendwelche Regierungskritiker in Hallen pferchen“. So rückt er die Bundesregierung in die Nähe nationalsozialistischer Praktiken.

Eine Verschwörungsideologie, die Covid-19 in das globale Weltgeschehen einbettet, bietet ein Gespräch, das „COMPACT“ mit Gerhard Wisnewski führte. Der Autor veröffentlicht alljährlich den Jahresrückblick „Verheimlicht – Vertuscht – Vergessen“ im verschwörungsideologischen „Kopp Verlag“. Wisnewski zufolge bahne sich mit Covid-19 eine „globale Machtergreifung der UNO-Strukturen“ an: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen (UNO) für das internationale öffentliche Gesundheitswesen, befinde sich unter der Kontrolle des Multimilliardärs Bill Gates. Zugleich sei Gates – „wie Medien berichten“ – in die Machenschaften der Pharmaindustrie verstrickt. Somit habe er ein starkes Interesse an einer weltweiten Krise. Denn eine Pandemie habe milliardenschwere Aufträge für die Pharmaindustrie zur Folge. Der Verschwörungsideologe ergänzte, derartige „Großereignisse“ seien „multifunktional geplant“: Die „Eliten“ nutzten die Pandemie, um einen politischen und wirtschaftlichen Systemwechsel herbeizuführen und einschneidende Projekte wie eine Währungsreform umzusetzen. Wisnewski spricht von einer „Weltregierung“, einer „WHO-Verschwörung“. Damals habe die NSDAP die Macht im Deutschen Reich ergriffen, heute greife die WHO nach der globalen Macht. Der Vorgang sei laut Wisnewski ein „globales 1933“.

Wenige Tage später führte „COMPACT“ ein Gespräch mit Dr. Michael Spitzbart. Der Titel lautete: „Wie Politik, Pharmaindustrie und WHO uns belügen“. Spitzbart vermutet – wie bereits Wisnewski – den Multimilliardär Bill Gates hinter Covid-19. Ende März verkündete er auf seiner Facebook-Seite: „Die Blaupause der Krise ist nicht neu. Auch deren Akteure nicht. […] Mit in diesem wiederkehrenden Spiel ist die Bill Gates Stiftung. Hauptunterstützer der WHO und Eigentümer von Firmen die Impfstoffe herstellen. Noch Fragen?“ Der praktizierende Arzt und Autor medizinischer Ratgeber („Die Spitzbart-Methode“) schreibt auf seiner Website, Banken und Konzerne wie Audi, REWE, Siemens, die Deutsche Post AG und die Deutsche Bank zählten zu seiner Kundschaft. Im Gespräch behauptete er, Covid-19 sei „vergleichbar“ mit einer normalen Grippe, die „nur einen anderen Namen und eine andere Aufmerksamkeit hat“. Das Virus werde „aufgebauscht“ und die mediale Berichterstattung verursache eine „kollektive Vergiftung des Unterbewusstseins“. Aus seiner Sicht genügten Vitamin C und D, um das Virus zu bekämpfen.

Wie unseriös diese Lageeinschätzungen sind, zeigt eine Anfang März verbreitete Videobotschaft von Spitzbart: „Ich kann Dir versprechen: Du wirst Corona nicht bekommen. Ich werd’s auch nicht bekommen. Du wirst auch keinen kennen, der’s bekommen wird, geschweige denn, daran sterben wird. […] Nach sechs Wochen fragen wir uns alle: Was war da eigentlich los?“

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