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Coronavirus Rassismus gegen Asiaten und Asiatinnen

Spätestens seitdem das Coronavirus auch in Deutschland gemeldet wurde, tritt der Rassismus gegen Asiat*innen und asiatisch aussehende Menschen so deutlich zutage wie selten. Selbst Medien beteiligen sich an der Stigmatisierung von Menschen nur wegen ihres Aussehens. Das kann für Betroffene ernst zu nehmende Folgen haben. 

 
"Ich bin kein Virus": Unter diesem Schlagwort wehren sich derzeit tausende Asiaten auf Twitter gegen Anfeindungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus.

Auf einmal ist er wieder da, so präsent und so allgegenwärtig wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Unverhohlener Rassismus gegen Menschen wegen ihres Aussehens. Befeuert sogar auf den Titelseiten der Medien. Trifft es sonst überwiegend Menschen mit dunkler oder schwarzer Hautfarbe, Menschen mit Kopfbedeckung, Kippa oder Kopftuch, sind es momentan besonders drastisch Menschen mit asiatischem Aussehen. 

„Gelbe Gefahr“: Ein rassistischer Begriff aus der Kolonialzeit  

Weltweit herrscht momentan Panik wegen des Coronavirus. Besonders seit den ersten Infektionsfällen in Deutschland geht die „Angst vor dem gelben Virus“ um. Gelb, weil es eine abwertende Bezeichnung für Menschen mit asiatischem Aussehen ist. Die „gelbe Gefahr“ ist beispielsweise ein Schmähwort, mit dem ab Ende des neunzehnten Jahrhunderts Ressentiments gegen Chines*innen geschürt wurden. Und auch die großen Medien beteiligen sich munter daran, Panik zu verbreiten, in dem sie Menschen mit asiatischem Aussehen unter Generalverdacht stellen. 

Bild-Titel, der Stimmung gegen Chines*innen macht

Coronavirus – Made in China? Nein!

Die Bild titelte beispielsweise mit einer asiatischen Familie am Esstisch, in der gelb eingefärbten Überschrift war zu lesen: „So kam das Coronavirus zu uns“. Als würde ein direkter Zusammenhang zwischen Chines*innen, ihren Essgewohnheiten und dem Virus bestehen. Bei Leser*innen solcher Schlagzeilen bewirkt das unter Umständen Angst vor Chines*innen oder vor Menschen, die sie für Chines*innen halten. Und das aktuelle Spiegel-Cover zeigt eine asiatische Person in einem knallroten Schutzanzug inklusive Gasmaske, die auf ein iPhone schaut. Der Titel lautet: „Corona-Virus. Made in China. Wenn Globalisierung zur tödlichen Gefahr wird“. Hier wird impliziert, das Virus sei von Chines*innen „gemacht“. Das ist natürlich vollkommen Humbug. 

Titelbild des Spiegel-Magazins Nr. 6 vom 1. Februar 2020

Ende Dezember informierte China über eine neue Lungenkrankheit. Mehrere der Erkrankten arbeiteten auf einem Großmarkt für Fische und Meeresfrüchte, auf dem aber auch andere Tiere wie etwa Ratten, Krokodile, Schlangen und vor allem auch Larvenroller angeboten wurden, Schleichkatzen, von denen vermutet wird, dass sie etwas mit der Verbreitung der Krankheit SARS zu tun hatten. Übertragen wird der Virus aber durch Tröpfcheninfektion. Nach bisherigen Erkenntnissen ist der neue Erreger nur tödlich, wenn bereits andere Erkrankungen vorliegen, oder bei einem schwachen Immunsystem. Und er wird keineswegs nur von Chines*innen übertragen, er ist also keineswegs in China „gemacht“. Der Virus ist nur Ende letzten Jahres auf den Menschen übergegangen. 

#JeNeSuisPasUnVirus

Dennoch berichten immer mehr asiatische Menschen von Rassismus. In Frankreich führte das zur Hashtag-Kampagne #JeNeSuisPasUnVirus („Ich bin kein Virus“). Hier berichten Asiat*innen und asiatisch gelesene Menschen von Rassismus-Erfahrungen, weil sie als Überträger*innen einer potentiell tödlichen Krankheit angesehen werden. Alle Asiat*innen werden als Chines*innen gesehen, werden mit infiziert-sein in Verbindung gebracht. Ältere Stereotype brechen sich wieder Bahn, etwa dass Asiat*innen schmutzig und unzivilisiert seien. Und so kursieren derzeit zahlreiche Memes auf rechtsalternativen Social-Media-Accounts: von Asiat*innen, wie sie lebendige Fledermäuse, Mäuse oder schleimige Wassertiere essen.  

Vorsicht vor dem Virus ist das eine. Und wenn Menschen Angst haben, sich mit dem Virus anzustecken, muss man diese Angst sicherlich ernstnehmen. Aber Diskriminierung von Menschen, die asiatisch sind oder asiatisch aussehen, ist etwas Anderes. Es ist diskriminierend und kann ernstzunehmende Folgen für die Betroffenen haben, wenn ihnen von ihrer Umwelt vermittelt wird, sie seien unrein und infiziert. Denn in den Medien lesen wir nicht nur von Vorurteilen gegen Chines*innen. In den vergangenen Tagen häufen sich die Meldungen von rassistischen Übergriffen auf Asiat*innen. 

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