68,6 Prozent der Wähler*innen in Cottbus entschieden sich am Sonntag, den 07. Oktober 2022, in der Stichwahl zur Oberbürgermeisterwahl für Tobias Schick von der SPD – und verhinderten damit den ersten AfD-Oberbürgermeister.
Starke Mehrheit gegen den Kandidaten der rechtsradikalen AfD
Der AfD-Kandidat Lars Schieske fiel in der Vergangenheit durch seine Nähe zum rechtsextremen Milieu auf. Im Januar 2018 grüßte er aus seinem Feuerwehrauto heraus die Teilnehmende einer Demonstration von „Zukunft Heimat“, wie Belltower.News berichtete.
Seine rechtsradikale Gesinnung wurde auch während des Wahlkampfes mehr als deutlich. Schieske gab an, er sehe die Sicherheit der Stadt durch Migrant*innen bedroht und warnte vor „Berliner Zustände bald auch in Cottbus“ und „Noch mehr Migrantengewalt“. In seinem Wahlkampfbrief setzte er diese Erzählung fort und hetzte außerdem gegen den amtierenden Oberbürgermeister und den SPD-Kandidaten. Nun läuft gegen ihn eine Anzeige wegen Volksverhetzung und Verleumdung.
Schieske bezeichnete Cottbus als „Gewalthauptstadt Brandenburgs“ und führte die Zunahme an gefährlicher Körperverletzung auf die Aufnahme von Geflüchteten zurück. Dabei verschwieg er jedoch, dass es sich bei 77 Prozent der Tatverdächtigen um Deutsche handelt. Cottbus ist die zweitgrößte Stadt Brandenburgs, was die höhere Zahl an Gewalttaten im Vergleich mit anderen Städten in Brandenburg erklärt. Im bundesweiten Vergleich landet Cottbus lediglich auf Platz 22.
Bier, Bockwurst und Weidel
Mit kostenlosem Feierabendbier und Bockwurst wollte die AfD den Bürger*innen die Möglichkeit geben, über ihre frisch geschürten Ängste zu sprechen. Neben Bier und Bockwurst wurde auch mit Parteiprominenz geworben. Am 08. September 2022 sprach Bundesvorsitzende Alice Weidel bei einer Wahlveranstaltung und am 23. September 2022 besuchte ihr Kollege im Bundesvorstand, Tino Chrupalla, den Cottbuser Stadtbezirk Sachsendorf.
Die Zivilgesellschaft demonstriert für den demokratischen Kandidaten – mit Döner
Doch auch die Gegenseite mobilisierte kräftig. Am Freitag fand eine Demonstration mit 1000 Teilnehmenden zur Unterstützung des SPD-Kandidaten Tobias Schick statt. Organisator*innen waren „Cottbuser Aufbruch“ und das Bündnis „#unteilbar Südbrandenburg“. Akteur*innen der Cottbuser Zivilgesellschaft und berühmte Gesichter wie Sängerin Sookee, Hip-Hopper Audio 88 und Sebastian Krumbiegel von Die Prinzen warben für die Demonstration. Auch bekannte Politiker*innen beteiligten sich an der Kampagne. Neben SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert wurden die Bürger*innen außerdem mit kostenlosem Döner gelockt.
Der Aufwand lohnte sich. Demokratie und Döner konnten sich letztendlich gegen die Bockwürste von der AfD durchsetzen. Doch ein Ausruhen darauf wäre fatal – denn es bleiben immer noch über 30 Prozent der Wähler*innen, die AfD gewählt haben.