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Der „Kampf der Nibelungen“ 2019 Kommerzialisierung, Professionalisierung und ein mögliches Verbot

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Die Designs vom KdN sind eher unverfänglich, beziehungsweise auf den ersten Blick nicht klar als extrem rechts einzustufen. Mit moderner Schrift steht meist auf der Vorderseite der „Kampf der Nibelungen“-Schriftzug. Auf der Rückseite ist dann das Markenzeichen des KdN, ein Lindenblatt in einem Achteck. Das Achteck steht für den „Käfig“ in dem Mixed-Martial-Arts-Kämpf häufig ausgetragen werden. Der Name und das Lindenblatt beziehen sich auf die Nibelungen-Sage. Unter dem Logo stehen dann in moderner Schrift martialische Sprüche wie „Schweiß spart Blut“, „Kein Sieger glaubt an den Zufall“, „Gesunder Geist, Gesunder Körper“ oder „Disziplin ist alles“. Sowohl das Sportevent, wie auch die Kleidungsmarke propagieren ganz bewusst das faschistisches Ideal nach körperlich-geistiger Vollkommenheit.

Alte Sponsoren wie „Gruppa OF“, „Greifvogel Wear“ und „White Rex“ verschwanden, stattdessen wird die neue, extrem rechte Marke „Resistend Sportswear“ präsentiert. Darüber hinaus versprechen die Veranstalter*innen dem Neonazi-Publikum, Abläufe in der Organisation und im Programm professionalisieren zu wollen. Die durch das Kampfsport-Event vorangetriebene Vernetzung von Neonazis aus ganz Europa erregte im letzten Jahr nur bedingt mediales Interesse. Wir hoffen, dass dieses Jahr die Dringlichkeit und Notwendigkeit einer journalistischen Begleitung auch im Mainstream erkannt wird.

Kommerzialisierung…

„Auf jeden Fall werden wir dieses Jahr das Ganze nochmal professionalisieren“, verlautbart Alexander Deptolla, Hauptorganisator der extrem rechten Kampfsportreihe „Kampf der Nibelungen“ (KdN), vor wenigen Tagen in einem Podcast des Neonazis Frank Kraemer auf YouTube. Zum mittlerweile zweiten Mal soll das seit 2013 stattfindende Hauptevent des KdN im ostsächsischen Ostritz stattfinden. Letztes Jahr im Oktober hatte die Veranstaltung bis zu 800 Neonazis aus ganz Europa angezogen. Die in den Monaten dazwischen angekündigten Turniere im Rahmen des Neonazi-Festivals „Schild & Schwert“ erwiesen sich dagegen als Flop.

…unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Dass abermals auf das Gelände des Hotel „Neißeblick“ zurück gegriffen wird, dürfte daran liegen, dass die Organisator*innen – trotz großspuriger Ankündigung – keine andere Location finden konnten. Zudem könne man dadurch Journalist*innen die Arbeit erschweren, da sich die Parkplätze auf dem Gelände befinden und man den Teilnehmenden somit eine weitgehend anonyme Anreise bieten könne. Die Presse wolle man generell ausschließen, auch mit Berufung auf das Hausrecht. Denn anders als bei den dort regelmäßig stattfindenden Rechtsrock-Konzerten, habe man den KdN „als kommerzielle Veranstaltung angemeldet“, erklärt Deptolla im Interview. Rechtlich demnach eine private Versammlung und keine politische Kundgebung. Von öffentlichen Interesse jedoch allemal, weshalb es Journalist*innen auch erlaubt sein wird, das Event dokumentieren so können. Das sagt zumindest das Presserecht, welches in Ostritz von den Behörden jedoch schon oft eingeschränkt wurde. Behörden, die Veranstaltungen auf dem Grundstück des Hotels in Ostritz bisher nur kaum versucht haben zu verhindern, spielen den Organisator*innen des KdN schließlich in die Hände.

Dass die Wahl der Veranstalter*innen des KdN auf eine Anmeldung als Privatveranstaltung fiel, statt als politische Kundgebung nach Versammlungsrecht, könnte den Neonazis zudem Probleme bereiten. Am 4. Oktober, nur eine Woche vor dem Event, verschickte die ständige Behörde der Stadt Ostritz eine Untersagungsverfügung für den KdN. Diese untersagt dem Veranstalter per Bescheid auch alle Ersatzveranstaltungen. Schließlich unterliegen rechte Privatveranstaltungen, im Gegensatz zu Kundgebungen, anderen Auflagen. Deptolla kündigte jedoch an, mit diversen Anwälten gegen das Verbot gerichtlich vorgehen zu wollen.

Neuerungen

Neu hinzu kommt, dass das KdN-Team um Deptolla plant, bereits am Freitag Abend das obligatorische Wiegen der Kämpfer*innen im Live-Stream präsentieren zu wollen. „Pressekonferenz“ betitelten die Organisator*innen dies noch vor einigen Wochen, doch die Presse – außerhalb der eigenen rechten Medienprojekte – sei nicht willkommen. Auch dies zeigt, dass eine kontinuierliche Berichterstattung – ob durch unabhängige Projekte oder im Mainstream – die Organisator*innen verunsichert. Die Bilder, die entstehen könnten, würde das KdN-Team der Presse Zutritt gewähren, würden sie selbst nicht mehr kontrollieren können.

Neben rund 20 Kämpfen mit internationaler Beteiligung, wolle man den teilnehmenden Neonazis abermals eine vegane Essensversorgung bieten. Diese soll erneut von der NS-Straight-Edge-Gruppierung „Wardon 21“ übernommen werden. Dafür riefen deren Protagonist*innen ein eigenes Catering-Projekt ins Leben, welches sie „Feuer & Flamme“ nennen.

Vermarktung und strafrechtlich relevante Produkte

Auch im Bereich der Vermarktung erweitert die „KdN-Kampfgemeinschaft“ ihre Produktpalette. Geplant sind von Seiten der im Deutschen Patent und Markenamt eingetragenen Marke „Kampf der Nibelungen“ Box-und MMA-Handschuhe, die auf dem Event im Oktober erhältlich sein sollen. Neue MMA-Handschuhe brachte vor Kurzem auch die rechte Kampfsportmarke „Pride France“ auf den Markt. In Deutschland dürfte deren Verkauf sicher strafbar sein, denn auf der oberen Seite des Produkts prangt ein Totenkopf, wie ihn die SS-Division „Totenkopf“ verwendete. Interessenten sollen sich dennoch bei dem Macher der Marke, Tomasz Szkatulski, privat melden, dann würde er die Handschuhe zum KdN mitbringen. Nicht viel anders funktioniert der Handel mit verbotenen Musikproduktionen.

Auch deshalb müssten Szkatulskis „Mitbringsel“ nach §86a StGB geahndet werden. Der Paragraf besagt, dass die Verbreitung und Einfuhr von Gegenständen, auf denen Kennzeichen verfassungswidriger Organisation verwendet werden, strafbar ist. Strafrechtliche Konsequenzen müsste es auch geben, wenn Szkatulski ohne Rashguard und langer MMA-Hose in den Ring tritt. Sein Körper ist schließlich übersät mit Hakenkreuzen, einen SS-Totenkopf auf der Hand, sowie dem Slogan „Death to ZOG“ („Tod dem ZOG“ = antisemitische Codierung für „Zionist Occupied Government“). Letzteres wäre auch hinsichtlich einer Strafverfolgung nach §130 StGB (Volksverhetzung) relevant.

Aus Erfahrung weiß man jedoch, dass die sächsischen Behörden wenig Aufwand betreiben werden, um solche Straftaten konsequent zu verfolgen. So konnte u.a. Szkatulski den auf seinem Handrücken tätowierten SS-Totenkopf auf dem „Schild & Schwert“-Festival im April 2018 offen zeigen. Auch dieses Neonazi-Event fand unter den Augen der sächsischen Polizei in Ostritz statt.

Keinen Verkaufsstand wird es jedoch von der brandenburgischen Neonazi-Marke „Greifvogel Wear“ geben, um die es in den letzten Monaten sehr ruhig geworden ist. Auch die ursprünglich in Russland gegründete Marke „White Rex“ zählt nicht mehr zum Sponsoren-Team des KdN.

Dies dürfte vielerlei Gründe haben. Zum einen erhielt Denis „Nikitin“ Kapustin – Botschafter der Marke und maßgeblicher Wegbereiter der rechten Kampfsportszene Europas – Anfang 2019 ein Einreiseverbot für den Schengen-Raum. Zum anderen ist auch seine Personalie nicht unumstritten in der Szene. Der egozentrische Neonazi-Hooligan soll schließlich in der Ukraine u.a. in die Herstellung von Amphetaminen involviert gewesen sein und sei mit seiner Familie damals als sogenannter jüdischer Kontingent-Flüchtling nach Köln gekommen. Zwei Faktoren, die der westeuropäischen Neonazi-Szene sicher schwer im Magen liegen dürften. Erste erkennbare Konsequenzen waren nicht nur die Streichung von „White Rex“ als Unterstützer von Szene-Events wie dem „Tiwaz“ und dem KdN, sondern auch die Verbannung der Marke aus dem Sortiment von Tomasz Szkatulskis „2YT4U“-Onlineshop und Yves Rahmels „PC Records“ – einer der führenden Rechtsrock- und Merchandise-Vertriebe Europas.

Als neuen Sponsor präsentiert der KdN hingegen die Marke „Resistend Sportswear“. Sie soll laut Deptolla aus Deutschland stammen, wurde aber tatsächlich auf Michael Ruchhöft mit Sitz in Budapest (Ungarn) im Juni 2019 eingetragen. Das neue Neonazi-Label soll den Markt mit Funktionskleidung bedienen.

Das Markensymbol selbst ähnelt stark dem Logo des führenden Sportartikelherstellers „Reebok“, der auch Sponsor der weltweit führenden MMA-Promotion „Ultimate Fighting Championship“ (UFC) ist. Ein Mimikry also, mit dem die rechte Kampfsportszene abermals versucht, in den Mainstream vor zu rücken, denn bislang ist bei „Resistend Sportswear“ visuell kein Bezug zur extremen Rechten herstellbar. Marken wie „Reebok“ könnten darauf durchaus regieren und aufgrund von Patentrechten in Bezug auf das Logo Widerspruch einlegen. Wie eine erfolgreiche Intervention auf Rechtswegen seitens großer Hersteller aussehen kann, darüber beschwerte sich Alexander Deptolla vom KdN ebenfalls in dem bereits erwähnten Podcast. Ein Hersteller – mutmaßlich „RDX Sports“ – hatte den Neonazis untersagt, den After-Movie zum KdN 2016 weiter zu verbreiten, da dort MMA-Handschuhe des Herstellers im Großformat gezeigt werden. Das Video ist nun bei YouTube verschwunden.

Suggestion von Professionalität

Wie viele Neonazis am Event des „Kampf der Nibelungen“ am 12. Oktober diesen Jahres teilnehmen werden, ist für die Organisator*innen zweitrangig. Viel wichtiger sei, die vergangenen Events an Professionalität zu überbieten und Kampfsport in der Szene abermals attraktiv zu machen. „Die Leute wollen nun mal eine Mainstream-Veranstaltung (…)“, erläuterte Deptolla im Podcast von Frank Kraemer. Um dies zu erreichen spielt der KdN mit Suggestionen und mit Bildern, die selbst kreiert und kontrolliert werden, um nach außen die Professionalität eines Mainstream-Events auszustrahlen zu können.

Das Beispiel der durchaus professionellen Präsentation etwa eines eigenen Caterings wie „Feuer & Flamme“, versinnbildlicht das Konzept des KdN. Mit Rückgriff auf die Fähigkeiten Einzelner, Bilder grafisch aufzuarbeiten und in den sozialen Netzwerken darzustellen, entsteht der Schein, dass der KdN in allen Bereichen seines Events in Nichts dem Mainstream der nicht-rechten Fightnights nachsteht.

Gleichzeitig stellt man die Funktionalität und die Fähigkeiten dieses internationalen Netzwerkes – der „Kampfgemeinschaft“ – unter Beweis und wächst zusammen. Dabei ist das Netzwerk längst eigenständig, auch wenn extrem rechte Organisationen außerhalb der Kampfsport-Struktur weiterhin Einfluss nehmen. Der KdN kann sich demnach nicht nur der Unterstützung von Parteien wie „Die Rechte“ oder „Der III. Weg“ gewiss sein, sondern kann auch auf Gruppen wie die „Hammerskins“ sowie auf die organisierte Neonazi-Hooligan-Szene zurückgreifen.

„Letztlich ist Gewalt ein fundamentales Element extrem rechter Weltanschauung, die auf dem Recht des Stärkeren und einer Ideologie der Ungleichheit basiert. Dies findet seinen Ausdruck auch im Geschäft mit dem Kampfsport – eigenen Kleidungsmarken und Kampfsportschulen, professionalisierten Events und internationalen Vernetzungen. Denn hierdurch wird die Szene finanziert und vernetzt sowie Nachwuchs über eine gewalttätige Erlebniswelt gewonnen.“ Dies schlussfolgert auch eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Explorativstudie von Robert Claus und Olaf Zajonc. Um dieser Entwicklung Einhalt zu geben, braucht es nicht nur ein größeres öffentliches Interesse, sondern auch längerfristige Lösungen, um der rechten Kampfsportszene den Nährboden zu entziehen. Isolation rechter Kämpfer*innen seitens der Gyms und Trainer*innen ist dabei mindestens genauso wichtig, wie eine klare Positionierung von Verbänden.

Dieser Text ist zuerst auf der Website des Projekts „Runter von der Matte“ erschienen.

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Gewaltaffine Neonazis trafen sich am Wochenende beim „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz

Am vergangenen Wochenende fand im sächsischen Ostritz das völkisch-faschistoide Kampfsport-Event „Kampf der Nibelungen“ statt. Rund 700 Teilnehmer*innen reisten aus allen Teilen Deutschlands und dem europäischen Ausland an: ein ziemlich gewaltbereites und gefährliches Publikum. Wenige Meter entfernt auf dem Marktplatz wurde auf einem „Friedenslauf“ Geld für Aussteigerprogramme gesammelt.

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