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Die Hooligan-Armee von Dynamo Dresden

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"Football Army Dynamo Dresden" beim Spiel in Karlsruhe (Quelle: picture alliance/augenklick/GES)

 

Was war los?

Schon im Vorfeld rief das Umfeld des Fußballclubs auf, mit einer “kleinen Überraschung…gemeinsam aufzutreten.“ Die kleine Überraschung entpuppte sich als ein von Trommlern angeführter Fan-Zug. Gemeinsamer Look:  Camouflage. Begleitet von Unmengen bengalischer Feuer und einem Frontbanner mit dem Motto “Krieg dem DFB“, marschierten die Fans zum Stadion und überrannten “in einer gezielten Aktion die dort eingesetzten Ordner, so dass eine Vielzahl von Personen gewaltsam und unkontrolliert in das Stadion gelangen konnte“. (tagesspiegel). 21 Ordner und 15 Polizisten wurden dabei verletzt. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes bestätigt nun die Einleitung eines „Ermittlungsverfahrens“  gegen den Verein.

Der Tagesspiegel berichtet weiter von nationalsozialistischen Symbolen : Der Marsch wurde von einem Trabi – ebenfalls in Tarn-Optik – mit dem Autokennzeichen „88“ angeführt. In der Naziszene ist die Zahlenkombination ein häufig gebrauchter Code. Die „8“ steht dabei für den achten Buchstaben im Alphabet, also „H“. Daraus ergibt sich das Kennzeichen „HH“ („Heil Hitler“). Nun häufen sich seit Sonntag Diskussionen, um die Hintergründe des Kennzeichens und ob tatsächlich eine rechtsradikale Gesinnung dahinter steht.

 

Warum das nicht überrascht

Trotz des Rückgangs von sichtbaren und hörbaren rassistischen und rechtsextremen Störungen in Fußballstadien sind rechtsradikale Einstellungen in Fanblocks allgemein ein Problem. Vor allem die Fans von Dynamo Dresden haben ein schlechtes Image. Sie gelten als gewaltaffin und tolerant gegenüber rechtsradikaler Gesinnung.  Daneben existiert allerdings auch die antirassistische Faninitiative „1953International“, die sich schon seit 2006 gegen Rassismus und Rechtsextremismus im Fan-Block von Dynamo Dresden einsetzt.

 

Wo kann der Fanmarsch nun eingeordnet werden?

Dass Nazis und Rechtspopulisten auch Fußballfans sein können, ist kein Geheimnis.  Wenn aber auch noch der Pegida-Initiator Lutz Bachmann tweetet: “Das ist der Osten! Das ist Dresden! Das ist Dynamo!“ (tagesspiegel), ist die Verbindung zu eher unangenehmen Ideologien nicht mehr weit hergeholt. 

Mit dem Banner “Krieg dem DFB“ offenbart sich das eigentliche Ziel der Dynamo Dresden Fan-Choreografie. Schon seit Jahren fühlen sich die Anhänger des Fußballclubs vom DFB zu stark sanktioniert. Ihnen geht es angeblich um die Frage, wie Fankultur gelebt werden soll.

Jonas Gabler vom “Kompetenzzentrum Fankulturen und Sportbezogene Soziale Arbeit” äußert sich auf Nachfrage zur Bewertung ähnlich: “Das Gesamtbild der in Karlsruhe verwendeten Symbolik verweist meines Erachtens weniger auf die extreme Rechte (Verwendung des Anglizismus ‘Footballarmy’ und eines Tarnstoffs, der zumindest nicht der Wehrmacht oder der SS zugeordnet werden kann), sehr wohl aber natürlich auf Militarismus.“

Der mitfahrende Trabi verursacht zu Recht Diskussion, scheint trotzdem ohne klaren Bezug zu rechtsradikalen Gruppierungen.  Die Bilder der Inszenierung reichen aber  aus, um deutliche Assoziationen auszulösen. Es ist die Bildsprache des Militarismus, die hier berechtigtes Unbehagen verursacht: Machtdemonstration und Gewalthabitus.

 

Nachtrag: 

Der Auftritt der Dynamo Dresden Fans letzten Sonntag hat provoziert und wurde bundesweit kritisiert. Mittlerweile erklären die Dynamo Dresden Ultras in einem Statement ihre beabsichtigte Kritik und positionieren sich zu dem viel diskutierten Trabi mit der Kennnummer „88“.

„Unsere Mottofahrt hatte niemals das Ziel, Menschen zu verletzen. Wir legen Wert auf eine Trennung zwischen dem Auftritt im Camouflage-Muster und unserer Provokation gegenüber dem DFB einerseits und dem Vorfällen am Eingang des Stadions“. Und weiter heißt es:  „Genauso deutlich möchten wir all denen eine Absage erteilen, die in unserem Marsch irgendwelche rechtsextremen Tendenzen sehen. Und allen Trittbrettfahrern möchten wir sagen: Fickt euch!“. (Ultras Dynamo Dresden)

Der letzte Teil adressiert dabei vermutlich die Äußerung Lutz Bachmanns, der die Aktion twitterte und für seine politischen Zwecke nutzte.

Andererseits gibt es ein Video, das derzeit auf Facebook Beachtung findet. Es zeigt feiernde Fans nach dem Fußballspiel im beschriebenen Army-Look. Auf dem Video ist zu sehen, wie sie einen vorbeifahrenden Radfahrer mit rassistischem Gesang verhöhnen. Neben der an sich schon diskriminierenden Aussage „N***** aufm Fahrrad“ handelt es sich zusätzlich einen Titel der Rechtsrockband „Die Lunikoff Verschwörung“. Es ist die Band Michael Regeners, ehemaliger Sänger der rechtsradikalen Gruppe „Landser“.

Auch das reicht nicht, um hinter dem Aufmarsch eine klare oder geplante Darstellung rechtsradikaler Tendenzen der Fans zu erkennen. Dennoch wird offensichtlich, dass die “Dynamo Dresden Ultras” ihr Statement auch gegen “Trittbrettfahrer” in den eigenen Reihen richten müssen.

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