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Die neurechte Verstrickungen des “Depeschen“-Mediennetz

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Screenshot Facebook-Auftritt "Hessen-Depesche"

 

Das Depeschen Mediennetzwerk

Weißer Hintergrund, neutrale Schrift, einheitlicher Aufbau. Ganz nach dem Rezept: „Seriöse Aufmachung bedeutet seriöse Berichterstattung“. Das “Depeschen”-Mediennetzwerk selbst ist neben Hessen auch in Bayern, Sachsen und im Saarland aktiv.

Die regionale und überregionale Berichterstattung hat tatsächlich eine Linie – und die ist deutlich rechtspopulistisch. Immer wieder tauchen schon in der Überschrift diskreditierende Aussagen über Geflüchtete oder Berichte über die Möglichkeit einer militärischen „Abschottung der Mittelmeerroute“ auf. AfD-Politiker Petr Bystron kommentiert eine deutschlandweite „Bedrohungslage durch Links- und Islamterrorismus“.

Screenshot „Bayern Depesche“ Startseite vom 12.07.2017

 

„Eine bestimmte Methode, Politik zu machen“

Während andere Blätter über einen sexuellen Übergriff berichten (“Frau sexuell bedrängt: Mann tritt Tür ein” – “Franken Post”), berichtet die “Bayern-Depesche” beispielsweise “Mann mit „südländischem Aussehen“ tritt Wohnungstür ein und verlangt von 52-Jähriger Sex”. Dieses Abzielen auf rechtspopulistische und rassistische Verzerrung findet sich immer wieder.

Zum Rechtspopulismus passend nennt sich die Träger-Organisation der “Depeschen” das “POPULAREN”-Netzwerk. Die übergeordnete Firma verweist im Impressum auf den Namensgeber der römischen Republik und deren Ansatz „eine bestimmte Methode Politik zu machen.“

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Screenshot Impressum „Popularen Network“ 12.07.2017

Inhaltliche Kritik an der “Depeschen” wird immer wieder laut. Im Mai 2017 rechtfertigt sich der Verbund, man habe „Kinderkrankheiten beim ursprünglichen Aufbau weitestgehend auskuriert“. Das Angebot der Beiträge sei nun in seiner Ausgewogenheit mit anderen Anbietern konkurrenzfähig. Mit welchen Anbietern es konkurrieren will, erwähnt der Text nicht.

 

Fischt CDU am rechten Wählerrand?

Vor allem fielen die “Depeschen” zunächst durch Scheinautorenschaften auf  – veröffentlichte also viele Artikel unter Pseudonymen. Wie die Hessenschau  berichtet, gab es insbesondere beim sächsischen Ableger kritiklose Berichterstattung zur rechtsextremen NPD. Gegenüber Belltower.News bestätigte der Verfassungsschutz Sachsen, ihnen sei bekannt, „dass in der Vergangenheit Rechtsextremisten (Beispiel Herr Gansel) für diese Publikation Beiträge lieferten“. Es ist eine bekannte Strategie rechtsextremer Akteure, bewusst auch Nicht- Szene-Medien zu nutzen, um mehr Menschen zu erreichen und ihre Positionen sagbarer und seriöser wirken zu lassen.

Geschäftsführerin und Verantwortliche des „Popularen“- Netzwerkes ist Angela Prokoph-Schmitt. Sie ist nach eigener Angabe Mitglied der CSU und der CDU Hessen. Gegenüber der „Frankfurter Neuen Presse“ distanziert sie sich von einer persönlichen Verbindung zu Gansel oder zur NPD. Tatsächlich sind mittlerweile alle Hinweise auf eine Beteiligung durch Gansel von den “Depeschen”-Seiten verschwunden.

Zum redaktionellen Team der “Hessen-Depeche” gehören ein weiteres Mitglied und ein Sympathisant der hessischen CDU , wie u.a. die “Hessenschau” berichtet und auch die Angaben zum “Team” im Impressum belegen.  Die Frankfurter Rundschau berichtet nun über sieben CDU-Mitglieder im Umfeld der „Depeschen“. Die hessische SPD kritisiert:  „Es scheint so, als ob jahrelang alle in der CDU die Augen beim Fischen am rechten Wählerrand verschlossen haben“.

 

Im redaktionellen “Team” der “Hessen-Depeche” sind CDU, FDP und AfD vereint

Die jüngeren Mitglieder der Redaktion kommen allerdings nicht aus der CDU, sondern aus der AfD. Noch recht neu zum “redaktionellen “Team” der “Hessen-Depeche” gehört Damian Lohr, Landesvorstand der “Jungen Alternative Rheinland-Pfalz” . Er schreibt seit Mai 2017, bisher recht sachlich.

Länger dabei, seit Juni 2016, ist  der Schriftführer der AfD- Jugendorganisation  „Junge Alternative Rheinland-Pfalz“, Robin Classen – der schreibt für die “Hessen-Depesche”, die “Saar-Depesche” und für die “Bayern-Depeche”. Er berichtet regional über die AfD, beklagt den „Genderwahn“, oder versieht Statistiken mit nationalistische Tendenzen („In vielen hessischen JVAs können mehr als 60 Prozent der Insassen kaum Deutsch“).

Classen ist auch anderweitig publizistisch aktiv. So schreibt er Artikel für das neurechte Magazin “Blaue Narzisse” –  mit islamfeindlichen Tenor in „Wie viele Muslime leben 2050 in Deutschland?“. Auch beklagt er ein “Aufweichen” der rechtsextremen “Front National” in Frankreich: , die sind nicht nur islamfeindlich, sondern spiegeln auch seine rechtsextreme Haltung. „Wenig Front, wenig national: Marine Le Pen auf Abwegen“.

Zudem ist Classen Schriftführer für den „Ring freiheitlicher Jugend Deutschland“ (RfJD). Das Gründungspapier benennt Beteiligte aus der vom Verfassungsschutz beobachteten „Pro Bewegung“, der extrem rechten „Republikanischen Jugend“, Mitglieder der rechtspopulistischen Partei „Freiheit“ und der rechtsextremen „German Defence League.“

Ebenfalls interessant ist Ramin Peymani, Landesgeschäftsführer der “Jungen Liberalen Hessen”. Als Publizisten und Autor schreibt er neben der “Hessen-Depeche” unter anderem  für das neurechte Magazin „eigentümlich frei“. Für die “Hessen-Depeche” schreibt er – ebenso wie auf seinem Blog “Liberale Werte” –  gegen “den Islam” und wettert gegen alles, was er als “links” verortet .

 

„Hessen-Depesche“ im Visier

Die Redaktion selbst sieht jedenfalls all ihre Inhalte als demokratisch an. Robin Classen schreibt entsprechend in einem Artikel für die “Bayern-Depesche”: “Extremismus liegt uns fern”. Ab dem Eigentümerwechsel im Februar 2017 gehe es bei den “Depeschen” um den dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg: “Spekulationen einiger „heimlich Wissender“ auf anonymen Internetseiten über eine angebliche politische Nähe der Redaktionen zu irgendwelchen Parteien sind falsch!”. Man orientiere sich vielmehr an den Leser_innen. NPD und “Pegida” teilen die Texte der “Depeschen” jedenfalls gern über ihre Social Media-Kanäle. Jetzt will sich der hessische Verfassungsschutz mit dem Thema befassen. Der hessische Verfassungsschutz bestätigt gegenüber Belltower.news, man „prüfe zur Zeit den Internetauftritt der Seite“. Eine offizielle Beurteilung könne erst danach erfolgen. 

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