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Die weißen Flecken in der Berichterstattung Zum Start des Mediendienst Integration

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(Quelle: Mediendienst Integration)

Es gibt Fotos, die so reflexhaft zur Bebilderung bestimmter Themen eingesetzt werden, dass sie uns fast gar nicht mehr auffallen: Ein Artikel über ein Nazi-Konzert? Zeigt in neun von zehn Fällen Springerstiefel auf Asphalt oder den glatzköpfigen Hinterkopf eines Mannes mit Bomberjacke. Ein Beitrag über muslimische Frauen? Wird ebenso sicher mit einer Kopftuch tragenden Frau illustriert. Solche Bilder ärgern Ferda Ataman, die den neuen Mediendienst Integration leitet. Sie erklärt am Beispiel des Kopftuchfotos: „Nur jede dritte muslimische Frau in Deutschland trägt überhaupt Kopftuch!“ Dennoch werden mit solchen Bildern die immer gleichen Stereotype reproduziert.

Stereotype und Klischees

Doch es sind nicht nur Fotos, mit denen Klischees transportiert werden. Auch die Berichterstattung als solche wird oft genug von ihnen geprägt. Hier setzt der neu geschaffene Mediendienst Integration an. Er will Journalistinnen und Journalisten bei ihren Recherchen zum Thema Einwanderung, Integration und Migration unterstützen: indem er Grundlagenwissen vermittelt und unterschiedlichste Experten anbietet, die neue Positionen zu alt bekannten Debatten beziehen. Konkret will der Mediendienst Presse und Wissenschaft zusammenbringen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können der Einrichtung ihre Forschungsergebnisse und Stellungnahmen zur Verfügung stellen, welche hier mediengerecht präsentiert werden. Hinzu kommen aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zu den ausgewählten Themen.

Darüber hinaus soll der Mediendienst Integration auch eigene Beiträge erstellen und so die weißen Flecken abdecken, die sonst im journalistischen Alltag zu kurz kommen. „Wir wollen etwa besonders tolle Projekte vorstellen oder auch kontroverse Thesen aufgreifen“, führt Ataman aus. In diesem Sinne verstünden sie sich als „Impulsgeber“. Worum es nicht gehe, sei, den Journalistinnen und Journalisten ihre Texte vorzukauen. „Wir bieten ihnen eine Vorrecherche an“, so die Projektleiterin. Hilfreich dabei ist, dass sowohl Ataman als auch ihre Kollegin Rana Göroglu selbst Journalistinnen sind und die Anforderungen redaktioneller Abläufe kennen.

Schieflage bei den Medien

Schon jetzt gab es erste Anfragen:Die Themen dabei waren die Zuwanderung aus südeuropäischen Ländern, die Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund und Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft. „Wir werden in dem Fall zum Beispiel gefragt, ob es Studien zu dem Thema und einen guten Ansprechpartner gibt“, erläutert Ataman. Genau für diese Fragen sei der Mediendienst Integration konzipiert. Dazu passt, dass etwa Einwanderung und Integration zu den Dauerthemen der medialen Berichterstattung gehören. Doch die Beiträge zu diesen Themen sind oft von Stereotypen geprägt und nicht selten auch unsauber recherchiert. Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat der Sparzwang der vergangenen Jahre in den Redaktionen dazu geführt, dass oft kein Fachredakteur mehr für die entsprechenden Themenfelder vorhanden ist. Zum anderen fehlt in vielen Fällen die richtige Perspektive: Die meisten deutschen Redaktionsräume spiegeln nicht die Vielfalt der Gesellschaft wider, Journalistinnen und Journalisten mit dem viel zitierten Migrationshintergrund sind oft genug Mangelware. Entsprechend gehen viele Positionen und Blickwinkel verloren. „Die meisten Medien berichten sehr problemorientiert über Integration und Migration“, weiß auch Ataman. „Es gibt eine Schieflage zwischen dem, was wir wissen, und dem was berichtet wird.“

Für den Mediendienst Integration scheint es also genug Bedarf zu geben. Er ist ein Projekt des Rats für Migration und wird unter anderem von der Freudenberg Stiftung und dem Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration unterstützt.

Mehr Sicherheit im Umgang mit Begriffen

Doch inwiefern ließe sich der Erfolg des Mediendiensts bemessen? Für Ferda Ataman wäre die Zahl der Anfragen eine Größe. Eine weitere bestünde darin, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Debatte einzubringen, die vorher noch nicht zu Wort kamen und so neue Positionen einführen. Fernab dieser konkret messbaren Erfolge gibt es allerdings auch noch eine ideelle Ebene, die Ataman wichtig ist: „Wir wären schon glücklich wenn das Wort ‚Ausländer‘ nicht mehr synonym für ‚Migrant‘ benutzt wird und wenn es mehr Sicherheit im Umgang mit Begrifflichkeiten gebe.“

https://mediendienst-integration.de/

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