Zu den publik gemachten Diskriminierungsformen gehören rassistische Kommentare und verbale Gewalt, rassistisch motivierte Distanzierung, das Husten oder Spucken auf Personen, Online-Beschimpfungen, Diskriminierung in öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu physischen Attacken. Der Großteil der Vorfälle richtet sich gegen als asiatisch gelesene Menschen, aber es gibt auch weitere rassistische Vorfälle etwa gegen als italienisch gelesene Menschen. Antisemitismus grassiert vor allem in Form von Verschwörungserzählungen im Internet, doch in Berlin gab es bereits auch einen Vorfall im Zusammenhang mit Corona in der Offline-Welt (vgl. RIAS Facebook, BTN).
Quellen der Dokumentation sind Presseberichte, der Twitter-Hashtag #ichbinkeinvirus und Berichte, die an die Redaktion gesendet wurden. Ausgenommen haben wir aufgrund der Fülle der Fälle Rassismus in Medien, lesen Sie dazu die „Neuen Deutschen Medienmacher*innen“ und „Übermedien“ – und neu (23.04.2020): Die Sammlung des Vereins korientation e.V.
Wenn Sie einen Vorfall beitragen wollen, schreiben Sie uns: belltowernews@amadeu-antonio-stiftung.de
1. Februar 2020
- „Gestern, als ich aus dem Zug gegangen bin, stand ein Mädchen mit ihren Freunden und schrie „Chinese!“ als sie mich sah.“ (Twitter)
- „Meiner Mutter wurde von Bekannten abgeraten sich mit mir zu treffen, weil meine Frau ursprünglich aus China kommt.“ (Twitter).
- Berlin: Chinesin in Mitte rassistisch beleidigt – zwei Frauen sollen in Berlin-Mitte am Freitagnachmittag eine Chinesin rassistisch beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen und dann geschlagen und getreten haben. Die 23-Jährige wurde demnach am Kopf verletzt und ambulant in einem Krankenhaus behandelt, ihre Brille zerbrach (Tagesspiegel).
02. Februar 2020
- „Im Zug. Eine junge weiße Frau mit rasierten Kopf und einem goldenen Septum-Piercing setzt sich mir gegenüber hin. Dann sieht sie meine Augen und guckt misstrauisch, als sie realisiert, dass ich Asiatin bin.“ (Twitter)
- „Meine Mutter muss wegen einer Nierentransplantation Mundschutz tragen, um sich vor Bakterien und Viren zu schützen. Gestern in der Bahn wurde sie deswegen auch verbal angegriffen.“ (Twitter)
- „Auch ich wurde bereits in den letzten Tagen von Fremden beleidigt, obwohl ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin. Übrigens: Auch im Bus und an der Uni will keiner neben mir sitzen.“ (Twitter)
03. Februar 2020
- Bericht ZDF: Angst vor Coronavirus – Wenn „Chinese“ zum Schimpfwort wird: Junge Zuschauer berichten ihr von Rassismus auf dem Schulhof berichtet, wo das Wort „Chinese“ zum Schimpfwort geworden ist. / Ein Freund von mir war in der Bibliothek und er saß relativ in der Mitte des Tisches. Dann hat er angefangen zu husten. Dann wurde er komisch angestarrt und dann saß er plötzlich alleine da.“ / Der Journalist Marvin Ku berichtet von einer Recherche im Berliner Zoo.: „Als ich eine Mitarbeiterin ansprach, trat sie zwei Schritte zurück und schaute irritiert.“ Auch bei einem anderen Mitarbeiter sei ihm das so gegangen. „Er wirkte, als wolle er ganz schnell weg von mir. Und ich hörte, wie seine Kollegin ihn noch fragte: ‚Haste ooch Angst, dich mit Corona anzustecken?'“ (Tagesspiegel)
- „Ich lebe schon fast über 36 Jahre in Deutschland und muss jetzt meiner 3 jährigen Tochter erklären wieso andere Kinder nicht mehr mit ihr spielen dürfen.“ (Twitter)
- „Setze mich gerade in die S-Bahn und mein Sitznachbar dreht sich bewusst weg & zieht den Kragen nach oben. Für einen Moment wollte ich scherzhaft husten,aber wer weiss schon, was das auslösen könnte. PS: im Moment sind lauter Nicht-Asiaten am rum husten.“ (Twitter)
- „Die Leute vergessen manchmal, dass gerade Grippe-Zeit ist in Deutschland. In der Kita sind viele Kinder krank, am Freitag musste ich meinen Kleinen abholen, da er 39 Grad Fieber hatte. In der S-Bahn guckt eine andere Mutter meinen Sohn an und denkt: „Oh, das chinesische Kind ist krank!“ Ich habe sie böse angeguckt und ignoriert, weil dass mein Kind Chinese ist und krank ist heißt nicht, dass er das Virus hat. Mein Sohn ist in Deutschland geboren, sein Papa ist hier aufgewachsen und wir waren noch nie in China.“ (Twitter)
- „Die wollten mich beim Bäcker nicht bedienen. Der Verkäufer schrie drei Mal: „Wir schließen jetzt“. Ich meinte, es geht doch schnell, ich will das da. Er schaute mein Geld an, als wäre es ein Virus.“ (Twitter)
04. Februar 2020
- Bericht Bayerischer Rundfunk: Rassist*innen sagen: Angst ist ja erst mal kein Rassismus. Es ist doch nicht rassistisch, wenn ich mich jetzt in der Bahn nicht neben einen Chinesen setze, bis hin zu Wünschen wie „Ach geh doch zurück in dein Seuchenland“. // Es begann alles damit, dass ich gefragt worden bin, als ich Essen mitgebracht hatte, ob da Corona Virus drin sei. Ich habe das erst als Scherz abgetan, und die letzten vier Tage waren dann aber schon so, dass ich gedacht habe: „Okay, irgendwas stimmt hier nicht.“ // Vorgestern war ich in der U-Bahn, ich habe telefoniert und natürlich auf Chinesisch. Und dann kam ein Mann, zuerst hat er mich lange angeguckt und dann hat er mich gefragt: „Wo ist dein Mundschutz?“
- „Samstag bei Drogeriemarkt Müller. Kassiererin kassiert vor uns sechs Kunden ab. Meine asiatische Frau reicht der Kassiererin einen Gutschein. Die Kassiererin öffnet ihre Schublade, desinfiziert sich Hände. Ich: Keine Panik, meine Frau war noch NIE in China. Kassiererin: verlegenes Schweigen.“ (Twitter)
- „Ich war heute in der Stadt und gehe aus Rossmann raus.Was höre ich dann? „Corona Check““ (Twitter)
- „In einem Kaffeeladen. Ich: Darf ich hier sitzen? Der Gast: Ja. Ich: Danke! *sitzt* Der Gast : Aber nein, wenn Sie gerade von Ihrem Herkunftsland kommen. Ich. : Keine Sorge, ich komme nicht aus China.“ (Twitter)
- „An der Kasse habe ich kurz gehustet. Die Kassiererin hat reflexartig ihr Desinfektionsspray rausgeholt. Meine Augen haben mich wohl verraten.“ (Twitter)
05. Februar 2020
- Bericht Frankfurter Rundschau: In einem Beitrag von „ZDF heute“ von Montagabend sagte ein Tourist aus Taiwan auf dem Römerberg, ihm sei der Einlass in ein Restaurant verweigert worden mit der Begründung, dass Chinesen nicht erwünscht seien. // Anh Hoang, 28, aus Gelnhausen berichtet aus der S-Bahn nach Frankfurt: „Ich habe Heuschnupfen und musste daher in der Bahn husten. Er hat mich daraufhin von oben bis unten gemustert und dann seinen Schal auf seinen Mund gehalten. Die komplette Fahrt über und die dauerte fast 40 Minuten.“ // FR-Volontärin Valérie Eiseler: „Als ich mich zwischen den Regalen im Supermarkt umsah, stand neben mir noch eine Gruppe von drei jungen Menschen, die, soweit ich das erkennen konnte, Chinesisch sprachen“, sagt sie. Eine Mitarbeiterin des Supermarkts habe die Gruppe und sie dort schon misstrauisch beobachtet. Eiseler stellte sich an die Kasse. Daraufhin ging die Mitarbeiterin zu ihren Kolleginnen, deutete auf Eiseler und ein anderes junges Paar, das etwas weiter entfernt außer Hörweite stand. „Wir alle wurden aufgrund unseres Aussehens von ihr als ‚asiatisch‘ gedeutet.“ Dann sagte die Mitarbeiterin: „Guck mal, wie viele von denen hier sind. Wir brauchen unbedingt Mundschutz, ich will nichts mehr anfassen.“ // Jonny Diep studiert in Frankfurt, pendelt aus Weinheim: „Einige weigern sich tatsächlich, sich [in der Bahn]neben mich zu setzen, wohlgemerkt in einem leeren Vierer“, sagt er. Manche stünden auch plötzlich auf und wechselten den Sitzplatz, sobald er sich in der Nähe befinde.
- Bericht im Spiegel: Mitarbeiter eines Asia-Supermarktes in Köln: „Ich bin immer noch schockiert. Obwohl der Vorfall nun schon einige Tage her ist, kann ich nicht aufhören, darüber nachzudenken. Eine Mutter kam mit ihrer Tochter in unseren Supermarkt. Sie sagte zu ihrem Kind: ‚Zieh dir den Schal vor den Mund.‘ An der Kasse sagte das Kind zu seiner Mutter: ‚Mama, sind alle Chinesen krank?‘ Die Mutter sagte nichts. Sie bezahlte und verließ das Geschäft.“ Weder stellte sie als richtig, dass nicht alle Asiat*innen Chines*innen sind, noch das nicht alle Chines*nnen krank sind. //“Meine Mutter fuhr U-Bahn. Der Platz neben ihr war frei, aber obwohl es sehr voll war, setzte sich niemand neben sie. Als sie aufstand, setzten sich gleich einige der Stehenden hin.“
- „Sitze im Uber, abgeholt vom Krankenhaus. Werde ernsthaft gefragt gefragt, ob ich den #CoronaVirus habe.“ (Twitter)
- „Wenn eine nette alte Dame mich beim Einkaufen fragt wieso ich ohne Schutz einfach so rum laufen darf.“ (Twitter)
- „Mein Vater hat seit 8 Jahren mit Reizhusten zu kämpfen. Am Montag waren wir bei Aldi bei uns in der Stadt. An der Kasse bekam mein Vater wieder ein Hustenanfall. Der Kassierer schaute ihn angewiedert an und desinfizierte seine Hände. “ (Twitter)
06. Februar 2020
- „Meine Freund*innen und ich wurden vorhin in Köln-Ehrenfeld als Corona-Opfer beschimpft. Wir haben aus Selbstschutz und Angst nichts gesagt. Bin nur so wütend & frustriert, weil ich mich richtig machtlos gefühlt hab. Ich hab es so satt.“ (Twitter)
- „Ein Paar war auf der Suche nach etwas zu essen. Der Mann blieb vor unserem Laden stehen und fragte, ob man nicht hier essen könnte. Die Frau zog ihn panisch weg und sagte:“Nein! Denk an den #coronavirus, die sind alle verseucht!“ Ich hätte ausrasten können!“ (Twitter)
- „Gerade auf dem Markt. Wir kommen an einem Stand mit asiatischen Lebensmitteln vorbei. Meine Bekannte entsetzt: „Da wird hoffentlich nicht der Corona Virus dran sein.“ Wie kann man als aufgeklärter Mensch so dumm sein? Ich muss meine Bekannten überdenken.“ (Twitter)
- „Heute saß ich mit 2 alten Damen in einem Bus. Beim Einstieg sagte die eine: Nicht zu uns! Beim Ausstieg zog die andere ihren Schal bis vor Ihrer Nase hoch. So diskriminiert gefühlt wie noch nie in meinen kurzen 13 Jahren in Deutschland.“ (Twitter)
07. Februar 2020
- Bericht B.Z. Berlin: „B.Z.-Leserin Tatiana (40) erlebte, wie am Samstag drei Jugendliche südländischer Herkunft vor einem Asia-Markt in Spandau asiatische Bettler mimten und die Kunden fragten: ‚Willst Du Coronavirus?‘ // Tatsächlich leiden China-Restaurant-Betreiber unter der Virus-Angst. ‚Wir haben Einbußen von 40 bis 50 Prozent‘, sagt K. Y. Wong (49), Chefin des Restaurants ‚Aroma‘ an der Kantstraße. ‚Bei anderen Chinesen ist es ähnlich.‘ Dann erzählt sie über einen rassistischen Vorfall aus dem Bus. ‚Vor zwei Tagen wollte ich mich auf einen Platz setzen, auf den eine ältere Frau ihre Tasche gelegt hatte. Sie wollte die Tasche nicht wegnehmen, sagte, alle Chinesen seien krank. Keiner hat mich verteidigt.‘ // Der chinesische Student Frankie (22) ist als Tourist auf Europareise: Wenn sie mich in der Bahn oder an touristischen Orten sehen, ziehen manche Leute ihre T-Shirts vor die Nasen. Ich verstehe schon, woher diese Angst kommt, aber es ist respektlos.“
- „Da läuft der Virus“ „Bist du Chinese, hast du Corona?!“ Lass doch einfach mal diese Sprüche! Nicht jeder Asiate ist Chinese, nicht jeder Chinese hat #Corona Ja es ist diskriminierend, wenn man sich in der Bahn wegsetzt, nur weil man asiatisch aussieht.“ (Twitter)
- „Wenn man am Bahnhof neben jemandem steht, der telefoniert und dieser bei deinem Anblick ins Telefon meint: „Digga, ich will kein Corona-Virus.“ Was soll man dazu noch sagen?“ (Twitter)
- „Ich möchte wirklich zurück nach Japan. Drei Jungen, die mich nicht kannten, riefen mir zu, als sie auf dem Fahrrad an mir vorbeifuhren: „Asische Menschen haben den Coronavirus! Komm nicht nach Deutschland!“ Ich war schockiert.“ (Twitter)
- „Meine Frau (Chinesin) wurde in der U-Bahn in Hamburg von einer ganzen Schulklasse rassistisch beleidigt und niemand im Abteil oder Erzieher haben in irgendeiner Art und Weise eingegriffen. Sie stieg bei der nächsten Station aus, obwohl es nicht ihre Station war.“ (Twitter)
- „Meiner Frau haben dumme Jungen gesagt, dass sie der Coronavirus ist. Wir sind nie nach China geflogen, obwohl haben viele Deutschen beschäftigen, die bereits nach China geflogen sind. (…) Das ist die Diskriminierung.“ (Twitter)
08. Februar 2020
- Bericht taz: „Letzte Woche hatte ich einen Termin bei meiner Gynäkologin, jährliches Check-up. […] Vor meinem Termin versuchte die Praxis dreimal, mich zu erreichen, allerdings auf dem Handy meines Mannes. Als ich bei der Praxis ankam und an der Glastür klingelte, war die Sprechstundenhilfe noch im Gespräch mit einer anderen Patientin. […] Die Tür öffnete sie nicht. Nach ein paar Minuten kam dann die Ärztin zur Tür und sagte: „Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, aber wir haben entschieden, dass wir wegen des Coronavirus momentan keine chinesischen Patientinnen behandeln.“ Ich sagte, dass ich die Vorsicht verstehen könne. Doch als ich erklären wollte, dass ich in letzter Zeit nicht in China war und auch keinerlei Symptome hatte, fiel sie mir ins Wort: „Wir müssen unsere Patientinnen beschützen, manche von ihnen sind ja auch schwanger.“ Die Ärztin hat einen Eid abgelegt, sie ist verpflichtet, alle Patienten gleich zu behandeln. Sie sollte über das Coronavirus informieren, sie sollte wissen, was und wer gefährlich ist und was nicht. // Am Montag schrieb mir meine Mutter völlig aus dem Nichts, dass sie gerade vom Einkaufen komme. Noch nie zuvor hätte sie sich so unwohl gefühlt: Alle Leute hätten sie angestarrt und Abstand gehalten. Sie zog direkt die Verbindung zum Coronavirus. Ich war schockiert: Wenn meine Mutter mir von allein so eine Nachricht schreibt, dann will ich mir kaum ausmalen, wie die Situation tatsächlich gewesen ist.
- „Hatte bis eben super gute Laune, bis ich in die S-Bahn stieg. Jemand, der mir gegenüber sitzt, 2 Meter entfernt, zieht seinen Schal über den Mund und spricht davon, ob sein Kumpel ‚es‘ riskieren will.“ (Twitter)
- „Meine Tochter (10, 5.Klasse) wurde in der Schule gefragt, aus welchem Land sie kommen würde. Draufhin hat die Mitschülerin behauptet sie hätte den Corona Virus und sie hat sich dann direkt vor ihren Augen die Hände desinfiziert!“ (Twitter)
09. Februar 2020
- „“Noch so ein chinesisches Schlitzohr!”, meinte eben ein Typ zu meinem Mann.“ (Twitter)
13. Februar 2020
- „CN Rassismus Stuttgart Hbf. Ein anscheinend verwirrter Mann schrie 10 Minuten lang 3 asiatisch aussehenden Frauen hinterher (auch, als sie schon weg waren), sie seien gefährlich und „die Chinesen“ würden die ganze Welt, ganz Deutschland mit dem Coronavirus anstecken. Dabei wirkte er SEHR agressiv.“ (Twitter)
10. Februar 2020
- Bericht Schondorfer Nachrichten (Baden-Württemberg): Ein 20 Jahre alter Winnender, dessen Eltern aus China kommen, wird von Freunden neuerdings mit den Worten „Hey, Corona ist da“ begrüßt – im Scherz, sagt er. Er erzählt von seiner Erkältung, von Versuchen, sein Husten zu unterdrücken und von dem unangenehmen Gefühl, wenn andere Menschen weiter von einem wegrücken. Auch wenn er die Angst ein Stück weit nachvollziehen kann. Schlimmeres erlebe jedoch seiner jüngeren Schwester, die gerade in die 7. Klasse geht. „Schüler aus der Parallelklasse haben künstlich gehustet, als sie vorbeikam, und dabei immer wieder ‚Corona‘ gesagt.“ Das hätten andere später nachgeahmt. Seine Schwester habe ihn außerdem von einem Vorfall berichtet, bei dem eine Gruppe von Kindern zu anderen gesagt haben soll: „Das sind Chinesen, die essen alles, deswegen haben die auch Corona“. Eltern müssten hier aufklären. // Eine 43-Jährige gebürtige Chinesin aus Ludwigsburg berichtet: „Ich war am vergangenen Mittwochabend bei der Eishalle in Ludwigsburg unterwegs“, erzählt sie. Dort sei um diese Uhrzeit nicht viel los, die Straße liege eher im Dunkeln. „Eine Frau und ein Mann, beide um die 20 Jahre alt, waren auch dort. Die Frau hat sich zu mir umgedreht, registriert, dass ich Asiatin bin und plötzlich ganz laut ‚Coronavirus!‘ geschrien.“ Sie habe nicht reagiert, sei weitergegangen. Aggressiv, mit rotem Gesicht, hätte die Frau ein zweites Mal „Coronavirus“ gebrüllt. „Ihr Begleiter hat noch versucht sie zurückzuhalten, und ich bin einfach weitergelaufen“, erzählt sie. „Es lagen gut dreißig Meter zwischen uns, als die Frau noch ein drittes Mal schrie. Da war ich dann wirklich wütend. Ich habe zurückgerufen: Sehr intelligent, sehr vernünftig.“
- „Als der Freund meiner Mitbewohnerin (Koreaner) vor Kurzem einkaufen ging, machte jemand im Vorbeigehen mit Blick auf ihn Würgegeräusche. Das hat absolut nichts mit „Selbstschutz“ zu tun, das ist einfach nur purer Rassismus!“ (Twitter)
11. Februar 2020
- Ex-„Sturm der Liebe“-Schauspielerin Gabrielle Scharnitzky hat ihrer chinesischen Untermieterin in ihrer Berliner Wohnung aus Angst vor einer Ansteckung gekündigt – obwohl die noch nicht einmal in China gewesen sei (Rheinische Post). Und sie findet sich offenbar mit ihrem Rassismus so sehr im Recht, dass sie sogar mit Presse darüber spricht.
19. Februar 2020
- Bericht t-online: „Sie haben mich doch hier gesehen! Ich habe gearbeitet. Ich war seit Wochen nicht im Urlaub!“ Dieser Satz ist in den vergangenen drei Wochen sehr oft bei meiner Nachbarin mit vietnamesischen Wurzeln gefallen. Sie führt eine kleine Schneiderei und einen Paketshop in einer westdeutschen Stadt. Zu ihr kommen für gewöhnlich Stammkunden aller Altersklassen. Doch häufiger kam es in letzter Zeit dazu, dass Kunden und Kundinnen Termine absagen – gerade die Älteren, weil sie Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus „Covid-19“ haben.
20. Februar 2020
- München: Bereits am 20. Februar waren zwei junge Chinesinnen am Harras im Stadtteil Sendling von einem 57-Jährigen angegriffen worden, der sie anspuckte und als Virus-Überträgerinnen beschimpfte (Süddeutsche Zeitung)
21. Februar 2020
- Burladingen: Chinese mit Atemschutzmaske baumelt über der Stadt. Bei einer Karnevalsveranstaltung. Die Zeitung, die das berichtet, findet das „zeitgemäß“ statt rassistisch (Schwarzwälder Bote). Dazu ein Twitter-Beitrag mit Foto:
- „Zu Früh auf den Feierabend gefreut. Bin in der Bahn von einer Frau angeblafft worden, ich solle meinen Corona-Körper woanders hinsetzen. Habe sie angehustet und bin zu früh ausgestiegen. Aber was soll man tun, wenn NIEMAND im vollen Wagen hilft? “ (Twitter)
22. Februar 2020
- „Kinder haben heute im Supermarkt in Düsseldorf zu mir „Coronavirus“ gesagt. Ich bin so traurig und wütend. Ich konnte mich nicht einmal bei ihren Eltern beschweren, weil die nicht da waren.“ (Twitter)
23. Februar 2020
- Berlin-Schöneberg: Antisemitische Markierung im Kontext der Coronavirus-Pandemie – In einem Mehrfamilienhaus in Berlin-Schöneberg trug eine unbekannte Person eine Anwohnerin, die auch aufgrund ihres Nachnamens als jüdisch erkennbar ist, auf einem Aushang zur Nachbarschaftshilfe während der Coronakrise ein. Zwischen dem Doktortitel und dem Nachnamen der jüdischen Betroffenen wurde handschriftlich ein „Corona“ hinzugefügt, so dass auf dem Zettel „Dr. Corona“ sowie „Dreimal klopfen“ zu lesen war. Dies ist nicht der erste Vorfall, den die Betroffene in dem Haus erlebt hat: Bereits kurz nach dem Einzug wurde ihr Namensschild mehrfach abgerissen. (RIAS, Facebook)
- „Ein Fahrgast stand auf und ging zu dem anderen Ende der U-Bahn, als ich zu seiner Richtung ging. Um die Ansteckung mit einem Virus zu vermeiden, hätte ich ja eher die Karnevalist*innen vermieden, die sich in den überfüllten Läden für lange Zeit aufenthielten.“ (Twitter)
- „Es ist allgegenwärtig, als ich heute morgen unterwegs war, kamen mir drei ältere Leute entgegen. Die Dame aus der Gruppe lacht mich an und feixte: „Corona Virus“. Ich hatte heute keine Reaktion parat; gestört hat es die anderen beiden Männer nicht.“ (Twitter)
24. Februar 2020
- „Heute is eine Frau extra früher aus dem Aufzug ausgestiegen aus Angst vor dem Virus. Bin extra wieder runter und hab der meine Meinung gegeigt. Die meinte sie hätte Kinder usw. Hab ich auch, hab ich gesagt.. Immerhin hat sie sich entschuldigt…“ (Twitter)
25. Februar 2020
- „Heute früh, in der S-Bahn: Bin leicht erkältet, muss niesen. Typ neben mir steht auf, setzt sich weg, funkelt mich böse an und zischt: „Dreckiger Scheiß-Italiener! Dich haben Sie wohl vergessen, wegzusperren?“ Alle starren. Keiner sagt was. Ich bin sprachlos. Zum ersten Mal.“ (Twitter)
26. Februar 2020
- „Sitze in der Tram und zwei Menschen haben ihre Schals als Mundschutz umgewandelt. Beim Rausgehen haben sie ihre Schals wieder heruntergenommen.“ (Twitter)
- „Heute erfahren, dass meinem vietnamesischem Bruder und seinem vietnamesischen Kumpel „Corona“ hinterher gerufen wurde, als sie zusammen unterwegs waren.“ (Twitter)
- „Ich hatte soeben die komischste Erfahrung überhaupt. Ort: Wartezimmer beim Arzt inklusive großer Bildschirm mit Infos zum Corona Virus. Ich huste. Alle schauen mich an. Ich huste erneut. Junge Frau mit Baby schaut mich kopfschüttelnd an und verlässt den Raum. Ich huste nochmal. Eine ältere Dame und 2 Männer stehen auf, ziehen ihr Shirt/Schal über Nase und Mund und verlassen murmelnd den Raum. Ich huste wieder. Ein junger Mann kommt auf mich zu, steht vor mir und spuckt mir vor die Füße und sagt: „Lächerlich wie Sie Ausländerschlampe mit Ihrem Corona Virus jetzt meinen uns auch noch vergiften zu wollen, Sie verantwortungslos Dreckstück.“ Die Leute fangen an zu schreien und diskutieren, eine leichte Panik breitet sich aus, Leute gehen.. bis eine Schwester reinkommt nd aufklärt, dass ich Lungenkrank bin. Was zum Teufel ist denn bitte in den letzten Jahren mit unserer Gesellschaft passiert? Ich habe mich selten so unwohl, angegriffen und verletzt gleichzeitig gefühlt wie vorhin in diesem Wartezimmer.“ (Twitter)
27. Februar 2020
- „Kollege erzählt: „Wir standen im Supermarkt und plötzlich hat ein Deutscher auf eine chinesisch aussehende Frau gezeigt und ‚CORONA!‘ geschrien. Die arme Frau schrie zurück: ‚No Corona, I am not even chinese!““ Schlimmer als der #coronavirus ist euer elender Rassismus.“ (Twitter)
28. Februar 2020
- „Zu mir: „Bei Chinesen kaufe ich nicht ein. Weisst ja nicht, was die alle haben.“ Gelächter. „Corona Pest.“ Die perfekte Gelegenheit, die Brille mit dem Mittelfinger hochzuschieben. Hat sich jemand eingemischt? Nope. Wegschauen wird Normalität.“ (Twitter)
29. Februar 2020
- Aus Panik vor dem neuartigen Coronavirus hat der Sicherheitsdienst des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig eine Gruppe japanischer Studenten des Stadions verwiesen. Gut zehn Minuten nach Beginn des Spiels gegen Bayer Leverkusen am Sonntag sei die Gruppe von etwa zehn Ordnern des Stadions verwiesen worden. Dabei soll ihnen erklärt worden sein, dass dies aus Sorge vor dem Virus geschehe. Den Japanern wurde zugesagt, dass das Geld für die Tickets zu einem späteren Zeitpunkt erstattet werde. Das teilten Personen aus der Gruppe am Montag via Twitter mit. Der Club bestätigte den Vorfall am Montagnachmittag und entschuldigte sich. Der Sicherheitsdienst sei angehalten gewesen, Personengruppen aus potenziellen Risikogebieten gemäß den Handlungsempfehlungen des Robert-Koch-Instituts verstärkt zu kontrollieren. «Leider ist hier im konkreten Fall im Zuge der großen Verunsicherung, die aktuell auch bei uns um dieses Thema besteht, in der Auslegung gegenüber unseren japanischen Gästen ein Fehler unterlaufen. Für diesen Fehler möchten und müssen wir uns an dieser Stelle entschuldigen», teilte RB mit (Freie Presse).
- „Heute an der S-Bahn Station hat einen Gruppe Männer applaudiert, als sie mich sahen, und sie haben „Corona!“ gerufen. Ich bin wirklich gelangweitlt von diesem täglichen Rassismus. Er bringt in den Menschen die Banalität des Bösen zum Vorschein.“ (Twitter)
02. März 2020
- „Mein syrischer Ehemann wird oft für einen Italiener gehalten. In diesen Tagen antwortet er Menschen, sie sollten sich keine Sorgen machen, es sei nur ein ‚durchschnittlicher Terrorist‘.“ (Twitter).
03. März 2020
- „Ich weiss nicht, was ich davon halten soll, dass mir wildfremde Menschen im Bus den Buggy meiner Tochter desinfizieren und dann schreien „Scheiss Drecks Corona Chinesen“ und dann sie treten auch noch den Buggy. Was kann der Buggy dafür & ich bin eigentlich Filipino.“ (Twitter)
04. März 2020
- „Meine Schwiegermutter durfte, laut einer verängstigten deutschen Frau, in einem Lebensmittelgeschäft die Gefriertruhe nicht anfassen, weil sie ein asiatisches Aussehen habe. Pointe: Sie ist Kurdin.“ (Twitter)
- „Ich bin Asthmatikerin. Ich bin es gewohnt, dutzende Hustenanfälle pro Tag zu haben. Asthma ist nicht ansteckend. In den letzten beiden Wochen wurde ich unglaublich oft von Menschen beschimpft, da ich angeblich #Corona hätte. Sowas macht mich traurig.“ (Twitter)
- „Ich werde auch seit Wochen beschimpft, schief angesehen, ausgelacht, nur ich huste nicht einmal, ich schaue nur asiatisch aus.“ (Twitter)
- „Für alle die denken, asiatisch gelesene Menschen würden sich das ausdenken oder übertreiben: Erst gestern kam jemand aus der Bar und sagte zu mir „Dich sollte man mit Sagrotan einsprühen!“. Das Wegsetzen in der U-Bahn finde ich inzwischen normal. (Twitter)
05. März 2020
- „Nachdem meine Mutter von mehreren Personen in Bielefeld rassistisch beschimpft wurde hat die Polizei so reagiert. Danke.“ (Mit einem Platzverweis). (Twitter)
- Bericht aus einer Tram in Frankfurt, Frau wird als „Chinesin“ und „Corona“ beschimpft, erklärt, dass sie Koreanerin ist und das Gegenüber ein Rassist. „Der war doch eh so’n gestörter Penner“, sagen viele, denen ich das erzähle. Auch wenn: Er hatte in dieser (…) Tram die Plattform dazu, mich 15 Minuten lang rassistisch verbal anzugreifen. Mich zu demütigen, mich mundtot zu machen. Weil niemand der anderen Tramgäste reagiert hat.“ (Twitter)
07. März 2020
- „Vor der Haustür meiner Eltern wurden übrigens ein paar Flaschen Desinfektionsmittel geleert, der Fußabtreter ist komplett durchnässt. Die Tür wurde auch besprüht. Weiss nicht, ob das jetzt ein Akt der Dämlichkeit, #Rassismus oder beides ist.“ (Twitter)
- „Anstatt irgendwelche Trottel anzuschreien, dass es sie einen Scheissdreck angeht, „woher“ ich komme und das es fucking rassistisch ist, hätte ich sie einfach anhusten sollen.“ (Twitter)
08. März 2020
- „Im Museum, bei der Arbeit, ist vor kurzem eine Frau vor mir weggelaufen, weil sie „Angst vor dem Virus“ hatte und ich ostasiatisch aussehe.“ (Twitter)
11. März 2020
- München: Frau aus Rassismus mit Desinfektionsmittel attackiert – Ein Mann besprüht seine Nachbarin, eine 45-jährige Münchnerin mit chinesischen Wurzeln, mit Desinfektionsmittel, schreit mehrmals „Corona“ und droht, er werde ihr den Kopf abschneiden. Der ebenfalls 45 Jahre alte Mann besprühte die Frau überfallartig mit einem Desinfektionsmittel und schrie dazu mehrmals das Wort „Corona“, berichtet die Polizei. Er werde ihr den Kopf abschneiden, drohte der völlig außer Rand und Band geratene Nachbar. Die verängstigte Frau rief über den Notruf 110 die Polizei (Süddeutsche Zeitung)
- Bericht mdr: Der 26-jährige Chinese Juntao Ye durfte nicht wie geplant am 13. Februar an der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin teilnehmen. Per Mail sei ihm abgesagt worden. „Alle Bewerber aus der Volksrepublik China“ seien in der gleichen Form informiert worden, dass sie nicht zur Aufnahmeprüfung gehen könnten, sagt er MDR-exakt. „Die Hochschule möchte allen Bewerber*innen die Möglichkeit geben, an den Zugangsprüfungen ohne Angst vor Ansteckung teilzunehmen“, heißt es in der besagten Ankündigung der Hochschule. Tenor Juntao Ye, der an der Hochschule Hans Eisler sein Gesangsstudium fortsetzen wollte, kann das nicht nachvollziehen. Schon fast zwei Jahre lebe er in Berlin, erklärt er MDR-exakt. In Italien sei er nicht gewesen. Juntao Ye hatte deswegen auch Widerspruch gegen die Absage eingelegt. Die Hochschule erklärte ihm daraufhin, er könne die Prüfung im Juni nachholen. // Ein Mann mit chinesischer Herkunft sei in einer Arztpraxis abgewiesen worden, obwohl er nicht wegen des Verdachts auf Corona in der Praxis war und auch keine dem neuen Virus ähnlichen Symptome aufwies, sagt Bernhard Franke, der Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, gegenüber MDR-exakt. „Wir hatten eine chinesische Studentin, der wurde eine Absage bei einer Wohnungsbewerbung gegeben – mit der lapidaren Begründung: ‚Ich will kein Corona in meinem Haus'“, schildert Franke einen weiteren Diskriminierungs-Fall.
- „Wegen des #Coranavirus hatte ich auch eine Begegnung, die #rassistisch war und mir den ganzen Tag vermiest hatte. Im Supermarkt schaute mich eine Frau misstrauisch an, fing plötzlich an zu niesen. Sie nieste erst beim zweiten Mal in die Armbeuge, schaute mich wieder an und sagte: „Wir wissen ja, woher das kommt“. Ich wünschte, ich hätte sie damit konfrontiert, dass es rassistisch und nicht lustig war. Aber ich tat nichts.“ (Twitter)
12. März 2020
- Bericht „Annabelle„: Illustratorin Babeth Lafon: „Kürzlich war ich auf dem Weg zum Zahnarzt und benutzte gemeinsam mit einer anderen Frau den Lift. Als ich meine Mütze auszog, bemerkte sie, dass ich Asiatin bin. Daraufhin verliess sie umgehend den Lift und nahm stattdessen die Treppe.“ // Als ich mich neulich in der U-Bahn neben jemand anders setzte, stand der sofort auf, um mich dann von Weitem anzustarren. Einmal sass ich sogar mitten in der Rush Hour, auf der meist befahrenen U-Bahn Linie Berlins, über zehn Haltestellen ganz allein da. Weder links noch rechts von mir wollte sich jemand hinsetzen. Im Supermarkt meiden die Kassiererinnen direkten Körperkontakt, wenn sie mir das Rückgeld geben. Und auf der Strasse werde ich oft wortlos angestarrt, so, als ob ich mich dafür schämen müsste, frei herumzulaufen.
- „Meine Mutter erzählt mir gerade, dass sie am Nachmittag von deutschen Jugendlichen angemacht und unter Gekicher als Corona-Virus betitelt worden ist.“ (Twitter)
13. März 2020
- „Im Zuge des #coronavirus wurde ich bis jetzt schon mehrfach rassistisch angegangen. Keine Ahnung, ob ich über so viel Dämlichkeit lachen oder weinen soll?! In Krisenzeiten zeigt sich die hässliche Seite der Gesellschaft…“ (Twitter)
14. März 2020
- „Als ich am Montag beim Arzt war, ich wollte nur etwas abholen, musste aber trotzdem ins Wartezimmer. Habem ich neben eine Frau gesetzt. Sie bemerkte mich, schaute mich total erschrocken an, hielt ihren Kragen vor den Mund und setzte sich einen Platz weiter.“ (Twitter)
15. März 2020
- „Schon wieder unterwegs von einer Gruppe Kinder mit „Corona, Corona“ angemacht worden. Kannst du gleich mit den Eltern in die Tonne werfen.“ (Twitter)
16. März 2020
- Bericht „Buten und Binnen„: „Als meine Freundin an der Uni auf den Bus gewartet hat, fuhr ein Mann in einem Auto vorbei und hat „Coronavirus“ gerufen. // Einige chinesische Studentinnen haben Angst davor, Mundschutz zu tragen. Wir möchten uns eigentlich selbst schützen, aber viele Leute denken, dass wir dann gefährlich aussehen und haben Panik. Deswegen tragen einige Studentinnen keinen Mundschutz mehr, um nicht rassistisch angegriffen zu werden. //Und eine Freundin in Berlin war zum Beispiel in einem Supermarkt, und dann kam eine Verkäuferin zu ihr – nur zu ihr – und hat mit Desinfektionsmittel gesprüht.“
18. März 2020
- Rassistische Beleidigungen in Regionalzug wegen Coronavirus: In einem Regionalzug von Dachau nach München kam es zwischen den Fahrgästen zu Beleidigungen wegen des Coronavirus. Eine 19-jährige Münchnerin und ein 20-jähriger Münchner fuhren am Montagabend gemeinsam mit der Regionalbahn von Dachau nach München. Während der Fahrt wurden die beiden durch zwei 22 und 24 Jahre alte männliche Fahrgäste, die sich im gleichen Wagon befanden, unter Bezugnahme auf die aktuell vorherrschende Infektionslage mehrfach rassistisch beleidigt (hallo-muenchen.de).
- „Corona“-Schmiererei an Osteria am Penzinger See in Babensham – Entsetzt, verletzt und traurig – das ist die Reaktion von Christian Fusaro auf die Schmiererei an der Tür seines Restaurants am Penzinger See bei Wasserburg. Die Polizei sucht Zeugen. Die Ausbreitung des Coronavirus hat in Babensham zu einem Fall von Vandalismus gegenüber Italienern geführt. In der Nacht von Freitag auf Samstag besprühte ein unbekannter Täter laut Polizei in der Zeit von Mitternacht bis 10 Uhr die Eingangstür der „L’Osteria da Christian“ in Penzing mit dem Wort „Corona“ (OVB-online.de)
19. März 2020
- Bericht Akrützel.de: In diesem Jahr wurde Sinbi, die in Jena Erziehungswissenschaft und Religionswissenschaft studiert, im Jenaer Stadtzentrum schon über ein dutzend Mal angepöbelt oder beleidigt, einmal sogar fast geschlagen. Meistens gab es einen Bezug zur aktuellen Pandemie. „Corona raus!“, „Guck mal, eine Asiatin, die hat sicher Corona!“ oder „Warum darf die denn noch frei rumlaufen?“. (…) Sinbi meint, das Virus sei nur vorgeschoben: „Ich habe bei diesen Leuten das Gefühl, dass sie Corona einfach als Ausrede nutzen, um ihre ignorante Art ausleben zu können.“ Immer öfter wurde sie in diesem Jahr auch angerempelt. Völlig absurd in Zeiten einer Pandemie, findet sie: „Wenn die Leute denken, dass ich Corona habe, sollten sie sich von mir fernhalten!“
20. März 2020
- „Meine Frau wurde von einem 185cm kräftigen [Mann] vorm Netto angegriffen. Hat die Polizei als schwere Körperverletzung aufgenommen. Freisinger Presse 17.03.202o.“ (Twitter) vgl.
- „Ich ging gestern mit Freunden nach draußen, um ein Schmerzmittel zu kaufen. Wir waren nur eine Minute von zu Hause weg. Eine alte weiße Frau beschimpfte uns plötzlich, ohne Anlass. Sie verwendete Worte wie „Schlitzauge“.“ (Twitter)
- „In #Pirmasens wurde heute (20.03.2020) eine 60-jährige Chinesin geschlagen. Sie hatte sich einen Schal vor den Mund gebunden. Die Angreiferin rief „Corona“.“ (Twitter)
- „Wenn eine ältere Frau, fünf Meter entfernt auf dem breiten Charlottenburger Bürgersteig, „Abstand! Abstand!“ zu mir keift, die Stimme zwischen Grimm und Hass, und dabei mit den Händen fuchtelt, als könnte sie mich wegschieben, bin ich nicht sicher, ob das Virus der Grund ist.“ (Twitter)
23. März 2020
- Dresdner quittiert Corona-Kritik mit Nazi-Parole – Ein Dresdner hat Kritik an seinem Verhalten in Corona-Zeiten mit einer Nazi-Parole beantwortet. Der Mann wurde am Samstagabend in einem Supermarkt gebeten, Abstand zu anderen zu halten, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Er reagierte jedoch mit Ausfälligkeiten, die er mit zwei „Sieg Heil“-Rufen beendete. Die Polizei ermittelt gegen den noch unbekannten Mann wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (Süddeutsche Zeitung).
25. März 2020
- Video der YouTuberin Hazel Nguyen alias „Pocket Hazel“: „Solange Du kein Corona-Virus hast, kannst Du kaufen, was Du willst, Du dreckige Chinesin“.//„Der Corona-Virus kommt nur wegen Dir in Deutschland.“//„Ekliges Pack, ohne Witz, diese ganzen Chinesen und Thailändischen und wie sie alle heißen“. // Mimi Ananas: „Immer wenn ich in die Bahn gehe, kommt so viel Rassismus. (Ich komme aus Vietnam). Alle sagen so was wie „Digga geh mal in Quarantäne“ oder sie spucken mich an und sagen: „Bevor Du mich anspuckst“.// Checknix: „Gestern hat ein Junge mich beleidigt, nur, weil ich Chinese bin. Ich habe dann so fake gehustet und er ist weggerannt.“
27. März 2020
- „Corona-Huster“-Vorfälle: Zwei Frauen in Mannheim rassistisch beleidigt, angehustet und geschlagen – Von einem junge Mann angegangen wurden zwei Frauen im Einkaufskaufzentrum Q6/Q7 am Freitagabend (27.03.2020). Laut Polizeibericht befanden sich die beiden asiatisch aussehenden Frauen gegen 20 Uhr vor einem Supermarkt, als der etwa 25-Jährige sie anging. Erst beleidigte der Mann sie wegen ihres asiatischen Aussehens, dann spuckte und hustete er sie mehrfach an und sagte dabei: „Corona“. Danach schlug er eine der Frauen ins Gesicht, wobei die Brille der Frau beschädigt wurde. Erst als die Frauen um Hilfe schrien und Mitarbeiter des Supermarktes aufmerksam wurden, lief der Schläger davon (RNZ).
28. März 2020
- „Wie töricht man sein muss, dass man im Auto beim vorbeifahren ein V-Zeichen mit Fingern macht und hässlich grinst.“ (Twitter)
29. März 2020
- Niedersachsen / Neu Wulmsdorf: Mann bekommt rassistischen Brief – und muss in Corona-Quarantäne – In seinem Briefkasten fand Metin Kaya (28, Name geändert) einen Brief der übelsten Sorte: Der anonyme Verfasser behauptet, er sei mit dem Coronavirus infiziert und habe den Brief abgeleckt und angehustet – aus Hass auf Migranten. „Ich werde nicht alleine gehen von dieser Welt, meine letzte Mission ist es meinen Kindern, meinen Enkeln eine Ausländer-freie Heimat zu überlassen“, heißt es in dem Schreiben. Der Brief schließt mit den Nazi-Parole „Deutschland den Deutschen“ und „Sieg Heil“, unterschrieben wurde das anonyme Schreiben mit „Märtyrer 88“. Die Zahl 88 ist ein von Rechtsextremen benutzer Code für „Heil Hitler“. Für den 28-Jährigen hat dieser Brief nun Konsequenzen. Das Gesundheitsamt habe ihn kontaktiert und ihn zwar beruhigt, dass das Coronavirus normalerweise nicht über Papier übertragbar sei, allerdings wurde im geraten, sich vorsichtshalber in häusliche Quarantäne zu begeben (Hamburger Morgenpost).
31. März 2020
- „Meine Frau traut sich nicht mehr alleine in den Supermarkt, nachdem sie nun schon zwei Mal verbal in Bezug auf Corona angegriffen wurde.“ (Twitter)
- Bericht Allgäu Rechtsaußen: „Unbekannte ritzen ein Hakenkreuz in die Wand des Eingangsbereichs eines asiatischen Restaurants am Münsterplatz.
1. April 2020
- Bericht in der ZEIT von Journalistin Nhi Le: „Vor ein paar Wochen war ich mit dem Zug unterwegs. Als ich an meinem Ziel ankam, stellte ich mich an die Tür, um auszusteigen. Zwei Männer beäugten mich. Ich wusste schon, was folgen würde. „Da kommt Corona, schnell aussteigen“, sagte der eine zum anderen. Ich habe nichts erwidert, stand einfach verärgert da. Es ist untypisch, dass ich mich bei Ungerechtigkeiten nicht wehre, doch in dem Moment fühlte ich mich einfach erschöpft.“
07. April 2020
- „Spaziergang mit dem Hund. Zwei ältere Damen kommen mir entgegen, ohne Maske & Abstand zueinander. Kaum sieht eine Frau mich, schlägt sie panisch die Hand vor das Gesicht, murmelt was von China & versucht auszuweichen. Alter schützt vor Dummheit nicht.“ (Twitter)
08. April 2020
- Corona-Anfeindungen in München: 18-Jährige Claudia Enk erlebt rassistische Attacken; Corona!“, riefen ihr letztens Burschen in der Maxvorstadt hinterher. Dabei ist die 18-Jährige mit taiwanesischen Wurzeln eine Münchnerin – lebt seit über 15 Jahren in der Stadt. Die Anfeindungen im Alltag – sie sind allgegenwärtig: So wollte ein Mitschüler im Fach Theater nicht mit der 18-Jährigen zusammenarbeiten. Die Begründung: „Igitt, du hast sicher Corona“. Aussagen, die schmerzhaft sind: „Das hat mich richtig wütend gemacht“, beschreibt Claudia ihre Gefühle – und sie fügt an: „Ich fühle mich in meiner Freiheit, rauszugehen, mittlerweile eingeschränkt.“ (Merkur).
- Dresden-Seevorstadt: Unbekannter attackiert Mundschutzträger mit Schlagring – Ein Unbekannter hat in der vergangenen Woche an der Reitbahnstraße einen Fußgänger wegen seines Mundschutzes beleidigt. Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung. In der Folge attackierte der Täter den chinesischen Staatsbürger mit einem Schlagring und schlug mehrfach auf ihn ein. Als ein Passant dem 23-Jährigen zur Hilfe kam und dazwischen ging, griff der Unbekannte auch diesen an und bedrohte die beiden Männer mit einem Messer. Diese flüchteten daraufhin. Der 23-Jährige wurde leicht verletzt. (DNN)
09. April 2020
- „Wurde auf der Straße beschimpft. „Schon wieder so eine, die das Zeug hier rübergeschleppt hat“. (Twitter).
10. April 2020
- „War mit #maskeauf unterwegs, da versucht eine Fahrradfahrerin mich anzuspucken, wedelt dann noch mit einer Hand rum & schreit, ich solle zurück nach China. Kippt aber auf dem Rad um. Tja.“ (Twitter)
14. April 2020
- Antisemitisches, rassistisches, demokratiefeindliches Plakat in Bamberg: „Merkelverus (sic) heißt Migration. Coronaverus (sic) heißt Demokratie. Coronaverus (sic) heißt Judenkapitalismus.“ usw. (infranken.de)
15./16. April 2020
- „…durchgesuppt wie beim echten Chinesen, wo man nicht weiss, ist das jetzt ein gebratener Mensch, Hund, Katze, Fledermaus – es kann eigentlich alles sein.“ (Podcast „Fest & Flauschig“, dokumentiert auf Twitter – später folgte eine Entschuldigung von Jan Böhmermann.). Triggerte Kommentare wie:
- „Ess weiter Hund und sei leise. Mensch, manche Leute müssen echt ein trauriges Leben haben … null Humor“. (Twitter)
17. April 2020
- „Schon wieder auf der Straße ‚Corona‘ gennant worden von Kindern. Bis wann muss ich sowas ertragen?“ (Twitter)
- „Gerade haben mir zwei Schuljungen „Virus!“ hinterhergerufen. Ich werde ermahnt von Fremden „Abstand!“ zu halten, obwohl ich darauf achte. Vor einem Monat rief mir einer Gruppe junger Männe hinterher, dass sie meinetwegen Desinfektionsmittel brauchen.“ (Twitter)
- In Bezug auf den Coronavirus werden zahlreiche antisemitische Narrative artikuliert. Eine Kreidezeichnung in Düsseldorf-#Rath setzt Davidstern und Totenkopf gleich, #COVID19 wird auf Israel und die USA zurückgeführt.
20. April 2020
- Hamburg: Ein großer brauner Fleck, verklumpte Erde und Schmutz, wie sich aus der Nähe zeigt, bedeckt das Gesicht von Woo Lie Kien, bzw. seiner Fotografie auf einer Gedenktafel. Die Tafel erinnert daran, dass Woo Lie Kien im November 1944 an den Folgen der Folter durch die Gestapo starb. Sie steht am Eingang zur Schmuckstraße in Hamburg an der Ecke Talstraße kurz vor der weltbekannten Reeperbahn, früher das so genannte Chinesenviertel. Der Dreck wurde ganz bewusst in das Gesicht des Chinesen geworfen oder sogar irgendwie fest angebracht, so solide, wie er dort haftet, leicht nach unten gerutscht. Da haben sich welche Mühe gegeben und wollten ganz bewusst verletzen. Ein Gesicht und einen Menschen noch einmal auslöschen (BTN).
Was tun?
In den USA gibt es eine Website, um Rassismus gegen asiatische Menschen zu dokumentieren:
https://www.asianpacificpolicyandplanningcouncil.org/stop-aapi-hate/
Die Website gibt wöchentliche Berichte heraus, in denen sie etwa feststellt (Woche vom 19. bis 25. März 2020): Jeden Tag werden um die 100 Vorfälle berichtet. Frauen berichten dreimal mehr ovn Hassvorfällen als Männer. Asiatisch gelesene Amerikaner*innen berichten viel von „Racial Profiling“. 61% der Attackierten sind kein Chines*innen. Die meisten gemeldeten Vorfälle sind verbale Attacken und Beschimpfungen (2/3 aller Fälle). Durch die Anweisung, zu Hause zu bleiben, sinkt die Zahl der Diskriminierungen bei der Arbeit, in den Geschäften, in Schulen und in öffentlichen Transportmitteln.
Ähnliches für Deutschland möchte ein Projekt erreichen, dass beim Hackathon #WirVSVirusHack am 22. März 2020 erdacht wurde: #IchbinKeinVirus – Dein Netzwerk gegen Rassismus. Die Website soll den Betroffenen von rassistischer Stigmatisierung und Angriffen während der Corona-Krise eine Plattform bieten, um sich über Hilfsangebote zu informieren und sich gegenseitig zu bestärken. Hier ein Video zur Aktion:
Im Alltag hat die GePGeMi e.V. (Gesellschaft für psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrant*innen) die wichtigsten Grundsätze zusammengefasst:
- Wenn Sie als Asiat*in oder asiatische*r Deutsche*r rassistische verbale Gewalt erleben, wehren Sie sich!
- Wenn Sie rassistische verbale Gewalt beobachten, schweigen Sie nicht!
- Erkennen Sie bitte an, dass Diskriminierung von und rassistische Gewalt gegen Asiat*innen stattfindet und spielen Sie es bitte nicht als Überempfindlichkeit herunter! Ein Opfer solcher Gewalt wird sonst von Ihnen ein zweites Mal traumatisiert!
- Melden Sie rassistische Vorfälle gegen Asiat*innen! Solidarisieren Sie sich! Helfen Sie einander!
Ergänzung 23.04.2020
Der Verein korientation e.V. sammelt Beispiele rassistischer Medienberichterstattung: