Gegen zehn Uhr morgens habe die Wohnungseigentümergesellschaft die Polizei verständigt, dass ein Briefkasten eines Bewohners überquelle, berichtete Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) an diesem Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags. „Es gab den Verdacht auf eine hilflose Person in der Wohnung. Als die Polizei kam, wurde die Wohnungstür geöffnet. Ein Sohn und eine Mutter hielten sich in der brennenden Wohnung auf; der Mann löste mit einem unbekannten Gegenstand eine Detonation aus“, zitiert ihn Bild.
Im Zimmer sei Feuer gewesen. Der Sohn habe mit einem noch nicht näher identifizierten Gegenstand eine Detonation ausgelöst. Nach vorläufigen Erkenntnissen seien zehn Feuerwehrleute und zwei Polizeibeamte zum Teil sehr schwer verletzt worden. Lebensgefahr könne nicht ausgeschlossen werden, so die Polizeisprecherin Diane Dulischewski.
Mutmaßlicher Täter mit Haftbefehl gesucht
Nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters, haben Polizeibeamte eine Leiche in der Wohnung entdeckt, so Reul.
Wie die Rheinischepost berichtet, habe die Redaktion aus Sicherheitskreisen erfahren, dass der mutmaßliche Täter bereits per Haftbefehl gesucht wurde. Das sei jedoch nicht der Grund gewesen, warum die Beamten zur Wohnung gefahren seien. „Über ihn gibt es allgemeinkriminalpolizeiliche Informationen“, sagte auch Reul weiter über den 57-Jährigen.
Bei dem 57-Jährigen könnte es sich nach Informationen mehrere Medien um einen Coronaleugner handeln. „In die Richtung Schwurbler geht es auf jeden Fall“, hieß es aus Kreisen, berichtet die Rheinische Post. Laut „ZDF“ wird in Sicherheitskreisen auch ein gezielter Anschlag nicht ausgeschlossen.
Update 12. Mai 2023:
Wie der Spiegel berichtet, soll es sich bei der Leiche um die 92-jährige Mutter handeln. Die tot aufgefundene Person ist nach dpa-Informationen bereits vor längerer Zeit gestorben.
Gegen den 57-Jährigen soll ein Haftbefehl vorliegen, weil er nach einem Urteil wegen Körperverletzung eine Geldstrafe nicht bezahlt hatte. Als Ersatz sollte er eine kurze Freiheitsstrafe absitzen.
In einer früheren Version hieß es, der mutmaßliche Täter sei 60 Jahre alt. Tatsächlich ist er 57 Jahre alt, wie die Polizei bekannt gab.
Am Nachmittag des 12. Mai 2023 gab es eine Pressekonferenz von Polizei, Feuerwehr und Staatsanwaltschaft zum Ermittlungsstand.
Die Polizei war mit dem Hinweis auf eine mutmaßlich hilflose Person hinter verschlossener Tür gerufen worden. Auch der überquellende Briefkasten im Hausflur habe zu dieser Angabe gepasst. Als die Wohnungstür nicht geöffnet wurde, öffnete die Feuerwehr die Tür. Der Täter stand dahinter und schleuderte brennende Flüssigkeit – nach bisherigem Ermittlungsstand Benzin – auf die Einsatzkräfte, die brennend aus dem Haus flüchteten und durch zum Teil schwerste Verbrennungen „um ihr Leben kämpfen“, wie es ein Polizeisprecher erschüttert formulierte. Ein 29-jähriger Polizist und eine 25-jährige Polizistin wurden lebensgefährlich verletzt, 22 weitere Polizist*innen erlitten leichtere Verletzungen. Von den Feuerwehrleuten sind sieben bei dem Angriff verletzt worden, davon vier Menschen schwerverletzt und drei Menschen lebensgefährlich verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb wegen versuchten neunfachen Mordes, weitere Straftatbestände könnten noch hinzukommen.
Nach der Attacke begab sich der Täter auf den Balkon, signalisierte, nicht gesprächsbereit zu sein und übergoss sich selbst mit Flüssigkeit. Dann setzte er seine Wohnung in Brand, die offenbar präpariert war, da der Brand sich schnell ausbreitete. Währenddessen wurde die absichtlich verbarrikadierte Wohnungstür geöffnet und der Täter konnte überwältigt werden. Dabei wurde er verletzt, allerdings nur leicht. Er wurde nach einer medizinischen Prüfung für haftfähig befunden und befindet sich in Polizeigewahrsam.
In der Wohnung fand die Polizei einen weiblichen Leichnam – aller Wahrscheinlichkeit nach die 92-jährige Mutter des Täters. Die beiden wohnten zusammen. Die Frau war offenbar schon länger tot, bei der Obduktion konnte bislang kein Fremdverschulden am Tod ermittelt werden, die Ermittlungen dazu dauern noch an.
Im Umfeld der Tat kam es zu einer weiteren leicht verletzten Person, dem Hausmeister, tragischerweise aber auch zu einem weiteren Todesopfer in einer anderen Wohnung des Hauses. Nach ersten Angaben handelt es sich um eine pflegebedürftige Person, deren Pflegerin sie wegen des Polizeieinsatzes nicht erreichen konnte – doch auch hierzu laufen die Ermittlungen noch.
Im Zuge der Ermittlungen fand die Polizei eine PTB-Waffe und mehrere Messer und Dolche in Wohnung und Keller, ebenso das Gefäß mit Benzin, aus dem die brennende Flüssigkeit auf die Beamt*innen geschleudert worden war.
Laut Angaben von Staatsanwältin Laura Neumann ist der Täter nicht schuldunfähig und kommt deshalb auch in Haft, nicht in ein psychiatrisches Krankenhaus.
Zum Motiv wird derzeit noch ermittelt. Der Täter habe sich im Coronaleugner-Milieu bewegt, es sei aber noch unklar, ob dies die Motivation für die Attacke auf die Einsatzkräfte war.
Tatsächlich gibt es noch die Vorgeschichte, dass gegen den Täter ein offener Haftbefehl vorlag, weil er Bußgelder nicht bezahlt hatte. Am vergangenen Mittwoch war ein Versuch gescheitert, den Haftbefehl zu vollstrecken – weil die Wohnungstür nicht vom Täter geöffnet wurde. Er war aber insofern vorgewarnt, dass es einen erneuten Polizeibesuch geben würde.
Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es ein absichtlicher Hinterhalt war, in den die Einsatzkräfte gelockt wurden, um sie dann mit einem Molotow-Cocktail anzugreifen.
Der Sprecher der Kreispolizeibehörde Mettmann, Thomas Heindele, war sichtlich erschüttert, als er über die Tat sprach: „Wir sind fassungslos. Wir sind wütend auf diese Tat. Das war ein Angriff auf Menschen, die helfen wollten. Immer wieder müssen wir Türen öffnen – wenn es zu häuslicher Gewalt kommt, oder bei hilflosen Personen. Aber derartig angegriffen, ist eine völlig neue Erfahrung und ein großes gesellschaftliches Problem.“
Fazit:
Das Vorgehen erinnert an vorherige Fälle von Reichsbürger-Gewalt – sowohl das Verweigern von Bußgeldzahlungen als auch die Gewalt auf Einsatzkräfte, die den Staat repräsentieren. Die weiteren Ermittlungen werden hoffentlich Klarheit bringen.