VK.com ist russischen Ursprungs und behauptet das am schnellsten wachsende Soziale Netzwerk Europas zu sein. VK ist hierzulande offenbar ein Profiteur von Facebook-Flucht – oder von den Aufräumarbeiten, die das Netzwerk angesichts der Hasswellen im Netz begonnen hat. Denn die Plattform scheint unterwandert von Rechts, wie der BR-Journalist Christian Alt festgehalten hat. Nutzer bekennen sich dort in Profilbildern und Beschreibungen nicht nur zur rechtsradikalen Partei NPD, sondern lassen auch ihrer Begeisterung für Adolf Hitler und Ausländerverfolgung freien lauf. Wie Alt schreibt, haben sich bei VK – das in seiner antiquiert wirkenden Aufmachung an Studi- oder SchülerVZ erinnert, auch „Promis“ der „Netznazis“ niedergelassen.
Obwohl in den Nutzungsbedingungen steht, dass rassistische Inhalte verboten sind, scheint der braune Sumpf ungehindert weiter zu wuchern. Es scheine niemanden zu interessieren, was gepostet wird, so Alt. Die Inhalte reichen von Verachtung Facebooks als Teil der Systempresse bis hin zu massiv gewaltsamer Bildsprache, bei der es um Vergewaltigungen junger Mädchen geht, die danach zu Döner verarbeitet würden. Darüber hinaus verbreiteten Nutzer auch Fotos von Mitgliedern der linken Antifa samt Klarnamen und Arbeitgebern oder warnen vor angeblichen Spitzeln des Bundesnachrichtendienstes. Versehen sind diese Antifa-Beiträge mit Warnhinweisen, dass sich diese Personen in Lebensgefahr befänden. Der Hetze gegen „Musel“, „Pack“ oder gegen die Regierung wird bei VK freien Lauf gelassen. Darüber hinaus findet sich auf einschlägigen Profilen niemand, der Verschwörungstheorien – beispielsweise zu den Absagen der Rosenmontagsumzüge – widerspricht. Das VK-Publikum ist die optimale Klientel für rechtspopulistische und verschwörungstheoretische Medien. Deshalb dauert es auch nicht lange, bis man beispielsweise auf die VK-Präsenz von Compact stößt.
Das russische soziale Netzwerk vk.com, das früher unter der Domain Kontakte.ru bekannt war, wurde 2006 von den zwei russischen Brüdern Pawel und Nikolai Durow gegründet. Nach eigenen Angaben zählte vk.com Ende 2014 über 240 Millionen registrierte Konten und sei besonders in Russland, Weißrussland und Kasachstan erfolgreich. Im April 2014 kam es zur Trennung von CEO und Gründer Pawel Durow. Seit September 2014 gehört vk.com zur Investmentgruppe mail.ru, die bis 2013 auch Anteile am US-Netzwerk Facebook hielt. In Deutschland steht vk.com traffictechnisch knapp hinter dem Karriere-Netzwerk Xing, wie eine Auswertung von MEEDIA aus August 2015 zeigt. Demnach steht vk.com auf Rang 11 der in Deutschland meist aufgerufenen Social Networks und generiert hierzulande etwa 14 Millionen Visits.
Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks ist die Plattform vk.com bereits auf dem Radar des bayerischen Verfassungsschutzes. Wie die Behörde mitgeteilt hat, würden Vergehen den Polizeibehörden gemeldet. Die Verfassungsschützer hielten das Netzwerk für bedeutsam, wenn es um Kommunikation innerhalb der Szene gehe. Das Erreichen der breiten Masse sei nur bei Facebook möglich.
Der Artikel erschien zuerst am 10.02.2016 bei Meedia. Mit freundlicher Genehmigung.