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“Fake News“ und die Professionalisierung des Hasses – Gegenstrategien

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Screenshot Twitter: Diskussion um vermeintlichen CNN-Skandal

Seit der Veröffentlichung des Videos verbreitet der US-amerikanische Blogger Mike Cernovich dieses auf seinen Social-Media-Kanälen unter der Überschrift: “CNN Caught Staging Fake News Scene“ –  (Übersetzt: “CNN bei der Inszenierung einer Fake-News-Szene erwischt“). Cernovich beschreibt sich selbst als “amerikanischer Nationalist“. In dem Blogeintrag heißt es weiter: „Becky Anderson of CNN is seen in London handing props to a ‚peace group'“. Spätestens da ist klar, was das Video aussagen soll: Den scheinbaren Beweis der Überführung des Senders, den muslimischen Demonstrant_innen ihre Protestplakate gezielt übergeben, bzw. die komplette Demonstration erfunden zu haben. 

Hybride Information

Der Begriff “Fake News“ scheint dabei ein neues Phänomen zu sein. Vor allem für rassistische Hetze gegen Geflüchtete oder bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien taucht er in verschiedensten Bereichen permanent auf. Das was damit aber häufig gemeint ist, ist oft das, was wir unter den Begriffen Gerücht, Propaganda oder Manipulation kennen. Informationsverbreitung mit einer bestimmten Absicht.

Das Internet ist prall gefüllt von Geschichten und Nachrichten. Hier einen Filter der sicheren Beurteilung zu entwickeln und die Quellen zu überprüfen ist zeitaufwendig. Gerade in den erwähnten Bereichen verbergen sich mal geschickte Kombinationen, diffamierende Hybride, um menschenfeindlich gegen Gruppen und Minderheiten zu hetzen (Wie Rechtsaußen-Desinformanten gegen Flüchtlinge hetzen). Mal generieren sich Vertreter_innen verschwörungsideologischer Konstrukte eine Plattform für ihre Fantasien (Antisemitische Verschwörungstheorien rund um den 11. September ), oder rechtsextreme Gruppierungen wollen sich als Opfer inszenieren, um ihre rassistischen Botschaften zu verbreiten (Nazis bei Facebook – Zwischen Paranoia und Propaganda ).

Die Idee und Strategie dahinter ist in der Regel simpel: Man untergräbt solange das Vertrauen darin, dass die Erde eine Kugel ist, bis man es zumindest für denkbar hält, dass sie eben doch eine Scheibe sein könnte. Wenn’s so viele sagen und es dann auch noch bei Facebook steht, wird schon irgendwas dran sein. Glücklicherweise gibt es genug Menschen, die diesem vermehrten Auftreten vor allem rassistischer Desinformation engagiert entgegentreten.

 

Wo Strategien auftreten, gibt es auch Gegenstrategien

Im aktuellen Beispiel liegt die die perfide Strategie von Cernovich vor allem in einem Punkt: das Video an sich existiert. Die Frage, zu welchem Zweck eine Information existiert, ist dabei in der Regel einer der Wichtigsten Ansätze. Der Faktenfinder der Tagesschau  hat im Fall um den Sender CNN durch eigene Recherchen und Gespräche mit ebenfalls anwesenden Journalist_innen beweisen können, dass die gefilmte Gruppe auch an anderen Orten protestierte. Rob Broomby, Producer des ARD-Studios in London sagte: „Die Gruppe war fast den ganzen Tag vor Ort – mehrere Stunden lang.“ Viele der Demonstranten hätten mit Journalisten gesprochen und schließlich habe die Polizei die Absperrungen geöffnet, um der Gruppe zu ermöglichen, Blumen abzulegen. Dabei wurden sie schließlich auch von CNN gefilmt. 

Unangenehmer Nebeneffekt ist die Instrumentalisierung seitens rechtspopulistischer Positionen: die eigentliche Intention der Demonstrant_innen, sich gegen Terror zu positionieren werden gleichzeitig mit in Frage gestellt, wie es nicht klarer als auf Beatrix von Storchs Twitter Profil sein könnte.

Screenshot Tweet Beatrix von Storch

Um nun auch in anderen Fällen Gegenstrategien der Bewertung von Informationen zur Hand zu haben, hat FirstDraftNews und die Bundeszentrale für politische Bildung Leitlinien und Bewertungskriterien für den Umgang mit Gerüchten, Bildern und Videos in sozialen Netzwerken zusammengestellt.

Um welche Art der Fehl- und Desinformation handelt es sich?

Absicht der Information: Wer erstellt den Inhalt und Warum?

Welche Verbreitungsmechanismen werden genutzt?

 

Quelle: „Fake News“ es ist kompliziert –FirstDraftNews

 

Quelle: „Fake News“ es ist kompliziert –FirstDraftNews

 

Counter-Speech Initiativen

Auf der anderen Seite gibt es Initiativen, die sich gezielt auf verschiedenste Schwerpunkte der Gegenrede spezialisieren.

 

Mimikama

Die Initiative MIMIKAMA e.V. ist Anlaufstelle zur Aufklärung von Internetbetrug, Falschmeldungen. Zudem fördern sie  Computersicherheit und Medienkompetenz. Der österreichische Verein hat es sich seit 2011 zur Aufgabe gemacht, Internetbetrug, -missbrauch und Falschmeldungen aufzudecken.

Hier geht es vor allem darum, User-Anfragen Social-Media Fundstücke zu bewerten. Nach eigener Auskunft arbeitet der Verein direkt mit Facebook, Polizei, Bundeskriminalamt und Landeskriminalamt zusammen. Die Ergebnisse der Recherchearbeit werden online bereitgestellt.

 

Faktenfinder Tagesschau

Der ARD-Faktenfinder arbeitet an der Enttarnung von Social-Media Gerüchten, Desinformation und der Überprüfung von medialer Berichterstattung. 

 

Echtjetzt-Correctiv Faktenchecker

Der Faktenfinder der Online-Plattform Correct!iv checkt, ähnlich wie der ARD-Faktenfinder, verbreitete „News“. Schwerpunkte: Aussagen über Geflüchtete, Politik, Medizin.

 

HOAXmap

HOAXmap sammelt und visualisiert viral verbreitete Gerüchte über Asylsuchende und konzentriert sich auf deren nachhaltige Widerlegung. HOAXmap registriert entlarvte Lügen und verortet sie regional in einer Landkarte. Der User sieht sofort, aus welchem Jahr das Gerücht stammt. Außerdem gibt es einen Link zu einem Artikel, der das jeweilige Gerücht widerlegt hatte. 

Das Projekt will „Ordnung in die Vielzahl gestreuter Gerüchte“ bringen und deren Dekonstruktion erleichtern. Sie fordern zur aktiven Mitarbeit bei der Auflösung von im Netz verbreiteten rassistischen Meldungen auf.

 

Goldener Aluhut

Hier handelt es sich um eine Initiative mit dem Schwerpunkt zur Aufklärung und Hilfe im Umgang mit Verschwörungsideologien, Sekten, ideologischem Missbrauch und Extremismus.

 

BotswatchBotswatch hat einen eigenen Bot-Index entwickelt, mit dem der prozentuale Anteil von Social Bots an politischen Diskussionen auf Twitter realistisch eingeschätzt werden kann. Gefährlich können Social Bots dann werden, wenn sie als Mehrheitsmeinung interpretiert und von seriösen Medien übernommen würden.

 

“BR-Verifikation“

Mit einer neuen Software namens „Factfox“, die an eine wachsende Datenbank angebunden ist, können Redakteur_innen des Bayerischen Rundfunks den BR-User_innen in Diskussionen der Kommentarsektion schnell überprüfte Zahlen und Fakten entgegenhalten.

 

Tools für die eigenen Handlungen:

Google Bildersuche

Google bietet die Möglichkeit, gezielt nach dem Ursprung eines Fotos zu suchen. Dabei wird die Datenbank nach Websites, die das Bild enthalten, und nach ähnlichen oder identischen Fotos durchforstet. Mit dem Klick auf das Kamerasymbol startet der Suchdurchlauf, sobald die URL oder das Foto eingegeben wurde. 

Youtube Dataviewer

Amnesty International hat das kostenlose Online-Tool Youtube Dataviewer entwickelt, um der Verbreitung von Fake News und Videos auf der Plattform Youtube entgegenzuwirken.Nach Eingabe einer Youtube-URL bestimmt das Programm innerhalb von Sekunden Ort und Zeitpunkt der Aufnahme.

 

Mehr dazu auf Belltower News:

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