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Feine Freunde im „Freundeskreis Rade“

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So präsentiert sich der "Freundeskreis Rade" im Internet: Als Teil der "Freien Kräfte Oberberg" (Quelle: Screenshot)

Der „Freundeskreis Rade“ ist eine Gruppe junger Neonazis aus Radevormwald. Sie sind „autonome Nationalisten“ (AN), also sehr aktions- und gewaltbereite Rechtsextreme, die sich äußerlich eher an der linken Szene orientieren und damit zunächst nicht auffällig rechtsextrem wirken. Das verwirrt soger die Polizei, deren Sprecher auf einer Pressekonferenz zur Razzia erklärte: „“Scheinbar unpolitisch motiviert hat es auf Festen in Radevormwals immer mal Streitereien gegeben. Aber die waren nicht unpolitisch, denn die Gruppe will offen nach außen auftreten und Unruhe schüren.“ Bei den Razzien am Mittoch in Radevormwald, Düsseldorf, Wuppertal und Essen verhaftete die Polizei drei führende Mitglieder (zwei 18-Jährige und einen 20-Jährigen) und verhörte 15 weitere mutmaßliche „Freunde“ im Altersspektrum zwischen 15 und 25  Jahren.

Die Taten

Dem „Freundeskreis Rade“ werden mehrere Arten von Gewaltdelikten, rechtsextreme Propaganda, Graffiti-Schmierereien und auch gefährliche Körperverletzungen vorgeworfen. Die Polizei sprich sogar von der Bildung einer kriminellen Vereinigung in Bezug auf die organisatorischen Strukturen und Verbindungen der AN-Gruppierung. Mit Stand 2012 zählte die Staatsanwaltschaft mehr als 20 Verfahren mit rechtsextremem Hintergrund – mit fast allen wird der „Freundeskreis“ in Verbindung gebracht.

Unter anderem noch im Januar ein Polizeibeamter von den Rechten angegriffen worden, häufig tauchten Graffiti-Schriftzüge wie „Hass“ auf – geschrieben in SS-Runen. Öfter wurden Migrant*innen und Linke Opfer der im „Freundeskreis“ zusammengeschlossenen Neonazis.  Die ANs schüchterten Bürger*innen ein, die gegen Rechtsextremismus Stellung bezogen. Ein Hauptschulleiter, der eine Lehrerkonferenz gegen Rechts organisiert hatte, fand sein Foto auf einem rund um die eigene Schule plakatierten Fahndungsplakat wieder: „Wanted!“ Die unmissverständliche Drohung war sogar unterzeichnet – mit „Freundeskreis Rade“. Auf dem Blog Baulemania lassen sich einzelne Taten der Gruppe nachverfolgen. „Kameraden“ aus dem “Freundeskreis” sollen Kontakte zu anderen Kameradschaftsszenen in NRW, beispielsweise Wuppertal pflegen – und auch an Aktionen von “Pro NRW” beteiligt gewesen sein. Auch Demonstrationen von Kameradschaften in NRW unterstützte der “Freundeskreis”.

Jung und gewaltbereit

Die Gewaltbereitschaft der „autonomen Nationalisten“ aus Radevormwald spiegelt sich  in der Waffensammlung, die die Polizei bei der Razzia beschlagnahmte. Unter anderem stellten die Ermittler ein Jagdgewehr, diverse Messer und Wurfsterne sowie Fahnen, T-Shirts und anderes rechtsextremes Propagandamaterial sicher. Wolfgang Joest, Leiter der Inspektion Staatsschutz bei der Kölner Polizei, erklärte: „Dass auch Schusswaffen dabei sind, davon waren wir schon überrascht.“ Die Gewaltbereitschaft der Gruppe sei offenbar schon weit fortgeschritten.  Joest sagt: „Beim Freundeskreis geht es um eine kriminelle Vereinigung, eine gewalttätige Gruppe.“ Er sagt auch: „Die Hemmschwelle der Täter ist sehr gering. Oft spielt dabei auch Alkohol eine entscheidende Rolle.“

Was ist der Zusammenhang mit den Rechtspopulist*innen von „Pro NRW“?

„Pro NRW“ ist zwar bemüht, sich bürgerlich und Neonazi-Szene-fern zu geben – aber die Razzia zeigt deutlich, dass dies nicht der Fall ist. Bei zweien der drei verhafteten Anführer des „Freundeskreises Rade“ fand die Polizei Mitgliedsausweise von „Pro NRW“ (Rheinische Post). Unter den Festgenommenen soll sich nach taz-Informationen auch Jonas R. befinden, der jüngere Bruder des Fraktionsvorsitzenden von „Pro NRW“ im Rat der Stadt Radevormwald, Tobias R. Schon lange stehen die „Pro NRW“-Kameraden in Radevormwald im Verdacht, mit Neonazigedankengut zu sympathisieren. So war im Jahr 2009 auf der „Myspace“-Seite von Tobias R. im Netz zu lesen, sein Lieblingsbuch sei „Mein Kampf“, unter der Rubrik „Helden“ stand: “Alle Deutschen Soldaten der Weltkriege!“ Er habe seine Seite „einigen Kumpels zur Verfügung gestellt“ und von deren Eintragungen nichts gewusst, behauptete der Nachwuchsfunktionär. in weiterer Beschuldigter sitzt für „Pro NRW“ im Stadrat von Radevormwald. Tobias R. gehört auch zu den Beschuldigten. Oberstaatsanwalt Willuhn sagt dazu: „Wir haben deutliche Anhaltspunkte, dass die Beschuldigten vom Fraktionsbüro der Partei sowohl sächlich als auch finanziell unterstützt wurden.“ So konnten Mitglieder des rechtsextremen „Freundeskreises Rade“ offenbar die Fraktionsräumen und dort die Büroaustattung wie Kopierer, Papier usw. nutzen.“  Zudem haben Aktivisten aus dem Umfeld des „Freundeskreises Rade“ immer wieder an „Pro NRW“-Demonstrationen teilgenommen. Der Landesvorsitzende von „Pro NRW“, Markus Beisicht, versucht dem mehr verzweifelt zu widersprechen und seine Partei als Opfer einer „Stigmatisierungskampagne“ darzustellen. 

Wo kommt der „Freundeskreis Rade“ her?

Die Mobile Beratung Köln beobachtet die Neonazi-Szene im Oberbergischen Kreis. Sie berichtet: „Seit Frühjahr 2011 existiert auch in Radevormwald eine neonazistische Kameradschaft. Zwar kam es bereits in den Vorjahren immer wieder zu neonazisitschen Aktivitäten, inklusive Gewalttaten, allerdings wurden dabei wechselnde Gruppennamen wie „NS Rade“ oder „Rader Jugend“ benutzt. Auf gedruckten Aufklebern trat die Radevormwalder Neonazi-Szene zuerst als „Bergische Jugend“ auf, seit April 2011 nennt sich die Gruppe Freundeskreis Radevormwald” und verfügt auch über eine eigene Website. Hier ist ein Zuwachs an Organisierung zu verzeichnen. Personen dieser Gruppe waren in 2011 an einer Reihe von brutalen Gewaltakten gegen vermeintliche Linke und MigrantInnen beteiligt. Mitglieder des “Freundeskreis Radevormwald” sind auch auf überregionalen Aufmärschen vertreten und pflegen besonders gute Kontakte ins benachbarte Wuppertal, wo in den vergangenen zwei Jahren eine der umtriebigsten und gewalttätigsten Neonazi-Gruppen in NRW entstanden ist, die “Nationalen Sozialisten Wuppertal”.  Eine Einflussnahme von Wuppertaler Neonazis auf die Szene in Radevormwald ist deutlich spürbar. Obwohl sich die Gruppe stark an der neonazistischen Rechten wie der “AG Rheinland” orientiert, gibt es keine Abgrenzungsversuche zu pro NRW, vielmehr sind Kontakte dieser Aktivisten zur Radevormwalder Fraktion festzustellen. Junge Neonazis, die dem “Freundeskreis Radevormwald” zugeordnet werden können, beteiligen sich immer wieder an Demonstrationen und Flugblattverteilaktionen von pro NRW.“

Mehr im Internet:

| Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Köln

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