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FIFA-WM, Woche 4 Überlegenheitsfantasien, Nazi-Vergleiche und Kritik an der FIFA

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Großmachtfantasien machen sich bei den deutschen Fans breit (Quelle: Screenshot Facebook/Schland-Watch, 11.7.2014)

Von Marc Latsch

Nationalistische Bilderschwemme

7:1 gegen Brasilien – nicht nur den geneigten Fußballfan versetzte das Halbfinalmatch der deutschen Mannschaft in Ekstase, auch einige Twitter- und Facebook-Benutzer schien der Spielverlauf euphorisiert zu haben. In Kombination mit etwas „unverkrampftem“ Nationalismus bot sich im Internet in etwa folgendes Bild: Weltkriegspanzer bombardieren brasilianische Flaggen, Hermann der Cherusker stößt die Christus-Statue von ihrem Sockel, Deutsche erfreuen sich an sexueller Gewalt gegen Brasilianer und Schwarz-weiß-rote Daumen werden in die Höhe gereckt. Vieles, was während und nach dem Spiel im Internet veröffentlicht wurde orientierte sich an klassischen nationalistischen Stereotypen und überschritt deutlich jedwede geschmackliche Grenze. Großmachtfantasien, die auch an der deutschen Presselandschaft nicht spurlos vorübergingen – anders lässt sich die Titelseite der B.Z. vom Donnerstag kaum erklären.

Quelle: Screenshot Facebook/Schland-Watch11.7.2014

 

Nazi-Vergleiche aus aller Welt

Doch auch die internationale Öffentlichkeit übte sich nach dem Halbfinale in Kriegsrhetorik. Zahlreiche Kommentare aus aller Welt übten sich in Vergleichen mit Zweitem Weltkrieg und Nationalsozialismus. Die Zeitung „USA Today“ und „Irish Times“ sprachen von einem „Blitzkrieg“ und auch Bollywood-Star Shah Rukh Khan nutzte eifrig das Lehnwort aus der deutschen Sprache:

Quelle: n-tv.de, 11.7.2014

Der amerikanische Autor Rob Delaney verglich während des Spiels den Angriffsfußball der deutschen Nationalmannschaft mit dem Überfall auf Polen. Andere Beobachter sagten eine militärische Invasion nach Ende des Spiels voraus, übten sich in Auschwitz-Wortwitzen und Holocaust-Vergleichen. Auf ähnliche Ideen kamen rund um den Globus so viele verschiedene Twitter-Nutzer, dass sich der Begriff „Nazi“ während des Spiels sogar zum „Trending Topic“ entwickelte. Auch im Jahr 2014 scheinen sportliche Erfolge einer deutschen Mannschaft ohne derartige Reaktionen nicht denkbar zu sein.

Anti-Rassismus-Netzwerk kritisiert Fifa

Scharfe Kritik am Verhalten der Fifa kam in dieser Woche vom Anti-Rassismus-Netzwerk Fare („Football against Racism in Europe“). Vor der WM hatte die Vereinigung angeboten Fanbeobachter in die Stadien zu senden und somit unterstützend tätig zu werden. Im Gegensatz zur UEFA, die bei Europameisterschaften auf die Mithilfe von Fare vertraut, lehnte die Fifa jedoch ab. Das Ergebnis dieses Alleingangs beurteilte nun der Fare-Vorsitzende Piara Powar gegenüber der FAZ: „Es ist eine Schande, dass sich die Fifa anscheinend entschieden hat, wegzusehen“. Er veröffentlichte zudem eine Liste dokumentierter Zwischenfälle bei zwölf Vorrundenbegegnungen. Obwohl bis auf eine Ausnahme alle Erkenntnisse der Fifa gemeldet wurden, führte dies zu keiner einzigen Verurteilung. Angesichts der Großzahl der Probleme und der wiederholten Beteiligung russischer Fans müsse sich bis zu der Weltmeisterschaft 2018 in Russland einiges verändern. Denn dort werde es eine Reihe „großer Zwischenfälle“ geben, so Powar.

 

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