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Fox News Wer ist eigentlich Tucker Carlson?

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Tucker Carlson spricht 2018 bei der rechtskonservativen Gruppe Turning Point USA. (Quelle: Wikimedia / Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0 )

Ein Worst of Tucker Carlson zu kuratieren ist gar nicht so einfach. Nicht weil es nicht genug Material gibt, sondern weil der Fox News-Demagoge nahezu jede erdenkliche menschenfeindliche Aussage zur Primetime im quotenstärksten TV-Sender der USA promotet hat. Seinen antimodernen Kulturkampf, den er ab 2016 beinahe täglich in seiner Sendung „Tucker Carlson Tonight“ bestritt, beklatschten nicht nur namhafte Neonazis, sondern er mobilisierte damit die rechtskonservative Wähler*innenschaft in den USA.  Es gab kaum ein Thema, das er nicht als Verschwörung einer „ruling class“, einer angeblichen Elite, inszenierte. Carlsons Laufbahn zeigt eine Transformation vom amerikanischen Konservatismus zu rechtsextremer Hetze.

„It`s not a conspiracy theory“

In langen Monologen verteufelte Carlson immer wieder Demokrat*innen und Immigrant*innen als Feindbilder. Demokratische Politiker*innen trieben illegale Einwanderung aus der „Dritten Welt“ voran, um Eingewanderte anschließend als Wähler*innen zu rekrutieren. Damit solle die weiße US-amerikanische Bevölkerung ersetzt werden. „It`s not a conspiracy theory“, sagt er in seiner Show, sondern es sei überall zu sehen, wie aktiv an einem „demografischen Austausch“ gearbeitet werde. Carlson steht ganz in Tradition von amerikanischen Nationalisten, die seit jeher eine jüdische Elite hinter dem vermeintlichen „Great Replacement“, dem „Großen Austausch“, wittern. Auch rechtsterroristische Attentäter wie die von El Paso und Christchurch bezogen sich in der Vergangenheit in ihren Manifesten auf unterschiedliche Abwandlungen der Verschwörungserzählung. Laut Analysen der New York Times propagierte der Moderator in der Zeit von Trumps Amtsantritt 2017 bis 2021 in knapp 400 Sendungen eine Politik des „Großen Austauschs“, die von Politiker*innen der Demokraten und anderen orchestriert werde. „They“ also, die „Ruling Class“ kümmere sich um alles außer den sogenannten kleinen Mann, das von Carlson als „you“ adressierte Publikum.

Carlson nannte die  „White Supremacy“ einen „Hoax“ (Verschwörung) oder wetterte eine ganze Sendung lang darüber, dass Migration die USA ärmer und dreckiger machen würde. Rassismus und vor allem der Hass auf Immigrant*innen gehört bei Fox News zum Geschäftsmodell. Tucker Carlson brachte ihn auf ein neues Level.

Transfeindlichkeit und Antifeminismus

Transfeindliche Propaganda zu verbreiten, gehörte ebenso zum täglichen „Carlson Tonight“- Programm. „Transgenderism“ sei die neue vorherrschende Religion in den USA, die verantwortlich für den Rückgang von Religiosität sei. Mit dieser Rhetorik bespielt er die transfeindlichen Ressentiments von konservativen bis extrem rechten Zuschauer*innen.

Ein international zunehmender transfeindlicher Backlash, macht sich juristisch vor allem in den USA bemerkbar. Neben der Dämonisierung und Pathologisierung von trans Personen inszeniert sich das ehemalige Fox News-Aushängeschild als großer „Frauenschützer“, weil Frauen mag er ja, wie er in seiner Show etliche Male mit anzüglichen, misogynen Kommentaren verlauten lässt. Dabei arbeiten Tucker zu Folge nicht nur Trans-Menschen, Migrant*innen und Demokrat*innen am Untergang des weißen amerikanischen Mannes, sondern auch der Feminismus. Dieser führe dazu, dass die Geburtenraten sänken und Männer in den letzten 20 Jahren weniger Testosteron produzierten.

Sturm auf das Kapitol

Nachdem am 6. Januar 2021 ein von Trump angestachelter Mob versuchte, das Kapitol zu stürmen, verharmloste der Moderator die Angreifer in seiner Sendung. Er zeigte wiederholt fragwürdig zusammengeschnittenes Videomaterial, das laut SZ über einen führenden Republikaner zu Fox News gelangte. Damit bekräftigte Carlson Verschwörungsmythen aus dem Trump Milieu. Die „Mainstream-Medien“ hätten den Angriff dramatisiert, um dem Ex-Präsidenten zu schaden. Laut Carlson waren die gewaltbereiten Trump-Anhänger*innen lediglich friedfertige „Besucher“.

Fox News hat die Trennung von Carlson nicht begründet. Kurz vor dem Ende seiner seit sieben Jahren laufenden Show einigte sich Fox News jedoch außergerichtlich nach einer Klage der Wahlmaschinen-Firma Dominion. Das kostete den Sender 787,5 Millionen Dollar. Grund für die Klage waren Desinformationen im Zuge der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020.  Donald Trump warf der demokratischen Partei Wahlbetrug mithilfe manipulierter Wahlmaschinen vor, Fox News verbreitete Trumps Desinformationen im Sendeprogramm. Allen voran Tucker Carlson. Der millionenschwere Schadensersatz an den Wahlmaschinenhersteller ersparte dem Sender ein Gerichtsverfahren und somit auch die öffentliche Diskussion der Desinformationskampagne. Aber auch eine andere Klage könnte laut Zeit Grund für die überraschende Entlassung sein. Eine ehemalige Mitarbeiterin im Carlson-Team, Abby Grossberg, wirft dem Sprecher vor, für einen sexistischen, antisemitischen und unangenehmen Arbeitsalltag in der Redaktion gesorgt zu haben. Im Interview mit dem Nachrichtendienst MSNBC spricht sie davon, dass der Moderator ihr Leben zur „living Hell“ gemacht habe.

So manch einer meint ganz sicher zu wissen, was und vor allem wer für den Rausschmiss des Fox News-Stars verantwortlich sei. Unter Verschwörungsideologen braute sich kurz nach dem Bekanntwerden der Neuigkeiten, bereits einiges zusammen. Dass Carlson Fox News verlassen musste, liege einzig und allein daran, dass er in seiner letzten Sendungen die „Wahrheit“ über „Big Pharma“ gesagt hätte. Das schreibt der Verschwörungsideologe und Impfgegner Robert F. Kennedy Jr., der in der besagten Sendung sein Gesprächspartner war. Wenig später ist die Verschwörungserzählung bereits auf den Kanälen von QAnon Anhänger*innen zu lesen.

Screenshot von Telegram

Carlson selbst veröffentlichte am 27. April eine Videobotschaft, das erste Lebenszeichen nach dem mutmaßlichen Rauswurf. Darin spricht er nicht über das Ende seiner Sendung bei Fox News. In seiner knapp zweiminütigen Darbietung greift er die US-amerikanische Medienlandschaft an und verteufelt ein vermeintlich diktatorisches „Einheitsparteisystem“ in den USA. Außer dem Studiohintergrund hat sich also nicht viel verändert. Anstatt der blau-rot-weißen Fox News-Kulisse sitzt er vor einer Holzvertäfelung, die Verfassung der Vereinigten Staaten hängt an der Wand. Auf Twitter wird er angefleht zurückzukommen, unter seinem Video sammeln sich „Stand with Tucker Carslon“ Share Pics und wütende Kommentare über Fox News. Dass der Sender seit Entlassung seines größten Hetzers bereits an Popularität verloren hat, zeigt der Einbruch des Börsenwerts.

Und jetzt?

Tucker Carlson hat es geschafft, über Jahre hinweg fünf Tage die Woche im Kabelfernsehen Weltuntergangsphantasien zu verbreiten. „Sie“, also „die Eliten“ gegen „dich“, die Zuschauenden. Das ist seine rhetorische Strategie, an der sich auch rechtsalternative Formate in Deutschland orientieren. Das YouTube-Format von Ex-Bild Chef Julian Reichelt führt einen Kulturkampf nach amerikanischen Vorbild.

Zwar moderiert Carlson nicht mehr bei Fox News, es ist aber zu bezweifeln, dass er einfach von der Bildfläche verschwindet. Tucker Carlson kann auch ohne Fox News machen, was Tucker Carlson macht. Eine große Fanbase hat er bereits und neue Jobangebote anscheinend auch. Sowohl der noch weiter rechts zu verortende Sender „One American News Network“ als auch das russische Staatsfernsehen bekundeten Interesse an einer Zusammenarbeit. Ideologisch wäre beides ein Match.

Foto: Wikimedia / Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0 

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Das Jahr 2022 endet nicht gut für den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Nicht nur wurde er laut Gerichtsbeschluss dazu verurteilt, seine bisher unterschlagenen Steuerunterlagen zu veröffentlichen, außerdem hat der Untersuchungsausschuss zum rechtsextremen Sturm auf das Kapitol eine strafrechtliche Ermittlung gegen Trump empfohlen. Seine Anhängerschaft übt sich – wie üblich – in Verleugnung.

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