Im Zentrum der öffentlichen Debatte steht auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse nicht der „Antaios Verlag“, der zur Verwunderung vieler dieses Jahr nicht an der Messe teilnimmt, sondern der in Berlin ansässige „Junge Freiheit Verlag“. Dieser gibt mit der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ das wichtigste Scharniermedium zwischen Rechtskonservativen und der so genannten „Neuen Rechten“ heraus. Der „Junge Freiheit Verlag“ ist mit seinem Chefredakteur Dieter Stein und dem Publizisten Karlheinz Weißmann das Zentrum eines rechtskonservativen bis rechtsextremen Netzwerks, zu dem auch die „Förderstiftung konservative Bildung und Forschung“ und die „Bibliothek des Konservativismus“ gehören. Letztere ist ein selbsternannter rechtsintellektueller Think Tank, in dem unter anderem auch erklärten Demokratiefeinden der Weimarer Zeit gedacht wird. Nachdem bekannt wurde, dass die Messeleitung den „Junge Freiheit Verlag“ auf der diesjährigen Messe in einen sackgassenförmigen Randbereich auslagert hat, inszenieren seine Vertreter sich als „oppositionellen, kritischen Verlag“, der Opfer politisch-medialer Repression sei. Gemeinsam mit der „Jungen Freiheit“ werden drei weitere einschlägige Verlage dort platziert, die letztes Jahr ebenfalls im Schlaglicht des medialen Interesses standen. Da ist der „CATO Verlag“, der als ein Teil des Netzwerks um die „Junge Freiheit“ zu betrachten ist, und die „Manuscriptum Verlagsbuchhandlung“. Ebenfalls präsent in der Sackgasse: Die Zeitschrift „TUMULT – Vierteljahresschrift für Konsensstörung“, die vom „Förderverein Freunde der Vierteljahresschrift TUMULT“ herausgegeben wird.
Diese Verlage prägen die Berichterstattung über rechtsextremes Gedankengut auf der Frankfurter Buchmesse, sind jedoch bei Weitem nicht die einzigen Verlagshäuser, die über ein mindestens fragwürdiges bis offen rechtsextremes Verlagsprogramm verfügen – sie sind nur die drei Verlage in exponierter Außenlage, die anderen sind auf dem Buchmesse-Gelände verteilt.
So ist über den harmlos wirkenden Leopold Stocker Verlag, dessen Besitzer aus einer alten österreichischen Nazi-Familie stammt und der in der Vergangenheit sogar den bekannten Holocaustleugner David Irving verlegt hat (Rudolf Hess. Ein gescheiterter Friedensbote? Die Wahrheit über die unbekannten Jahre 1941-1945, 1987), auch der Ares Verlag auf der Messe präsent, der einschlägige Titel rechtsextremer Autoren veröffentlicht. Der „Ahriman Verlag“ dagegen bezeichnet sich selbst als „links und damit Voltairiane“, allerdings erscheinen hier u. a. Bücher mit Titeln wie „Die Flutung Europas mit falschen Flüchtlingen“, in denen von „Rapefugees“, der „Soros-Verschwörung“ und dem „Zerrspiegel der Lügenpresse“ die Rede ist.
Der „Neuen Rechten“ nahe steht der österreichische „Karolinger Verlag„, der vor allem Autoren der Antimoderne verlegt und u.a. eine „Bibliothek der Reaction“ herausbringt. Dagegen hat sich der Lepanto-Verlag aus Rückersdorf der Islamfeindlichkeit verschrieben und wird auch über den Phalanx Versand der „Identitären Bewegung“ vertrieben. Der FinanzBuchVerlag bringt die rassistischen Bücher Thilo Sarrazins heraus und verlegt weitere Autoren des rechtspopulistischen Spektrums.
Die „Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e. V.“ verlegt „Lebensschützer-“ und Anti-Sexuelle-Vielfalt-Literatur, teilweise von Rechtsaußen-Autoren. Ebenfalls für die christliche Abtreibungsgegner und Homofeindliche publiziert der Schweizer Verlag Fontis AG. Der Resch Verlag publiziert seit Jahren ingenieurs- und energietechnische Bücher – und seit jüngerer Zeit Schriften fundamentalchristlicher Abtreibungsgegner und rechtspopulistischer Feinde von Homosexualität.
Daneben sind Verlage auf der Buchmesse vertreten, wie der „Europa Verlag„, der zwar AfD-nahe und rechtspopulistische Büchern herausbringt, aber auch völlig andere Werke wie das AfD-Aussteiger-Buch von Franziska Schreiber.
So war es auf der Frankfurter Buchmesse 2017:
Auf der anderen Seite von Antaios – fünf Tage auf der Frankfurter BuchmesseFrankfurter Buchmesse: Neu-rechte Schläger-Schergen als Nachbarn
Wir sind auch in diesem Jahr auf der Frankfurter Buchmesse am Stand der Amadeu Antonio Stiftung.