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FritzfeedRechtsradikale Ideologie in Quizform

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Rechtsextreme Desinformation in Quizform mit Stockfotos: Fritzfeed. (Quelle: Screenshot)

Zumindest kann man der Anfang April online gegangenen Website „Fritzfeed“ nicht vorwerfen, sie würde verschleiern, woher die Inspiration fürs Projekt stammt: Der Bezug zur Quiz- und Unterhaltungswebsite „Buzzfeed“ ist bereits im Titel vorhanden, und auch optisch und in der Darstellungsform ist die Seite simpel nachgemacht – nur dass auf „Fritzfeed“ Unterhaltungsthemen ersetzt werden durch alles, was der junge Rechtsradikale so mag – oder vor allem hasst. Und das sind hier wie in allen „alternativen“ Medien:

Gehasst werden

– „Linke“ bzw. alle, die Rechtsradikale für „Linke“ halten, also z.B. Nicht-Rechtsradikale

  • Bsp: „20 linke WG-Anzeigen, bei denen Du Dich fragst, was mit den Leuten nicht stimmt“ (sie sind nicht rechts)
  • Bsp.: „14 menschenverachtende Begriffe, mit denen Linke gerne um sich schmeißen“ (u.a. Verletzendes wie „Aufmarsch“ statt Demo, wie der offenkundig zartbesaitete Schreiber anmerkt)

– Hier besonders Studierende und Menschen, die sie als „Antifa“ begreifen.

  • Bsp: „12 Merkmale, die die Antifa mit Terrororganisationen gemeinsam hat“ (hier finden sich viele rechtsradikale Mythen über „die Antifa“, etwa über angebliche Organisationsstrukturen und angebliche Bezahlung, aber nicht mehr viel Vergleiche mit „Terrororganisationen“)
  • Bsp: „14 »wissenschaftliche« linke Arbeiten, die tatsächlich so abgegeben wurden“ (es geht vor allem um gegen Gender Studies, aber auch um Rassismus oder Rechtsextremismus – und es sind nur englischsprachige Beispiele, die offenkundig anderswo im Internet geklaut wurden)

– Frauen und Feminist*innen.

  • Bsp: „11 richtig irre Begriffe, die Feministinnen erfunden haben, um nicht „Männer“ sagen zu müssen“ (es geht vor allem darum, Inklusion verschiedener Geschlechtsidentitäten zu verspotten)

– Muslim*innen

  • Bsp: „10 verstörende Fakten über Halal-Fleisch und Schächten in Deutschland“ (Tenor ist „Barbarentum“, unterlegt mit blutigen Bildern).

– Nicht-Rechte Politiker*innen, Jurist*innen, Journalist*innen

  • Bsp.: „Errate 13 echte Einwanderer-Urteile und wir sagen dir, wie gut du als Multikulti-Richter wärst“ (Fälle ohne Quellen und der Tenor lautet stets: Die kriegen kaum Strafen). 
  • Bsp: „15 peinliche Total-Blamagen von Politikern und Journalisten während der Corona-Krise“ (sie machten die Grenzen nicht so schnell zu, wie Rechtsradikale es gewollt hätten usw.) 

Gemocht werden dagegen

– Nationalismus

  • Bsp.: „Schwarz, Rot und Gold – 7 Fakten, die man über unsere Nationalfarben wissen muss“ (Allgemeinplätze aus der Geschichte der deutschen Flaggenfarben)

– Patriotismus

    • Bsp: „Warum wahres Christentum patriotisch ist und nicht links“ (u.a. weil es dazu aufruft, Mutter und Vater zu ehren. Das ist nicht patriotisch? Hier aus Ermangelung anderer Argumente schon).

– Tradition

  • „15 Jungen-Namen mit patriotischer Bedeutung“ (sie haben alle irgendetwas mit „Volk“ zu tun)

Neu ist hier also nichts, nur die Aufmachungsform. Die allerdings besitzt auch nicht die Subtilität, die nur Ansatzweise zu verschleiern, aus welcher politischen Richtung die Macher*innen schreiben. Miro Dittrich, Monitoring-Experte der Amadeu Antonio Stiftung für digitalen Rechtsextremismus, kommentiert: „Die Seite wirkt wie ein Form von Projektion. Die Rechtsextremen kritisieren ständig Medien als linke Indoktrination, dabei ist nichts auf linker Seite so offensichtlich und unintelligent gemacht wie diese Propaganda in Reinform. Die Seite wirkt wie eine Kommentarspalte in Website-Form. Ich vermute, dass sie keine große Reichweite außerhalb der eigenen Szene erhalten wird, weil sie auf reine politische Desinformation und Propaganda setzt und nicht auf einen Mix von Themen, der auch nicht-rechte Leser und Leserinnen auf die Seite bringen könnte – selbst wenn einzelne Beiträge viral gehen sollten“.

Insofern ist es auch nicht erstaunlich, dass „Fritzfeed“ bisher nur in der eigenen rechtsradikalen Blase Beachtung findet. Im Impressum findet sich der Name Christian Schäler, ein „alternativer“ Medienmacher aus dem AfD NRW-Umfeld, der zuvor u.a. mit dem Rechtsanwalt und AfD-Landtagsabgeordneten Roger Beckamp Videos gedreht hat, wie Netzpolitik.org und Bento in einer ausführlichen Recherche dargelegt haben. Beckamp teilte als einer der ersten „Fritzfeed“-Beiträge auf Twitter und gibt an, als juristischer Berater für „Fritzfeed“ zu fungieren.

„Fritzfeed“-„Chefredakteur“ Christian Schäler, hier noch als Kameramann unterwegs bei einer Demonstration in Köln 2019; Fotos: Jennifer Marken

Er wollte bei einer linken Mieten-Demonstration mit AfD-Politiker und Anwalt Roger Beckamp drehen, bis die Polizei das unterband und das Duo sich in ein Café am Heumarkt zurückzog.

Wenig erstaunlich also, dass auch viele weitere AfD-Accounts „Fritzfeed“ auf Twitter liken (insgesamt rund 1.200 Fans), wie etwa AfD-Funktionäre wie Sebastian Münzenmeier (NRW), Sven W. Tritschler (NRW) oder Thomas de Jesus Fernandes (MV). Auch bei der selbsternannten „Neuen Rechten“ kommt „Fritzfeed“ an, so gehören u.a. Martin Lichtmesz, Ingrid Weiss und Martin Sellner zu den Fans, letzterer teilt auch fleißig Inhalte. „Junge Freiheit“-Chef Dieter Stein begleitet das neue „Alternativmedium“ bisher als stiller Mitleser, hat aber auch auf „Folgen“ geklickt. „WerteUnion“-Mitglied Max Otte bewirbt das Projekt dagegen durch Retweets, findet sich dort offenkundig auch unterhalten und repräsentiert.

Sehr jugendlich sind diese Anhänger*innen allerdings alle nicht. Auf Instagram, wo „Fritzfeed“ auch aktiv ist, sieht es mit der Zielgruppenerreichung schon besser aus, von den rund 750 Follower*innen scheinen die meisten jugendlich, allerdings sind die Interaktionsraten dort auch noch mäßig.

Beworben wird das Projekt unter anderem mit einem Interview auf dem rechtsalternativen Uralt-Medium „PI News“, wo die Beschreibung der Website ebenfalls darauf schließen lässt, dass hier nicht die Zielgruppe erreicht wird. Dort heißt es: „Die neue Medienseite kommt schrill, peppig und gar nicht altbacken daher und hat ein junges Zielpublikum im Blick.“ Das klingt wie aus der „Bravo“ der 1980er Jahre. Christian Schäler, hier als Chefredakteur interviewt, nennt als Ziel der Website „Unterhaltung ohne Gendersternchen“ und beschreibt sein angeblich vorhandenes, aber nirgendwo aufgeführtes „Team“: „FritzFeed wird derzeit von zwölf Leuten getragen. Jungs und Mädels, alle jung und gut drauf, aber völlig unterschiedliche Menschen. (…) Um mal linkes Jargon zu benutzen: eine ganz bunte Truppe.“ Man wolle über gesellschaftliche Entwicklungen lachen: „Und solange Linke verrückte Dinge tun, wird es auch FritzFeed geben.“ Dafür brauchen die Macher*innen erst mal Durchhaltevermögen: Alle Werbeplätze auf der Seite sind noch leer, Geld gibt es auf diesem Wege offenkundig keins.

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