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Früherer NPD-Chef Holger Apfel versucht sich als Wirt auf Mallorca

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Holger Apfel vor seinem Restaurant auf Mallorca. Dort gibt es Schnitzel, aber keine grammatikalisch korrekten Unterzeilen. (Quelle: S. Schuster)

Soeben noch Bundesvorsitzender der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD), jetzt Wirt an der Playa de Palma auf Mallorca: Nachdem Holger Apfel im Dezember 2013 von seinem Amt zurückgetreten war, hörte man monatelang nichts von dem 43-Jährigen – bis er auf einmal auf Mallorca wieder auftauchte. Auf seiner „Trauminsel“, auf der er bereits mehr als 40 Mal Urlaub gemacht habe, suche er nach seinem Ausscheiden aus der Politik nach einer neuen beruflichen Herausforderung, sagte Apfel am Dienstag (20.5.) der Mallorca Zeitung. Sein neues Tätigkeitsfeld gefunden hat er im Restaurant „Maravillas Stube“, das er von einem deutschen Gastronom übernommen und am 15. Mai zusammen mit seiner Frau Jasmin eröffnet hat, wie er sagt.

Holger Apfel war aus „gesundheitlichen Gründen“ vom Bundesvorsitz zurückgetreten, innerhalb der Partei hieß es, er leide an Burn-out. An Weihnachten 2013 trat er überraschend aus der NPD aus und legte alle seine Ämter nieder, auch sein Mandat im sächsischen Landtag. Kurz zuvor waren die Vorwürfe eines homosexuellen Übergriffs – Apfel soll sich im August 2013 einem „jungen Kameraden“ unsittlich genähert haben – wieder laut geworden. Der gebürtige Hildesheimer wollte sich damaligen Medienberichten zufolge an einen derartigen Vorfall „alkoholbedingt“ nicht erinnern. Gegenüber der MZ möchte er das Thema nicht noch einmal aufrollen und spricht allgemein von „Intrigen und menschlichen Enttäuschungen“.

Mit der Politik habe er mit seinem Umzug nach Mallorca ein für allemal abgeschlossen. Die „Maravillas Stube“ solle deshalb weder ein Treffpunkt der rechten Szene, noch eine Anlaufstelle für rechte Schlachtenbummler werden. „Hier wird nicht politisiert, hier ist jeder willkommen, auch Linke oder Menschen anderer Nationalitäten.“ Wenn jemand sein Schnitzel aufgrund seiner politischen Vergangenheit lieber woanders statt bei ihm essen wolle, würde er das akzeptieren. „Wobei das Hier und Jetzt entscheidend sein sollte, nicht die Vergangenheit.“ Zumal es auch Molotowcocktail-Werfer gegeben habe, die später Außenminister wurden, fügt er in Anspielung an den ehemaligen Grünen-Politiker Joschka Fischer hinzu.

Die Ansicht, Auswandern sei nicht mit den Ideen der NPD vereinbar – in deutschen Parteikreisen wird sein Schritt mit dem Hinweis „Auswanderung stoppen! Fachkräftemangel bekämpfen“ äußerst kritisch gesehen – teilt der Neu-Gastronom sogar. „Ich habe nach wie vor eine patriotische Einstellung, aber ich stand nie für die Extreme der NPD.“ Er habe vielmehr versucht, sie zu einer modernen, bürgerlichen Partei zu machen. „Doch sie erwies sich als nicht-reformierbar.“ Deswegen habe er Ende 2013 „nach jahrelangen Streitigkeiten und Intrigen“ schließlich beschlossen, sich zurückzuziehen.

Hinter so manchem Slogan aus dem Europawahlkampf der rechtsextremen Partei wie etwa „Masseneinwanderung stoppen“ steht Apfel hingegen immer noch. „In deutschen Ballungszentren muss kontrollierte Einwanderung durchaus ein Thema sein.“ Und was ist mit der Playa de Palma, wo senegalesische Straßenverkäufer und nigerianische Prostituierte vor allem Hoteliers und Gastronomen, aber auch vielen Urlaubern ein Dorn im Auge sind? „Ich finde, dass die Stadt hier eine etwas seltsame Politik praktiziert“, sagt Apfel etwas unentschlossen. Die neue Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben sei ja in weiten Teilen sinnvoll. „Aber dass jetzt nur noch die Freier bestraft werden, verstehe ich nicht, das ist ja quasi ein Freibrief für die Klau-Huren.“

Dieser Text erschien zuerst in der Mallorca-Zeitung. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

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