Als Antwort auf eine pro-feministische Aktion zum Weltfrauen*tag sammelte die Junge Alternative Gründe, warum sie keine Feminist*innen seien. Dazu wählten sie den passenden Slogan: “Gleichstellung statt Gleichmacherei”. Die gegnerische böse Seite wird gleich mit dem bösen Wort “Gleichmacherei” illustriert, damit die Botschaft einfach zu verstehen ist: Nur, wer Feminismus und sämtliche Gleichstellungsinstrumente wie die Quote oder Gender Mainstreaming ablehnt, ist emanzipiert. Die Sätze der AfD-Jugend reichen von “Ich bin keine Feministin, weil ich mir gerne die Türe aufhalten und in die Jacke helfen lasse” über “Ich bin kein Feminist, weil Familie wichtiger ist als Karriere und ich den Genderwahn stoppen will”. Vieles davon fügt sich nahtlos in das generelle Auftreten der Gesamtpartei ein und steht Forderungen der AfD in Nichts nach.
Bei einer Mitgliederbefragung innerhalb der Partei wurde sowohl nach Gender Mainstreaming als auch nach einer Geschlechterquote in Vorständen gefragt. Beides wurde mit überwältigenden Mehrheiten abgelehnt (Gender Mainstreaming mit 82,2%, eine Geschlechterquote mit 93,4%). Auch hier verbirgt sich der Leistungsgedanke: Gleichberechtigung sei schon lange erreicht, den Rest hätten Frauen jetzt selbst in der Hand. Ziele müssten aus eigener Kraft erreicht werden und nicht aufgrund des Geschlechts. Dass gerade das eines der wichtigsten Argumente für die Quote ist und oft Männlichkeit als Qualifikation ausreicht, bleibt außen vor.
Beim Blick auf das doch sehr kurze und allgemeine Parteiprogramm der AfD stechen auch gewisse Thesen ins Auge, die das heteronormative Gesellschaftsbild der AfD offenbaren. Im 2013 verabschiedeten Programm findet man folgenden Absatz zur Familienpolitik: “Wir stehen für den Schutz der Familie als Keimzelle der Gesellschaft. Eine solidarische Förderung der Familien ist eine Investition in unsere gemeinsame Zukunft und wesentlicher Teil des Generationenvertrages.”. Diese konservative – aber doch noch relativ offene – Äußerung bekommt einen bitteren Beigeschmack, äußerte Bernd Lucke sich doch zum “Coming Out” des Fußballspielers Thomas Hitzlsperger wie folgt: Er hätte es „gut gefunden“, wenn „Herr Hitzlsperger sein Bekenntnis zu seiner Homosexualität verbunden hätte mit einem Bekenntnis dazu, dass Ehe und Familie für unsere Gesellschaft konstitutiv sind“. Denn es gäbe bei Homosexuellen, die sich “outen”, einen „Selbstverwirklichungswillen, der auf Kosten des Kinderwunsches geht“. Familie ist für Herrn Lucke und für die AfD eben doch: Mutter, Vater, Kind(er).
Damit zurück zur Foto-Aktion der Jungen Alternativen: Sie seien keine Feminist*innen, denn Männer seien Männer und Frauen nun mal Frauen und Feminist*innen würden ihre Gleichmacherei verbreiten und versuchen, dieses Bild durcheinander zu bringen. Immer wieder rückt die Familie bei der antifeministischen Argumentation der AfD-Jugend in den Fokus: Mutter und Hausfrau zu sein sei genauso viel wert wie Karriere zu machen und Familie stünde über allem. Es ist jedoch niemand dabei, der*die der Meinung ist, Väter und Hausmänner seien auch etwas wert. Die Jungen Alternativen bewegen sich in einem extrem konservativem Familienbild, in dem die Rollen klar verteilt sind: Die Frau ist Mutter und leistet jegliche Haus- und Erziehungsarbeit, der Vater bringt das Geld nach Hause. Während sie solche Stereotype verbreiten, davon sprechen, sich vom Genderwahn zu befreien und Feminismus als etwas Aufgezwungenes zu diffamieren, merken sie nicht, wie eng sie selbst ihr Korsett schnüren, indem sie sich Rollen verschreiben, die doch eigentlich schon seit Jahrzehnten überwunden sind.
All das fügt sich in das Gesamtbild der Politik der Alternative für Deutschland ein. Die, die von sich behaupten, Ideologien abzulehnen, vertreten ihre sozialdarwinistische Ungleichheitsideologie auf allen Ebenen immer offensiver. Es gilt das ständige Leistungsprinzip: Nur, wer sich selbst durchschlägt, ist emanzipiert. Dass rechtliche Gleichberechtigung nicht gleichzeitig bedeutet, dass alle Menschen dieselben Voraussetzungen in dieser Gesellschaft haben, wird ausgeblendet. Der Stärkere (und ja, das muss definitiv nicht gegendert werden) gewinnt und Schwächere bleiben zurück. In diese Ideologie wird alles eingepflegt: Menschen, die nach Deutschland kommen und anfangs keine Arbeit haben, gelten als “sozialer Bodensatz” und Personen, die für die Geschlechterquoten argumentieren, sind dem Gender-Wahn verfallen und sexuell frustriert.
Doch tatsächlich zeigt sich: Die AfD ist bei der Bundestagswahl im September 2013 an den Frauen gescheitert. Während die AfD von 5,5 Prozent der wählenden Männer im Westen und 7,1 Prozent in Ostdeutschland die Stimme bekam, wählten in Westdeutschland nur 3,4 Prozent und im Osten 4,7 Prozent der Frauen diese Partei. Zu erklären ist dies wahrscheinlich zum Einen mit den von der AfD besetzten Themen Finanz- und Wirtschaftspolitik, zum Anderen jedoch gewiss auch damit, dass kaum Frauen als Repräsentantinnen der Partei auftreten.
Letztendlich ist das Frauenbild der Alternativen für Deutschland eben doch – so emanzipiert sie sich auch selbst beschreiben – ein verstaubtes und urkonservatives, das schon lange überwunden sein sollte.