Entwicklung
In den über zehn Jahren ihres Bestehens hatte die Deutsche Militärzeitschrift verschiedene Herausgeber, doch die inhaltliche Ausrichtung dieser rechten Zeitschrift blieb stets die verklärte Darstellung militärhistorischer Personen und Ereignisse bis hin zur Kriegsverherrlichung. Bei der aktuell letzten Umstrukturierung Anfang des Jahres 2005 betonte der neue Chefredakteur Manuel Ochsenreiter für den in Berchtesgaden ansässigen Verlag Deutsche Militärzeitschrift, dass es „keinen Wechsel in der bewährten Linie“ geben werde. Auch an der festgeschriebenen Zielsetzung, der „Verknüpfung zwischen Geschichte und aktuellen militärischen und militärpolitischen Themen“, wird weiterhin festgehalten. Die Herausgabe der Zweimonatsschrift stehe nach Eigenaussagen in einer „Tradition einer wahrheitsgetreuen Berichterstattung“ und sollte „Brücken schlagen zwischen den Generationen“.
Hintergrund
Gegründet wurde die DMZ im April 1995 durch Harald Thomas, der zuvor u.a. als Geschäftsführer des extrem rechten Nationaleuropäischen Jugendwerkes tätig war. Aufgrund von „gesundheitlichen und finanziellen Schwierigkeiten“ seitens des Herausgebers musste das Heft bereits ein Jahr später eingestellt werden. Anfang 1997 wurde das Projekt Deutsche Militärzeitschrift vom MTM Medien-Marketing-Team übernommen und durch den neuen Chefredakteur Oberstleutnant a.D. Wolfgang Dischert wiederbelebt. Neben der Herausgabe der Zeitschrift DMZ verfügte das in Bad Soden ansässige Unternehmen über einen Versandhandel mit einem umfangreichen Angebot an Büchern und Videos vor allem zu militärischen Themen. Doch im Dezember 2003 wurde gegen die beiden Geschäftsführerinnen des MTM, Hildegard Hardt und Martina Wassmuth (geb. Hardt), das Insolvenzverfahren eröffnet. Für die weitere Herausgabe der Deutsche Militärzeitschrift sorgte nun das extrem rechte Verlagsnetzwerk Lesen und Schenken/Arndt-Verlag von Dietmar Munier. Die Geschäftsführerin Gerlind Mörig teilte in einem Schreiben an die Abonnenten die Weiterführung der DMZ im neu gegründeten Verlag Deutsche Militärzeitschrift mit. Als neuer Chefredakteur wurde von Munier Josef Gruber eingesetzt, der schließlich sein Amt Anfang 2005 an den ehemaligen Bundeswehrsoldaten Manuel Ochsenreiter übergab. Der Burschenschafter konnte bereits während seiner langjährigen Tätigkeit als Redakteur für die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit journalistische Erfahrungen sammeln.
Tom Cruise und Reinhard Günzel
Der Schauspieler Heino Ferch spricht über den Film „Die Luftbrücke“. Sein amerikanischer Berufskollege Tom Cruise wird über die Dreharbeiten seines neusten Actionfilms befragt. Der Artikel „Angriff und Verteidigung ? Militärfußball gestern und heute“ wird durch ein Interview mit Theo Zwanziger ergänzt. Der DFB-Präsident informiert hierbei über die Zusammenarbeit von DFB und Bundeswehr innerhalb der Sportförderung. Auch eine Reihe von weiteren „nichtrechten“ Interviewpartern stellte sich für ein Gespräch mit der DMZ zur Verfügung. Zu den prominenesten gehörte wohl eine Reihe von ehemaligen Bundesverteidigungsministern wie Rudolf Scharping oder Hans Apel sowie der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm.
Doch die Mehrzahl der Interviewpartner der DMZ rekrutiert sich aus den zahlreichen rechten (Militär-)Historikern oder Stichwortgebern in Deutschland. So sind beispielsweise in der aktuellen Ausgabe des Zweimonatsheftes Interviews mit dem ehemaligen Generalbundesanwalt und JF-Verteidiger Alexander von Stahl und Bernd Rabehl zu finden. Genauso wenig überraschend ist, dass der ehemalige Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte (KSK) Brigadegeneral Reinhard Günzel inzwischen Dauergesprächspartner der DMZ geworden ist. Dieser veröffentlichte im Pour le Mérite Verlag der Munier-Verlagsgruppe gemeinsam mit dem ersten Kommandeur der GSG 9 und dem Kommandeur der Wehrmachtseliteeinheit „Brandenburger“ ein Buch mit dem Titel „Geheime Krieger ? Drei deutsche Kommandoverbände im Bild“.
Wahrheiten über Ritterkreuzträger und Waffen-SS
Inhaltlich spiegelt sich die Generationsarbeit dadurch wieder, dass ehemalige Kriegsteilnehmer u.a. in der Rubrik „Landser erzählen“ ihre Kriegserlebnisse den Lesern vermitteln. Eine kritische Betrachtung der vergangenen Ereignisse sucht man in den von subjektiver Sichtweise gekennzeichneten Artikeln vergebens. Ergänzend dazu finden sich im Heft zahlreiche Abhandlungen über die verschiedensten Kriegsereignisse aus deutscher Sicht, wie die „Vertreibung“ und die Nürnberger Prozesse. Lebensläufe von militärischen Persönlichkeiten des Nationalsozialismus, wie Ritterkreuzträgern und anderen vermeintlichen Kriegshelden, sorgen für eine Heroisierung der Wehrmacht und der Waffen-SS. So wird der belgische Oberbefehlshaberder Waffen-SS-Division Wallonie Leon Degrelle in einem Soldatenporträt als „Der Europäer“ verklärt. Während der Diskussion um die Mitgliedschaft von Günther Grass in der SS-Division „Freundsberg“ im Sommer 2006 gab der Verlag eine Sondernummer der DMZ mit den Titel „Die Waffen-SS ? Sie waren dabei!“ heraus. In diesem großzügig verbreiteten Heft wurden nicht nur weitere prominente ehemalige SS-Mitglieder angeführt, sondern die Verbrechen der SS verharmlost und führende Offiziere heroisiert. Doch nicht nur die Weltkriege, sondern auch die NVA steht mitunter im Mittelpunkt des militärhistorischen Interesses des Verlags. Die Berichterstattung über die aktuelle Militärpolitik zeigt sich vor allem in einer umfassenden Kritik von Militäreinsparungen und des Geschichtsbildes bzgl. des Zweiten Weltkrieges innerhalb der Bundeswehr. Dazu wurden die verschiedenen ehemaligen Verteidigungsminister oder Kritiker innerhalb der Bundeswehr gefragt. So wird beispielsweise über das 50. Bundestreffen der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger unter dem Titel „Die Tapfersten ? heute verfemt“ berichtet und ein Umdenken innerhalb der Bundeswehr eingefordert. Für die Ausrichtung der einzelnen Beiträge sorgen die verschiedenen Autoren, die überwiegend bereits in anderen rechten Zeitschrift publiziert haben. Dazu gehören zum Beispiel die rechten Historiker Rolf-Josef Eibicht, Claus Nordbruch, Franz W. Seidler, Joachim von Leesen und Franz Uhle-Wettler. Der Verlag wirbt regelmäßig für den Autor Leesen, der als Referent u.a. zum Thema „Bombenterror ? Luftkrieg über Deutschland“ für Veranstaltungen zur Verfügung steht.
Rechte Werbekunden
Die inhaltliche Einbindung der DMZ innerhalb der extremen Rechten wird auch an den zahlreichen Inseraten deutlich. Annoncierten in den ersten Jahren neben Militärverlagen wie dem Motorbuch Verlag und Bernhard & Graefe auch vereinzelt Projekte aus dem Vertriebenenspektrum und die Junge Freiheit nebst ihrem damaligen österreichischen Ableger „Zur Zeit“, sind zunehmend extrem rechte bis neonazistische Anzeigen im Heft zu finden. Neben den zahlreichen Anzeigen und Besprechungen von Militärbüchern aus den einschlägig bekannten Verlagen sind auch Annoncen des SS-apologetischen Militärhefts „Der Freiwillige“ oder des Deutsche Stimme Verlags der NPD zu finden. Auf dessen Pressefest in Mücka im Jahr 2004 wurden am Stand der DMZ großzügig Freiexemplare der Zeitschrift an die anwesenden Neonazis verteilt. Zur Erschließung neuer Abonnentenkreise berichtet die DMZ in den letzten Ausgaben nicht nur über Militärshows, sondern wirbt auch mit Inseraten im Freiwilligen und der Deutschen Stimme für eine weitere Verbreitung des Heftes.
Fazit
Unter dem Anschein der Wissenschaftlichkeit versucht die Hochglanzzeitschrift DMZ, ihr extrem rechtes Geschichtsbild den Lesern zu vermitteln. Zielgruppen sind neben militärhistorisch Interessierten auch (ehemalige) Soldaten der Wehrmacht, der NVA sowie der Bundeswehr. Zur Ehrenrettung des deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges werden von der Zeitschrift unterschiedlichste nichtdeutsche Zeugen angeführt. Auch klassische Themen der extremen Rechten wie Vertreibung, die Bombardierung von Dresden und die Nürnberger Prozesse werden von der Redaktion pseudowissenschaftlich aufgearbeitet und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Die zahlreichen Interviews mit teilweise prominenten Gesprächspartnern dienen nicht nur der Untermauerung der eigenen politischen Positionen des Heftes, sondern vermitteln trotz der eindeutig rechten Ausrichtung der Zeitschrift DMZ den Anschein von politischer Seriösität. Nichtsdestotrotz arbeitet die Deutsche Militärzeitschrift seit ihrer Gründung kontinuierlich an der Heroisierung der Wehrmacht sowie einer Revision der bundesdeutschen Geschichtspolitik.
Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Antifaschistischen Infoblatt (AIB)
Erscheinungsdatum Frühjahr 2007 Heft Nummer 77