Pegida verbreitet seit dem Winter 2014 / 2015 antimuslimischen Rassismus auf den Straßen. Befürchtet wird der “Untergang des Abendlandes”, der “Verlust westlicher Werte” und die “drohende Islamisierung” der Gesellschaft” beschworen wurden. Doch wussten Sie, dass die Ursprünge dieser rassistischen Zuschreibungen muslimischer Menschen sich bereits im Umfeld der Kreuzzüge im 11. Jahrhunderts finden? Dabei wurde das alte Feindbild „Islam“ immer wieder mit neuen Komoponente gefüllt. Das traditionelle Islambild bekam etwa durch die Golfkriege und dem Anschlag am 11. September die neue Komponente des “kriegerischen Islam”. Verbreitet ist die Islamfeindlichkeit dann auch nicht nur unter Neonazis, sondern auch in der so genannten bürgerlichen Mitte, wo sie prominente Meinungsmacher wie Thilo Sarrazin, Heinz Buschkowsky, Henryk M. Broder, Udo Ulfkotte, Akif Pirincci und Necla Kelek vielstimmig vertreten. Dies und mehr lernen wir im Buch „Antimuslimischer Rassismus. Auf Kreuzzug für das Abendland” von Inva Kuhns. Rezension im „Migazin“.
Pegida & Co.
verlieren langsam die Lust auf Islamfeindlichkeit, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit auf der Straße, sind aber immer noch da. Am 13. April 2015 gab es einen letzten Versuch großen Aufbäumens vor dem Niedergang, indem der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders von der „Partij voor de Vrijheid“ nach Dresden eingeladen wurde. Statt der von den Pegida-Organisatoren erwarteten 30.000 kamen trotzdem „nur“ 8.000 bis 10.000, und von denen waren nicht wenige verwirrt, dass der Wilders sich zwar gegen Muslime, aber für Juden engagiert. Diese Ausländer! Wie diese rechtspopulistischen Argumentationsprobleme aussehen, lässt sich auch am Phänomen „JewGida“ (Juden gegen die Islamisierung des Abendlandes“) betrachten, das wir auf BTN betrachtet haben.
Aktuelle Pegida-Teilnehmer_innen-Zahlen finden Sie hier:
An Besonderheiten ist noch zu vermerken, dass einige Pegida-Fans in Dresden am 07. April ihre „Besorgte Bürger_innen“-Maske fallen ließen und ehrenamtliche Kirchenmitarbeiter mit Mord bedrohten, weil sie sich von läutenden Kirchenglocken gestört fühlten, die noch nicht einmal wegen Pegida läuteten. Der Mitarbeiter berichtet: „Ein Paar kam in die Kirche herein mit Beginn des Gottesdienstes um 17 Uhr und beschwerte sich darüber, dass das Geläut draußen stören würde. (…) Er meinte dann, dass ich vorsichtig sein solle, wenn ich rauskomme. Da könnte es sein, dass man mir die Kehle durchschneidet.“ (mopo24).
Und dann hat Pegida in Dresden nun eine Oberbürgermeister-Kandidatin, nämlich die Ex-AfD-Frau und HoGeSa-Fan Tatjana Festerling (vgl. etwa taz).
Pegida als „Digitale Literatur“
Pegida ist auch ein Facebook-Phänomen. Deshalb schreiben viele Pegida-Fans auch in dem Sozialen Netzwerk. Aus den Posts machte nun 0x0a.li „Digitale Literatur“: Sie sammelten alles, was Pegidaversteher mit „Ich glaube“, „Ich liebe“ oder „Ich hoffe“ begannen. Es entspinnt sich eine traurige, hasserfüllte Welt:
Auszug: Glaube
Ich glaube 90% der polizisten sind im herzen bei uns.Ich glaube aber ohnehin das diese Pegida Nummer vom Staat angerührt ist.Ich glaube alles ist von langer hand geplantIch glaube,alles was von links kommt,ist ein Fake.Ich glaube am Freitag den 30.1.1933 ist in China auch ein Sack Reis umgefallen,wem interessiert das heute noch?Ich glaube an das gute, aber das gute kommt nicht von alleine, das böse nimmt dem gute den Platz weg (Migration).Ich glaube an das was ich sehe und Höre und dann auch nicht alles.Ich glaube an dass was ich mit eigenen Augen sehe und nicht an das was mir unbekannte „dritte“ erzählen wollen.Ich glaube an die Bedrohung und glaube auch, dass die Politiker sie gut finden.Ich glaube an die Fakten und nicht an linke Verleumdungskampagnen.
Auszug: Liebe
Ich liebe alle Leute mit echter IdentitätIch LIEBE alle Menschen aber ich hasse Sünde und LUGEN tschussIch liebe alle Menschen und ich möchte nicht, dass die armen Ausländer mit den ganzen bösen Nazis hier Probleme haben müssen ;)Ich liebe auch katzen …ICH LIEBE DEN SCHWARZEN LIEBER ALS DEN KAPITALISTISCHEN JUDEN DER SEINE EIGENE BRUT AUFHÄNGEN LÄSST !Ich liebe deutchland und must keine islam in deutchland und in frankreich !!!Ich liebe deutschelaaaandIch liebe DEUTSCHELAND.Ich liebe Deutschland.Ich liebe Deutschland, genau so wie 95% der Wurzeldeutschen
Auszug: Hoffnung
Ich hoffe 2015 wird das ganze auch mehr in die „alten“ Bundesländer getragen.Ich hoffe 40.000 +Ich hoffe aber auf mehr.Ich hoffe aber das es weh tutIch hoffe aber..Es erwischt die RICHTIGEN…Ich hoffe alle dauer besucher dieser moschee werde sofort ausgewiesen und jede moschee steht in europa auf dem prüfstandIch hoffe alle Menschen wachen auf ,und sind alle auf der Straße ;-)Ich hoffe auch, das dies nur der Anfang ist.Ich hoffe auch das es im Norden bald noch mehr Städte gibt denn wenn das Volk einmal in Bewegung ist lässt es sich nicht mehr aufhaltenIch hoffe auch das jetzt noch mehr Menschen ein Licht auf geht!Ich hoffe auch der letzte schwachmat begreift warum wir auf die Straße gehen(komplett auf Spiegel Online)
HoGeSa
Um „HoGeSa“, die Hooligans gegen Salafismus, war es im April derweil recht still – und wenn nicht, dann ging es um Gewalt.
In Wuppertal gab es am 11.04.2015 einen Mordversuch vor dem Autonomen Zentrum, mutmaßlich von einem HoGeSa-Fan, weil der Täter sein späteres Opfer mit HoGeSa-Sprüchen provozierte. Ein 53-jähriger Besucher des Autonomen Zentrums war in der Nacht zum Sonntag durch mehrere Messerstiche in den Rücken lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der Gäste hatten drei Männer die anwesenden provoziert, bevor sie schließlich einen 53-jährigen Gast mit einem Messer angriffen (vgl. FgN).
In Berlin nannte sich ein Grüppchen in „Bündnis Deutscher Hools (BDH)“ um. Weil in Berlin unter Rechtspopulist_innen und Neonazis die Hetze gegen Flüchtlinge mehr im Trend liegt als gegen Muslime, fielen Anhänger des heutigen BDH im Dezember auf, als 30 Neonazis eine Demonstration gegen Rassismus in Berlin-Köpenick angriffen. Später griffen sie Pressevertreter aus einer „Bärgida“-Demonstration an (Störungsmelder).
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GMF heißt „Gruppebezogene Menschenfeindlichkeit“. Mehr zu diesem Konzept hier.