Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand
Am 23. November gedenken wir der Opfer des rassistische Mordanschlags von Mölln. Vor 28 Jahren hatten zwei Rechtsextreme zwei Familienhäuser in der Möllner Altstadt mit Molotowcocktails in Brand gesetzt. Dabei kamen Bahide Arslan und ihre Enkelinnen Yeliz Arslan und Ayşe Yılmaz ums Leben. In den Tagen darauf wird das Gedenken anlässlich des 30. Todestages von Amadeu Antonio, dem Namensgeber der Stiftung begangen. Alina Darmstadt, Projektleiterin von Civic.net, möchte mit Blick auf die beiden rechtsextremen Taten auf die tödliche Konsequenzen verweisen. Rassismus ist #KeinRandproblem. Rassismus ist ein strukturelles Problem, so Darmstadt, dieser kommt in allen gesellschaftlichen Schichten vor, werde kulturell vermittelt, sei tief in unserem Denken und unseren Institutionen verankert. Damit präge er den Alltag vieler Betroffener.
Rassismus in unterschiedlichster Ausformung zieht sich jedoch auch durch dieses Jahr. Wir erinnern uns an den rechtsterroristischen Anschlag in Hanau vor neun Monaten, den zunehmendem anti-asiatischen Rassismus im Zuge der Corona-Pandemie (#IchbinkeinVirus), weitere Brände und rechtsextreme Schmierereien reihten sich in die rechte Anschlagsserie in Neukölln ein, zahlreiche rassistische Vorfälle bei der Polizei (NSU 2.0, rassistische Äußerungen in internen Chats) – und die Weigerung des Innenministers, in Anbetracht der Situation eine Rassismus-Studie bei der Polizei durchzuführen. Weltweit gingen Menschen auf die Straße nach dem rassistischen Mord an George Floyd und trugen seine letzten Worte weiter: ”I can’t breathe!”. Auch in Deutschland fanden zahlreiche “Black Lives Matter” Proteste statt. Dominik Lucha dokumentiert auf Instagram alltägliche Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland. Die Debatte dazu darf an dieser Stelle nicht abreißen. Dieses Jahr hat bei vielen Schwarzen Menschen und People of Color noch einmal besonders schmerzliche Spuren hinterlassen.#KeinRandproblem möchte die Auseinandersetzung mit Rassismus wieder ins Zentrum holen – wir müssen endlich begreifen, dass es nicht um die Erfahrungen einzelner, sondern um ein gesamtgesellschaftlichen Problem vieler/aller geht.
Auseinandersetzung
Auch wenn die Widerstände, Rassismus als Problem anzuerkennen, immer noch an vielen Stellen vorherrschen, so gibt es auch Entwicklungen die Hoffnung machen. So wird die “M*straße” in Berlin-Mitte endlich nach langjährigen Protesten umbenannt. Außerdem werden Forderungen wieder laut, den Begriff “Rasse” in Artikel 3 des Grundgesetzes durch ein Wording zu ersetzen, welches nicht den Anschein erweckt, Menschenrassen würden existierten. Kommt es zu einer Umformulierung, sollte deutlich werden, dass es sich dabei unmissverständlich um eine diskriminierende Zuschreibung handelt, statt den Begriff schlicht zu entfernen. Letzteres wäre ebenfalls fatal.
Um Rassismus konsequent bekämpfen zu können, müssen wir uns als Gesellschaft der historischen Herausbildung von Rassismus und seine gegenwärtigen Formen bewusst werden.
Rassismus muss auch auf struktureller, ökonomischer und rechtlicher Ebene kritisiert werden. #KeinRandproblem heißt auch: Das Leid und die schmerzhaften Folgen von Rassismus dürfen nicht in die Peripherie verdrängt werden, auch diesen müssen wir uns gemeinsam stellen.
https://twitter.com/hashtag/keinrandproblem