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Hassmusik Unpolitischer Fußballrock?

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Foto: Frank Rennicke in Dresden beim Naziaufmarsch 2010, AAS, c

„Fußball ist Fußball und Politik bleibt Politik!“ Das ist das Motto der Bremer Hooliganband „Kategorie C – Hungrige Wölfe“. Dass dies leere Worte sind, zeigt sich spätestens bei genauerem Hinhören: „Wir sind oldschool für fair play / ohne Messer und Pistolen / aidsverseuchte Aasgeier / die soll sich der weiße Hai doch holen / An Jane und Tarzan, Chita und Boy / und der Rest der wilden Bande / einen Gruß aus stolzer Brust / aus unserm schönen Lande.“ So heißt es in einem ihrer Lieder zur Fußball Weltmeisterschaft in Südafrika. Rassistische und Gewalt verherrlichende Passagen ziehen sich durch die meisten ihrer Texte. Dennoch achten die Bandmitglieder darauf keine Lieder zu schreiben, die einen expliziten Zusammenhang zur neonazistischen Szene zeigen. Mit dieser Strategie sollen auch Personen, die bisher wenig Kontakt zu Neonazis hatten, durch die Musik mit ihnen in Kontakt kommen.

Unpolitische Band?

Teilweise geht diese Strategie auf: Wenn KC öffentliche Konzerte gibt – zu welchen dann auch mal bis zu 800 Besucherinnen und Besucher kommen – mischen sich Neonazis und Menschen, die sich nicht als solche begreifen. Für viele KC-Fans wird die Band immer verkannt und ungerechtfertigter Weise als „rechtsextrem“ verleumdet. „Die Mitglieder von KC und ihre Fans bezeichnen die Musik oft als unpolitisch. Das sie diese Bezeichnung verwenden liegt jedoch vor allem an ihrem Politikverständnis. Für sie ist Politik, das was in den Institutionen passiert. Manchmal verstehen sie noch einen öffentlichen Hitlergruß als politisches Statement – Texte mit eindeutig rassistischen Bezügen klammern sie aus ihrem Politikverständnis aus“, so Michael Weiss vom Antifaschistischen Pressearchiv (Apabiz) in Berlin. „Seit ungefähr drei Jahren versucht sich KC als unpolitisch darzustellen und sich ein breiteres Spektrum von Fans, von Fußballfans bis zu Rockern, zu erschließen. Aber vor allem die letzten zwei Konzerte haben gezeigt, dass die Besucher*innen ihrer Konzerte überwiegend der extremen Rechten angehören.“

Enge Verbindungen zwischen KC und der Neonazi-Szene in Bremen

Auch personell ist die Hooligan-Band KC stark mit der neonazistischen Szene verbunden. Der Bremer Verfassungsschutz dokumentiert in seinem jüngsten Bericht enge Verbindungen zwischen der Hooligan- und der Neonazi-Szene in Bremen: Hungrige Wölfe traten in der Vergangenheit schon mehrmals zusammen mit Skinheadbands auf. Nach Angaben des Apabiz sind die Besucher des Konzertes überwiegend der Neonazi-Szene zuzuordnen, genauso wie teilweise die Organisator*innen und das Sicherheitspersonal, die bei den Konzerten mitarbeiten. Der Geschäftsführer der KC Music Limited GmbH Timo Schubert ist ein bekennender Neonazi, der schon in verschiedenen Neonazi-Bands gespielt hat. Auch der Frontmann Hannes Ostendorf ist einschlägig bekannt – er sang zeitweise in der Rechtsrock-Band „Nahkampf“ bei der er seine Gesinnung deutlicher zeigen konnte als bei KC.

Du bist, was du hörst!

Musik und Konzerte sind eine der wichtigsten Rekrutierungsmöglichkeiten für Neonazis mit der sie besonders Jugendliche ansprechen können – oft wird „rechtsextreme Musik“ als „Einstiegsdroge“ für Jugendliche bezeichnet. Jedoch werden die meisten Jugendlichen nicht erst durch rassistische Texte zur neonazistischen Ideologie hingeführt. Viel mehr ist die Musik zwar ein wichtiger Bestandteil für das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe – eine Auseinandersetzung und Bestätigung der eigenen Gedanken durch die Texte findet jedoch erst dann statt, wenn schon eine Affinität zur Ideologie vorhanden ist, wie eine Studie des Deutschen Jugendinstituts zur Funktion von Rechtsextremer Musik für jugendliche Hörer*innen bestätigt. Gerade Bands wie KC sind in diesem Zusammenhang besonders gefährlich, da viele ihrer Texte keinen expliziten Bezug zur neonazistischen Szene haben und sich Jugendliche damit schneller identifizieren.

Neonazi-Konzerte in Deutschland

Am Wochenende trat Kategorie C in Waldsolms-Brandoberndorf im Taunus auf. Nach Angaben der Antifa Gießen wurde das Konzert von ungefähr 400 Personen besucht von denen die meisten der Neonazi-Szene zuzuordnen seien. Konzerte wie diese finden regelmäßig in ganz Deutschland statt. Allein in der ersten Hälfte diesen Jahres fanden über 80 Konzerte und Liederabende in Deutschland mit insgesamt mehr als 7.000 Besucher*innen statt. Lediglich zwölf Konzerte wurden im Vorhinein verboten – nur acht Konzerte wurden aufgelöst. Die Fraktion der Linken im Bundestag fragt regelmäßig in einer kleinen Anfrage die aktuellen Zahlen zu den Aktivitäten der Neonazi-Szene ab, unter anderem die Zahlen zu Konzerten und Liederabenden, aber auch zu Straftaten. Ganz im Sinne des neuen Bundesprogramms fragt, die Koalitionsfraktion nun auch alle Aktivitäten der „Linksextremisten“ ab – um das „gesamte Spektrum“ zu beleuchten. Kommt in nächster Zeit noch die Anfrage, wie viele Leute beim Konzert der Spaß-Punkrockband „Die Ärzte“ waren?

Berlin verhindert Konzert!

Rechtsrock-Konzerte zu verhindern ist ein schwieriges Unterfangen, meist werden Ort und Zeit der Konzerte erst kurz vor Beginn der Veranstaltung bekannt oder finden in Räumen der Neonazi-Szene und ihrer Unterstützer statt. Dennoch konnte im November 2009 ein Konzert von KC in Berlin in letzter Minute verhindert werden. Im Rahmen eines Festes der bei Neonazis beliebten Kleidungsmarke „Erik and Sons“ sollte KC auftreten – das Fest wurde durch das entschiedene Auftreten des Bezirksamts Berlin-Köpenick, des Vermieters und der Zivilgesellschaft verhindert. Am 2. Oktober soll nun ein weiteres Konzert von KC stattfinden, auf der Internetseite wird der Ort nicht bekannt gegeben. „Die Verhinderung des letzten Konzerts war ein großer Erfolg für die Engagierten in Politik und Zivilgesellschaft. Auch für dieses Mal sollten Vermieter von größeren Räumen in Berlin alarmiert sein. Jederzeit können sich Vermieter an uns wenden können wenn sie bei einem Mieter einen rechtsextremen Hintergrund vermuten. Es sollte im Interesse aller Vermieter Berlins sein, dass ihre Räumlichkeiten nicht von Rechtsextremen missbraucht werden“, so Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin.

Auch in Neumünster in Schleswig-Holstein wird im nächsten Monat ein Konzert von KC stattfinden. Am 4. September werden sie vermutlich im „Club 88“ auftreten, ein bundesweit bekannter Treffpunkt für Neonazis. Dort wird es schwieriger sein, das Konzert zu verhindern. Dennoch ruft die Antifa Pinneberg zu einer Demonstration auf!

Maximilian Rothbart

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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