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Hate Speech als Strategie der extremen Rechten

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Da rechtsextreme Hetze pur nur schwer zu verkraften ist, hier in Bearbeitung der zu empfehlenden Facebook-Seite "Katzen gegen Glatzen". (Quelle: Katzen gegen Glatzen / Facebook)

Seit den Anfängen des Internets nutzen rechtsextreme Akteur_innen das Netz als Propagandaplattform: Bei geringem Zeit- und Kostenaufwand war es damals schon möglich, Menschen mit Material und Informationen zu versorgen – und das direkt zu ihnen nach Hause. Aus den Anfangszeiten des Netzes stammt auch die Strategie der Subversion – wie Wölfe im Schafspelz treten Neonazis zunächst als vermeintlich normale Nutzer_innen auf. Erst nach einer möglichen Kontaktaufnahme wird die Ideologie offenbart. So sollen zum einen neue Mitglieder rekrutiert werden und zum anderen in Debatten länger unerkannt mitdiskutiert werden. Doch neben der Rekrutierung neuer Mitglieder und der Bereitstellung von Propaganda geht es auch um die Einschüchterung von Gegner_innen und all jener, die als anders wahrgenommen werden. Beleidigungen, Drohungen, rassistische Begriffe, Diffamierungen, verbaler Antisemitismus, Dämonisierung, Degradierung, Entmenschlichung – die Bandbreite von Hate Speech ist groß.

Dabei werden hier nicht einfach Hass verbreitet und im vermeintlichen Schutz der Anonymität gesellschaftliche Tabus gebrochen: Worte formen auch das Bewusstsein. Ein Beispiel dafür ist der Begriff »Kinderschänder«: Er wird von Qualitätsmedien ebenso regelmäßig verwendet wie in der Boulevardpresse. Dabei hat er einen biologistischen Hintergrund und ist mit dem Konzept der »Rassenhygiene« aus dem Nationalsozialismus verwoben. Es wundert daher nicht, dass der Begriff in extrem rechten Kreisen ein verbreitetes Schlagwort ist. Die dazugehörige Kampagne »Todesstrafe für Kinderschänder« ist eine Art trauriger Dauerbrenner der Szene. Seriöse Beratungsstellen zum Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern lehnen diesen Begriff ab, da er dem Kind verbal eine Mitschuld, eben eine Schande, auferlegt. Dennoch findet sich im Netz auf jeder relevanten Plattform eine Seite, Gruppe oder ähnliches, welche härtere Strafen oder gar die Todesstrafe für »Kinderschänder« fordert. In den meisten Fällen stehen Neonazis hinter entsprechenden Aufrufen. Das Thema ist dabei online ebenso wie offline präsent: Auf rechtsextremen Demonstrationen werden immer wieder Transparente gleichen Wortlauts gehalten.

Mittlerweile ist der Begriff erfolgreich von den Neonazis in den Mainstream getragen worden. Denn auch das kann mit Hate Speech erreicht werden: Deutungshoheit und Dominanz in gesellschaftlichen Diskursen durch die Prägung von Debatten. Griffige Schlagwörter verschieben auch die Wahrnehmung eines Sachverhalts. Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung der in der NS-Zeit geläufigen Bezeichnung »Lügenpresse« auf den so genannten Pegida-Demonstrationen. Entsprechende Begriffe emotionalisieren stark, vergiften das Diskussionsklima und verhindern sachliche Debatten. (Öffentliche) Auseinandersetzungen, die für eine pluralistische Gesellschaft nötig sind, werden so massiv erschwert, während gleichzeitig die vereinfachenden Welterklärungsmuster der extremen Rechten an Attraktivität gewinnen.

 

 

Wie umgehen mit dem Hass im Netz? 

Dieser Frage widmen wir uns im Schwerpunkt April 2015 auf netz-gegen-nazis.de. Der Schwerpunkt April 2015 zu „Hate Speech“ basiert auf der Broschüre „Geh sterben!“ – Umgang mit Hate Speech und Kommentaren im Internet, die gerade in unserem Partner-Projekt no-nazi.net der Amadeu Antonio Stiftung entstanden ist.

| Mehr zur Broschüre hier| Download (pdf)

 

Mehr zum Thema auf netz-gegen-nazis.de:

| Brandstiftung beginnt im Netz – Neue Handreichung zu Hate Speech im Netz

| „Ich weiß nicht, was Nazis sein sollen, getroffen habe ich noch keinen“- Rechtsextreme Argumentationsmuster im Internet

| Schwerpunkt April 2015: Hate Speech

| Alles zu: Soziale Netzwerke

| Alles zu: Internet

 

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Text über Polizeigewalt Freispruch für Belltower.News-Autor*innen

2018 erschoss ein Polizist einen Geflüchteten in Fulda, der Schütze zeigte via Facebook Sympathie für die AfD. Das Verfahren wurde eingestellt. Vor Gericht standen andere: Journalist*innen, die kritisch über den Fall bei Belltower.News berichtet hatten. Am Montag wurden sie freigesprochen.

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