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Hausdurchsuchungen Das rechtsextreme Netzwerk der Hooligan-Gruppe “Inferno Cottbus”

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Ausbeute der Ermittler*innen bei der Razzia gegen Inferno Cottbus (Quelle: Robert Claus)

Am Donnerstag, den 10. April, wurden rund 30 Objekte in Cottbus und anderen Städten Brandenburgs, sowie in Görlitz (Sachsen), Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern) und in Berlin von circa 400 Beamt*innen durchsucht. Gegen 20 Personen besteht unter anderem der Verdacht auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, die Beschuldigten sind zwischen 22 und 45 Jahre alt.

Besonders überraschend sollten diese Razzien nicht kommen. Die rechtsextreme Szene in Cottbus ist schon länger auffällig aktiv, breit gefächert und gut vernetzt. Dabei dreht sich vieles um die rechte Ultra- und Hooligangruppe „Inferno Cottbus 99“, die sich vor einigen Jahren formal aufgelöst hatte, um einem Verbot zuvor zu kommen. Allerdings gibt es seither Anzeichen dafür, dass die Gruppe weiterhin im Stadion präsent ist und ihre Dominanz gegenüber anderen Fangruppen ausspielt. Bereits Anfang des Jahres hatte der Fanforscher Robert Claus über immensen Druck berichtet, den Inferno immer noch über den Rest der Fanszene ausübt und solche Fans einschüchtern, die sich gegen Rechtsextreme engagieren. Das geht bis zu Körperverletzungen und Hausbesuchen.

Übers Stadion in die Stadt

Der Einfluss der rechten Hooligans geht allerdings weit über das Stadion hinaus. So befinden sich in ihren Reihen diverse Kampfsportler*innen. Auch in der Türsteherszene, sowie im Sicherheitsgewerbe der Stadt sind sie aktiv. Die Bekleidungsmarken „Boxing Connection“ bzw. „Label 23“, die in der rechten Szene gerne getragen werden, kommen ebenfalls aus diesem Milieu rechtsextremer Hooligans und Kampfsportler*innen.

Dreh- und Angelpunkt dafür war lange Zeit der ehemalige Kickbox-Europameister Markus W. Dieser ist nicht nur rechtsextremer Kader und „ausschlaggebend für die Entwicklung der rechten Kampfsport-Szene in Brandenburg“, sondern war auch Vorsänger in der Cottbusser Fußballszene bei Inferno und Markeninhaber von „Label 23“. 2013 war er nach einem Messerangriff auf einen Cottbusser Hells Angel festgenommen worden, ist jedoch seit Jahren wieder auf freiem Fuß.

Neben Waffen und NS-Merchandise, auch IB-Materialien gefunden

Angesichts dieser Verstrickungen ist das Verdachtsmoment der Bildung einer kriminellen Vereinigung naheliegend. Bei der Pressekonferenz zur Hausdurchsuchung durch die Polizei Brandenburg und die Staatsanwaltschaft Cottbus am Donnerstagvormittag, den 11. April  wurden die bei den Razzien beschlagnahmten Objekte präsentiert.

Darunter fanden sich zum einen diverse Waffen: eine Pistole, mehrere Macheten, eine Axt, Schlagringe, Teleskop- und andere schlagstöcke, Protektorhandschuhe und illegale Pyrotechnik. Außerdem Merchandise und Bekleidung von „Inferno Cottbus“ und „Label 23“, völkische Literatur („Volk ohne Raum“), Rechtsrock-CDs (“Stahlgewitter”, “Frontalkraft”), sowie andere NS-Devotionalien und eine Sturmhaube in Vereinsfarben präsentierten die Ermittler*innen. Auch die Sticker aus der Stuttgarter Hooliganszene passen ins Bild, es gibt langjährige Kontakte zwischen beiden Fanszenen. Soweit so stimmig also, für das Milieu.

Überraschend für Beobachter*innen dürfte aber die große Menge an Infomaterialien, T-Shirts und Fahnen der „Identitären Bewegung“ (IB) sein, die ebenfalls bei den Durchsuchungen gefunden wurden. Die IB ist stets um eine demonstrative Abgrenzung zum rechtsextremen Milieu bemüht. Diese Fassade bröckelt allerdings zunehmend, spätestens seit dem der Attentäter von Christchurch sich in seinem Manifest explizit auf die IB-Ideologie des „Großen Austauschs“ bezog.

Brennpunkt Cottbus

Cottbus war in den vergangenen Jahren auch Brennpunkt rechter Mobilisierung, vor allem der Verein „Zukunft Heimat e.V.“ spielte hier eine große Rolle mit rassistischen und flüchtlingsfeindlichen Demonstrationen mit Teilnehmer*innenzahlen im vierstelligen Bereich. In Cottbus wurden schon früher verschiedene Aktionsformen der rechtsextremen Szene ausprobiert, die anderswo nicht in der Form funktionierten. So marschierte 2017 eine Gruppe von über 100 Vermummten mit Bengalfackeln unangemeldet durch die Cottbuser Innenstadt und verteilte rassistische Flugblätter. Solche flashmobartigen nächtlichen Fackelmärsche hatten ebenfalls zum Repertoire der „Spreelichter“ und „Unsterblichen“ gehört, die in Cottbus und Südbrandenburg Anfang der 2010er Jahre aktiv waren und 2012 verboten wurden.

Das ARD-Radiofeature von Dieter Bauer zur Situation in Cottbus im November 2018 liefert einen guten Eindruck über die bedrohliche Situation vor Ort.

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Medien Journalist*innen dürfen sich nicht vor den Karren der „Identitären Bewegung“ spannen lassen

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