Letzte Woche, am 8. Dezember 2022, veröffentlichte die rechte Rapperin „Alva“ vom Label „Neuer Deutscher Standard“ ihre neue Single „Wölfin“. Eine Woche zuvor hatte auch Prototyp sein neues Lied „Arminius“ veröffentlicht. Im Video ist Prototyp mit einem Pullover vom „Kampf der Nibelungen“ zu sehen, einer rechtsextremen Kampfsportveranstaltung. Filmaufnahmen der rechtsextremen Gruppen „Junge Tat“ aus der Schweiz und von „Pforzheim Revolte“ haben es auch ins Video geschafft.
Eine so offene Zusammenarbeit hätte man sich bei NDS vor einigen Jahren nicht vorstellen können. Schließlich war man stets bemüht, den Rechtsextremismus zu verstecken und als Patriotismus zu tarnen. Nun trägt das Label die Gesinnung offen nach außen. Das könnte auch an den personellen Änderungen der letzten Jahren liegen.
Schwund bei NDS
NDS wurde ursprünglich von Christoph Aljoscha Zloch alias „Chris Ares“ gegründet. Mit dabei waren außerdem Andre Laaf, der sogenannte „Primus“ und Kai „Prototyp“ Naggert. Zloch entschloss sich 2020 von München in den Kreis Bautzen ziehen, um dort einen patriotischen Jugendclub aufzubauen. Aus dem Jugendclub wurde nichts, das Ankommen auch in der örtlichen Neonaziszene gestaltete sich schwieriger als erwartet. Zloch kehrte schon bald nach Bayern zurück und verschwand von der Bildfläche. Doch Naggert blieb und baute die Verbindungen in die rechte Szene weiter aus.
Mit Zloch verlor NDS das wichtigste Gesicht des Labels. Doch Naggert und Laaf blieben weiter im Musikgeschäft und in der Region Bautzen. Gerade bei Teenagern im Raum Bautzen konnten sie so punkten und sich in den örtlichen Strukturen vernetzen. Der rechte Rapper Tino Datzer alias „Menx“ machte das Raptrio wieder komplett. Auch Naggerts Frau Ramona tauchte immer wieder in NDS-Musikvideos auf und veröffentlichte unter dem Namen „Runa“ eigene Songs. Doch als sich Ramona und Kai Naggert im November 2021 trennten, verließ sie NDS und wechselte zum Cottbusser Rechtsrock-Label „Sub:Version“.
Noch größer wurde der Schwund bei NDS nach einem Konzert im Frühjahr diesen Jahres. Am 14. Mai 2022 sollte NDS ein Livekonzert in Naumburg spielen. Einen Tag vor dem Konzert wurde trotz versuchter Geheimhaltung bekannt, dass es sich bei der Konzertlocation um die Neonazi-Szenekneipe „Lokal 18“ handelt. Mit der Bürgerlichkeit war es nun dahin. Das stellte wohl auch Laaf fest, der kurz darauf ein Statement auf Instagram veröffentlichte, in welchem er sich „in jeglicher Form von Extremismus“ distanzierte und seinen Ausstieg bei NDS bekannt gab. Es habe interne Uneinigkeiten gegeben. Einen Tag später stieg auch Datzer aus.
„Stabile Leute, hübsche Frauen, sehr geil“
Leider war es damit noch nicht vorbei mit NDS. Kai Naggert holte sich im Juni 2022 Dominik Raupbach ins Team, der unter dem Namen „Kavalier“ Gitarrenmusik macht und singt. Raupbach war bei der Identitären Bewegung aktiv und hatte Naggert laut eigenen Angaben beim Rechtsaußen-Youtube-Format „Ruhrpott Roulette“ kennengelernt, einem älteren Format von Naggert, bei dem er gemeinsam mit IB-Kader Marius König für Straßen-Comedy vor der Kamera stand. Raupbach kommt aus Sachsen und betont in seinem Vorstellungsvideo: „Ich liebe die Region, meine Heimat: stabile Leute, hübsche Frauen, sehr geil.“ In seinen Musikvideos präsentiert er sich stets im „Kampf der Nibelungen“-Pullover und singt in dem Sing „Land deiner Ahnen“: „Raus aus der Deckung, zeigt eure Fahnen, wie ein freier Germane!“. Im Hintergrund ist neben der Deutschland- auch die Reichsflagge zu sehen.
Wenig Probleme mit rechtsextremer Symbolik scheint auch Naggerts neue Freundin „Alva“ zu haben, die seit August 2022 bei NDS veröffentlicht. Zu sehen ist sie auf Instagram mit einer schwarzen Sonne – einem Erkennungszeichen von Neonazis. Mit Runen auf dem Gesicht und einer Fackel in der Hand präsentiert sie sich in ihrem neuesten Musikvideo. Sie bezeichnet sie sich als „völkische Braut“ und nimmt Bezug auf das Germanentum.
Auch Naggerts Ex-Frau, Ramona Naggert, ist wieder Teil des Labels. Sie ist mittlerweile mit Daniel K., einem Mitglied der Bautzener Neonazigruppe „Balaclava Graphics“ liiert. Rechtsextrem war NDS schon immer. Doch bisher wurde die Ideologie nicht so offen nach außen getragen. Regelmäßig laufen Mitglieder von NDS im „Jugendblock“ unter dem Banner von „Balaclava Graphics“ auf den Montagsdemos in Bautzen mit. Auf ihren Social-Media-Kanälen teilt das Label auch Beiträge anderer rechtsextremer Gruppen. Die Songs von NDS wurden bereits mehrfach von den Plattformen diverser Streaming Anbietern gelöscht. Die neuen Songs von NDS sind jedoch wieder auf Spotify, Amazon Music, Soundcloud, Deezer und iTunes zu finden. Vielleicht wäre es für Spotify und co. mal wieder an der Zeit, gründlich aufzuräumen.