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Identitäre Bewegung Frankreich intern TV-Doku belegt Gewalt, Antisemitismus, NS-Verehrung

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Die in der TV-Dokumentation „Generation Hate“ veröffentlichten Recherchen offenbaren das wahre Ausmaß der Gewaltaffinität in der „Identitären Bewegung“. (Quelle: Screenshot "Generation Hate")

„Manche Leute brauchen was auf‘s Maul. Der Vorteil ist, dass wir uns hier in einer gewaltbereiten Szene bewegen. […] Das ist gut. Das ist, was ich möchte. Jeder akzeptiert, dass wir uns hier in einer gewaltbereiten Szene bewegen und dass wir gewalttätig werden können. Das ist eine gute Sache. Wir sind keine Linken, die sagen: Keine Gewalt! Hier könnt ihr jemandem ruhig in die Fresse schlagen.“
(Generation Hate, Teil II, ab Min. 4:05).

Der junge Mann, der hier in geschlossener Gesellschaft von der Gewaltbereitschaft seines Milieus schwärmt, ist Aurélien Verhassel, einer der wichtigsten Führungskader der „Identitären Bewegung“ (IB) in Frankreich, die dort unter dem Namen „Génération Identitaire“ auftritt. Sein aufmerksam lauschendes Publikum besteht aus Mitgliedern des regionalen Ablegers der IB in Nordostfrankreich, dessen Chef er ist. Der Ort dieser beklemmenden Szenerie ist eine private Kneipe im nordostfranzösischen Lille namens „La Citadelle“, der zentrale Treffpunkt der dortigen IB-Szene.

Verhassels freimütiges Bekenntnis zur Gewalt wurde im Rahmen von Undercover-Recherchen des internationalen Fernsehsenders „Al Jazeera English“ dokumentiert. Den Verantwortlichen war es gelungen, in den Ortsverein der „Identitären“ von Lille einen Informanten einzuschleusen, der in der dortigen Szene Fuß fassen und von September 2017 bis März 2018 Aufnahmen mit versteckter Kamera drehen konnte. Das Ergebnis dieser Recherchen wurde bereits im Dezember 2018 in Form einer zweiteiligen TV-Dokumentation unter dem Titel „Generation Hate“ veröffentlicht (Teil 1, Teil2). Nie zuvor kam so ungefiltert ans Licht der Öffentlichkeit, was „Identitäre“ von sich geben und tun, wenn sie unter sich sind.

Lille: Zentrum der „Identitären Bewegung“ in Nordfrankreich

Im Fokus von „Generation Hate“ steht die 2015 im Herzen der Altstadt von Lille gegründete „Organisation Citadelle“ bzw. – als eigentlicher Dreh- und Angelpunkt der einschlägigen Szene – die bereits erwähnte dazugehörige Kneipe. Die „Citadelle“ versteht sich als „Haus der Identität“, das einer „Gemeinschaft identitärer und patriotischer Aktivisten“ als Rückzugsraum und organisatorische Schaltzentrale dient. Neben besagter Kneipe, in der man jeden Freitagabend zusammenkommt, beherbergt dieses Hausprojekt auch eine Bibliothek, eine Boxhalle und sogar einen Kinosaal. Es ist eines von zwei großen Zentren der französischen „Identitären“: Das seit 2010 bestehende „La Traboule“ in Lyon gilt als deren nationale Zentrale.

Chef der „Citadelle“ ist der stets adrett gekleidete Aurélien Verhassel, dessen eloquentes Auftreten in einem auffälligen Kontrast zu seinem umfangreichen Strafregister steht. Der mittlerweile 35-jährige gehört zu den Gründungskadern der aus Frankreich stammenden „Identitären Bewegung“ und war auch an der Moscheebesetzung in Poitiers vom 20.Oktober 2012 beteiligt, mit der die Geschichte dieser Kaderbewegung in ihrer heutigen Form beginnt (der rechte rand). Er ist in der dezidiert paneuropäisch ausgerichteten IB gut vernetzt und leistete „identitäre“ Aufbauhilfe im Ausland. So nahm er etwa zusammen mit zwei Dutzend weiteren französischen Aktivist*innen an der Demonstration in Wien vom 17. Mai 2014 teil – die erste der „Identitären“ im deutschsprachigen Raum – und illustriert mit seinem Gesicht das „metapolitische Wörterbuch“ des ehemaligen Hallenser IB-Chefs Mario Müller.

In den vergangenen Jahren trat der medienaffine Verhassel erstaunlich oft in französischen und internationalen Medien auf, stets als Chef der „Identitären“ in Nordostfrankreich („Génération Identitaire Flandres-Artois-Hainaut“). Mit seinem Charisma und seiner Autorität – gegen seinen Willen geschieht nichts in der „Citadelle“ – ist er die alles bestimmende Figur der lokalen IB-Szene von Lille und damit der wohl wichtigste Kader der „Identitären“ nördlich von Paris.

Ein „identitärer Komplex“ mit Vorbildcharakter

Die umfangreiche Ausstattung der „Citadelle“ lässt den deutschen IB-Kader Till-Lucas Wessels, der dort offenbar zu Besuch war, im April 2017 im Internetblog der „Sezession“ begeistert von einem „identitären Komplex“ mit Vorbildcharakter sprechen. Tatsächlich orientiert sich das in eben jenem Jahr entstandene Zentrum des IB-Ablegers in Halle (Saale) nicht zuletzt an der „Citadelle“ und deren Gegenstück in Lyon. Wie seine französischen Vorbilder versteht sich das berüchtigte deutsche IB-Haus – heute bekannt unter den Namen „Flamberg“ bzw. „AK16“ – als „patriotisches Hausprojekt“ und gilt als das informelle Organisationszentrum der „Identitären Bewegung“ in Deutschland. Wessels ist einer der bekanntesten Hallenser „Identitären“, die weiterhin engen Kontakt nach Frankreich pflegen.

Interessanterweise umfasst das Angebot der „Citadelle“ auch einen anwaltlichen Bereitschaftsdienst („permanence juridique“) für die „juristische Nachbereitung“ von „Aktionen“, wie es bei Wessels heißt. Wie manche „Aktionen“ aussehen, für deren Nachbereitung dieser Service vermutlich auch gedacht ist, lässt sich dank der Recherchen von „Al Jazeera English“ sehr gut erahnen.

Gewalt: Alltag bei den „Identitären“ von Lille

Regelmäßig bekommt der Undercover-Reporter anekdotenhafte Bemerkungen und Interna zu hören, die jene Gewaltbereitschaft veranschaulichen, die der Führungskader Verhassel so begeistert anpreist (Teil II, ab Min. 4:05). So etwa wenn Cyril Wayenburg, in der IB-Hierarchie von Lille die Nummer zwei, belustigt davon berichtet, wie ein anderer „Identitärer“ einem Jugendlichen arabischer Abstammung die Nase gebrochen habe („Ich habe noch nie so ein Geräusch gehört“), wonach man den Flüchtenden unter „Sieg Heil“-Rufen und rassistischen Beschimpfungen („dreckige Araber“) hinterhergejagt sei (Teil I, ab Min. 6:25). Später brüstet er sich selbst damit, einen „Maghrebiner“ brutal zu Boden gebracht zu haben (Teil I, ab Min. 18:30).

Oder wenn Aurélien Verhassel erzählt, kurz zuvor in der „Citadelle“ einem unerwünschten Besucher kurzerhand mit der Faust ins Gesicht geschlagen zu haben. Der Mann ging daraufhin taumelnd zu Boden, wofür man in den IB-Kreisen von Lille interessanterweise einen eigenen Begriff hat („Wir nennen das einen Elvis-Knockout“, Teil I, ab Min. 10:40). An anderer Stelle ergeht Verhassel sich in blutigen Gewaltfantasien: Als er im November 2017 erfährt, dass die IB-Zentrale in Paris – ein anonymes Ladenlokal, das eine Bar namens „La Nef“ beherbergt – von Linksextremen angegriffen wurde, kocht in ihm der Hass hoch. Er malt sich aus, was er vor Ort getan hätte: „Ich wäre mit einem Messer hinausgestürmt und hätte es dem ersten, der mit entgegenkommt, in die Kehle gerammt“ (Teil II, ab Min. 14:25).

Rassistische Gewalt und Kameradschaft „wie in der SA“

Solche nacherzählten bzw. herbeigesehnten Gewaltexzesse sind keineswegs Ausnahmefälle oder geistiges Produkt irgendwelcher Außenseiter. Sie sind Ausdruck einer bewusst gepflegten Kultur der Gewalt. Am Rande eines abendlichen Treffens in der „Citadelle“ erklärt der Aktivist Will Ter Yssel, dass insbesondere rassistisch motivierte Schlägereien als ein Mittel gesehen werden, das aktivistische Gruppengefühl zu stärken, womit er ausdrücklich die Meinung Verhassels wiedergibt. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, dass er die Kameradschaft in der „Identitären Bewegung“ mit der in der nationalsozialistischen SA vergleicht (Teil II, ab Min. 4:30).

Wie eine solche rassistische Prügelattacke konkret aussieht, wird vom Investigativjournalisten dokumentiert, als er mit drei IB-Aktivisten, die zum harten Kern der „Citadelle“ gehören, zu später Stunde auf der Partymeile von Lille unterwegs ist. Einer der drei, Rémi Falize, schlägt nach einem hitzigen Wortgefecht brutal auf eine junge Frau ein – sie hat es gewagt, arabische Wörter in den Mund zu nehmen und auf Mekka zu schwören. Er trägt dabei für den Kampfsport konzipierte Quarzhandschuhe, die er vorsorglich immer mit sich trägt (und die sich auch bei deutschen „Identitären“ großer Beliebtheit erfreuen,  taz) und wird von einem befreundeten Neonazi tatkräftig unterstützt. Mit dem haben die „Identitären“ kurz zuvor mit dem Trinkspruch „Sieg Heil“ auf das Dritte Reich angestoßen (Teil I, ab Min. 17:40).

Später prahlt der Frauenschläger Falize in der „Citadelle“ vor seinen Kameraden mit dieser Tat und ahmt dabei mit einem lauten „Baaam“ genüsslich die Schlagbewegungen mit der Faust nach („Direkt auf ihren Schädel“). Als er hört, dass das Opfer auf Allah geschworen habe, kommentiert der amüsiert lauschende Cyril Wayenburg trocken: „Sie musste den Preis dafür bezahlen“ (Teil I, ab Min. 21:50).

Allgegenwärtiger Rassismus: Zutritt nur für Weiße

(Antimuslimischer) Rassismus wie auch Antisemitismus sind im Umfeld der „Identitären“ von Lille allgegenwärtig. Man stößt am Tresen der IB-Kneipe ganz selbstverständlich „auf unsere Rasse“ an, vergleicht Menschen afrikanischer Herkunft mit Affen und reißt auf den Holocaust anspielende Witze über Juden (Teil II, ab Min. 12:32). Tatsächlich gehört die Ausgrenzung aller nicht-weißen Menschen zur ideologischen DNA der „Identitären Bewegung“, die sich die Rettung der „europäischen Völkerfamilie“ auf die Fahne geschrieben hat, das Attribut „europäisch“ aber einzig an der weißen Hautfarbe festmacht (BTN , BTN). An den französischen „Identitären“ wird dieser Rassismus besonders deutlich: In mehreren Städten, darunter Lille, betreiben sie unter dem Motto „Génération Solidaire“ sporadisch eine Art Obdachlosenhilfe, die sich ausschließlich an weiße „Stammfranzosen“ („Française de souche“) richtet (BTN).

In einem seltenen Moment intellektueller Aufrichtigkeit offenbart der IB-Chef von Lille persönlich die völkische Überzeugung der „Identitären“: In einem Interview anlässlich der offiziellen Eröffnung seiner „patriotischen“ Kneipe im September 2016 gibt Aurélien Verhassel unumwunden zu, dass die Zugehörigkeit zur „weißen Rasse“ Grundvoraussetzung ist, um Europäer*in zu sein – und diesen allein stehe die „Citadelle“ offen (BTN, YouTube ). Eine zutiefst rassistische, aber konsequente Haltung, die dem IB-Publizisten Wessels Respekt und Bewunderung abringt – seinen besagten Blogartikel hat er unter dem Titel „Nichteuropäer draußenbleiben!“ veröffentlicht. Zu dieser Einlasspolitik passt auch die einschlägige Literatur, mit der man sich in der „Citadelle“ im Rahmen von Lesekreisen auseinandersetzt: Das zuletzt (am 7. Juni 2019) besprochene Buch trägt den Titel „Der Rassen-Bürgerkrieg“ („Guerre Civile Raciale“).

Eine neofaschistische Kaderbewegung

Judenwitze, auf die „Sieg Heil“-Rufe ertönen. Affenvergleiche. Trinksprüche auf die „weiße Rasse“. Hinter den verschlossenen Türen der „Citadelle“ offenbart sich auf exemplarische Weise, dass hinter der pseudointellektuellen Fassade der „Identitären Bewegung“ dieselbe rassistische und antisemitische Menschenverachtung lauert, die auch den klassischen Rechtsextremismus dezidierter Neonazis ausmacht. Besonders offensichtlich wird das, wenn am Tresen ein Lied angestimmt wird, dessen Refrain „den Marxisten und den kapitalistischen Juden“ den Tod wünscht – weshalb dieser Umstand die Mauern der „Citadelle“ auf keinen Fall verlassen darf, wie eine der wenigen IB-Aktivistinnen anmahnt („Diese Strophen hast du nie gehört!“, Teil II, ab Min. 23:30).

Eines Abends kommen pikante Interna ans Licht, die die faschistische Gesinnung der „Identitären“ eindrücklich unterstreichen. IB-Kader aus Paris, die in Lille zu Besuch sind, berichten im Dezember 2017 von geplanten Racheaktionen gegen ein Pariser Antifa-Zentrum als Vergeltung für den Angriff auf ihre Zentrale im Monat zuvor. Sie schmieden diese Pläne gemeinsam mit der „Groupe union défense“ (GUD), einer offen faschistischen Gruppierung, die in Frankreich vor allem anderen für ihre radikale Gewalttätigkeit bekannt ist (Teil II, ab Min. 16:40). Die GUD ist zwar seit 2017 weitgehend inaktiv, aber insbesondere in Paris, wo sie 1968 gegründet wurde und in den darauffolgenden Jahrzehnten großflächig linke Universitätsfakultäten terrorisierte, agieren immer noch Überreste unter diesem Namen (Wikipedia, jungle.world).

Rechtsextremer Straßenterror gegen Andersdenkende

Solche Kooperationen sind in der extremen Rechten Frankreichs nicht unüblich. Die Grenzen zwischen den zahlreichen Splittergruppen sind in ideologischer und personeller Hinsicht fließend, was in besonders ausgeprägter Form in Lyon, der Hochburg der französischen Rechtsextremen, deutlich wird (JW, JW, Welt+ ). Aber auch in Paris bestehen diese Verflechtungen, wie der Journalist Alexander Durie es im Herbst 2018 bei den dortigen „Identitären“ beobachtet hat (AreWeEurope ). Tatsächlich gibt ein GUD-Schläger, der als Gast in der „Citadelle“ zugegen ist, selbst zu, dass man die Pariser IB gut kenne. Man habe schon mehrfach gemeinsam „Linke“ gejagt und zusammengeschlagen, etwa am Rande der Wahlkampfveranstaltungen von Marine Le Pen 2017 (Teil II, ab Min. 20:53).

Dieser (wieder) an die SA erinnernde Straßenterror hat System: Im Frühjahr 2018, nach den Undercover-Recherchen von Al Jazeera English, erschütterte eine Welle faschistischer Gewalt gegen protestierende Studierende Frankreich. In vielen Universitätsstädten, darunter auch Lille, wurden „Identitäre“ unter den Angreifern ausgemacht (JW, Telepolis). Da diese offene Gewalttätigkeit mit der Inszenierung als einer friedlichen Jugendbewegung im Geiste Gandhis – so allen Ernstes der bestens nach Frankreich vernetzte österreichische IB-Chef Martin Sellner – unvereinbar ist, ist es für die „Identitären“ von außerordentlicher Wichtigkeit, dass die Kooperation mit der GUD nicht publik wird. Entsprechend nachdrücklich machen die Pariser Kader darauf aufmerksam („Halte dich bloß bedeckt!“, Teil II, ab Min. 18:20).

Meister der politischen Mimikry

Dieses Bemühen darum, die faschistische Gesinnung nach außen zu verbergen, gehört zum Wesenskern der „Identitären Bewegung“. Auf dieses Versteckspiel geht Aurélien Verhassel ausführlich ein, als man auf allzu offen auftretende Rechtsextreme zu sprechen kommt, von denen sich die „Identitären“ aus rein taktischen Gründen abgrenzen: „Sie wollen den Hitlergruß zeigen, wir wollen Macht. […] Wir passen uns an, aber bleiben uns selbst treu. […] Das Ziel ist es, zu gewinnen. Wir müssen konsequent im Inhalt, aber flexibel in der Form sein. Wir nutzen moderne Kommunikationsmittel, aber haben dieselben Ideen, die wir immer hatten“ (Teil I, ab Min. 30:45). Dieser Strategie der Mimikry wird alles untergeordnet. Regelmäßig werden deshalb auch undisziplinierte Mitglieder aus der „Citadelle“ geworfen: „Das ist seit zehn Jahren unser Erfolgsrezept. Das ist, was es bedeutet, ‚identitär‘ zu sein“ (Teil I, ab Min. 29:10).

Bei all dem geht es in erster Linie um die Außenwirkung der IB als Organisation, d. h. darum, wer sich in der Öffentlichkeit als „Identitäre*r“ zu erkennen gibt und diese repräsentiert. Das wird besonders deutlich, wenn Verhassel von respektlosen Neonazis erzählt, die die IB mit kompromittierenden Hitlergruß-Fotos in der Öffentlichkeit bloßzustellen drohen. Er verweist prahlerisch darauf, dass man in der „Citadelle“ schon „eine Menge [dieser] Typen zusammengeschlagen“ habe (Teil I, ab Min. 30:05).

Vorfeldorganisation einer machtbewussten Partei

Christelle Lechevalier, eine damals im EU-Parlament sitzende Politikerin des „Front National“ (FN), als dessen Vorfeldorganisation sich die französischen „Identitären“ mittlerweile verstehen, bringt die von Verhassel ausgebreitete Strategie der langsamen Annäherung an die politische Macht auf den Punkt: „Wenn wir an der Macht sind, können wir tun, was wir wollen“ (Teil II, ab Min. 45:20). Die Mitglieder des FN sind gern gesehene Gäste in der „Citadelle“. Dort finden während des in Lille tagenden Parteitages im März 2018, auf dem seine Umbenennung in „Rassemblement National“ (RN) beschlossen wird, unter Ausschluss der Öffentlichkeit informelle Abendveranstaltungen statt. Diese werden von vielen, teilweise sehr ranghohen Parteivertreter*innen besucht, die in diesem intimen Kreis nicht müde werden, die ideologische Nähe zu den „Identitären“ zu betonen (Teil II, ab Min. 36:40).

Tatsächlich belegen die Recherchen von „Al Jazeera English“ eindrücklich die Annäherung zwischen Partei und Kaderbewegung, die Beobachter seit einigen Jahren konstatieren ( ). Beide verstehen sich als politische Waffenbrüder, auch wenn von Seiten des RN alles getan wird, diese Nähe vor der Öffentlichkeit unter den Teppich zu kehren. Ein geradezu fanatischer Hass auf alles Muslimische scheint dabei das stärkste ideologische Bindeglied zu sein.

Inspirationsquelle für Rechtsterroristen

Gerade in der extremen Rechten Frankreichs ist der für die IB ohnehin konstitutive antimuslimische Rassismus besonders krass ausgeprägt. Die „Identitären“ sehen aufgrund von dessen Bevölkerungsstruktur in ihrem Mutterland Frankreich das Hauptschlachtfeld im Kampf gegen die „Islamisierung“ Europas – der „identitäre Terrorist von Christchurch“ (Forscher Matthias Quent) radikalisierte sich nicht zufällig eben dort (BTN). Dessen Tat vom 15. März 2019 (BTN), auf die sich der Rechtsterrorist von El Paso unmittelbar bezieht (tagesschau), wird gedanklich vorweggenommen, wenn sich ein langjähriger Aktivist der „Citadelle“ in erschreckend konkreten Terrorfantasien gegen einen belebten muslimischen Wochenmarkt in Lille ergeht (Teil I, ab Min. 7:40).

Er formuliert damit exakt jenen Horror, den Sympathisanten der „Identitären Bewegung“ offensichtlich immer häufiger in die Tat umzusetzen bereit sind und mittlerweile sogar dezent androhen (Sydney Morning Herald). Es spricht nichts dafür, dass solche Fantasien nicht auch in Europa, dem Agitationszentrum der IB, durch zu allem entschlossene Nachahmungstäter realisiert werden.

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