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Impfgegner-Demo „Friedlich zusammen“ zwischen Antifa und Faschist:innen

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Die Anti-Impf-Demonstration bezog sich auch auf Mahatma Gandhi (Quelle: Nicholas Potter)

„Für ein friedliches und freies Miteinander der Gesellschaft auf die Straße gehen“, wollten die Teilnehmer:innen der zweiten Demonstration der Gruppe „friedlich zusammen“ am Samstag in Berlin-Charlottenburg auf die Straße gehen. Angemeldet wurde die Demo aber unter dem Motto „Zur Solidarität mit dem Blaulicht-Personal, und für die Rechte der Kinder“. Nachdem bei der ersten Demonstration rund 400 Demonstrierende teilgenommen hatten, waren dieses Mal über 1.000 Personen vor Ort. 

Ein Teilnehmer hatte offenbar keine Zeit sein Plakat zu Ende zu schreiben

Zu den Klängen von Bob Marley wehten Flaggen mit „kein Mensch ist illegal“ oder „Down with Capitalism“-Slogans. Zu Beginn der Demonstration erklärte eine Sprecherin: „Wir von ‚friedlich zusammen‘ distanzieren uns von Nazis, Antisemiten, Holocaustleugnern und allen anderen extremistischen Randerscheinungen“. Trotzdem waren rechte Symbole und Akteure in der Menge zu erkennen. Ein Teilnehmer hatte eine „Gadsden“-Flagge an seinem Fahrrad befestigt, die zunehmend von Rechtsextremen und Verschwörungsideolog:innen verwendet wird, bei den Ausschreitungen am und im Kapitol am 6. Januar 2021 kam diese prominent zum Einsatz. Eine weitere Teilnehmerin aus dem Umfeld der „Freedom Parade“ hatte sich eine „Trump 2020“-Flagge als Mantel um den Hals gebunden. Sie war in der Vergangenheit bereits bei Reichsbürger:innen-Veranstaltungen zugegen.

Eine „Trump 2020“-Fahne auf der Demonstration

Schon bevor die Demonstration beginnen konnte, wurde der als „Captain Future“ bekannte Anti-Corona-Aktivist Michael Bründel von der Polizei abgeführt. Später lief er wieder unbehelligt bei der Veranstaltung mit. Die Demonstration konnte sowieso erst verspätet loslaufen, der Grund: Zu wenig Masken. Eine Demonstrantin kommentierte das mit „Früher haben sie die Menschen ausgeräuchert und heute lassen sie sie erfrieren.“ Rund zehn Minuten später gab die Polizei ihr „Ja“ und so konnte die Demo starten. Davor musste aber noch einmal Skandieren geübt werden. Mit dabei waren Personen der „Freedom Parade“, von „Studenten stehen auf“, aber auch ein Akteur der „Anti-Antifa Germany“. Andere Personen kamen in militärischer Uniform oder mit Quarzhandschuhen.

Ein Hooligan mit offenbar Quarzsandhandschuhen

Die Demonstrierenden hielten Plakate gegen 2G oder 3G-Regelungen hoch, die offenbar als „Segregation“ oder „extrem rechts“ verstanden werden, wie den Schildern zu entnehmen war. Auch „Antifa“-Fahnen waren auf der Demonstration zu sehen, andere Personen trugen „FCK NZS“-Jutebeutel. Eine Teilnehmerin hielt ein Schild hoch, das sich für den Einsatz von Ivermectin, einem Pferdeentwurmungsmittel, gegen Covid-19 aussprach. Über die Anlagen lief Musik von „Ton Steine Scherben“, aber auch das „Einheitsfrontlied“ der Arbeiterbewegung wurde gespielt. Später wurde zu den Bässen von „Freed from Desire“ und anderen Discoliedern der 1990er Jahre getanzt. Ein paar Musiker:innen stimmten eine verschwurbelte Version des italienischen Partisanenlieds „Bella Ciao“ an.

Die Anti-Impf-Demo zog durch den Berliner Westen

So bildete sich an diesem winterlichen Samstag in Berlin eine Querfront von vermeintlich Linken bis zu rechtsextremen Personen. Neben vereinzelten Hooligans wehten „Antifa“-Flaggen, Impfgegner-Schilder wurden mit der Forderung zur Freigabe der Impfpatente auf einem anderen Plakat abgerundet.

Eine Frau fordert, das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin zur Covid-19-Behandlung zuzulassen

Die Forderungen gegen eine Impfpflicht waren zwar klar dominierend, aber jeder vertrat seine eigenen Ziele. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, wurden, wie so oft auf solchen Veranstaltungen, Kinder instrumentalisiert. So hatten viele ihren eigenen Nachwuchs mitgeschleppt, andere skandierten „Lasst unsere Kinder endlich wieder Kinder sein“.

Ein Teilnehmer empfindet 2G-Regelungen als „extrem rechts“

So endete die zweite Demonstration von „friedlich zusammen“ nach rund dreieinhalb Stunden ohne größere Zwischenfälle. Die Organisator:innen haben bereits angekündigt weitere Demonstrationen veranstalten zu wollen.

Ein Teilnehmer wähnt sich in Deutschland in einer Diktatur

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