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Initiative gegen Desinformation im Netz Google-Kampagne hilft Menschen, Manipulationen im Internet zu erkennen

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YouTube gucken, schlauer werden? Beim Prebunking scheint es zu funktionieren, wie eine Kampagne gegen Desinformationen zeigt. (Quelle: Google)

Insbesondere in Zeiten von Konflikten und zunehmender Polarisierung werden täglich falsche und manipulative Informationen im Internet verbreitet. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben Google und Jigsaw gemeinsam mit den Partnerorganisationen Moonshot, Correctiv, der Amadeu Antonio Stiftung, Das NETTZ, klicksafe, Neue deutsche Medienmacher*innen und der Alfred Landecker Stiftung im Juni und Juli 2023 eine Online-Informationskampagne in Deutschland durchgeführt. Ziel der Kampagne war es, die Öffentlichkeit über Manipulationstechniken aufzuklären, die häufig zur Verbreitung von Desinformationen verwendet werden, und die Resilienz der Bevölkerung
gegen solche Manipulationsversuche im Netz zu stärken. Die Videos, die im Rahmen der Kampagne veröffentlicht wurden, basieren auf der „Prebunking-Methode“ und erreichten auf YouTube 21,8 Millionen Nutzer:innen (57 Prozent der 18-54-jährigen Bevölkerung in
Deutschland), auf Facebook und Instagram 20,5 Millionen Nutzer:innen (54 Prozent).

Was ist Prebunking?

Prebunking“ ist eine evidenzbasierte Kommunikationstechnik, die den Nutzer:innen hilft, künftige Manipulationsversuche durch Desinformation zu erkennen und abzuwehren. Zu diesem Zweck wird das Publikum präventiv mit abgeschwächten Formen der Manipulation
und entsprechenden Gegenargumenten konfrontiert. Für die deutsche Kampagne haben Google und seine Partner:innen drei kurze Videos produziert, um drei häufig verwendete Manipulationstechniken im Netz zu erklären. In den Videos, die mindestens sechs Wochen lang als Anzeigen auf YouTube, Facebook und Instagram liefen, wurden die Zuschauer:innen mit dem Slogan „Lass Dich nicht manipulieren“ dazu aufgerufen, sich gegen Manipulationsversuche im Netz zu wehren.

Mehr Bewusstsein für Manipulationstechniken im Netz

Das wichtigste Ziel der Initiative bestand darin, größere Teile der Bevölkerung in Deutschland in die Lage zu versetzen, Manipulationstechniken in sozialen Netzwerken zu erkennen. Der Effekt wurde mit einer innovativen Methode gemessen: Innerhalb von 48 Stunden, nachdem die Nutzer:innen die Prebunking-Videos gesehen hatten, konnten sie auf YouTube an einer Umfrage teilnehmen. In der Umfrage wurden Zuschauer:innen und eine Kontrollgruppe, die das Prebunking-Video nicht gesehen hatte, gebeten, eine Manipulationstechnik zu erkennen, die anhand eines Beispiels in den sozialen Netzwerken gezeigt wurde. Im Ergebnis waren diejenigen, die die Videos gesehen hatten, durchschnittlich 5,4 Prozent besser in der Lage, eine der drei Manipulationstechniken zu erkennen als die Kontrollgruppe.

Bei der jüngeren Zielgruppe (18- bis 34-Jährige) war nach Sehen der Videos eine durchweg höhere Steigerung der Fähigkeit festzustellen, Manipulationstechniken zu erkennen. Die höchste Steigerung der Erkennungsrate lag bei 10,8 Prozent in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen, die im Vergleich zur Kontrollgruppe besser in der Lage waren, „Whataboutism“ zu erkennen.

Beth Goldberg, Leiterin für Forschung und Entwicklung bei der Google-Tochter Jigsaw, sagt: „Dies ist unsere bisher effektivste Prebunking-Kampagne, nicht nur in Bezug auf die Reichweite, sondern auch, weil unser Publikum insgesamt deutlich widerstandsfähiger gegenüber Manipulationstechniken im Netz gemacht wurde. Bei allen drei Techniken – Panikmache, Dekontextualisierung und Whataboutism – und bei allen Beispielen, die wir für die Darstellung dieser Techniken verwendet haben, waren die Zuschauer:innen der Prebunking-Videos durchweg besser in der Lage, diese gängigen Arten der Manipulation in sozialen Netzwerken zu erkennen. Für eine Forscherin sind diese Konsistenz und die Effektivität in diesem Umfang wirklich selten zu beobachten. Das lässt darauf schließen, dass Prebunking als skalierbarer Ansatz zur Bekämpfung von Desinformation sehr vielversprechend ist.“

Ansatz und Partnerorganisationen in Deutschland

Nachdem die Kampagne auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar dieses Jahres angekündigt wurde, haben Google, Jigsaw und die Agentur Moonshot die inhaltlichen Details der Kampagne in Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnerorganisationen in Deutschland entwickelt. Dafür haben die Teams von Jigsaw und Moonshot Interviews mit den Partner:innen und weiteren Expert:innen geführt, um gängige sowie neu aufkommende Narrative für Desinformation im Netz zu identifizieren.

Im Gegensatz zu einer vergleichbaren Kampagne, die 2022 in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Polen lief und deren Fokus auf migrationsfeindlicher Desinformation lag, ging es in den Videos in Deutschland nicht um ein spezifisches Narrativ oder Thema, sondern um drei gängige Manipulationstechniken, die unabhängig von bestimmten Themen eingesetzt werden: Dekontextualisierung, „Panikmache” und „Whataboutism”. Diese Techniken dienen nicht per se der Polarisierung oder Politisierung, wie viele gängige Narrative im Bereich der Desinformation. Prebunking-Videos, die darüber aufklären, erlauben dem Publikum daher eine allgemeine Resilienz gegenüber unterschiedlichen Formen der Desinformation aufzubauen.

Die Ergebnisse werden nun mit Partner:innen und anderen Institutionen geteilt, um vergleichbare Ansätze zu unterstützen und so Internetnutzer:innen in Deutschland und darüber hinaus zu helfen, sich proaktiv gegen Manipulationen im Netz zu wappnen. Auf der Veranstaltung „Fighting Misinformation Online” am 26. Oktober 2023 in Brüssel werden Google, Jigsaw und YouTube weitere Maßnahmen gegen Desinformation im Netz vorstellen.

Über die drei Manipulationstechniken in den Videos

Dekontextualisierung: Eine Technik, bei der absichtlich Text, Audio- oder Bildmaterial in einem anderen Kontext gezeigt oder wichtige Hintergrundinformationen entfernt werden, um die Bedeutung zu verändern. In dem Video wird daher empfohlen, die Informationen anhand anderer Quellen zu überprüfen.
Zum Video auf YouTube

„Panikmache”: Eine Technik, bei der Signalwörter wie „dramatisch“ oder „extrem“ in Schlagzeilen verwendet werden, um starke emotionale Reaktionen hervorzurufen. Das Video empfiehlt, auf solche Signalwörter zu achten, um deren manipulative Wirkung zu erkennen.
Zum Video auf YouTube

„Whataboutism”: Eine Technik, mit der absichtlich von einem Thema abgelenkt werden soll. Ein plötzlicher Themenwechsel oder die Frage „Was ist mit …?“ können Anzeichen für „Whataboutism” sein, das sowohl in Gesprächen als auch online verwendet wird. Im Video wird empfohlen, sich nicht einzumischen und das Gespräch wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzuführen.
Zum Video auf YouTube

 

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