„Hätte eine von uns Sachen gesagt, wie Herr Maier sie gesagt hat: Nie hätte sie das Stipendium bekommen!“ erklärt eine der Schülerinnen der Journalistin der Wochenzeitung „Zeit“, für einen Artikel, der in der Regionalbeilage „Zeit im Osten“ am 08. Februar erschienen ist. Sie spricht von Jens Maier, dem AfD-Abgeordneten, dessen „Mitarbeiter“ (Zitat Maier) kürzlich Boris Beckers Sohn Noah Becker auf Twitter als „Halb-N****“ bezeichnet hat und der Sympathien für den norwegischen Rechtsterroristen Breivik geäußert haben soll. Der Massenmörder hätte aus Verzweiflung über den “Multikulturalismus” gehandelt.
Seit 1983 finanziert das PPP jeweils einer Schülerin oder einem Schüler pro Wahlkreis einen Austausch in die USA. Mehr als 3.000 Schüler_innen haben sich deutschlandweit dafür beworben, 21 in Dresden. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren kommen pro Wahlkreis drei in die Endrunde. Ein Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis sucht dann eine der Bewerber_innen aus, der oder die das Stipendium erhält. Der oder die Abgeordnete fungiert während des Austauschjahrs dann als Pate oder Patin. Jeder Abgeordnete hat die Möglichkeit, sich als Pate oder Patin zu bewerben. Gibt es mehrere Bewerber_innen, wird es der oder diejenige, die noch nie vorher Pate oder Patin war. Jens Maier sitzt bekanntlich erst seit 2017 im Bundestag und konnte so Pate werden.
Die drei Mädchen hatten es in die Endrunde geschafft, wollten aber aus naheliegenden Gründen, keinen Rechtsaußen-Paten für ihren Auslandsaufenthalt. Auch mit Hilfe der Organisation „Youth for Understanding“ (YFU), die den Auslandsaufenthalt für das PPP organisiert, haben sich die drei an den damaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert und alle Fraktionen außer der AfD gewandt. Mit Hilfe der Organisation war schnell klar: Die Mädchen mussten keine Nachteile wegen ihres Widerstandes gegen den rechten Paten befürchten. Alle drei bekamen das Stipendium, eine über das PPP, die anderen beiden finanziert aus Spenden und anderen Mitteln.
Maier selbst ist mittlerweile von der PPP-Patenschaft zurückgetreten, auf Nachfrage der Zeit sagt er aus Zeitgründen. Von den Schülerinnen hätte er noch nie gehört.
Damit könnte die Geschichte zu Ende sein, wäre da nicht der Dresdner Ableger der Jungen Alternativen (JA), der Jugendorganisation der Rechtspopulisten.
Screenshot der Facebook-Seite der „Jungen Alternative Dresden“
Die posten einen Tag nach Erscheinen, ein Foto des Artikels in der Zeit auf ihre Facebookseite. Dabei auch ein Foto der drei jungen Frauen und die vollständigen Namen. Auch von Seiten der Zeitung erscheint es nicht ganz unbedenklich, dass überhaupt die vollen Namen der minderjährigen Protagonistinnen inklusive Foto abgedruckt wurden. Immerhin ist der entsprechende Artikel nicht direkt online verfügbar.
Im JA-Posting erwähnt der oder die anonymbleibende Autor_in dann auch nochmals explizit die Namen der 15-Jährigen und behauptet sie hätten Intrigen gesponnen indem sie „mehrere ‚Tränchenbriefe‘ an den Bundestagspräsidenten und die restlichen Fraktionen versandten. Die Angst vor Jens Maier scheint wohl größer zu sein als die Angst nächtlich in der Neustadt von Migranten ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden. Die Zukunft wird sie wohl eines Besseren belehren.“
Die Jugendorganisation malt Vergewaltigungen der drei 15-jährigen Mädchen an die Wand. Und auch im letzten Abschnitt schwingt eine Drohung mit: „Blöd nur, dass in den Staaten President Trump auf sie wartet! In diesem Sinne: ‚Make these girls great again!'“
Screenshot der Facebook-Seite der „Jungen Alternative Dresden“
Die Reaktionen der JA-Fans ließen nicht lange auf sich warten. Unter anderem kommentiert Siegfried Daebritz, Pegida-Mitorganisator. Ein anderer Kommentator schreibt nur „Merkt sie euch.“
Screenshot der Facebook-Seite der „Jungen Alternative Dresden“
Immerhin, gelernt hat die JA auch bei den Großen. Der Facebook-Post ist mittlerweile wieder von der Facebookseite verschwunden. Möglicherweise war ja ein „Mitarbeiter“ schuld oder jemand ist auf der Maus ausgerutscht. Alles schon passiert.