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Köln 200 „Begleitschützer“ „trauern“ mit Beleidigungen und Hass

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An die gewünschte "weiße Kleidung" hielten sich bei der Kundgebung am 2. August in Köln nur wenige. (Quelle: J. Marken)

2018 hatte der selbsternannte „Begleitschutz Köln“ sowie die ihm zuzuordnende  Facebookgruppe „Internationale Kölsche Mitte“ knapp zehn kleinere Kundgebung mit starker Hoolbeteiligung durchgeführt; so hatten sich im November 110 „Wutbürger“ auf dem Kölner Neumarkt versammelt (BTN berichtete).

Bald wurde diese Gruppierung von Teils offen neonazistische Kräften dominiert, der Hitlergruß wurde bei ihren Auftritten in Köln mehrfach gezeigt (vgl. hagalil).

Zeitweiliges Abtauchen der „Kölschen Mitte“

Nach einer weiteren Steigerung von Gewaltandrohungen und offenen Beleidigungen von Polizisten durch ihren Sprecher Dennis M., einem Musik-DJ und Vorsitzendem des Geschäftsmodells „Begleitschutz“ am 9.12.2018 auf dem Kölner Ebertplatz tauchte die Gruppe öffentlich unter und legte sich eine „Politikabstinenz“ auf (vgl. Störungsmelder). Das Magazin der rechte rand (DRR) hat kürzlich eine umfängliche Analyse des rechten öffentlichen Agierens dieser selbsternannten „Begleitschützer“, vor denen sogar die Kölner Polizei warnte, vorgelegt (vgl. BTN).

Nach sieben Monaten ist die Gruppe jetzt wieder da, allerdings unter neuem Namen: „Schützt unsere Kinder Köln“ nennt sich nun die Facebookgruppe. Als Moderator stellt sich intern ein Bezirksvertreter aus Köln-Chorweiler, Rolf H., vor, der früher über die AfD in das Bezirksparlament gekommen ist, nach einem Jahr die Partei jedoch verlassen hat. Er ist ein gut vernetzter Moderator mehrerer rechter Facebookgruppen. Bemerkenswert ist dies insofern, als sogar die rechte Kölner AfD sich von einer Teilnahme an einer Kundgebung am 02. August 2019 am Kölner Hauptbahnhof distanziert hatte, für die in dieser Facebook-Gruppe  massiv mobilisiert wurde.

Am 2. August versammelten sich anfangs gut 200 „Wutbürger“ auf dem Domvorplatz am Hauptbahnhof hinter Sperrgittern, vorgeblich um die eigene Trauer über den getöteten Jungen kundzutun. Hierzu aufgerufen und diese wohl auch angemeldet hatte die Betreiberin eines Kerpener Tattoostudios. Vor dem Sperrgitter versammelte sich in vorderster Reihe die altbekannte Mischung aus Hools, Türstehern und einzelnen bekennenden Rechtsradikalen; es waren jedoch auch vereinzelt Familien mit Kindern da.

In einem auf Facebook verbreiteten Demoaufruf durch Giordanos N., Partner der Tattoostudiobetreiberin und Mitorganisator der Kundgebung, war von „Trauer“ eher wenig zu spüren. Vielmehr wütete er über „Fotzen“, „Linksfaschismus“, „Linkes Dreckspack“, über die „Wichser von der Antifa“ und den „linksfaschistischen Staat“, der die Rechten „fertigmachen“ wolle. Wir würden „umgebracht und es passiert nichts“. Verantwortlich hierfür seien „abgefuckten Wixer-Richter“, die „milde Urteile“ fällten (vgl. Report-K) Das Video erreichte binnen sechs Tagen 60.000 Aufrufe. In späteren Videos versuchte er moderatere Worte zu wählen.

Kerzen und verbale Pöbeleien

Die von den Aufrufern erbetene weiße Kleidung trug nur ein kleiner Teil der Teilnehmer*innen. Auf der Kundgebung wurden Blumen und Kerzen auf dem Boden hinterlegt, es wurden auch zahlreiche Zettel mit Aufschriften zentral verteilt und dann organisiert hochgehalten. Akustisch und szenisch dominierten jedoch Gewaltdrohungen und Gebrüll, zusätzlich angereizt durch eine größere Anzahl von verbal stark provozierenden Mitgliedern „roter Gruppen“, die sich unter die gleichfalls 200 Gegendemonstrant*innen gemischt hatten. Eine solche winzige „Rote Gruppe“, strikt antizionistisch einzuordnen, durfte sogar erstmals eine Rede auf der 70 Meter entfernt stattfindenden Gegenkundgebung halten, was vielen Gegendemonstrant*innen erkennbar missfiel. Bisher hatte in Köln bei Gegenkundgebungen der Grundkonsens gegolten, dass explizit antizionistische Gruppen kein Rederecht auf der Bühne haben. Damit scheint es nun vorbei zu sein. Es wurden auch nur wenige Transparente gezeigt, darunter direkt am Sperrgitter eines einer türkischen oder kurdischen Gruppierung, die „Stop Kurdish Facism!“ forderte. Was das mit dem Kundgebungsanlass zu tun hat, ist nicht nachvollziehbar.

Aber auch die Kundgebung der selbsternannten Frauen- und Kinderschützer*innen schmolz nach bereits 30 Minuten sehr stark zusammen. Ein Teil der Teilnehmer der rechten Kundgebung war offenkundig durch die permanenten Provokationen und verbalen Beleidigungen durch die Hooligans in der ersten Reihe abgestoßen und verließen die Kundgebung. Zu direkten Auseinandersetzungen kam es, bis auf eine kleine Szene am Bahnhofseingang, nicht, die Polizei war sehr stark präsent und hielt die Gruppen auf Abstand.

Von Trauer über den sinnlosen Mord durch einen offenkundig psychisch Kranken war den ganzen Abend über kaum etwas zu spüren.

Dieser Text erschien zuerst bei Blick nach rechts. Mit freundlicher Genehmigung von Autorin und BNR.

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