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Demo Kölner Wutbürger hinter Sperrgittern

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(Quelle: Sven Schultz)

Anmelder der Kundgebung war offenkundig ein ehemaliges NPD-Mitglied, Wolfgang J., im Namen des Anfang 2016 gegründete Kölner Begleitschutz. Dieser hatte sich vor wenigen Monaten, als das Geschäftsmodell „Begleitschutz“ nicht klappte, aus taktischen Gründen einen unverfänglicheren Namen zugelegt: Ausgerechnet „Internationale Kölsche Mitte“. Aufgerufen hatte J. und diese Gruppe gemeinsam mit äußerst rechten Kleingruppierungen wie den „Müttern gegen Gewalt“ und „Haus Deutschland“. Ihnen gegenüber standen knapp 300 Gegendemonstrant*innen, darunter auch Familien.  Aufgerufen zum Gegenprotest hatte neben Gruppen wie Kein Veedel für Rassismus und das Rheinische antifaschistische Bündnis gegen Antisemitismus auch die traditionsreiche Musiker-Gruppierung Arsch Huh.

Hitlergruß nach Geiselnahme

Mitte Oktober, einen Tag nach der schockierenden Geiselnahme durch einen Syrer in einer Apotheke im Kölner Hauptbahnhof – bei der die Generalstaatsanwaltschaft entgegen ersten Annahmen keinen islamistischen Hintergrund festzustellen vermochte – hatten sich bereits 20 „Begleitschützer“ zu einer Kundgebung hinter dem Bahnhof versammelt, darunter mehrere einschlägig bekannte Kölner Rechtsextreme. Nach 45 Minuten marschierten sie wieder in ihre Stammkneipe am Friesenwall, ein Teilnehmer zeigte im Bahnhof den Hitlergruß und wurde festgenommen.

Die Veranstalter achteten am vergangenen Samstag peinlich darauf, dass keinerlei rechtsradikale T-Shirts oder Symbole gezeigt wurden; entsprechende Tattoos waren dennoch vereinzelt zu erkennen. Für Aufsehen im Vorfeld der Kundgebung hatte eine Videokonferenz mit mehreren sehr rechten Teilnehmer*innen aus mehreren Bundesländern gesorgt, bei der der Sprecher der „Begleitschützer“, Dennis M., für Gewalt gegenüber Gegendemonstranten zumindest sehr großes Verständnis aufbrachte: „Ich glaub das schwappt dann über dass die Antifa mal dann das bekommt was die meines Erachtens nach braucht…“

Kölsche Musik und Drohgebärden

Die gut zwei Stunden andauernde Standkundgebung hinter Sperrgittern wirkte durchgehend schlicht bizarr: Zu den gelegentlichen Reden hatten sie unbegabt anmutende Sprecher aus anderen Städten eingeladen, die nur Versatzstücke wie „Genau, wir sind hier im Widerstand“ (so eine Conny aus Hessen) zustande brachten. Ansonsten wurden mehrfach Kölsche Lieder abgespielt, auch von den Bläck Fööss. Diese dürften nicht erfreut hierüber sein, engagieren sie sich doch seit Jahrzehnten sehr gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Ein Redner sprach sich gegen den „Migrationspakt“ aus und kündigte ein politisches „Erdbeben“ an. Eher amüsant wirkte auch der Auftritt eines Sprechers mit wohl hessischem Dialekt, der sich mit in pastoralem Tonfall so gar nicht auf sein proletarisches Wutbürgerpublikum einzustellen vermochte. Als er sich nach zehn Minuten dessen gewahr wurde, brüllte er auf einmal von der Regierung, die „gemeinsame Sache mit Wirtschaftsfaschisten“ mache. „Die Elite hat die Waffen, das Geld.“ „Dieses Sytem“ sei bald „am Ende“.

„Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“

Zahlreiche Teilnehmer liefen immer wieder an die Sperrgitter, um die Gegendemonstrant*innen zu provozieren und einzuschüchtern. Trotz aller Vorsätze skandierten die selbsternannten Vertreter der „Kölschen Mitte“ mehrfach ausländerfeindliche und explizite Neonaziparolen. Auch der mehrfache Ruf „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ wurde von der Polizei nicht beanstandet. In der ersten Reihe dominierten mehrere bekannte Rechtsextreme aus Köln.

Kölsch unter Polizeibegleitung

Sehr symbolhaft eine Szene, als neun mit Jogginghosen ausstaffierte Kölsche Wutbürger mit Polizeibegleitung an den Gegendemonstrant*innen vorbei geführt wurden – hin zum Kiosk. Dort tranken sie, trotz Alkoholverbots, ihr Bier in raschen Zügen aus bzw. füllten es in Colaflaschen um. Mit Polizeibegleitung ging es dann wieder gestärkt zurück zum Sperrgitter.

Auf Facebook feierte Dennis M. im Nachhinein die skurrile Veranstaltung als großen Erfolg. Auch wenn ihr Mobilisierungsversuch erneut scheiterte ist davon auszugehen, dass sie weitermachen werden. Es ist die Fortsetzung der in Köln kläglich gescheiterten Pegida-Demonstrationen unter neuem Namen, mit Bereitschaft zur Einschüchterung von politischen Gegnern.

 

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