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Landser-Romane – Extrem rechter Ideologietransfer in Serie

Von|

Dirk Wilking

Innerhalb der Neonazi-Szene ist eine detaillierte Kenntnis isolierter Elemente des 2. Weltkrieges ein Qualitätsmerkmal, das Voraussetzung für einen erhöhten Status innerhalb der Szene ist. Diese Kenntnisse müssen nicht umfassend sein, doch sind die technischen Details (etwa einer Waffengattung der Wehrmacht) Ausweis einer Szene-Kompetenz, wie sie auch durch die Kenntnis einschlägiger Musik oder Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen erlangt werden kann. Auch wenn die legal erwerbbaren Hefte der Serie innerhalb der harten Szene kaum konsumiert werden, weil sie zu altbacken und langweilig sind, stellen sie doch einen Einstieg dar ? kaum ein Neonazi hat sie nicht zum Einstieg gelesen.

Es ist still geworden um den „Landser“. Doch es geht ihm so gut wie lange nicht mehr. Mitte der 70er Jahre gab es einige Veröffentlichungen zu der Heftserie im Zuge der Konjunktur sozialgeschichtlicher Methoden der Germanistik, die hier auch ausführlich behandelt werden. Spätestens mit der Friedensbewegung in der Bundesrepublik verschwand auch die Auseinandersetzung mit der Heftreihe. Damals wurde davon ausgegangen, dass sich der Erfolg der Serie biologisch erledigen wird, und keinerlei Attraktivität mehr auf Jugendliche ausüben würde. In den Fluten der Texte zum Rechtsextremismus spielt der Landser keine Rolle. Lediglich ein Artikel des „Spiegel“ hat vor einiger Zeit den Blick wieder auf die Rastätter Ideologien-Schmiede gelenkt. Durchaus nicht übertrieben wurde dargestellt, dass es eine sehr enge Verquickung von NPD und Landser-Heften gibt. Der neue Boom des fast toten Landser wurde vor allem durch die ostdeutsche Nachfrage ausgelöst. Das perfide an der Serie ist, dass das Vertriebsnetz sehr elegant dem Verhalten der neuen Kundschaft entspricht: die Tankstellen (wo es den Landser in der BRD vor 1989 zu kaufen gab) sind häufig informelle Szene-Treffs der Jugendlichen. Im Gegensatz zu den Fanzines geriet der Landser nicht seiner Wirkung entsprechend in das Blickfeld der Rechtsextremismus-Forschung. Dabei scheint der Serie mit wenigstens 100.000 Lesern pro Monat eine wichtige Funktion zuzukommen. Über diese Texte lassen sich auch ideologisch nicht festgelegte männliche Jugendliche ansprechen. Abenteuer, Korps-Geist, Mut und die überhöhte Relevanz des Individuums als „Held“ werden als ethische Grundmuster kommunizierbar und im Sinne extrem rechter Ideologie für die Rekrutierung einsetzbar. Der vom ehemaligen Repuplikaner-Chef Franz Schönhuber proklamierte Schulterschluss der Großväter mit den Enkeln kann über die Landser-Produkte einfach hergestellt werden. In den Gefängnissen werden die Landser-Hefte gerne gelesen, weil sie ein übersteigertes Männerbild transportieren, das die „Niederlage“ überhaupt erst zum Beweis der Männlichkeit macht. Die Geschichten der Landser-Hefte transportieren nicht unmittelbar extrem rechte Ideologie, sondern dienen dazu, dass Jugendliche sich in die Szene „einfädeln“ können. Ihre Themen sind eine Kommunikationsbasis zwischen pubertierenden männlichen Jugendlichen und extrem rechte Szene.

Heftchenromane

Zwar werden Landser-Hefte im Verhältnis zu anderen Heft-Serien wohl weit weniger gelesen, jedoch halten die wenigen jungen Leser den spannend aufgemachten Inhalt der Hefte für wahr, da sie über sehr wenige Kenntnisse über den Nationalsozialismus verfügen. Der langjährige Chefredakteur der Landser-Reihe war Bertold K. Joachim. Er war der letzte eines ehemals 25-köpfigen Teams, das sich weitgehend aus ehemaligen Kriegsberichterstattern zusammensetzte. Die Serie wird heute von C. Bartsch betreut.

Übereinstimmend berichten Antoni, Geiger und Kühn in den 70er Jahren über ganz erhebliche Probleme bei der Beschaffung von Informationen über den in Rastatt ansässigen Pabel-Verlag. Als gesichert können somit nur die Angaben aus dem Handelsregister angesehen werden. Der Pabel-Verlag hatte seine früheren Konkurrenten Semrau und Moewig geschluckt und diese Gruppe wurde vom Bauer-Konzern übernommen. Die Zugehörigkeit des Erich Pabel Verlages zum großen Bauer-Konzern (Bravo, Neue Revue, u.v.a.) ist bei der Frage nach der Finanzierung des Verlages von besonderer Relevanz. Klaus F. Geiger geht von etwa 700.000 Lesern der Landser-Romane aus, eine Zahl, die doch etwas zu hoch gegriffen scheint, denn die Auflage der Hefte wird in den 70er Jahren auf 60.000 bis maximal 100.000 Exemplare geschätzt, was bedeutet, dass Geiger davon ausgeht, dass jedes Heft von sieben Personen gelesen wird. Heute hält sich der Verlag nicht mehr so vornehm zurück. Auf der Homepage des Verlages wird nunmehr offensiv mit den Zahlen umgegangen:

Der Landser
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 1,70 Euro
Auflage: 60.000

Der Landser-Großband
Erscheinungsweise: 14-tägig
Preis: 1,85 Euro
Auflage: 60.000

SOS Schiffsschicksale
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 2,30 Euro
Auflage: 60.000

Dabei sagt die Auflage nicht aus, dass alle Hefte in der Woche auch verkauft werden. Rund 350 Titel hält der Verlag vorrätig, die nachbestellt werden können. Auf der Homepage des Landser lassen sich entsprechende Kurzbeschreibungen der Heftinhalte einsehen. Es sollte angesichts der Zahlen davon ausgegangen werden, dass monatlich rund 100.000 Hefte der Serie gelesen werden. Wird hierbei berücksichtigt, dass wohl immer noch rund 80 Prozent männliche Leser unter 18 Jahren sind, wird die Brisanz dieser eher im unteren möglichen Bereich liegenden Zahl deutlich.

Landser-Autoren

Da für den Landser oberstes Gebot ist, den Eindruck von Authentizität zu vermitteln, rekrutieren sich die Autoren der Landser-Hefte überwiegend aus ehemaligen Parteigenossen der NSDAP. Zu großen Teilen waren sie im Propagandaministerium als Kriegsberichterstatter tätig.

Da wäre ein Hanns Möller-Witten, der sich im Lühne-Verlag Leipzig mit dem Werk „Der Preuße aus Hannover- Scharnhorst, der Schöpfer deutscher Wehrkraft“ für seine spätere Arbeit qualifizierte und sich bei Dr. Freys „Deutsche National- und Soldatenzeitung als „militärpolitischer Ressortleiter“ weiterbildete.

Auch Alex Buchner erlernte sein Handwerk „im Felde“: als Berichterstatter in einer Propagandakompanie während des 2. Weltkrieges. Danach übte er diese Tätigkeit durch Publikationen in den extrem rechten Verlagen Moewig, Schild und Vowinkel aus. Fritz-Otto Busch debütierte schon während der Nazi-Zeit beim Bertelsmann-Verlag mit dem Buch „Narvik ? Vom Heldenkampf deutscher Zerstörer “ (1940). Der Landser-Autor Werner Haupt ist lediglich durch seine Arbeit für den Schild-Verlag und bei Dr. Freys „Nationalzeitung“ bekannt.

Der Fall des Heinz A. Eckert dagegen ist von erheblicherer Bedeutung. Als „Abwehr“-Mann während des Krieges wurde er später wegen seiner Verbrechen an (vermeintlichen) Mitgliedern der französischen Rèsistance von einem französischem Militärgericht zum Tode verurteilt und später zu einer Haftstrafe begnadigt. Er schrieb während seines Aufenthaltes in der Todeszelle ein Buch, das 1969 im Hamburger Holsten-Verlag erschienen, als Landser-Großband 459 in Kurzfassung unter dem Titel „Das tödliche Spiel“ erscheinen sollte. Um der drohenden ? und später auch durchgeführten ? Indizierung vorzubeugen, argumentierte der Pabel-Verlag gerade mit diesem Todesurteil, das ja nur eine kleine Ahnung von der grausamen Tätigkeit Eckerts in Frankreich vermittelt. Dieser flegelhafte Zynismus ist symptomatisch für etliche Äußerungen der Landser-Redaktion.

Ideologie-Transport

Wesentlich für die Auseinandersetzung mit Landser-Heften ist es, sich nicht auf eine Diskussion über die Richtigkeit der darin erwähnten Fakten einzulassen, sondern auf den Ideologietransport in den Heften zu verweisen. So sind in der Regel ? und dies gilt vorrangig für militärische Details ? die Angaben richtig, jedoch wird alleine schon durch die Auswahl des Dargestellten eine ideologische Konzeption vermittelt. So kann es in einem Landser-Roman durchaus vorkommen, dass in einem Heft die Russen die Deutschen zwölfmal angreifen, während die Deutschen nur einmal mit einem Stoßtrupp kontern. Dadurch wird die Mär vom gerechten Krieg gegen den Bolschewismus weitergesponnen, wobei der Angriffskrieg geflissentlich unerwähnt bleibt. Es ist in dieser Serie nicht nur der Deutsche, der als gut beschrieben wird, sondern „das Deutsche“ in seiner ganzen Diffusität, mit der es die Nazis verwendeten, also ein eindeutig nationalistisches Element.

Ein weiterer, wesentlicher Charakterzug des Landser-Romans ist die Belanglosigkeit der darin enthaltenen Informationen. Wesentliches, wie etwapolitische Hintergründe, werden in den Darstellungen gänzlich ausgeschlossen. Selbst militärstrategische Hintergrundinformationen bleiben weitgehend unerwähnt, lediglich der Zeitraum vor 1942 (als die Nazis noch siegten) erfährt eine Beschreibung der Kampfstrategie. Der Verlag wird diesen Mangel möglicherweise mit dem Hinweis auf den Untertitel „Erlebnisberichte zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges“ begründen, jedoch ist es gerade diese Einschränkung, die die Serie für Jugendliche so gefährlich macht. Die Bedeutung des Einzelnen wird für die politische und gesellschaftliche Wirklichkeit negiert, aber maßlos überhöht für den Krieg. Nur im Krieg, der der natürliche Zustand der Welt sei, gewinnt das Individuum seinen Sinn. Verachtet wird dagegen alles Zivile: Familie, Politik, Kultur sind zwar Anlass für kriegerisches Handeln, indem es verteidigt werden muss, nur beschrieben wird es nicht. Die (vor allem auch für Jugendliche) oft schwer durchschaubare Welt der zivilen Prozesse wird reduziert auf einen Gewaltursprung, der sich im dauernden Krieg äußert.

Um Krieg und Faschismus nicht bewerten zu müssen (und das hieße im Falle der Landser-Autoren nur: positiv) wird der Krieg auf das Abenteuer einiger Individuen reduziert, was natürlich zudem den Effekt eines sehr hohen Identifikationsmoments zeitigt. Bei der Bewertung des Landser muss in jedem Fall berücksichtigt werden, dass es sich um eine Serie von Heften handelt. Dadurch wird bei den jungen, männlichen Lesern ein Rollenbild stabilisiert und zugespitzt, dass die Rolle als „Krieger“ natürlich erscheinen lässt. Erst in der Summe der Hefte stellt sich dar, dass es sich um den Versuch handelt, die Leser mit der Serie in Kontexte einer männlichen Fraglosigkeit zu stellen. Zweifel sind da nicht zulässig und dürfen am allerwenigsten durch Frauen geäußert werden ? deshalb kommen die auch erst gar nicht vor. Dabei spielt im transportierten Ethos der Serie „Treue“ eine zentrale Rolle. Die doppelte Beziehung des Begriffs zu Vaterland und (Ehe-) Frauen wird zugunsten des Staates überbetont. Der Krieg des Staates ist also höherwertig als die Familienbindung. Das entspricht dem NS-Slogan „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“.

Da der Antisemitismus in der Serie keinerlei Rolle spielt (weder wird er versteckt geäußert, noch als treibendes Motiv des Kriegsausbruchs erwähnt) kann nicht von einer stringenten Fortführung der NS-Ideologie gesprochen werden. Dennoch wird das Weltbild des Faschismus „bereinigt“ an die Lesergemeinde weitergegeben. Ebenfalls markant für das extrem normative Verhalten einer Diktatur ist die Ablehnung aller Verhaltensweisen, die dem Ziel der Diktatur nicht förderlich sind. Im Landser etwa ist es eine Charakterschwäche, wenn jemand „grübelt“, „denkt“, Angst hat, oder Skrupel zeigt. Figuren, die im Heft so charakterisiert werden, sterben in der Regel kurz darauf, weil sie nicht lebens- (d.h. front-) tauglich sind. Das ideologische in den Landser-Heften ist nicht eine direkte Propaganda für den NS-Staat, sondern eine männliche Rollenbeschreibung, die Jugendliche diktaturkompatibel machen. Das militaristische Weltbild hat dort eine Eigendynamik, die völlig ungebrochen und ohne Zweifel die Sinnhaftigkeit der männlichen Existenz darstellt. Anders etwa als in modernen Kriegsromanen, wo der Zweifel am Sinn des Krieges eine Erinnerung an die Freiheit bewahrt, entfällt dieser Aspekt im Landser-Roman völlig. Hier ist Freiheit nur die Nicht-Gefangenschaft bei den Russen, das heißt der Krieg gegen sie.

Wirkungen der Landser-Romane

Wer Landser-Hefte liest, wird nicht automatisch Neonazi. Die Serie gehört zunächst in die Rubrik der Trivialliteratur, also einer Massenliteratur. Trivialliteratur ist nicht automatisch „schlechte“ Literatur, sondern es wird literatursoziologisch ein bestimmtes Verhältnis zwischen Produzent und Konsument angenommen, zum Teil bezieht sich der Begriff auch auf das Vertriebssystem. In erster Linie berufen sich Produzenten und Konsumenten dieser Literatur auf das selbe Wertesystem, das heißt diese Werte werden nicht in Frage gestellt, sondern durch dauernde Wiederholung und Berufung auf sie bestätigt. Die Produktion geht dabei vor allem auf die Bedürfnisse der Leser ein und passt diesen den Text an. Von trauriger Berühmtheit aber symptomatisch für die Massenliteratur ist dabei die Bild-Zeitung geworden, die anlässlich der Massenkrawalle in Rostock 1992 titelt: „Ihr müßt euch schämen“ ? gemeint waren aber nicht etwa die Täter, sondern Politiker wie Helmut Kohl und Björn Engholm, die solche Krawalle angeblich provoziert hätten. Ähnlich arbeiten alle Systeme der Trivialliteratur: nicht die Makrowelt ist beschreibungswürdig, sondern das Mikroschicksal, das Bedürfnisse befriedigt.

Nusser weist darauf hin, dass dieses Verfahren der Trivialliteratur bei ihren LeserInnen zu einer „moralischen Apathie“ führen kann. Die entstehtnicht durch den Konsum von Trivialliteratur allein, sondern durch die massenhafte Tendenz, über das Kommunikationsverhalten nach Möglichkeit nur die bereits bestehenden Werte und Urteile zu spiegeln. Diese moralische Apathie führt mittelbar zu einem inhumanen Verhalten, das ? mehrheitsfähig oder nicht ? einzelne Gruppen der Gesellschaft prägt und indirekt auch die entsprechenden Taten erzeugt. Wenn nämlich das ethische Wertesystem nicht in seinem Inhalt funktional (d.h. als Regulierung) notwendig für die Gesellschaft verstanden wird, sondern nur formal mechanisch weitergegeben wird, werden Reaktionen auf eine Verletzung des Regelwerkes maßlos. Hier wäre Kunczick, und Zipfel zu widersprechen, die von der falschen Grundfrage ausgehen, ob der Konsum von Gewalt im Bereich der optischen Medien nicht zwangsläufig zu gewalttätigem Verhalten in der Realität führen könnte und dies für nicht nachweisbar halten. Das Problem der Medienanalysen ist, dass man nach einem justiziabelen Wirkungsmechanismus fahndet, der dann noch in einem Wirtschaftsraum stattfindet, in dem es um Milliarden Euro an Umsätzen geht. Es ist durchaus zutreffend, dass es keine mechanistische Wirkungsweise einer Heftserie wie dem Landser gibt. Wer Landser-Hefte liest, wird nicht automatisch Neonazi ? aber sehr viele Jugendliche, die später Neonazi waren, haben Landser-Hefte in der Phase des Einstiegs gelesen. Es ist hier ? mehr noch als bei anderer Trivialliteratur ? die moralische Apathie, die gefördert wird und in der Gruppe der männlichen Jugendlichen einen vielleicht allgemein verbreiteten Stärke-Kult mit einer ideologischen Grundhaltung verknüpft. Der Landser-Roman ist allerdings nicht durch vermeintlich „bessere“ Literatur ersetzbar, wie Walter Nutz feststellt, weil sich mit der Entfernung der Heftserie nicht das Bedürfnis der Konsumenten verändert.

Die Förderung der Kritikfähigkeit durch pädagogische Maßnahmen erscheint als geeignetes Mittel gegen die inhumane Idylle der Landser-Hefte. In den Heften wird ein Verhalten vorgeführt, das bequem ist: es reicht Mann zu sein, Deutsch zu sein, nur zu gehorchen und stur zu sein. Der Krieg wird als der natürliche Zustand der Welt beschrieben, in dem nur eine Elite ein (Über-) Lebensrecht hat, die natürlich „das Deutsche“ verkörpert. Bei der qualifizierenden Betrachtung der Wirkung sollte berücksichtigt werden, dass die Szenarien der Hefte von den Jugendlichen nicht unbedingt als „wirklich“ verstanden werden ? sehr wohl aber die Kommunikation innerhalb der unter Umständen „geheimen“ Leser- und Wertegruppe. Der Wertekanon, den die Serie transportieren möchte, ist eine Landsknechtsmentalität, der alle moralischen Skrupel fern sind. Es ist tatsächlich so, wie Günter Hartung meint, dass in dieser Art Kriegsliteratur die Demokratie eine Dekadenzerscheinung ist. Zum Bereich der extremen Rechten bestehen enge, indirekte Verbindungen. Die Geringschätzung des zivilen Lebens ist vor allem eine Geringschätzung der demokratischen Entscheidungsstrukturen. Zu thematisieren, zu diskutieren, zu modifizieren und erst dann zu entscheiden ist undenkbar in dem Kriegermythos der Rechtsextremisten. Respekt und Akzeptanz wird in dieser ethisch desorientierten Welt der Hefte nicht durch soziale Leistung erreicht, sondern spiegelt sich in der Angst der Mitmenschen vor der Gewalt.

Die enthistorisierende Wirkung der Landser-Serie hebt sich normalerweise in dem Moment auf, wenn die Beschreibungen mit den geschichtlichen Rahmenbedingungen konfrontiert werden. Es wäre eine wichtige Aufgabe für den Deutsch- und Geschichtsunterricht, sich ausdrücklich mit dieser Heftserie zu beschäftigen. Vor allem in Gesamt- und Förderschulen könnte die Landser Serie als Anlass genommen werden sich mit männlichen Jugendlichen konstruktiv über ein Männerbild auseinander zu setzen. Das Heldenstereotyp des Landser-Heftes kann dabei mit anderen Modellen verglichen werden und ins Verhältnis zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen gesetzt werden.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Antifaschistischen Infoblatt (AIB)
Erscheinungsdatum Frühjahr 2004 Heft Nummer 77

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