12. Verhandlungstag: Halle-Prozess – Die Niederlage des Täters
Der zwölfte Prozesstag im Verfahren gegen den Attentäter hat eindrücklich gezeigt, wieviel Leid der Täter verursacht hat, aber auch wie sehr er gescheitert ist.
Während der Feierlichkeiten zum jüdischen Versöhnungstag Yom Kippur am 9. Oktober 2019 versuchte ein rechtsextremer Attentäter gewaltsam in die Synagoge im Paulusviertel in Halle an der Saale einzudringen mit dem Ziel, die dort anwesenden 52 Menschen zu ermorden. Unmittelbar vor der Synagoge erschoss er dabei Jana L., die zufällig vorbeikam und ihn auf sein Verhalten angesprochen hatte. Nach mehreren missglückten Versuchen sich Zutritt zu verschaffen, fuhr er zum nahegelegenen Imbiss Kiez-Döner in der Ludwig-Wucherer-Straße und erschoss dort Kevin S.
Während seiner Taten zielte er wiederholt auf Passant*innen, die durch mehrfache Ladehemmungen der Tatwaffe(n) unverletzt blieben. Auf der Flucht fuhr er einen Passanten an und verletzte einen Mann und eine Frau teils schwer, als er versuchte sich ein weiteres Fluchtfahrzeug zu beschaffen. Nach einem von ihm verursachten Unfall rund 40 Kilometer von Halle entfernt, wurde er von der Polizei festgenommen. Einen Teil der Tat streamte er live im Internet auf Twitch, einem Videoportal, aus der Gaming-Szene: Um 11.57 Uhr, zwei Minuten bevor er das Attentat begann, postete er einen Link zum Livestream auf dem Imageboard „meguca“ zusammen mit schriftlichen Ausführungen zu seinen Motiven für die Tat sowie Hinweisen und Anleitungen zu den Waffen, die er für diesen Tag selbst gebaut hatte.
Am 21. Juli 2020 beginnt der Gerichtsprozess gegen Stephan B. vor dem Oberlandesgericht Naumburg. 40 Nebenkläger*innen haben sich dem Verfahren angeschlossen. Angeklagt ist der Attentäter u.a. wegen des Mordes in zwei Fällen, des 68-fachen versuchten Mordes sowie der gefährlichen Körperverletzung und versuchten räuberischen Erpressung mit Todesfolge. Darüber hinaus hat die Bundesanwaltschaft Anklage erhoben wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung, Volksverhetzung und fahrlässiger Körperverletzung. Neben dem NSU-Prozess ist es eines der größten Gerichtsverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte im Bereich Rechtsterrorismus, das mit erheblichem internationalen Interesse begleitet werden wird.
Der zwölfte Prozesstag im Verfahren gegen den Attentäter hat eindrücklich gezeigt, wieviel Leid der Täter verursacht hat, aber auch wie sehr er gescheitert ist.
Ezra Waxman ist einer von insgesamt 43 Nebenkläger*innen im Prozess gegen den rechtsextremen Halle-Attentäter. Zum Tatzeitpunkt befand er sich in der Synagoge, die der Täter angriff. Ein Gespräch über die religiöse Bedeutung des Anschlags, die Begegnung mit dem Täter und die unterschiedlichen Aspekte von jüdischer Erinnerung und Identität.
İsmet Tekin ist einer von 43 Nebenkläger*innen im Prozess gegen den Attentäter des Halle-Anschlags. Ein Gespräch über die Folgen des Anschlags, das Recht auf Aufklärung und die Hoffnung auf eine gemeinsame und solidarische Zukunft.
Am elften Verhandlungstag im Prozess gegen den rechtsextremen Halle-Attentäter im Landgericht Magdeburg sagten drei Betroffenen aus, die sich während des Anschlags in oder vor dem Imbiss „Kiez Döner“ befanden. Mit den Folgen des Anschlags haben sie zum Teil bis heute noch zu kämpfen. Auch ein zweites Video des Attentats wird gezeigt. Unser Bericht aus dem Gerichtssaal.
Jeremy Borovitz ist einer von 43 Nebenkläger*innen im Prozess gegen den Attentäter des Halle-Anschlags. Ein Gespräch über die eigene Rolle während des Anschlags, fehlende Sensibilität seitens der Polizei und die gesellschaftliche Verantwortung als Nebenkläger im Gerichtsverfahren.
Rabbi Jeremy Borovitz is one of 43 co-plaintiffs in the trial against the far-right Halle-attacker. A conversation about his own role during the attack, the lack of sensitivity on behalf of the police and his social responsibility as a co-plaintiff in the court proceedings.
Max Privorozki ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Halle und einer von 43 Nebenkläger*innen im Prozess gegen den Attentäter des…
Adiraxmaan Aftax Ibrahim ist einer von 43 Nebenkläger*innen im Prozess gegen den Attentäter des Halle-Anschlags. Ein Gespräch über die Folgen des Anschlags, Rassismuserfahrungen in Deutschland und die Notwendigkeit der politischen Anerkennung von rassistischen Angriffen.
Naomi Henkel-Gümbel ist eine von 43 Nebenkläger*innen im Prozess gegen den Attentäter des Halle-Anschlags. Ein Gespräch über offene Fragen, die eigene Rolle in der Aufarbeitung und solidarische Bündnisse.
Am Dienstag begannen die Verhandlungen im Verfahren gegen den Halle-Attentäter im Landgericht Magdeburg. Gegenüber fand eine Kundgebung in Solidarität mit…