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Literatur rechtsaußen Rechte Verlage auf der Leipziger Buchmesse

Die Leipziger Buchmesse ist seit Donnerstag eröffnet. Doch auch in diesem Jahr werden in Leipzig wieder einige Verlage vertreten sein, die klar rassistische, verschwörungsideologische, homo- und transfeindliche und antifeministische, in einem Wort antidemokratische, Inhalte verbreiten.

 
(Quelle: Pixabay)

Der „Nationalist“ Frank Kraemer

Bis Sonntag wird es rund 3.600 Veranstaltungen geben, darunter eine mit dem Ex-NPDler Frank Kraemer, Gitarrist der Neonazi-Band „Stahlgewitter“. Ein Bandkollege veröffentlichte 2010 noch vor der Selbstenttarnung des NSU 2011 auf der CD „Adolf Hitler lebt!“ den Song „Döner-Killer“. Kraemer ist auf der Buchmesse als „Nationalist“ angekündigt. Er wird gleich von zwei Ausstellern präsentiert: „Europa Terra Nostra e.V.“ und „Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft“.

Europa Terra Nostra e.V.

Stiftung „Europa Terra Nostra“, die ein nahestehendes Anhängsel des Fraktionszusammenschlusses europäischer rechtsextremer Parteien „Alliance of Peace and Freedom“ (APF) darstellt. Zum APF-Bündnis zählt auch die NPD mit ihrem einzigen Europaabgeordneten Udo Voigt, der am 26. Mai als Spitzenkandidat seiner Partei erneut den Sprung nach Brüssel und Straßburg anstrebt. Über die ETN-Stiftung sind zuletzt auch Buchpublikationen finanziert worden. Während parteipolitische Stände auf der Buchmesse keinen Platz finden, sind politische Stiftungen hingegen erlaubt. NPD und ETN bilden in Leipzig unmittelbar benachbarte Stände. (BNR) https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechtes-leipziger-allerlei)

Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft mbH

Parteiorgan der NPD; versteht sich als Theorieorgan der rechtsextremen Partei. Sitz des „Deutsche Stimme Verlages“ ist Riesa (Sachsen). Die Zeitung wird vom NPD-Bundesvorstand herausgegeben und erscheint monatlich. Sie verbreitet völkisch-nationalistische, rassistische und geschichtsrevisionistische Inhalte. Die Druckauflage beträgt nach Angaben des Blattes 25.000 Exemplare.

Ahriman-Verlag

Dieser Verlag bezeichnet sich selbst in kruder Weise als „links und damit Voltairiane“, allerdings erscheinen hier u. a. Bücher mit Titeln wie „Die Flutung Europas mit falschen Flüchtlingen. Vom Dreisam-Mörder Hussein Khavari, seinem Umfeld und dessen Schutzengeln“ (2018), in denen von „Rapefugees“, der „Soros-Verschwörung“ und dem „Zerrspiegel der Lügenpresse“ die Rede ist. Diese Sprache kennt man von Akif Pirinçci, PEGIDA und AfD und sie findet sich in zahlreichen anderen Veröffentlichungen des Verlags wieder. Er bringt außerdem die antisemitischen Ketzerbriefe des Bundes gegen Anpassung heraus, eines Überbleibsels aus der Zeit der K-Gruppen der 1970-er Jahre, – diese Gruppierung wird als abstruse „rechtslastige Politsekte“ bezeichnet (vgl. haglil.com). Der Ahriman Verlag bedient mit solchen Publikationen, wenn auch in einer sehr eigenwilligen Weise, sexistische und rassistische Stereotype und antisemitische Verschwörungstheorien (vgl. Dokumentieren gegen rechts).

Compact-Magazin GmbH

„Compact“ ist eine monatlich erscheinende politische Zeitschrift in Deutschland mit einer sehr aktiven Internetseite und reichweitenstarken Social Media-Präsenzen. Chefredakteur ist Jürgen Elsässer, Redaktionssitz ist Berlin. „Comapct“ startete als Querfront-Magazin und unterstützt seit dem Aufkommen von „Pegida“ 2014 massiv rechtspopulistische Bestrebungen. Seit 2015 gilt „Compact“ ein Sprachrohr AfD.

Mehr dazu lesen Sie hier.

Poet in Residence/Literarisches Dresden/Kultur- und BuchHaus Loschwitz

Trägerverein von „Poet in Residence“ ist der Verein Literarisches Dresden e.V. mit den beiden Vorsitzenden Michael Bormann und Susanne Dagen (Buch- und KulturHaus Loschwitz), die im neurechten Spektrum verankert sind.

Susanne Dagen betreibt in Dresden das „BuchHaus Loschwitz“. Im Zuge von PEGIDA hat sie sich dem Rechtspopulismus zugewandt und im Anschluss die Nähe zur AfD und zur „neuen“ Rechten gesucht und gefunden.  um den Antaios Verlag suchte und pflegt. Da Susanne Dagen und Ellen Kositza (u.a. „Antaios Verlag“) ein gemeinsame Projekt verbindet, besteht durchaus die Möglichkeit, dass der „Antaios Verlag“ so durch die Hintertüre dann doch auf der Buchmesse vertreten ist.

Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e. V.

Die „Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e. V.“ verlegt „Lebensschützer-“ und Anti-Sexuelle-Vielfalt-Literatur, teilweise von Rechtsaußen-Autoren. Ein 1983 von katholischen Laien gegründeter überparteilich und überkonfessionell agierender Verein, der „sich unter anderem gegen die Legalisierung der Abtreibung und für das Recht auf Leben und gegen die Zersetzung der moralischen Werte in Familie und Gesellschaft einsetzt.“ Nach außen tritt er mit drei Aktionen oder Initiativen auf: der Aktion SOS Leben, mit der er hauptsächlich gegen Abtreibungen agitiert; der Aktion Kinder in Gefahr, die sich „gegen die Zersetzung der moralischen Werte in Familie und Gesellschaft“ engagiert; und mit der Aktion Deutschland braucht Mariens Hilfe, die katholische Bücher und Devotionalien vertreibt.

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Gegenstrategien: #Verlage gegen rechts

Die Initiative #verlagegegenrechts richtet sich auch in diesem Jahr in Leipzig wider gegen Rassismus, Antifeminismus und Homofeindlichkeit. Mit einem gefüllten Veranstaltungsprogramm will das Aktionsbündnis auf die Problematik rechter Verlage bei Besucher*innen und Verlagskollegi*innen aufmerksam machen. Ein Themenschwerpunkt ist die Wirkung von Sprache.

Verlage gegen Rechts ist ein Aktionsbündnis, das von Verleger*innen, Verlagsmitarbeiter*innen, Autor*innen, Übersetzer*innen und anderen Akteur*innen der Buchbranche getragen wird. Die Kampagne will in die Buchbranche wirken, Debatten anstoßen und die Branche politisieren.

Das Veranstaltungsprogramm der Verlage gegen Rechts finden Sie hier.

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