Das Grundproblem ist, dass wir viel zu oft nicht mehr miteinander sprechen, sondern nur noch übereineinder. Das wir uns in unseren eigenen weltanschaulichen Umgebungen, in denen wir uns pudelwohl fühlen, einigeln und es genießen wenn unsere eigene Meinung bestätigt wird. Zudem habe ich den Eindruck, dass wir viel zu schnell und reflexhaft reagieren und nicht nochmal einen Gedanken durchdenken, bevor wir ihn öffentlich machen. Gerade im Netz finde ich den Gedanken reizvoll, bevor etwas gepostet wird, nochmal nachzudenken. Nur weil es schnell geht, heißt es nicht, dass wir der Öffentlichkeit diese Meinung schnellstnöglich mitteilen müssen.
Was würde helfen, sie wieder zu beleben?
Durchatmen. Auf andere Meinungen offen zugehen, auch mal zuzuhören und nicht immer nur zu senden. Selbstverständlich gehört dazu aber auch, dass Meinungsfreiheit auch Grenzen hat und wer diese Grenzen verletzt, dies auch spüren muss. Mit Anzeigen, Strafverfahren, Sanktionierung durch die Plattformen oder mit zivillgesellschaftlicher Courage. Deshalb sind Initiativen wie #ichbinhier oder HassHilft so wichtig. Neue Gesetze brauchen wir meine Einschätzung nach aber nicht!
Was hat das Internet damit zu tun?
Immer mehr Menschen informieren sich und diskutieren im Netz und politische Willensbildung findet immer stärker im Internet statt. Das heißt, unsere Demokratie wird immer digitaler. Wir sollten also bereits heute klare Standards definieren was geht und was nicht geht und flächendeckend Medienkompetenz – und Persönlichkeitsbildung betreiben, um als Gesellschaft für die digitale Demokratie gewappnet zu sein.
Martin Fuchs ist Politikberater, Blogger und Speaker aus Hamburg. Er berät Regierungen, Parlamente, Parteien, Politiker und Verwaltungen in digitaler Kommunikation und ist zudem Dozent für Social Media und Politik an verschiedenen Hochschulen. Er gründete die Social-Media-Analyse- und Benchmarking-Plattform pluragraph.de und bloggt über Social Media in der Politik unter hamburger-wahlbeobachter.de.
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