Tödliche Islamfeindlichkeit in Deutschland
Vor sechs Jahren starb am 01. Juli 2009 im Dresdner Landgericht die schwangere Marwa El-Sherbini – und die Presse und Öffentlichkeit brauchte Tage, die Tat als antimuslimischen Rassismus zu klassifizieren, was die klare Tatmotivation war. Und dies, obwohl der Täter vor Gericht stand, eben weil er El-Sherbini auf einem Spielplatz als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft hatte, nur weil sie ein Kopftuch trug. Nur hatte der Täter selbst einen Migrationshintergrund. Und offenkundig war für Gericht und Öffentlichkeit Islamfeindlichkeit nur mit deutscher Herkunft denkbar – eine komplette Fehleinschätzung (vgl. ngn 2009). Sechs Jahre später steht in der Stadt, in der die Tat geschah, die islamfeindliche Pegida-Bewegung auf der Straße, und Polizei und Gerichte tun sich weiterhin schwer damit, islamfeindliche Taten als solche zu benennen. Eine gute Analyse dazu veröffentlichte islamiq.de. Selbst ein Kunstwerk, dass an die Tat erinnert, wird in Dresden 2015 mehrfach islamfeindlich geschändet – wir berichteten darüber im vergangenen Monat.
Dazu passt eine Umfrage, die das Vice-Magazin veröffentlicht hat: Warum tragen Frauen in Deutschland eigentlich ein Kopftuch? Die Antwort – nur etwas vielfältiger formuliert aus den verschiedenen Mündern: Weil sie es möchten und es einfach zur Demokratie gehört, sich anzuziehen, wie man möchte. In Niedersachsen können sie das zukünftig auch als Lehrerinnen: Dort wurde das Kopftuchverbot gekippt (islamiq.de).
Islamfeindlichkeit über Bande: Shitstorm gegen Halal-Schlachter in Niedersachsen
Der Schlachter Rolf Piepmeier aus Niedersachsen schlachtet seit 1964 nach islamischem Brauch, aber deutschen Tierschutzstandards. Denn er stellte fest: Die Muslime in Deutschland „wollten auch mal was anderes essen als Konserven“. Und diesen Markt bedient er gern. Rund fünfzig Jahre später kommt es nun zum Internet-Shitstorm – dank „Pegida“: Pegida-Anhänger und Islamfeinde haben die Facebook-Seite einer kleinen Schlachterei aus dem niedersächsischen Elsfleth mit rassistischen Kommentaren überzogen. Im Netz wird Piepmeier nun als Tierquäler bezeichnet und übel beleidigt. Ausgelöst hat den Shitstorm der Pegida-Gründer Lutz Bachmann. Der verwies auf seiner Facebook-Seite mit den Worten „Tierquäler! Wer hier kauft, befürwortet den qualvollen Tod von Tieren!“ auf die Facebook-Seite der Schlachterei. Piepmeier nimmt es gelassen: Der „Schreihals aus Dresden“ ärgere ihn nicht (vgl. taz, NWZ).
Frankreich: Nach Anschlag auf „Charlie Hebdo“ haben Angriffe auf Muslime stark zugenommen
Die Kollektivschuld wirkt immer noch – wie nach dem 11. September: Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ Anfang des Jahres ist die Zahl der Übergriffe auf Muslime in Frankreich gestiegen. In einem Bericht hat die Gesellschaft gegen Islamfeindlichkeit in Frankreich (Collectif contre l’islamophobie en France, CCIF) die Zunahme der Angriffe auf Muslime beklagt. Demnach ist die Zahl der tätlichen Angriffe auf Muslime zwischen Januar und Mitte Juni verglichen mit dem Vorjahr um das Fünffache gestiegen. Hierbei sind vor allem Musliminnen betroffen. 73 Prozent der tätlichen Angriffe hätten sich gegen die Frauen gerichtet. Auch die verbalen Attacken hätten zugenommen. Sie haben sich, verglichen mit dem Vorjahr, verdoppelt. (Deutsch-Türkisches Journal)
Dazu passt die Aktion „Berühre meine Kirche nicht“: Eine Petition gegen die Umnutzung von ungenutzen Kirchen zu Moscheen. Auch Präsident Nicolas Sarkozy hat unterzeichnet (islamiq.de).
Reggae-Künstler Mellow Mark fordert musikalisch: Tut mehr gegen Islamfeindlichkeit!
Der deutsche Reggae-Sänger Mellow Mark hat mit dem österreichisch-türkischen Rapper Nasihat Kartal, dem deutschen MC Musa Gerner und dem Charity-Sänger und Charité-Arzt Dr. Volkanik den Song „Attention“ aufgenommen und veröffentlicht. Hier ist das Video:
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