Zusammengestellt von Alina Darmstadt
Hate Speech vor Gericht
Was? Beteiligung Leserdiskussion zu Artikel Geflüchtetenunterkunft „Ich würde alles anbrennen, was bringt’s, wenn die hier sind?“
Wer? 20-jähriger Leipziger
Warum? „Ich habe nicht nachgedacht.“
Kostet? Einstellung Jugendstrafverfahren, aber 50 Stunden gemeinnützige ArbeitWelche Quelle? lvz
Was? Facebook-Kommentar unter einem Bild zweier sich küssender Männer: „Vergasen muss man die!“
Warum? Ich hätte auch was anderes schreiben können.
Wer? 26-jähriger Hannoveraner
Kostet? 1.800 Euro, Volksverhetzung
Welche Quelle? haz
Was? Facebook Kommentar zu Geflüchteten-Kindern, die Kirschen gestohlen hatten: „Sofort an die Wand stellen und vierteilen“ in Facebook-Gruppe „Rücktritt Bundesregierung“. Mit den Sätzen habe er das Lebensrecht von Flüchtlingen in Abrede gestellt und somit ihre Menschenwürde verletzt.Wer? 49-jähriger aus dem Umfeld des Reichsbürger-Milieus, will vor Gericht nicht mitarbeiten.Warum? „Das war Teil eines längeren Chats, das hat eine Vorgeschichte.“ Die Diskussion habe er eröffnet mit dem Kommentar, dass doch jeder früher auch mal Kirschen geklaut habe. „Das hat sich dann hochgeschaukelt.“Kostet? Freiheitsstrafe auf Bewährung zu 7 Monaten und Geldstrafe 3.000 Euro, VolksverhetzungWelche Quelle? rnz
Was? Beschimpfung auf Facebook gegen SPD-Politikerin. Montage zeigt ein Portrait von Yasmin Fahimi (SPD), ehemalige Generalsekretärin ihrer Partei und Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium. Der Politikerin wird in der Montage folgender Satz zugeschrieben: „Wer gegen unsere Asylpolitik ist, der hat es nicht verdient, ein Deutscher zu sein.“ In das Bild sind weiterhin rassistische Kommentare eingebunden.Wer? 66-jähriger TornescherWarum? Wollte Diskussion durch Verbreitung des Bildes auslösen und sich eine Meinung bilden.Kostet? Freispruch, da keine Volksverhetzung. Dennoch strafbare Beleidigung, Anklage aber nur möglich, wenn Fahimi selbst Anzeige erstattet.Welche Quelle? shz
Was? Facebook-Aufruf zu einer Demo „Gegen Vergewaltigung und Gewalt an Frauen und minderjährigen Mädchen durch sich hier aufhaltende Migranten-Asylanten“, die dann am 31. Januar im Wertheimer Rathausinnenhof auch stattfand. Teil der Anklage zudem „ein mehrstrophiges Gedicht mit Hass- und Hetztiraden gegen Asylbewerber“.Wer? 35-jähriger vor Amtsgericht WertheimWarum? Angeklagter: „weil jeder so etwas ins Internet gestellt hat“. Und er sei sich nicht bewusst gewesen, dass er damit jemanden verletzen könne. Kostet? 7.200 Euro, Einspruch, 3.600 EuroWelche Quelle? main-echo
Was? Werben für Selbstjustiz gegen Asylbewerber aus Marokko auf privatem Facebook-Account wegen Bericht vermeintlicher Vergewaltigung durch einen Asylbewerber.Wer? 29-jähriger aus GroßröhrsdorfWarum? Angeklagter bedauert die Wortwahl, sei generell gegen Vergewaltigung.Kostet? Geldstrafe 2.800 Euro, Volksverhetzung.Welche Quelle? sz-online
Was? Bild von Adolf Hitler, versehen mit Aufforderung „Vergasen“, mit Bezug zu in Fulda errichteten Flüchtlingsunterkunft.Wer? 38-jähriger aus LauterbachWarum? Als Ausdruck rechter oder gar brauner Gesinnung wollte der Mann seinen Kommentar nicht verstanden wissen, vielmehr als ein Beispiel von schwarzem Humor, bei dem er auf Reaktionen gespannt gewesen sei.Kostet? 900 Euro: Volksverhetzung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger OrganisationenWelche Quelle? Oberhessische Zeitung
Was? In Facebook-Gruppe menschenverachtende Äußerungen über Flüchtlinge gepostet.Wer? ReckenfelderinKostet? Wegen Distanzierung zum Posts zu Geldstrafe 120 EuroWelche Quelle? wn
Was? Hetze gegen GeflüchteteWer? 39-jähriger SiegenerKostet? 1000 EuroWelche Quelle? wdr
Was? Volksverhetzung auf Pegida-Facebook-Seite gegen einen AsylbewerberWer? 30-jähriger Mann aus BielefeldWarum? „Im Affekt kommentiert.“ Will sich nun aber zurück halten und nicht mehr auf Facebook kommentieren.Kostet? Vorläufige Verfahrenseinstellung, dennoch Geldauflage 600 EuroWelche Quelle? nw , westfalen-blatt
Was? Antisemitisches Bildmaterial und Hetze auf privatem Facebook-Profil geteilt.Wer? 44-jähriger Mann aus ChemnitzWarum? Hat den englischen Text nicht verstandenKostet? 2600 EuroWelche Quelle? freie Presse
Was? Äußerungen rechtsextreme Schüler-Whatsapp-Gruppe gegen acht junge Leute. Zwei der Verfahren sind derzeit noch bei Gericht anhängig. Die Whatsapp-Gruppe war aufgeflogen, nachdem Eltern auf dem Handy ihres Kindes Runen und Nazi-Parolen, volksverhetzende Texte, pornografische und gewaltdarstellende sowie zu Straftaten aufrufende Inhalte entdeckt hatten.Wer? Die Gruppe aus 179 Mitgliedern, Strafverfahren wurden zunächst gegen 46 Anschlussinhaber, später dann gegen die tatsächlichen Nutzer der Mobiltelefonnummern eingeleitet. 15 Beschuldigte wohnen in Bayern, acht davon im Raum München. Viele von ihnen sind oder waren minderjährig.Urteil? Die Verfahren gegen drei 17- und 16-Jährige endeten mit richterlichen Weisungen. In zwei Fällen konnten die echten Personalien der Tatverdächtigen nicht ermittelt werden. Bei einem 15-Jährigen wurde von Strafverfolgung abgesehen.Quelle? Süddeutsche
Was? Rechtsextreme Hetze auf Facebook: Hitler-Foto und Bild eines KZ-Verbrennungsofens: Verherrlichung des NationalsozialismusWer? 33-jähriger Siegener, Reichsbürger MilieuKostet? Prozess verschoben, da Angeklagter nicht erschienen.Welche Quelle? wdr
Ermittlungen gegen Hate Speech im Netz
AfD-Politiker Poggenburg angezeigt
Die SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt hat den AfD-Fraktionsvorsitzenden André Poggenburg angezeigt. Hintergrund der Anzeige sei Poggenburgs Aussage zu der geringen Beteiligung an der Friedensdemonstration von Muslimen in Köln. Begründet wird die Anzeige mit einem Tweet des AfD-Politikers, in dem er den Islam mit Terror und Gewalt gleichsetzt. Poggenburg hatte dazu am 17. Juni geschrieben: „Verwundert überhaupt nicht. Islam steht eben für Terror, Gewalt und Co., warum sollten Muslime dagegen demonstrieren?“ mdr
Verdacht der Volksverhetzung: Rechtsextremes Onlineportal stillgelegt
Die Aschaffenburger Kripo hat ein Onlineportal zum Herunterladen von rechtsextremer Musik und Fotos stillgelegt. Strafrechtlich laufen die Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Den Ermittlungen der Beamten und der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg zufolge hatte ein 38-Jähriger seit Mitte 2013 tausende von Dateien über das Internet vertrieben. Aus einem anderen bundesweiten Ermittlungsverfahren heraus waren die Beamten auf die Spur des 38-Jährigen gekommen, der im Raum Miltenberg wohnt. br
Betreiber von Nazi-Plattform vor Gericht
Die mutmaßlichen Betreiber des inzwischen verbotenen Neonazi-Internetportals „Altermedia“ stehen von Mitte September an in Stuttgart vor Gericht. Das Oberlandesgericht hat den Prozessauftakt für den 14. September angesetzt und zunächst 14 weitere Verhandlungstage terminiert, wie es am Dienstag mitteilte. Die Bundesanwaltschaft wirft den fünf Beschuldigten Volksverhetzung vor. Zwei von ihnen sind außerdem wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung angeklagt, die übrigen drei wegen Mitgliedschaft darin. Einer der Beschuldigten stammt aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, seine Festnahme hatte Anfang 2016 für Aufsehen gesorgt. Die beiden Schlüsselfiguren, eine Frau und ein Mann, sollen die Seite laut Anklage zusammen mit einem bis heute unbekannten Dritten seit spätestens Juni 2012 als Administratoren und Moderatoren betrieben haben. Sie waren im Januar 2016 festgenommen worden. Am selben Tag hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Plattform verboten. Schwarzwälder Bote
Immunität des AfD-Politikers Kay Nerstheimer aufgehoben
Der Rechtsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat die Immunität des AfD-Politikers Kay Nerstheimer aufgehoben. Das verlautete am Mittwoch aus der nichtöffentlichen Sitzung. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Parlamentarier wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Ihm werde vorgeworfen, in Facebook-Posts Homosexuelle verächtlich gemacht zu haben, sagte ein Sprecher. Erst wenn die Immunität eines Abgeordneten aufgehoben ist, sind bei Strafverdacht Durchsuchung, Verhaftung oder Anklage möglich. In der Tagesordnung der Ausschusssitzung hieß es, der Leitende Berliner Oberstaatsanwalt habe die Aufhebung der Immunität für das Strafverfahren beantragt. Berliner Zeitung
Kripo ermittelt wegen rechter Hetze gegen Kreis-Bediensteten
Wegen menschenverachtender Kommentare im Internet ermittelt die Kriminalpolizei jetzt gegen einen Mitarbeiter des Seenplatten-Landkreises. Es geht um den Verdacht der Volksverhetzung. Die Kreisverwaltung hatte nach einem Hinweis auf die Facebook-Einträge die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die jetzt wiederum die Kriminalpolizei mit den weiteren Ermittlungen beauftragt hat, wie ein Sprecher der Behörde dem Nordkurier mitteilte. nordkurier
Rassisten drohen Flüchtlingen und Helfer_innen in Facebookgruppe
Der Post einer Facebook-Gruppe, die über das soziale Netzwerk hilft, Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe zu organisieren, animierte einige dazu, Hetz-Kommentare zu posten. 2014 wurde „Geflüchtete willkommen in Bielefeld“ gegründet. Immer wieder gab es seitdem Anfeindungen. Jetzt gingen die Hetzer allerdings zu weit: „Wir haben unter einer Einladung zu unserem internationalem Straßenfest drei klare Drohungen ausgemacht“, erzählt Michael Gugat, Gründer des Blogs. So drohte ein User beispielsweise mit dem Kommentar „Baseballschläger willkommen“. Tag24
Zahlen
Facebook und Co. löschen Hassrede jetzt schneller
Hasskommentare bei Facebook und Co. werden in der EU inzwischen schneller geprüft und öfter gelöscht als noch vor wenigen Monaten. Das soziale Netzwerk sowie die drei anderen Netzgiganten Twitter, Google und Microsoft untersuchten in 51 Prozent der Fälle die ihnen gemeldeten Kommentare innerhalb von 24 Stunden, teilte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mit. Vor einem halben Jahr hatte der Anteil bei 40 Prozent gelegen. In mehr als der Hälfte der Fälle (59 Prozent) löschten sie schließlich den Inhalt, vor sechs Monaten waren es 28 Prozent gewesen. abendblatt
Umgang mit Hate Speech
NetzDG: EU-Kommission will Hate-Speech-Gesetz nicht stoppen
Kein Ärger aus Brüssel: Die EU-Kommission will das umstrittene Netzwerkdurchsetzungsgesetz von Heiko Maas offenbar ohne Auflagen durchwinken. Hass und radikale Propaganda hätten keinen Platz in unserer Gesellschaft, sagte ein Sprecher. Die EU-Kommission hat offenbar nicht die Absicht, das von der Bundesregierung geplante Netzwerkdurchsetzungsgesetz zu stoppen. Das Gesetz wurde bei der Kommission ordnungsgemäß notifiziert, weil der Inhalt Auswirkungen auf den gemeinsamen EU-Binnenmarkt haben kann. Golem
Facebook-Gesetz Justizminister Maas muss Entwurf nachbessern
Hassrede, Beleidigungen und Verleumdungen im Netz können nicht einfach verboten werden. Die Erfahrung macht gerade Justizminister Heiko Maas (SPD) mit seinem sogenannten Netzwerkdurchsetzungsgesetz. So, wie es jetzt vorliegt, wird es nicht verabschiedet. Es verstößt offenbar gegen die Meinungsfreiheit. Der Gesetzentwurf sieht bislang vor, dass strafbare Inhalte bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden müssen. In komplizierteren Fällen bekommen die sozialen Netzwerke sieben Tage Zeit. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 50 Millionen Euro. Nun gibt es aber ein gewichtiges Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, das Bedenken gegen das Gesetz neu nährt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das Gesetz in das Grundrecht auf Meinungsfreiheit eingreift, weil es Begriffe wie „Fake-News“ oder „Hate-Speech“ nicht definiere und kein effektiver Rechtsschutz gegen unberechtigte Löschungen bestünde.Die Höhe der Bußgeldandrohung sei überdies unverhältnismäßig und werde zu einem „Overblocking“ (vorauseilendes Löschen) führen. „Im Ergebnis kann eine Grundrechtsbeeinträchtigung durch die Entfernung grundrechtlich geschützter Inhalte der Nutzer nicht ausgeschlossen werden“, steht da wörtlich. „Angesichts der Bedeutung der Meinungsfreiheit für ein freiheitlich demokratisches Staatswesen wird der Eingriff insgesamt als unangemessen und verfassungsrechtlich nicht gerechtfertigt angesehen.“ Berliner Zeitung
Heiko Maas: „Hate Speech“-Bekämpfer als Hassobjekt
Bundesjustizminister Heiko Maas veröffentlicht ein Buch gegen AfD und Pegida. Und erntet einen digitalen Shitstorm erster Güte. Wenn die besorgten Bürger am rechten Rand im „linksversifften Mainstream“ der politischen Klasse einen Lieblingsfeind ausgemacht haben, dann ist es Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Und das nicht erst, seit er für seinen Entwurf zum Netzwerkdurchsetzungsgesetz gegen Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken als „Zensurminister“ verunglimpft wird. Schon die ersten Pegida-Proteste Ende 2014 bezeichnete er als „Schande für Deutschland“, als Parteikollegen noch das Gespräch suchten. So hatte er im Talk bei Günther Jauch im Oktober 2015 nur ein Wort für die Erfurter Kundgebungen des deutschlandfahnenhissenden AfD-Politikers Björn Höcke übrig: „Widerlich.“ Die klare Positionierung gegen Rechts brachte Maas nicht nur Respekt und Beifall, sondern auch zunehmend Morddrohungen ein, sogar eine Pistolenkugel fand er im Briefkasten seiner Privatwohnung. Sich davon einschüchtern zu lassen, würde ihm nicht in den Sinn kommen. Im Gegenteil: Jüngst und gerade rechtzeitig zur heißen Wahlkampfphase ist sein Buch „Aufstehen statt wegducken – Eine Strategie gegen Rechts“ im Piper-Verlag erschienen, das im Angesicht eines europaweiten Rechtsrucks die Zivilgesellschaft in die Pflicht nimmt: „Wir dürfen der lautstarken Minderheit nicht länger die politische Arena überlassen.“ Eine Selbstverständlichkeit, könnte man meinen. Doch der nachdrücklichste Beweis für die Relevanz dieser Forderung findet sich in den vernichtenden Amazon-Bewertungen zum Buch, in denen genau jene lautstarke Minderheit mit fragwürdigem Vokabular und kruden Thesen den Ton angibt. fr
Grünes Licht für Facebook-Gesetz
Das umstrittene Gesetz gegen Hass und Verleumdung in den sozialen Netzwerken hat als eines der letzten Vorhaben der Großen Koalition am Freitag den Bundestag passiert. Das Parlament stimmte auf seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause mit den Stimmen von Union und SPD gegen die Linke und bei Enthaltung der Grünen für das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG). Der Bundesrat wird sich voraussichtlich am 7. Juli abschließend damit befassen. Da es nicht der Zustimmung des Länderkammer bedarf, kann es danach in Kraft treten.taz
„Ignorieren hilft nicht“
Wie geht man gegen Hass im Netz vor? Nicht beachten oder verbieten helfe nicht, sagte die Psychologin Dorothee Scholz im Dlf. Hasskommentare seien ein Symptom für eine gesellschaftliche Entwicklung, die auch ohne Internet immer noch da sei. Dorothee Scholz im Gespräch mit Bettina Köster. deutschlandfunk
Das Recht auf seltsame Dinge
Noch vor wenigen Jahren galt politischer Stillstand in unserer Gesellschaft als beklagenswerter Zustand. Das hat sich grundlegend geändert: Veränderungen scheinen das Land zu überrollen, auf einmal positioniert sich scheinbar jeder. Viele schlagen dabei radikale Töne an – und fordern gar die Freiheit, unsere Freiheit selbst zu gefährden. Wo also soll die Grenze sein? Freie Presse
Aktivist gegen Hate Speech: Der Fall des Gerald Hensel
Drei Monate nachdem sich der deutsche Werber Gerald Hensel in einem Hotel in Berlin versteckt und um sein Leben gefürchtet hatte, steht er im marmornen Foyer eines Fünfsterneresorts auf der Mittelmeerinsel Malta, eine junge Frau im Businesskostüm wünscht ihm lächelnd einen angenehmen Aufenthalt. Er ist Gast einer Konferenz der Europäischen Union zum Thema „Hassrede im Internet“, die Dame überreicht ihm ein Schild, auf dem sein Name steht: Gerald Hensel. Der Name ist ihm geblieben, doch abgesehen davon ist in seinem Leben nicht mehr vieles so, wie es vor Kurzem noch war. Spiegel
Künast beim Löschteam von Facebook
Beleidigungen, Beschimpfungen, Bedrohungen – Hasskommentare sind in sozialen Netzwerken wie Facebook an der Tagesordnung. Das Unternehmen hatte sich bereits vor einem Jahr in einem Verhaltenskodex verpflichtet, gemeldete Hassreden und sonstige strafbare Inhalte schneller zu prüfen und gegebenenfalls zu entfernen. In Deutschland sind dafür Mitarbeiter der Firma Arvato zuständig. Drei Stunden lang hat sich Renate Künast in den Geschäftsräumen von Arvato in Berlin umgesehen. Die Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag hat sich dabei sowohl mit Vertretern des Managements als auch mit Mitarbeitern unterhalten. „Wir sind durch die Arbeitsräume gegangen, haben die nicht nur betrachtet, sondern uns auch zu den Mitarbeitern gesetzt und mit verschiedenen von ihnen geredet und diskutiert“, berichtet sie, „und wir haben versucht, herauszufinden, wie deren Arbeitsalltag ist, ob es eine Drucksituation gibt.“ Grünen-Rechtsexpertin Künast hat für diese Vorwürfe bei ihrem Besuch keinen Beleg gesehen: „Sie haben ein System aufgelegt, das schon klare Regeln der Einarbeitung hat, eine Qualitätssicherung, Möglichkeiten Rücksprache zu halten bei Zweifeln, und: dass nur bestimmte Leute sich die hochsensiblen Inhalte – da geht’s um sexuelle Gewalt an Kindern, Gewalt überhaupt – ansehen, und das auch nur zwei Stunden am Tag, nicht mehr.“ mdr
Debattenkultur: Betreiber AfD-naher Facebook-Seite droht mit „rückenbrechender Klage“ gegen Berichterstattung
Nach kritischen Berichten hat der Medienschaffende Imad Karim, im Hauptberuf Werbefilmer, dem Rheinneckarblog eine „rückenbrechende Klage“ angekündigt und diese Ankündigung vor einigen Tagen relativiert. „Seine Anwälte“, darunter der bundesweit bekannte Joachim Nikolaus Steinhöfel, hätten ihm mangels Erfolgsaussicht abgeraten. Der AfD-nahe „Regisseur“ betreibt weiterhin eine Facebook-Seite namens „Deutschland – mon Amour“, die menschenverachtender und rechtsradikaler Hetzte Raum gibt. Rheinneckarblog
Facebook gibt Intransparenz und Fehler zu
Facebook geht in die Kommunikationsoffensive. „Wir haben Fehler gemacht“, lautet die Headline zum „Handelsblatt“-Interview mit dem Deutschland-Chef des Unternehmens. Martin Ott versucht in letzter Minute gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz von Heiko Maas Stimmung zu machen. Auch seine Cheflobbyistin Eva-Maria Kirschsieper zeigt sich auf ein Mal vermehrt in der Öffentlichkeit: Mitte Mai bei einer SPD Debatte zum Thema „Hate Speech und Co.“, vergangenes Wochenende auf einer Podiumsdiskussion beim „Netzwerk Recherche“. Das Argument des Netzwerk-Riesen dabei: Ein privates Unternehmen könne nicht entscheiden, was legal und was illegal sei. ndr
Gegen Hate Speech und Cybermobbing
Nachdem im Januar insgesamt 52 Schüler ihre Ausbildung zu Medienscouts abgeschlossen hatten, ist an einigen Schulen bereits die Ausbildung weiterer Scouts angelaufen. Projektname: The Next Generation. Die „Ur-Scouts“ geben gemeinsam mit ihren Beratungslehrern durch selbst organisierte Workshops und Lernreihen ihr Wissen über Social Media, Gefahren im Internet oder den verantwortungsvoller Umgang mit dem Smartphone an ihre Mitschüler weiter. Zu einem Aufbauworkshop trafen sich jetzt die Medienscouts und die nächste Generation von acht Schulen aus dem Kreis Mettmann im Heinrich-Heine-Gymnasium in Mettmann. Focus
Meldestelle gegen Hetze im Netz startet in Baden-Württemberg
Die Meldestelle gegen Hetze im Netz am Demokratiezentrum Baden-Württemberg nimmt Mitte Juli ihre Arbeit auf. Unter der Adresse www.respect.demokratiezentrum-bw.de können Internetnutzer verdächtige Einträge melden. „Die Meldestelle prüft, ob Gesetze verletzt wurden, und leitet weitere Schritte ein.“ Wer schon vor dem Start der Meldestelle Einträge anprangern möchte, kann dies per Mail tun: respect@demokratiezentrum-bw.de . Die Jugendstiftung Baden-Württemberg koordiniert die Arbeit des Demokratiezentrums. zvw
Fake News
Vodafone verschärft seine Gangart gegen fragwürdige Werbe-Umfelder
Vodafone setzt auf drastische Mittel, um zu verhindern, dass seine Werbung in fragwürdigen Umfeldern erscheint. Da die technischen Maßnahmen von Facebook und Google alleine nicht ausreichen, arbeitet der Telekommunikationsriese an einer Whitelist, die definiert, auf welchen Seiten Werbung von Vodafone ausgespielt werden darf. „Wenn es um die Beurteilung von Websites geht, die Fake News und Hate Speech verbreiten, braucht man menschliches Urteilsvermögen, eine redaktionelle Überprüfung. Wir können uns nicht allein auf Algorithmen verlassen“, erklärt Vodafone-Manager Matt Peacock im „Guardian“. Man habe daher entschieden, dass eine Whitelist der beste Weg sei, um die Brand Safety von Vodafone zu gewährleisten. horizont
Verifikation: „Wir glauben erstmal gar nichts“
Journalistisches Bildmaterial hat den Anspruch, Wirklichkeit möglichst unverzerrt darzustellen. Doch was, wenn Bilder gar nicht zeigen, was ist? Im Interview verrät Malte Zeller, der zum 1. Juli die Leitung der Spiegel-Bilddokumentation übernimmt, worauf es beim visuellen Fact-Checking ankommt. message-online
MEHR MENSCHENFEINDLICHKEIT AKTUELL, JUNI 2017:
| Menschenfeindlichkeit Juni 2017: Antisemitismus| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Homo- und Transfeindlichkeit, Sexismus, Gender| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Internet, Social Media, Hate Speech| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Islamfeindlichkeit| Menschenfeindlichkeit Juni 2017: Rassismus und Feindlichkeit gegen Flüchtlinge| Menschenfeindlichkeit Juni 2017: Rechtspopulismus| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Rechtsextremismus
Überblick aller Berichte zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktuell
Aufmacherbild oben: Flickr, Scott Bale, CC BY-NC-ND 2.0
MEHR MENSCHENFEINDLICHKEIT AKTUELL, JUNI 2017:
| Menschenfeindlichkeit Juni 2017: Antisemitismus| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Homo- und Transfeindlichkeit, Sexismus, Gender| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Internet, Social Media, Hate Speech| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Islamfeindlichkeit| Menschenfeindlichkeit Juni 2017: Rassismus und Feindlichkeit gegen Flüchtlinge| Menschenfeindlichkeit Juni 2017: Rechtspopulismus| Menschenfeindlichkeit Juni2017: Rechtsextremismus
Überblick aller Berichte zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktuell