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Monatsüberblick Juni 2016 Islamfeindlichkeit

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Ergebnisse der Studie "Die enthemmte Mitte" zu Islamfeindlichkeit. (Quelle: weiterdenken.de )

Zusammengestellt von Simone Rafael 

Islamfeindlichkeit im AfD-Programm: Ohne Abstimmung geändert

Die AfD will eine staatliche Zulassung für Imame einführen. Die Voraussetzung: ein vorbehaltloses Bekenntnis zum Grundgesetz und Predigten auf Deutsch. Die Lehrstühle für islamische Theologie an den deutschen Universitäten will die rechtspopulistische Partei abschaffen. So steht es in ihrem neuen Grundsatzprogramm. Gibt es Kritik, betont Parteichefin Frauke Petry gerne, es sei „ein demokratisch beschlossenes Programm“ – auch wenn das nichts über die Verfassungswidrigkeit mancher AfD-Ziele aussagt. Doch für diese Passage gilt selbst das nicht. Über sie wurde nach Recherchen der taz auf dem Parteitag schlicht nicht abgestimmt. Im Programmentwurf der zuständigen Parteikommission, der die Diskussionsgrundlage auf dem Parteitag in Stuttgart Ende April war, heißt es unter der Rubrik „7.6.3 Auslandsfinanzierung von Moscheen beenden“: „Imame sollen in deutscher Sprache an deutschen Universitäten ausgebildet werden, unabhängig von Weisungen des islamischen Auslands und muslimischen Verbänden.“ Diese Formulierung ist im Programm, das die Partei vor zehn Tagen endlich veröffentlicht hat, nicht mehr zu finden. Stattdessen steht dort nun jene Passage, die unter anderem die Lehrstühle, an denen die Imame in Zukunft ausgebildet werden könnten, abschaffen will. (taz

Gehen die Juden den Rechten auf den Leim?

Über die Hoffnung von zahlreichen Juden in Europa, in rechtspopulistischen Parteien ein Rezept gegen den islamistischen Antisemitismus zu finden: Sie ist naiv und zeugt auch von mangelndem politischen Urteilsvermögen. Medien in Israel berichteten unlängst vom Plan einer schrittweisen Annäherung der jüdischen Gemeinde an die FPÖ. Das Dementi seitens der Israelitischen Kultusgemeinde erfolgte prompt: Einen solchen Plan gebe es nicht! Dennoch ist damit das Thema nicht vom Tisch, weil ihm ein tiefer reichendes Problem zugrunde liegt. Europaweit bringen sich die Rechtspopulisten nicht nur als wahr- und wehrhafte Hüter des christlichen Abendlandes in Stellung, sondern auch als neue Schutzmacht jüdischer Interessen in Europa. Der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz und Moskauer Oberrabbiner, Pinchas Goldschmidt, wies in einem Interview mit dem „Kurier“ darauf hin, dass die antimuslimische Propaganda der Rechten nicht wenige Juden in Europa dazu verführe, Rechtspopulisten wie der Chefin des Front National in Frankreich, Marine Le Pen, oder auch dem knapp gescheiterten FPÖ-Präsidentschaftskandidaten, Norbert Hofer, ihre Stimme zu geben (Die Presse). 

Erzkonservative Christen und die AfD: Rechtspopulisten unterm Kreuz – Islamfeindlichkeit als Kitt

Eine „Heilige Allianz“ wird er genannt: der Schulterschluss von erzkonservativen Christen und der AfD. Ihr gemeinsamer Nenner ist die Bewahrung der Familie, eine ausgeprägte Homophobie und ein aggressiver Anti-Islamismus. Eine Analyse in der Rheinischen Post

Weitere Hochschule entlässt islamfeindlichen Berliner Dozenten

Nach der Hochschule für Wirtschaft und Recht (ngn berichtete) und der HTW Berlin hat sich auch die private Management-Hochschule SRH Berlin von einem Dozenten getrennt, dem islamfeindliche Äußerungen vorgeworfen werden. Hintergrund sind islamfeindliche Äußerungen des Statistikdozenten Wolfgang Hebold auf verschiedenen Webseiten, aber auch in seinem Lehrmaterial für die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR). Demnach mussten Studierende in einem Kurs des Lehrbeauftragten etwa den angeblichen statistischen Zusammenhang zwischen der Zahl von Terroranschlägen und dem Anteil von Muslimen in der Bevölkerung berechnen (Tagesspiegel). Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen Hebold (Tagesspiegel). Der Dozent klagt nun gegen die Entlassungen (Berliner Zeitung). 

Islamfeindlicher Vorfall in Würzburg: Schweinekopf vor türkischen Laden gelegt

Mutmaßlich mit islamfeindlichen Motiven haben in der Nacht auf Montag Unbekannte einen Schweinekopf vor einem türkischen Supermarkt in Würzburg abgelegt. Nach Angaben der Polizei wurde der abgetrennte halbe Kopf zwischen 0.30 und 6.00 Uhr vor das Geschäft gelegt (BR).  

Studie: Islamfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft wachsen

Laut der Leipziger Studie „Die enthemmte Mitte“ fühlt sich jeder zweite Deutsche wegen Muslimen manchmal „fremd im eigenen Land“. Die Islamfeindschaft hat in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren laut einer Studie deutlich zugenommen. So gab jeder zweite Befragte an, sich durch die Muslime manchmal „wie ein Fremder im eigenen Land zu fühlen“, erklärten die Autoren, die Leipziger Wissenschaftler Oliver Decker und Elmar Brähler am Mittwoch in Berlin. Vor zwei Jahren waren es noch 43 Prozent und 2009 etwa 32,3 Prozent. Rund 41,4 Prozent sprechen sich danach dafür aus, dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte. Vor sieben Jahren stimmte dieser Aussage lediglich jeder Fünfte zu. Bei den AfD-Wählern ist die Zustimmung mit 85,9 Prozent am größten, bei den Grünen mit 24,7 Prozent am geringsten (Badische  Zeitung). Mehr zur Studie auch auf netz-gegen-nazis.de

Moschee in Pinneberg: Vom Umgang mit dem Gemeindezuwachs durch Geflüchtete und mit Islamfeindlichkeit

Muslime stießen auf Vorurteile, sagt Sedat Simsek von der Religionsgemeinschaft DITIB-Nord. Das spiele Radikalen in die Hände. Interview in der Hamburger Morgenpost.

 

Top-Politiker_innen aus 17 Ländern treffen sich in Sarajewo zum Gipfel über Islamfeindlichkeit

Internationale Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kommen in Sarajevo zusammen, es braucht Strategien gegen die steigende Zahl der Hassverbrechen gegen Muslime in Europa. Podiumsdiskussionen, Fallbeispiele und gemeinsames Ramadan Iftar Fastenbrechen stehen auf dem Programm. Die Veranstalter halten es für besonders zeitgemäß, dass der Gipfel in Sarajevo nur einige Tage nach der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch die Slowakei stattfindet. Dem slowakischen Premier Robert Fico attestieren die Veranstalter vergiftete Rhetorik, er hat außerdem angekündigt, muslimischen Flüchtlingen die Einreise zu verweigern (heute.at).

 

Umfrage: Mehrheit der US-Amerikaner_innen ist gegen den Islam eingestellt

Eine aktuelle Umfrage des Public Religion Research Institute und der Brookings Institution zeigt, dass 55 Prozent der US-Amerikaner die amerikanische „Kultur“ durch „ausländische Einflüsse“ als gefährdet sehen. Und etwa 57 Prozent der Befragten halten explizit den Islam für unvereinbar mit der amerikanischen Kultur und dem westlichen Wertesystem. Davon sind 79 Prozent Republikaner und 83 Prozent Unterstützer und Anhänger des islamfeindlichen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. 55 Prozent der Befragten Demokraten hingegen vertreten die Ansicht, dass der Islam mit der US-Kultur vereinbar sei (islamiq.de). 

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