Zusammengestellt von Lisa Janz
Staatsschutz ermittelt nach Schändung der KZ-Gedenkstätte Jamlitz
Nach der Schändung der Gedenkstätte am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Jamlitz-Lieberose (Dahme-Spreewald, Brandenburg) hat der Staatsschutz Ermittlungen aufgenommen. Unbekannte hatten zwei Informationstafeln zerstört, eine wurde umgeworfen. Polizeisprecherin Ines Filohn sagte der Berliner Zeitung, ein rechtsextremer Hintergrund sei zu vermuten. Die gläsernen Tafeln, die in der seit 2003 bestehenden Freiluftausstellung über jüdische KZ-Häftlinge und Massenerschießungen informierten, sind völlig zersplittert. Die Schrift ist nicht mehr lesbar, sagte Historiker Andreas Weigelt, der die Zerstörung am Mittwoch entdeckt hatte. Der Schaden betrage etwa 10.000 Euro.http://www.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/ort-der-erinnerung-unbekannte-schaenden-kz-gedenkstaette-jamlitz-24049890
BVB-Fans stimmen „Judenfreunde Nürnberg und der S04“ in Pokal-Zug an
Während der Fahrt des Sonderzugs der Dortmunder Fanszene zum DFB-Pokalfinale in Berlin am 21.05. fallen einige Fans mit antisemitischen Parolen auf. Anhänger der neuen Fangruppe „0231 Riot“ haben während der Bahnfahrt „Judenfreunde Nürnberg und der S04″, gesungen und immer wieder weitere Gesänge gegen Juden in Verbindung zum FC Schalke angestimmt. Etwa 20 bis 30 Leute singen mit. Der Rest des Waggons schweigt.
Uni Göttingen: keine Vertrags-Verlängerung für renommierten Antisemitismus-Forscher
Dem Göttinger Antisemitismus- und Rechtsextremismus-Forscher Samuel Salzborn droht die Entlassung: Die Uni will ihren Vertrag mit dem Wissenschaftler nicht verlängern. Die Entscheidung der Universitätsleitung stößt bei vielen auf Unverständnis. Es regt sich Protest.Der 38-jährige Samuel Salzborn forscht, lehrt und publiziert seit Jahren zu den Themen Nationalismus, Demokratiefeindlichkeit, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. 2012 wurde er auf eine Professur an der Universität Göttingen berufen. Die Stelle war zunächst auf fünf Jahre befristet – ein heutzutage bei Nachwuchswissenschaftlern übliches Prozedere.Seitdem hat Salzborn über ein Dutzend Bücher und zahlreiche Aufsätze herausgegeben, genießt hohes Ansehen bei seinen Studierenden und war erfolgreich bei der Einwerbung von Forschungsgeldern. Vor allem in der Antisemitismusforschung hat sich Salzborn international einen Namen gemacht. Auch öffentlich bezieht Salzborn zu aktuellen Phänomenen, wie etwa dem Umgang mit der AfD, dezidiert und kritisch Stellung. Erst im Dezember 2015 wurde er vom Stiftungsrat der Universität Göttingen für seine gelungene Darstellung wissenschaftlicher Themen in der Öffentlichkeit ausgezeichnet.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1010850.erfolgreiche-forschung-vor-dem-aus.html
http://www.ruhrbarone.de/mehr-fragen-als-antworten-die-causa-samuel-salzborn/126801
Seine Student_innen protestieren, etwa mit dem offenen Brief des Fachschaftsrats Sozialwissenschaften der Uni Göttingen.
Die Universität äußert sich Anfang Juni, die Professur könne aus rein formalen Gründen nicht verlängert werden, weil dies bei allen Erstberufungen von Professoren der Fall sei. Salzborn könne sich aber nun auf die neu ausgeschriebene Stelle bewerben – das sei, so Dekan Reese-Schäfer, für Salzborn eine faire Chance, sich als der Beste zu behaupten.
Statistik von antisemitischen und antiisraelischen Straftaten 2015
Deutschlands Strafverfolgungsbehörden haben 2015 fast 1400 antisemitische Straftaten erfasst. Volker Beck von den Grünen wirft der Regierung indes vor, die wahre Zahl der Delikte zu verschleiern. Die Bundesregierung teilte dem Abgeordneten auf Anfrage mit, dass 2015 insgesamt 1366 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund von den Ermittlungsbehörden erfasst wurden – bei 36 davon handelte es sich um Gewalttaten. Damit ist die Zahl der Taten leicht rückläufig, denn ein Jahr zuvor hatte der kriminalpolizeiliche Meldedienst noch 1596 Straftaten gezählt (einschließlich 45 Gewalttaten). Grünen-Politiker Volker Beck sieht die neue Statistik aber kritisch: „Der Rückgang gegenüber 2014 ist kein Grund zum Aufatmen“, sagt er, „jede einzelne der Taten ist ein konkreter Angriff auf Menschen und unsere Demokratie.“Weil antisemitische und antiisraelische Straftaten gesondert registriert werden – die Behördenstatistik zählte im vergangenen Jahr 62 antiisraelische Straftaten –, wirft Beck den Behörden zudem Unschärfe vor. „Das Erfassungssystem antisemitischer Straftaten ist intransparent und durch die getrennte Erfassung von Antisemitismus und Israelfeindlichkeit in einem getrennten Bericht verschleiernd“, sagte Beck dem Tagesspiegel. „So lange beispielsweise ein Brandanschlag auf eine Synagoge nicht als antisemitisch sondern als Teil des Nahostkonflikts gesehen wird, ist diese Aufspaltung mehr als zweifelhaft.“
http://www.volkerbeck.de/2016/05/14/antisemitismus-2015/
0 Punkte für antisemitischen Post zu Eurovision Songcontest
Auf der Facebook-Seite „Northeimer Rundschau“ wurde die Punktevergabe beim Eurovision Song Contest aus Deutschland an Israel antisemitisch kommentiert: „Zwölf Punkte für Israel aus Deutschland. Sind wir jetzt quitt?“. Diese Relativierung des Holocaust erschien auf einem Nachrichten-Portal, das vom stellvertretenden Landesvorsitzenden der Jusos Niedersachsen betrieben wird. Dieser verneinte auf Anfrage des Göttinger Tageblatts, den Post verfasst zu haben und teilte mit, man habe sich von der betreffenden Person getrennt. In einer emanzipatorischen Gesellschaft habe Antisemitismus keinen Platz, sagte er weiter. Welche Konsequenzen er als Chef-Redakteur zu tragen hat, bleibt abzuwarten.
http://www.goettinger-tageblatt.de/Region/Northeim/Antisemitismus-Vorwuerfe-gegen-Juso
Antisemitische Facebook-Hetze: Gericht verurteilt Polizisten
Wegen Volksverhetzung ist ein Polizeiobermeister aus Nordhausen zu fünfeinhalb Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem muss er 1.800 Euro an drei gemeinnützige Vereine zahlen. Der Mann aus Nordhausen hatte im vergangenen November auf seinem privaten Facebook-Account unter anderem gegen Juden und Linke gehetzt. So kommentierte er eine Foto-Collage auf einer rechtsextremen Internet-Seite mit den Worten: „Wir werden erwachen, die Bundesregierung hat uns zu Nazis erhoben, nun handeln wir so!!!“ Auf der Internetseite sind Männer mit Hakenkreuz-Tattoos und mutmaßliche IS-Kämpfer zu sehen. Im Zusammenhang mit Antifa, ISIS und Juden hatte der Mann unter anderem geschrieben, sie müssten „getilgt“ werden.Vor Gericht hatte sich der Beamte am Freitag für seinen antisemitischen Facebook-Eintrag entschuldigt. „Ich empfinde Scham und Reue“. Er habe niemanden in seiner Menschenwürde verletzen wollen. Wie das Gericht im Vorfeld mitgeteilt hatte, wurde bereits ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Vom Dienst suspendiert sei der Beamte jedoch nicht. Der Dienstherr des Beamten beschäftigt sich noch mit weiteren Vorwürfen. So soll der Polizist mit Waffen und in Uniform posiert haben.
http://www.mdr.de/thueringen/nord-thueringen/prozess-volksverhetzung-polizist-nordhausen-100.html
Todes-Anzeige für NS-Opfer verweigert um „Trauer der anderen nicht zu stören“
Auch Todesanzeigen können zensiert werden. Der Verweis „Von Nazis in der Gaskammer in Hadamar ermordet“ wurde aus der Todesanzeige zum 75. Todestag der Ururgroßmutter einer taz-Redakteurin gestrichen. So geschehen bei der Verlagsgruppe Echo Medien. „Menschen voller Hass und Fanatismus grenzten aus, demütigten, quälten und ermordeten Millionen. Hass und Fanatismus und der Beifall vieler sind ungebrochen bis heute“, fiel ebenfalls der Zensur zum Opfer. „Es stört die Trauer der anderen“, sagte man der Großmutter der Autorin, die die Anzeige schaltete. Der Autorin Alina Leimbach antwortete Echo Medien: „Auf den Seiten herrscht schon so viel Leid, das muss wirklich nicht sein.“ Trotz mehrfacher Nachfrage durften die Sätze nicht im Odenwälder, dem Groß-Gerauer und dem Ried-Echo stehen.
Der Verlag Echo Medien hat auf die Berichterstattung in der taz reagiert. Die Abänderung der Anzeige sei der „Fehler eines einzelnen Mitarbeiters“. Im Schreiben bedauert der Verlag den Fehler und entschuldigt sich „insbesondere bei den Angehörigen der betroffenen Familie“.
„Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb“ im Iran
Das Tor des Konzentrationslagers Auschwitz mit der Losung „Arbeit macht frei“ vor dem Felsendom in Jerusalem, ein orthodoxer Jude der einen Eimer in den palästinensischen Farben voller Blut ausschüttet. Das sind zwei von rund 150 Zeichnungen, die derzeit in einer Karikaturenausstellung zum Holocaust in Teheran zu sehen sind. Zeichner aus 50 Ländern nehmen an dem Israel-feindlichen Wettbewerb teil, der bis zum 30. Mai in der iranischen Hauptstadt läuft. Der Organisator der Ausstellung, Massoud Shojai Tabatabai, sagte bei der Eröffnung am Wochenende, es gehe Iran nicht darum, die Verbrechen der Nazis an den Juden zu leugnen oder die Opfer des Holocausts lächerlich zu machen. Er behauptete aber, dass „die Verbrechen des zionistischen Regimes in Gaza und Palästina“ den Verbrechen der Nazis an den Juden gleichkämen. Es ist bereits der dritte Wettbewerb dieser Art in Iran nach 2006 und 2015. Holocaust-Relativierer und Leugner aus zahlreichen Ländern reichten dazu ihre demütigenden Zeichnungen ein, 150 davon wurden im Mai in Teheran im renommierten „Teheran Museum of Contemporary Art“ ausgestellt. Die Ausrichtung des Wettbewerbs wurde international verurteilt. Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 44.000 Euro vergeben.
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-holocaust-karikaturen-101.html
Nach antisemitischen Ausfällen: Labour Party entlässt Mitglieder
Die britische Labour-Party war im Vorfeld der Wahlen zum neuen Londoner Oberbürgermeister durch antisemitische Äußerungen einiger Mitglieder in Misskredit geraten. Nicht zum ersten Mal fiel die Partei damit auf. Nach der Wahl wurden nun endlich Konsequenzen gezogen: Parteimitglieder, die sich antijüdisch geäußert hatten, wurden aus der Partei ausgeschlossen.
Am Jom ha’Shoah wird in Israel der Holocaust-Opfer gedacht
Am 5. Mai wird in Israel jährlich der Jom ha’Shoah begangen. An diesem Tag wird den sechs Millionen jüdischen Opfern der nationalsozialistischen Vernichtung gedacht. Mit zwei großen Zeremonien in der Gedenkstätte Yad Vashem wird unter dem diesjährigen Motto: „Alles ist uns verboten und doch tun wir Alles – Der Kampf den Geist der Menschlichkeit während des Holocaust zu bewahren“, einem Zitat aus dem Tagebuch des Lehrers Chaim Aharon Kaplan, das er im Warschauer Ghetto schrieb, an die Opfer und Märtyrer erinnert.
https://www.tagesschau.de/ausland/israel-holocaust-gedenken-103.html
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