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Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien Einordnung relevanter Social Media-Plattformen: Instagram

(Quelle: Pixabay)

Bedeutung:

Instagram (1 Milliarde monatlich aktive Nutzer*innen weltweit, davon rund 15 Millionen in Deutschland) gewinnt zunehmend an Relevanz, besonders für ein junges Publikum. Allein zwischen 2017 und 2018 ist laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2018 die Nutzung von Instagram der 14- bis 29-Jährigen um 14 Prozentpunkte gestiegen; 50 Prozent dieser Altersgruppe nutzen Instagram wöchentlich oder häufiger. Die Plattform besteht aus zunächst verhältnismäßig isolierten Communitys, da es keine Funktionen wie das Retweeten auf Twitter oder das Teilen auf Facebook gibt – lediglich im Format der Instagram-Stories lassen sich Inhalte anderer oder Links zu Websites einbinden. Dies führt zu teilweise recht offen agierenden rechtsextremen Communitys, in denen Hass verbreitet wird, etwa aus der rechtsextremen Kampfsport-Szene. Die Eigengruppe kann sich so feiern und vernetzen – allerdings werden weniger neue Leute angesprochen. Doch auch Instagram hat einen Kommunikationsweg, um neue Accounts zu entdecken: Hier funktioniert die Vernetzung über die eigene Freundesliste oder Community hinaus über die Nutzung von Hashtags. Rechtsextreme Akteur*innen schaffen nicht nur eigene Hashtags, sie nutzen auch auf Instagram beliebte Hashtags, um ihre Posts in die Timeline von Profilen, die ihnen noch nicht folgen, einzuspeisen.

Radikalisierung:

Instagram wird auch von Akteur*innen der rechts-alternativen bis rechtsextremen Szene zur Selbstdarstellung und Vernetzung genutzt. Besonders die „Identitäre Bewegung (IB)“ nutzt Instagram als Teil ihrer Propagandastrategie. Aktionen und Memes werden geteilt, vor allem aber Einblicke ins rechtsex-treme Aktivist*innen-Leben inszeniert. Rechtsextreme erscheinen so als durchschnittliche Jugendliche und junge Erwachsene, ihre antidemokratische politische Einstellung als normal. Die Accounts geben sich persön-lich, zeigen neben Bildern von politischen Aktionen oder Memes auch Partyfotos, stimmungsvolle Landschaften, Aufnahmen vom Sporttraining oder aktuelle Outfits. Das hat den Zweck, sogenannte parasoziale Beziehungen mit den Followern aufzubauen. Rechtsextreme Ideologie wird dabei als gewöhnlicher Lifestyle verharmlost. Für die IB ist dies alles aber nur noch mit Privat-Accounts möglich: Seit Sommer 2018 löscht Instagram IB-Gruppen als Hassorganisationen. Doch über zentrale Akteur*innen der Szene finden an der Ideologie interessierte Einsteiger*innen schnell Anschluss an passende Hashtags und vernetzen sich. Der Account von Martin Sellner (rund 10.000 Follower im Mai 2019) war von den Löschungen betroffen. Sellner fasste daraufhin seinen Unmut in einem YouTube-Video zusammen: „Es nervt mich ein bisschen, denn es hat mir schon Spaß gemacht, Instagram, und es war auch ein politisches Werkzeug.“ Instagram sei ein gutes Tool, „um die emotionale Barriere zu durchbrechen, wenn behauptet wird, Patrioten seien Monster […]. Ein bisschen Einblick ins Privatleben zeigt doch, das wir ganz normal sind.“ Aktuell gibt es auf Instagram einen „Martin Sellner Parody“-Account, der wiederum 10.100 Abonnent*innen vor allem aus der rechts-alternativen Szene hat und Sellners Privatbilder postet. Ebenfalls stark auf Instagram aktiv sind die rechtsex-treme Kampfsportszene mit ihren Großevents wie dem „Kampf der Nibelungen“, rechtsextreme Musiker*innen und rechtsextreme Bekleidungslabel. Aber auch Neonazi-Profile lassen sich finden.

 


Die Übersicht der Social Media-Plattformen

Der Artikel ist Teil einer Übersicht der Social Media-Plattformen, die für das Monitoring von Aktivitäten der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Online-Szene für das Projekt de:hate der Amadeu Antonio Stiftung relevant sind. Allgemein ist festzuhalten, dass unterschiedliche Plattformen für unterschiedliche Zwecke und Interessen genutzt werden. Auch wird je nach Plattform ein anderes Publikum angezogen. So nutzen die über 30-Jährigen mit Abstand am meisten Facebook, während bei Jugendlichen Instagram die meistgenutzte Plattform ist.

Grob lässt sich unterscheiden zwischen den großen, öffentlichen Plattformen und dem sogenannten Dark Social, also Messenger-Diensten mit geschlossener Kommunikation. Auf letzteres wird zunehmend ausgewichen, da plattformeigene Richtlinien seit 2018 konsequenter durchgesetzt werden und neue Richtlinien ergänzt wurden, wie das Verbot von Inhalten zu „White Nationalism“ oder das Bannen von „Identitären“-Accounts als Hassorganisation auf Facebook und Instagram. Dadurch werden extreme Inhalte weniger offen beziehungsweise nur mit an die Regeln angepasster Sprache auf den großen Plattformen besprochen.

Für das Monitoring werden sämtliche Phänomene vom rechtspopulistischen bis zum rechtsextremen Spektrum einbezogen. Dafür werden ausgewählte Kanäle regelmäßig überprüft und auf algorithmische Unterstützung gesetzt. Nach bedeutsamen Ereignissen werden Kanäle zielgerichtet auf relevante Informationen hin untersucht.


Dieser Text ist ein Auszug aus der Broschüre

Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.):
Alternative Wirklichkeiten. Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien
Erscheinungsjahr: 2020

Titelbild der Broschüre: „Alternative Wirklichkeiten“ der Amadeu Antonio Stiftung

PDF zum Download: Monitoring_2020_web

Print-Exemplar bestellen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/alternative-wirklichkeiten/

Alle Artikel aus der Broschüre auf Belltower.News:

https://www.belltower.news/lexikon/alternative-wirklichkeiten/

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